Pressemitteilung – 08. März 2024, Triesdorf
Sojabohnen aus Bayern – Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft

Die Sojabohne ist die Hülsenfrucht, die auf bayerischen Äckern am stärksten vertreten ist. Durch die steigende Nachfrage nach gentechnikfreier und regional erzeugter Soja entwickeln sich neue Absatzwege für landwirtschaftliche Betriebe. Auf einer gemeinsamen Sojainformationsveranstaltung des Projektes „LeguNet“ und der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am 21. Februar 2024 wurden die Herausforderungen beim Anbau und beim Verkauf und die damit verbundenen Perspektiven von verschiedenen Fachleuten analysiert.

Gut besuchte Informationsveranstaltung zum Thema Soja des Projektes „LeguNet“ Zoombild vorhanden

Gut besuchte Informationsveranstaltung zum Thema Soja des Projektes „LeguNet“ (Foto: Joachim Benda)

„Was haben Erdgas, Computerchips, Arzneimittel und Sojabohnen gemeinsam? Den geringen Selbstversorgungsgrad für Deutschland“ mit dieser provokanten These startete Martin Miersch, der Vorsitzende des Deutschen Sojaförderrings, die Informationsveranstaltung.

„Ca. 73 Prozent oder fast 1.400.000 Hektar der Ackerfläche in Bayern wären für den Sojaanbau grundsätzlich geeignet. Bayern könnte mit zehn Prozent Soja in der Fruchtfolge und einem mittleren Ertrag, 17 Prozent des Bedarfs für Deutschland abdecken“, verdeutlicht Miersch. Zurzeit liegt die Anbaufläche in Bayern bei lediglich 26.200 Hektar. „Als wärmeliebende Pflanze profitiert die Sojabohne vom Klimawandel“, so Miersch. Förderlich wirke auch der enorme Zuchtfortschritt bei sehr frühreifen Sorten und die Wertschätzung der Verbraucher für regionale und gentechnikfreie Produkte.
Erfolgreich im Anbau

Der Anbau ist mittlerweile gut etabliert und es gibt viele neue, standortangepasste Sorten. „Noch vor fünf Jahren gab es nur wenige in Deutschland zugelassene Sorten. 2023 dagegen waren 49 Sorten beim Bundessortenamt (BSA) registriert, davon 16 EU-Sorten und 33 in der Rubrik „landeskultureller Wert“. Sechs Sorten stammen aus der sehr frühen Reifestufe 3 für den Anbau in Grenzlagen“ erläutert Dorothea Hofmann (LfL). Dadurch können Landwirtinnen und Landwirte nicht nur Sorten auswählen, die eine sichere Abreife haben. Wichtige Sorteneigeneigenschaften für den Öko-Landwirt Florian Jobst sind neben der Abreife der Ertrag, ein Verzweigungstyp und die Standfestigkeit. Er hat Soja bereits seit 15 Jahren fest in seiner betrieblichen Fruchtfolge etabliert.

Sojabohne als Alternative zu Körnermais
Nach den Vorträgen von Dorothea Hofmann und Florian Jobst, die den sicheren Anbau beschrieben, beleuchtete Jörg Reisenweber (LfL) die Wirtschaftlichkeit der Sojabohne. Auch wenn derzeit - aufgrund der hohen weltweiten Produktion - sinkende Preise zu verzeichnen sind, liegen die Prognosen der Deckungsbeiträge 2024 für die Sojabohne zwischen Körnermais mit niedrigem und hohem Trocknungsaufwand, also in einem guten Bereich. „Dabei soll nicht vergessen werden, dass es verschiedene Förderungen der Sojabohne über die GAP und das KULAP gibt“, so Reisenweber. Um individuelle Deckungsbeiträge für den eigenen Betrieb zu erstellen, bietet die LfL einen Wirtschaftlichkeitsrechner an.

Der heimische Absatzmarkt wächst
Die Sojabohne wird zunehmend in der Humanernährung eingesetzt und findet den Weg nicht nur in den Futtertrog. Die Verwertung- und Vermarktungsmöglichkeiten von Sojabohnen aus ökologischem Anbau stellte Simon Högl (Saatbau Deutschland GmbH) vor. „Soja-Ölmühlen, wie die von SAATBAU in Nürnberg veredeln Futtersoja in Sojaöl und Sojakuchen. Dabei können wir unseren Landwirten Verträge mit ganzjähriger Vermarktung für Speise- und Futter-Soja anbieten.“ informierte Högl die anwesenden Praktiker. Einen positiven Marktausblick für konventionelle Sojabohnen gibt Wolfgang Geltinger (ADM) „1.000.000 Tonnen regionaler und gentechnikfreier Sojabohne kann ADM in Deutschland verarbeiten.“ Mit der 2024 neu eröffneten Mainzer Verarbeitungsstätte versucht ADM dieses Ziel zu verfolgen und setzt dabei auf Sojabohnen aus Deutschland.
Durch ein großes Netz an vielen Erfassungshändlern können Sojabohnen regional angenommen werden. Die Abnehmerkarte der UFOP informiert die Betriebe, welche Händler in Ihrer Region Körnerleguminosen abnehmen.

Marktausblick
Zu hoffen ist, dass sich die Preise für regionale Sojabohnen erholen und Landwirtinnen und Landwirte motiviert in den bayerischen Sojaanbau einsteigen. „Dass der Markt ständig in Bewegung ist“ bestätigt Reisenweber.
Die Webseite des LeguNet wächst stetig weiter. Damit möglichst praxisnah Wissen vermittelt werden kann, gibt es mittlerweile verschiedenste digitale Angebote zu Anbau, Vermarktung, Fütterung, Ernährung und Vielem mehr. Veranstaltungen werden unter dem Punkt "Termine" veröffentlicht. Alle zwei Monate kommt der "LeguNet-Newsletter" mit Neuheiten, Veranstaltungsterminen und Infos rund um die großkörnigen Leguminosen – ein Mix von Aktuellem aus den Aktionszentren und Beiträgen aus der Forschung.

Hintergrund Sojabohne:
Die Sojabohne ist mittlerweile die wichtigste Eiweißpflanze in Deutschland. Dabei wird sie vor allem als Futtermittel in der Nutztierhaltung eingesetzt. Zunehmend wird Soja auch als Basis für Milch- oder Fleischalternativen verwendet. Im Jahr 2022 wurden über 3.500.000 Tonnen Sojabohne nach Deutschland importiert. Die wichtigsten Zulieferer sind die USA, Brasilien und China.

Hintergrund LeguNet:
Im Rahmen der bundesweiten Eiweißpflanzenstrategie setzt das LeguNet die Arbeit von drei Netzwerken zu Erbse/Bohne, Lupine und Soja fort und bündelt das Wissen rund um alle Körnerleguminosen. In Deutschland eher selten angebaute Kulturen wie Kichererbsen und Linsen sind ebenfalls in das Netzwerk integriert, denn durch Klimaveränderungen steigt auch ihr Anbaupotenzial. Ein wesentliches Ziel des LeguNets ist es, den Selbstversorgungsgrad mit Körnerleguminosen in Deutschland zu erhöhen.

Tagungsunterlagen können unter der folgenden E-Mail-Adresse angefragt werden.
E-Mail: LeguNet@lfl.bayern.de

Weitere Informationen

Informationsveranstaltung des Projektes „LeguNet“

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Logo Projekt LeguNet

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.