Pressemitteilung – 16. April 2024, Poing-Grub, Landkreis Ebersberg
Großes Interesse der Schaf- und Ziegenhalter am Herdenschutz

Weidetierhalter und landwirtschaftlich Interessierte aus ganz Bayern haben sich am Samstag, 13. April, auf der Demonstrationsanlage in Grub über die verschiedenen Möglichkeiten zum Schutz ihrer Tiere informiert. Im Rahmen eines Herdenschutztags haben die Mitglieder der Arbeitsgruppe Schaf/Ziege der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und rund zehn verschiedene Anbieter über die vielfältigen Präventionsmöglichkeiten zum Schutz vor Übergriffen von Wölfen informiert. Der Herdenschutztag für Schafe und Ziegen ist eine Kooperationsveranstaltung der LfL mit dem Verband Bayerischer Schafhalter (LBS), dem Ziegenzuchtverband Bayern (ZVB) und den Bayerischen Staatsgütern (BaySG).

Im Vordergrund ein Landwirt, der einen Festzaun mit Drähten installiert. Im Hintergrund interessierte Zuschauer. Zoombild vorhanden

Aufbau eines Festzauns zur Wolfsabwehr (Foto: Birgit Gleixner, LfL)

Die Rückkehr von Wölfen nach Bayern stellt vor allem die Halter von Schafen und Ziegen vor große Herausforderungen. Das ist beim Herdenschutztag für diesen landwirtschaftlichen Berufszweig deutlich geworden. Welche technische Lösung ist für meinen Standort und Untergrund die beste? Fester oder mobiler Zaun? Gross- oder feinmaschig? Sind optische oder akustische Warnsignale bei mir sinnvoll? Wie funktioniert das überhaupt? Wie hoch sind die Kosten? Was wird gefördert? – Das Informationsbedürfnis der Weidetierhalter ist groß. "Der Markt entwickelt sich ständig weiter. Mit dem Herdenschutztag und unserer Demonstrationsanlage wollen wir gezielt die verschiedenen technischen Möglichkeiten und aktuelle Neuerungen vor Augen führen. Die Hersteller sowie unsere LfL-Arbeitsgruppe Schaf/Ziege erklären Details und stehen für Fragen zur Verfügung. Die Demonstrationsanlage hier in Grub ist zudem das ganze Jahr über für interessierte Einzelbesucher und Gruppen geöffnet. Dafür haben wir sie im vergangenen Jahr eigens eingerichtet", bekräftigte Dr. Christian Mendel vom Institut für Tierzucht (ITZ) der LfL.

LBS-Geschäftsführer Martin Bartl unterstrich die Bedeutung der Anlage für ganz Bayern: "Die Demonstrationsanlage in Poing-Grub ist eine der wichtigsten Elemente im Bereich Herdenschutz. Die neutrale Gestaltung und fachliche Weiterentwicklung durch die LfL-Arbeitsgruppe Schaf/Ziege ist ein entscheidender Baustein für eine gute Akzeptanz bei Tierhaltern und Naturschützern". Denn es werden dabei auch Themen und Situationen aufgezeigt, wo der Herdenschutz an seine Grenzen stößt. "Der Vorteil an einer solchen Anlage ist auch der Aha-Effekt. Denn wenn man die verschiedenen Lösungen vor Augen hat, kann man sich besser was drunter vorstellen", so Bartl.

Die Anlage in Grub wurde speziell für die Information von Schaf- und Ziegenhaltern erstellt. Hier sind vielfältige Schutzvarianten zu besichtigen: Allein 14 verschiedene Elektronetze von vier Anbietern, drei Schutzvarianten bei Photovoltaik-Anlagen, zwei höhere Festzäune mit Litzen für Steillagen bei Gefahr eines Einsprungs sowie ein Durchgang für Wanderer, drei Weidetore und zwei Herdenschutzmobile. Für den Informationstag waren zudem die Mitarbeiter von rund zehn Herstellern und Anbietern unterschiedlicher Lösungen vor Ort, um sich den Fragen der Weidetierhalter zu stellen. Während der Vorführungen wurden die Vorteile, aber auch die Grenzen der einzelnen Produkte erläutert. Dabei konnten die Praktiker auch selbst Hand anlegen und ausprobieren, wie stabil der Zaun beispielsweise oder wie schnell er auf- und abzubauen ist.

Die Weidehaltung ist eine besonders tiergerechte und ressourcenschonende Form der Tierhaltung und daher von der Gesellschaft in hohem Maß gefordert. Um Weidetiere vor Übergriffen von Wölfen zu schützen, setzt der Freistaat auf möglichst zumutbare Präventionsmaßnahmen, die auch entsprechend gefördert werden.
Seit 2023 betreibt die Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen mit den Bayerischen Staatsgütern (BaySG) an vier Standorten in Bayern Demonstrations-anlagen mit Beispielen zur Zäunung von Weideflächen für unterschiedliche Weidetiere. In Grub liegt der Schwerpunkt auf Schafen und Ziegen, am Staatsgut Schwaiganger auf Pferdehaltung, an den Landwirtschaftlichen Lehranstalten in Bayreuth auf der Mutterkuhhaltung und am Bayerischen Lehr-, Versuchs- und Demonstrationsgehege für landwirtschaftliche Wildhaltung in Pfrentschweiher auf landwirtschaftlichem Gehegewild.

Fazit aller Veranstalter nach der Premiere des Herdenschutztags: Solche Informationstage sind wichtig als Austauschplattform und demnach für die Akzeptanz des Herdenschutzes, aber auch für die Weiterentwicklung der Produkte. Die Anwendung solcher Maßnahmen wird zu großen Teilen eine regionalspezifische Anpassung erfordern. Daher soll eine solche Veranstaltung auf der Demonstrationsanlage künftig einmal pro Jahr mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung stattfinden.

Im Vordergrund ein Landwirt, der einen Festzaun mit Drähten installiert. Im Hintergrund interessierte Zuschauer.

Aufbau eines Festzauns zur Wolfsabwehr (Foto: Birgit Gleixner, LfL)

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Ein mobiler Zaun auf grüner Wiese im Vordergrund. Im Hintergrund werden die interessierten Zuschauer informiert.

Auf der Demonstrationsanlage werden verschiedene mobile Zaunsysteme vorgestellt. (Foto: Birgit Gleixner, LfL)

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Dr. Christian Mendel und Giulia Kriegel von der LfL mit Martin Bartl vom Verband Bayerischer Schafhalter stehen vor einem Weideschutztor.

Zufrieden mit der Resonanz des ersten Herdenschutztags: Dr. Christian Mendel (li.) und Giulia Kriegel von der LfL mit Martin Bartl vom Verband Bayerischer Schafhalter. (Foto: Birgit Gleixner, LfL)

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Am untersten Stahlseil eines Strom führenden Festzauns hängen vertikale Ketten herunter bis zum Boden.

Herdenschutz-Zäune müssen auch an einem Bachlauf und an Gräben effektiv sein (Foto: Birgit Gleixner, LfL)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.