Jahresbericht 2016
Wasser fürs Vieh
Wasser ist das wichtigste Futtermittel überhaupt
80 Liter Wasser pro Tag für die Milchkuh, 40 für eine säugende Zuchtsau – der Wasserbedarf in landwirtschaftlichen Betrieben ist hoch, vor allem in den Ställen beim Füttern der Tiere und zum Reinigen der Anlagen. Bei 180 Stallplätzen für Kühe können es mehr als 20.000 Liter am Tag sein. „Unser Ziel ist es, die Tiere umwelt- und ressourcenschonend zu füttern. Daran forschen wir“, erklärt Dr. Wolfgang Preißinger, Experte für Tierernährung und Futterwirtschaft an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Denn: „Wasser ist das wichtigste Futtermittel überhaupt.“ Wenn das Tier nicht ausreichend säuft, wird es weniger fressen und damit weniger Leistung bringen.
Wasser- und Futterqualität stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang
Bei beiden müssen Geschmack und Verträglichkeit unbedingt stimmen. Wie eine Art Qualitäts-TÜV für die Tierernährung testen deshalb die Mitarbeiter der LfL einerseits zahlreiche Mischfuttermittel und publizieren die guten oder schlechten Ergebnisse – objektiv und unabhängig. Andererseits nimmt die LfL die Wasserversorgung der Tiere genau unter die Lupe und schaut, wie sich diese auf die Tierernährung auswirkt und so die Futtermittelversorgung beeinflusst. Wer sich auf dem Markt durchsetzen will, muss also erst einmal die Forscher der LfL überzeugen.
„Kampf ums Wasser“
Zur Erhebung des Wasserbedarfs des einzelnen Tieres wird zudem der gesamte Wassereinsatz in den Betrieben unter die Lupe genommen: „Wir checken den Verbrauch bei der Reinigung der Ställe, prüfen die Wasserqualität, kümmern uns um den Grundwasserschutz und schauen nach konkreten Einsparpotenzialen“, sagt Dr. Wolfgang Preißinger. Seiner Meinung nach habe der „Kampf ums Wasser“ mittlerweile in niederschlagsarmen Regionen Bayerns begonnen. Mit diesem Kampf meint der LfL-Experte vor allem, dass Industrie, Politik und Landwirte gleichermaßen darauf achten müssen, wie die Ressource Wasser noch effizienter genutzt werden kann. Dies gilt insbesondere auch für die Tierhaltung. Jedes Jahr kommen neue Fütterungs- und Tränke-Techniken auf den Markt, bei denen Wasser eine Rolle spielen kann. „Nur nicht alle neuen Entwicklungen sind so erfolgreich, wie sie es versprechen."
Forschung voranbringen
„Wir wollen die Tiere nicht zu Hochleistungsproduzenten machen, sondern es soll bedarfsgerecht gefüttert werden“, sagt der erfahrene Wissenschaftler. Bislang wurden Versuche zur Wasserversorgung lediglich in Tiergruppen vorgenommen. „Für die Zukunft brauchen wir unbedingt aussagekräftige Daten, die wir für jedes einzelne Tiererheben. Nur so können wir herausfinden, welchen Einfluss Wasseraufnahme und -qualität auf die Tiergesundheit haben. Dazu wurde noch zu wenig geforscht.“
Kuhduschen und Euterbrausen: Wasser muss, hygienisch rein sein und darf die Geräte nicht angreifen
Tiere und Futtermittel an den Lehr-, Versuchs- und Fachzentren der LfL in Schwarzenau und Achselschwang stehen im Fokus der LfL-Experten. Die Mitarbeiter des Fachzentrums für Milchvieh- und Rinderhaltung in Achselschwang beobachten nicht nur den Konsum der Tiere, sondern werfen auch einen Blick auf die Wasserverarbeitung der Maschinen. „Wir messen genau, wie viel Wasser an den einzelnen Schnittstellen verbraucht wird“, sagt Zentrumsleiter Georg Hammerl. Waschbecken und Stiefelwaschanlagen nehmen hier den kleinsten Teil ein. Der Großteil wird für das Tränken der Tiere benötigt. Abhängig vom Wetter und der Fütterung werden bis zu drei Viertel des täglichen Wasserbedarfs dafür eingesetzt.
Reduzierung Wasserverbrauch
Die Kuhduschen zur Abkühlung und Fliegenabwehr verbrauchen bei 180 Tieren an einem heißen Sommertag bis zu 3.000 Liter. Ähnlich sieht der Verbrauch bei den reinigenden Euterbrausen im Melkstand aus. Zusätzlich muss die Melkmaschine zweimal täglich gereinigt werden. „Dies summiert sich und die Landwirte müssen prüfen, wie sie wassersparend arbeiten können“, sagt Hammerl. Futtermittel, Betriebsgeräte und Wasser stehen in einer starken Abhängigkeit zueinander.
Ohne gute Wasserqualität in den Tränken kein hoher Ertrag für die Landwirte. Auch der Wasserverbrauch lässt sich reduzieren, ohne dass dabei die Wasseraufnahme der Tiere beeinträchtigt wird. „Wir prüfen neue Techniken auf den effektiven Einsatz von Wasser“, so Preißinger. Getestet wird dies in den LfL-Versuchsanstalten und Laboren. Hier werden Schweineduschen, Stallkühlungen oder Reinigungsgeräte genauso unter die Lupe genommen wie die Verwendbarkeit von verschiedenen Tränke-Systemen. Wichtig ist, dass die Tiere immer genügend frisches Wasser aufnehmen können.
Drei Anforderungen an's Wasser
Jede Tierart trinkt anders und muss beispielsweise bestimmte Wassermengen in einem Schluck trinken können. Als sogenannter Saugtrinker kann bei einer Kuh ein Schluck leicht fünf bis zehn Liter bedeuten. Daher spielt der Wasserdurchfluss an den Tränken eine wichtige Rolle. Dieser wird an der LfL immer wieder geprüft, um Empfehlungen für die Landwirte abzugeben. Die Schmackhaftigkeit ist eine der drei Hauptanforderungen ans Wasser bei der Tierernährung. Daneben sollte das Wasser hygienisch einwandfrei sein. Die dritte Anforderung an's Wasser ist die Verwendbarkeit. Dies bedeutet, dass es keinen Schaden an den Geräten des Landwirtes anrichten soll, beispielsweise durch Verkalkung der Tränken.
Lieber heimische Futterpflanzen statt Übersee-Produkte
Die Ergebnisse der LfL-Forschungen wurden 2016 in zahlreichen Fachzeitschriften und Tagungsbänden veröffentlicht. Oft kommen die Forschungsaufträge direkt aus der Politik. So suchte die LfL im Rahmen der Bayerischen Eiweißinitiative Lösungen, wie auf importiertes Übersee-Soja in der bayerischen Schweinefütterung verzichtet werden kann, um stattdessen mehr heimische Pflanzen zu nutzen. Bei der heimischen Erzeugung können die Betriebe einen passenden Standort für einen nachhaltigen und damit wasserschonenden Anbau wählen. „Wir haben dementsprechend 2016 bei Ferkeln und Mastschweinen Fütterungsversuche mit Rapsprodukten und Eiweißpflanzen wie Lupinen, Ackerbohnen und Erbsen durchgeführt“, erklärt Preißinger. Diese können im Futter mit Anteilen von fünf bis zehn Prozent ohne Probleme eingesetzt werden. Wichtig sei dabei aber, dass das Futter mit der essentiellen Aminosäure Methionin ergänzt wird.
Gülle-Kontrolle: Besonderer Schutz für die Wasserqualität
In einem nächsten Schritt schauen sich die LfL-Experten zudem an, was am Ende hinten wieder herauskommt. Denn über die Gülle der Tiere können möglicherweise zu hohe Mengen an Stickstoff oder Phosphat in die Umwelt und damit ins Wasser gelangen. Ein Kreislauf, für dessen Reinheit die LfL Sorge trägt. Entsprechend untersuchen die Futter-Forscher aktuell, wie die perfekte Fütterung aussehen kann, damit möglichst wenige Stickstoffverbindungen in die Umwelt und damit auch ins Wasser gelangen. „Unser Ziel ist klar: Die bestmögliche Fütterung und Wasserversorgung für unsere heimischen Tiere.“
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