Pressemitteilung – 26. August 2022, Grub
Fitnesstracker für Kuh zeigt: Rekordtemperaturen belasten nicht nur Menschen, sondern auch Nutztiere

Durch die langanhaltenden, hohen Temperaturen, die wir aktuell erleben, sind Milchkühe zunehmend hitzebedingten Belastungssituationen ausgesetzt. Durch die Verdauung im Pansen und die Milchproduktion entsteht Wärme, die an die Umgebung abgegeben wird. Doch bei höheren Temperaturen funktioniert das nicht mehr zuverlässig. Bereits ab Temperaturen um die 16 °C steigt die Belastung der Tiere. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) erforscht seit einigen Jahren im Rahmen von verschiedenen Projekten, wie sich mit Hilfe von technischen und baulichen Möglichkeiten, die Bereiche Tierwohl, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit optimal verbinden lassen.

Eine Kuh steht unter einer Dusche. Zoombild vorhanden

Kuhduschen verteilen großzügig Wasser auf dem Rücken der Kühe (Foto: W. Seemann).

Anzeichen dafür, dass bei einer Kuh eine Hitzebelastung vorliegt, sind beispielsweise vermehrtes Atmen (erhöhte Atemfrequenz) oder eine geringere Futteraufnahme, wodurch die Milchleistung sinkt. Die Kuh versucht auf diese Arten Wärme abzugeben. Um noch konkretere Aussagen zur individuellen Hitzebelastung der Kühe treffen zu können, erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der LfL geeignete Indikatoren, die sowohl physiologische Änderungen als auch Verhaltensänderungen mit einbeziehen.

Darunter fallen beispielsweise die innere Körpertemperatur oder die Bewegungsaktivität der Tiere. Erfasst werden diese Parameter unter anderem durch Sensoren, die wie ein Fitnesstracker kontinuierlich Informationen und Daten über die Tiere bereitstellen. Die Arbeit mit den Sensorsystemen ist Teil des Experimentierfelds „DigiMilch“ (Digitalisierung in der Prozesskette Milcherzeugung), das ebenfalls an der LfL angesiedelt ist und in dessen Rahmen an smarten, digitalen Lösungen für die Milchviehhaltung gearbeitet wird.

Durch die genaue Analyse der tierindividuellen Parameter unter Einbeziehung von Stall- und Umweltdaten können dann technische Möglichkeiten aufgezeigt werden, die den Tieren frühzeitig die Wärmeabgabe erleichtern, wie z.B. durch den gezielten Einsatz von Ventilatoren oder Verdunstungskühlungen. Mithilfe von moderner Sensortechnik und technisch-baulichen Maßnahmen kann so Hitzebelastung vermindert und das Tierwohl gesteigert werden.

Im LfL-Workshop „Hitzestress im Milchviehstall“, der am 19. September 2022 in Grub stattfindet, werden die unterschiedlichen Möglichkeiten zur Reduzierung von Hitzebelastung vorgestellt. Zudem wird im Gruber Milchviehstall auch ein praktischer Tier-Check durchgeführt. Diese Veranstaltung des bundesweiten Verbundprojekts „Netzwerk Fokus Tierwohl“ an der LfL ist kostenlos und eine Anmeldung ist noch bis zum 16. September möglich.

Eine Kuh steht unter einer Dusche.

Kuhduschen verteilen großzügig Wasser auf dem Rücken der Kühe (Foto: W. Seemann).

Bild in Originalgröße

Eine Kuh schaut aus dem Stall heraus.

Durch vermehrtes Atmen versuchen Kühe Wärme abzugeben (Foto: T. Hase).

Bild in Originalgröße

Mehrere Kühe stehen auf einer Weide vor einem Stall.

Milchviehstall mit großzügigen Fassadenöffnungen (Foto: W. Seemann).

Bild in Originalgröße

Ein Ventilator hängt an der Stalldecke.

Durch den Einsatz von Ventilatoren kann den Kühen die Wärmeabgabe erleichtert werden (Foto: LfL, C. Pietsch).

Bild in Originalgröße

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.