Pressemitteilung – 12. Dezember 2023,
LfL dokumentiert Erfolg von Agrarumwelt-Maßnahmen im Grünland

Gut ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche Bayerns ist Grünland. Es dient in erster Linie der Produktion von Futter und damit der Erzeugung von Milch und Fleisch. Daneben trägt es zum Schutz von Boden und Grundwasser bei, speichert in erheblichem Umfang organischen Kohlenstoff, ist ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere und prägt wesentlich das Landschaftsbild. Wie hat sich die Zusammensetzung der Pflanzenbestände im Grünland entwickelt, waren die Agrarumwelt-Maßnahmen zugunsten von Biodiversität und anderen natürlichen Ressourcen erfolgreich?

Ein Mann in blauem Hemd und heller Hose kniet inmitten der Wiese und Blüten und begutachtet akribisch die Pflanzenvorkommnisse. Auf dem Kopf trägt er einen Strohhut.Zoombild vorhanden

Agrarumweltmaßnahmen wirken sich positiv auf die Artenzahl aus. Hier ein LfL-Mitarbeiter bei der Pflanzenbestandsaufnahme. (Foto: LFL)

Das Grünlandmonitoring der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat Antworten. Es stützt sich auf drei Erhebungszeiträume. Auf die Ersterhebung im Zeitraum von 2002 bis 2008 auf über 6000 Flächen folgte eine zweite Erhebung von 2009 bis 2012, nun ist die dritte Erhebung von 2018 bis 2020 ausgewertet. Diesmal legte man besonderes Augenmerk auf den direkten Vergleich von Grünland mit und ohne Agrarumweltmaßnahmen. Deshalb kamen neue Flächen hinzu und nicht alle in Periode 1 und 2 untersuchten Parzellen konnten ein drittes Mal unter die Lupe genommen werden. Insgesamt sind es aber immer noch 1621 Aufnahmeflächen mit präzisen Vegetationsdaten, die in jedem der drei Erhebungszeiträume erfasst wurden.

Damit liegen einmalig umfangreiche und räumlich hochauflösende Daten zur Artenvielfalt und Zusammensetzung der Grünlandvegetation Bayerns vor, dies unter verschiedensten Standortbedingungen und bei unterschiedlichen Nutzungsintensitäten. Um zusätzlich zu den Vegetationsdaten Informationen zu Details der Flächenbewirtschaftung zu erhalten, wurden mit 500 der am Grünlandmonitoring beteiligten Landwirte Interviews geführt.

Insgesamt wurden auf den 2752 Flächen der jüngsten Untersuchungsperiode 687 Pflanzenarten gefunden. Während im ersten und zweiten Durchgang der Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) den höchsten (mittleren) Ertragsanteil hatte, landete dieser im dritten Durchgang auf dem dritten Platz hinter Deutschem Weidelgras (Lolium perenne) und Bastard-Weidelgras (Lolium x hybridum).

Die durchschnittliche Artenzahl stieg im dritten Durchgang im Vergleich zum ersten und zweiten auf 21,6 Arten / 25 m² an (bezogen auf diejenigen Aufnahmeflächen, die in jedem Durchgang beprobt wurden). Auch der Anteil der artenreichen Flächen mit mindestens 25 Arten nahm von 25 % im ersten Durchgang auf 30 % der Flächen im dritten Durchgang zu.

Die Auswertung der Artenzusammensetzung der Grünlandbestände ergab im Mittel eine leichte Zunahme von licht- und wärmeliebenden Pflanzen und eine leichte Abnahme von Arten, die mit Nässe oder Kälte gut zurechtkommen.

Bei allen Agrarumweltmaßnahmen zeigte sich - wie schon beim ersten und zweiten Durchgang - ein positiver Effekt auf die Artenzahl. Besonders artenreich waren Flächen, die als Almen/Alpen gefördert wurden, Flächen mit einzelflächenbezogenen Maßnahmen und Flächen des Vertragsnaturschutzes.

Die Ursachen für die Erhöhung der Artenzahl im dritten Durchgang des Grünlandmonitoring dürften vor allem im Witterungsverlauf der Aufnahmejahre 2018 bis 2020 mit starker Hitze und ausgeprägten Trockenperioden liegen, aber auch in einer Verminderung der Bewirtschaftungsintensität. Darauf deutet der Rückgang der Tierbesatzdichten (GV/ha Hauptfutterfläche) hin. Die Zunahme in der Artenzahl war vor allem bei Beständen zu beobachten, die im ersten Aufnahmedurchgang eher artenarm waren, während damals schon artenreiche Bestände geringere Zunahmen zeigten, gleichblieben oder gar rückläufig waren.

Der neue Band der LfL-Schriftenreihe "Grünlandmonitoring Bayern - Entwicklung der Vegetation im Wirtschaftsgrünland 2002 – 2020: Pflanzenartenvielfalt, Bewirtschaftung und Agrarumweltmaßnahmen" dokumentiert und erläutert die Ergebnisse umfassend. Er kann unter untenstehendem Link heruntergeladen werden.

Ein Mann in blauem Hemd und heller Hose kniet inmitten der Wiese und Blüten und begutachtet akribisch die Pflanzenvorkommnisse. Auf dem Kopf trägt er einen Strohhut.

Agrarumweltmaßnahmen wirken sich positiv auf die Artenzahl aus. Hier ein LfL-Mitarbeiter bei der Pflanzenbestandsaufnahme. (Foto: LFL)

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Auf einer lilanen Blüte inmitten von dichtem Grün sitzt eine Biene.

Grünland ist ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere – eine Biene sucht gerade Nahrung auf einer Flockenblume. (Foto: LfL)

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Knallgelbe, kugelige Blüten wiegen sich im Gras im Wind.

Liebt Feuchtwiesen: die sonnengelbe Trollblume. (Foto: LfL)

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Eine zarte, weiß-rosa Blüte tritt aus verschwommenen Grün hervor.

Die filigrane Sterndolde gehört zu einer selteneren Art.

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Über eine Fläche erstreckt sich hohes Gras, durchsetzt mit Margeriten und anderen Pflanzen.

Gut ein Drittel der landwirtschaftlichen Fläche ist Grünland (Foto: LfL)

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Der Blick schweift über eine Alpe. Vor dem flachen Gebäude liegen und grasen Kühe. Im Hintergrund laufen die Wiesen auf einen grünen Bergkamm zu.

Besonders artenreich sind Flächen, die als Almen/Alpen gefördert wurden. (Foto: LfL)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.