Pressemitteilung – 23. Februar 2022, Grub / Freising
Kann die Pflanzenschutzspritze in Zukunft häufiger stehen bleiben?
Die Bayerische Staatsregierung möchte den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bis 2028 um 50 Prozent reduzieren. Experten der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) haben in der Online-Tagung "Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um 50 % reduzieren!" erstmals aufgezeigt, wie dieses ambitionierte Ziel mit praxistauglichen Maßnahmen erreicht werden kann. Unumgänglich sind Einsparungen von Behandlungen bei Getreide und Mais, das sind die Kulturen mit den größten Flächenanteilen. Weitere Entlastung bringt der ökologische Landbau mit einem anvisierten Flächenanteil von 30 % bis Ende des Jahrzehnts.
Schlussdiskussion (LfL)
Kann die Pflanzenschutzspritze häufiger in der Maschinenhalle stehen bleiben oder gar ausgemustert werden? Auf der Online-Tagung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft am 17. Februar 2022 beleuchteten die Fachleute der LfL umsetzbare Möglichkeiten, basierend auf neuestens Forschungsergebnissen.
Das politisch gesetzte Reduzierungsziel von 50 % soll 2028 erreicht sein. Ja, das ist möglich, so LfL-Präsident Sedlmayer in seinem Eingangsstatement. Das kann der komplette Verzicht auf chemisch-synthetisch Pflanzenschutzmittel sein, wie im Ökolandbau oder durch Umwandlung von Ackerland in Brache. Den größten Beitrag zur Reduktion leistet die Umstellung auf Ökolandbau. 30 % Ökofläche sollen es bis 2030 werden. Zusätzlich sind Reduktionen im konventionellen Ackerbau notwendig. Mit gesunden, weniger krankheitsanfälligen Sorten und Prognosemodellen können beispielsweise Behandlungen gegen pilzliche Krankheitserreger vermieden werden. Unkraut hacken statt spritzen liegt in Reihenkulturen im Trend, heute schon mit automatisch gesteuerten Hackgeräten, zukünftig auch mit Robotern. Im Getreide kann auch im konventionellen Anbau ein Striegel gegen Verunkrautung eingesetzt werden, im ökologischen Landbau ist dies gängige Praxis. Mit modernen Geräten können Pflanzenschutzmittel wesentlich zielgerichteter und effizienter eingesetzt werden, wenn beispielsweise mit automatischen Lenksystemen und Section Control unnötige Überlappungen beim Spritzen vermieden werden. Auch pflanzenbauliche Maßnahmen wie die Fruchtfolgegestaltung sind zentral, so verhindert eine erweiterte Fruchtfolge Probleme mit Verunkrautung und Krankheitsdruck.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.