Pressemitteilung – 20. Oktober 2022, Ansbach
Vielfalt auf dem Acker: Landwirte in Mittelfranken mit Ackerwildkrautpreis 2022 ausgezeichnet

Ackerwildkräuter sind Wildpflanzen, die neben den ausgesäten Kulturpflanzen auf Äckern gedeihen. In der heutigen Kulturlandschaft sind Äcker meist „wildkrautfrei“ und bieten daher nur wenig Lebensraum für Insekten und andere Tiergruppen. Es geht aber auch anders: 25 Landwirtinnen und Landwirte aus Mittelfranken nahmen am diesjährigen Ackerwildkraut-Wettbewerb teil. Der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL), Bioland und der BUND Naturschutz in Bayern (BN) prämierten die Gewinneräcker aus den Landkreisen Ansbach und Erlangen-Höchstadt, die zeigen, wie vielfältig und bunt Äcker in Mittelfranken sein können.

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Ackerwildkräuter in einem Dinkelfeld in Mittelfranken. (Foto: Birgit Gleixner / LfL)

Äcker sind bei angepasster Bewirtschaftung Naturschätze, die sogar selten gewordene oder vom Aussterben bedrohte Ackerwildkräuter beherbergen. Deren Vorkommen gehen für den Anbau von Kulturarten meist ohne Ertragseinbußen einher. Wildkräuter sind zudem wichtige Nahrungsquellen für unterschiedlichste Insekten, Feldvögel und andere Tierarten in Agrarlandschaften.

Aus den sieben Landkreisen Mittelfrankens und der Stadt Erlangen bewarben sich 25 landwirtschaftliche Betriebe mit ausgewählten Flächen für den Wettbewerb, darunter 21 ökologisch und vier konventionell wirtschaftende Höfe. Der erstplatzierte Acker in der Kategorie Ökolandbau wies neun Arten auf, die bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen und in Mittelfranken oder ganz Bayern selten sind.

Auf dem Dinkel-Acker von Ulrike Nücker und Hermann Grau, die in Mechelwind im Landkreis Erlangen-Höchstadt seit 1989 einen Biobetrieb führen, konnten insgesamt 76 verschiedene Ackerwildkräuter gefunden werden. Die zum Teil in großen Populationen farbenfroh und wild neben der Kulturart wachsenden Pflanzenarten bescherten ihnen den ersten Preis in der Kategorie Ökolandbau.

Sieger in der Kategorie konventionelle Landwirtschaft wurde Matthias Feldner, der in Gerolfingen im Landkreis Ansbach im Haupterwerb wirtschaftet. Auf seinem Acker mit Kümmelanbau konnten 46 verschiedene Ackerwildkrautarten gefunden werden, darunter viele bunt blühende konkurrenzschwache Arten.

Die Zahl an Ackerwildkräutern oder deren Seltenheit waren nicht allein entscheidend für die Platzierung. Zusatzpunkte gab es für Betriebe, die ohne Förderprogramme ackerwildkraut-freundlich bewirtschaftet haben. Bewertet wurde, ob die Arten nur am Rand oder auch im Feldinneren vorkamen und konkurrenzschwache Arten gegenüber der Kulturpflanze erhielten mehr Punkte als konkurrenzstarke.

„Mit extensiver und damit ackerwildkraut-freundlicher Bewirtschaftung leisten Landwirtinnen und Landwirte einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt in der heute häufig artenarm gewordenen Agrarlandschaft. Sie wirken damit aktiv dem Verlust von Biodiversität entgegen! Durch diesen Wettbewerb wollen wir die Leistung der Landwirtinnen und Landwirte anerkennen aber auch betonen, dass diese Arbeit angemessen finanziell honoriert werden muss.“, erklärt Maike Fischer, DVL-Projektleiterin. Daneben soll der Wettbewerb, der in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Bayern stattfindet, das Interesse der Öffentlichkeit auf die besonders bedrohte Ackerwildkrautflora lenken. Sie liefert nicht nur viele Nahrungsquellen für wichtige Bestäuber und andere Tierarten, sondern bietet durch die Schönheit bunter Äcker auch einen hohen Erholungswert für den Menschen. Landwirtinnen und Landwirte können die Agrarökosysteme in ihrer jeweiligen Region aufwerten, indem sie zum Beispiel auf Pflanzenschutzmittel verzichten oder die Stoppeln nach der Ernte etwas länger stehen lassen, damit Wildkrautsamen ausreifen können.

Um auf Pflanzenschutzmittel verzichten oder weite Saatreihen anlegen zu können, kann den Bäuerinnen und Bauern für den dadurch entstandenen Ertragsverzicht und ihre zusätzliche Arbeit ein finanzieller Ausgleich geboten werden. Ein geeignetes Fördermittel dazu ist das Vertragsnaturschutzprogramm (VNP)-Acker im Freistaat Bayern. Landwirtinnen und Landwirte, die Interesse an der Teilnahme am VNP haben, Flächen mit einer artenreichen Ackerwildkrautflora aufweisen und diese extensiv bewirtschaften möchten, können sich an die Untere Naturschutzbehörde ihres Landratsamtes wenden.

Gefördert vom Bayerischen Naturschutzfonds aus Mitteln der GlücksSpirale, der Regierung von Mittelfranken aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Ackerwildkräuter in einem Dinkelfeld in Mittelfranken.

Ackerwildkräuter in einem Dinkelfeld in Mittelfranken. (Foto: Birgit Gleixner / LfL)

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Ackerwildkräuter zwischen Weizenfeld und Wegesrand.

Ackerwildkräuter zwischen Weizenfeld und Wegesrand. (Foto: Stefan Meyer / DVL)

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Jury des Ackerwildkraut-Wettbewerbs 2022

Die Jury des Ackerwildkraut-Wettbewerbs 2022. (Foto: Birgit Gleixner / LfL)

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.