Mutterkorn in wirtschaftseigenen Futtermitteln

Mit Mutterkorn befallene Ähren
Als Mutterkorn werden die Sklerotien, das Dauermycel des Pilzes claviceps purpurea, bezeichnet. Dieser Pilz gehört zu einer Gruppe mit über 30 Arten, die über 600 Gräser befallen können, einschließlich aller Getreidearten.
Es wird vermutet, dass schon vor mehr als zweitausend Jahren die Menschen Mutterkorn als Medizin kannten. Von den Azteken wird angenommen, dass sie in dieser Zeit Mutterkornalkaloide als Rauschmittel bei religiösen Ritualen einnahmen. In Europa wird über die erste Massenvergiftung in Paris im Jahr 945 berichtet. Hungersnöte im 16. und 17. Jahrhundert führten häufig zu diesen Massenvergiftungen, da in der Not alles verzehrt und zudem das Getreide nicht gereinigt wurde. Massenvergiftungen mit Mutterkorn wurden 1951 in Frankreich registriert, aber auch noch vor rund 20 Jahren in Indien und Afrika. Die Krankheit war unter dem Begriff Antoniusfeuer, Pestfeuer beim Menschen bekannt.
Entstehung

Mutterkorn in Getreide und Gras
Vorkommen
Getreideart | 1987 (Richter et al. 1988) | 1988 (Richter et al. 1989) | 1986 bis 1989 (Kamphues und Drochner 1991) | 1992 bis 1994 (Coenen et. al. 1995) |
---|---|---|---|---|
Weizen | 55 | 6 | 13 | 12 |
Gerste | 24 | 2 | 3 | 2 |
Hafer | 29 | 0 | 1 | 4 |
Roggen | 73 | 58 | 33 | 68 |
Triticale | 75 | 53 | 33 | 49 |
Es kann aufgrund der vorliegenden Ergebnisse zwar von einem wiederkehrenden Vorkommen von Mutterkorn ausgegangen werden, nicht aber von einem generellen Problem. Trotzdem sollte der Bestand vor der Ernte bzw. das Druschgut in Befallsgebieten regelmäßig kontrolliert werden.
Mutterkornalkaloide
Alkaloid | LD 50 mg/kg LG Kaninchen i.v.1) |
---|---|
Ergometrin | 3,2 |
Ergotamin | 3,0 |
Ergocornin | 0,9 |
Ergokryptin | 1,0 - 0,8 |
Ergocristin | 1,9 |
LSD | 0,3 |
1) LD 50 (letale Dosis) = Konzentration, die bei 50% der Versuchstiere zum Tod führte.
Schweine gelten dabei unter den landwirtschaftlichen Nutztieren als empfindlich. Sauen reagieren aufgrund hormoneller Unregelmäßigkeiten mit dem Rückgang von Säuge- und Wurfleistung. Aufgrund gefäßverengender Wirksamkeiten kann es sogar zu einem Absterben von Gewebe kommen (z. B. Ohrspitzennekrosen).
Maßnahmen
Durch Windsichten, Sieben oder Ausblasen aus dem Gutstrom (Farbscanner) ist eine starke Reduktion des Mutterkornanteils erreichbar.
Betriebe, welche keine eigene Möglichkeit der Reinigung haben, sollten diese Maßnahme im Lohn durchführen lassen.
Bakterien und Pilze in Futtermitteln
Die Beurteilung einer mikrobiologischen Untersuchung von Futtermitteln ist häufig Fachleuten vorbehalten. Dabei ist es auch für den Landwirt bzw. Futtermittelunternehmer wichtig, die Ergebnisse richtig interpretieren zu können, um Rückschlüsse auf Futter und Lagerung schließen zu können. Mehr