Pressemitteilung – 24. Februar 2022, Ruhstorf/ Freising
Drei europäische Start-ups erproben Innovationen in Niederbayern

Die Digitalisierung bringt für Agrarökosysteme und in der Landwirtschaft arbeitende Menschen enorme Vorteile. Beispielsweise kann durch Robotik die mechanische Regulierung des Unkrauts wesentlich effizienter gestaltet werden und wird somit als Alternative für chemische Lösungen attraktiver. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) 2021 hat gemeinsam mit dem Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT Food) und dem Siemens Technopark Ruhstorf den Wettbewerb „Challenge Digital Agriculture for Sustainable Food Systems“ ins Leben gerufen. Nun kommen die drei Final-Teams das erste Mal an den Standort Ruhstorf an der Rott, wo sie in den kommenden Monaten ihre Technologien auf den Flächen der LfL erproben und sich mit LandwirtInnen und ExpertInnen für den deutschen AgTech-Markt austauschen können.

Mehrere Personen stehen in einer Gruppe zusammen.Zoombild vorhanden

Gruppenfoto bei der Auftaktveranstaltung (LfL).

„Nicht nur in Deutschland steht die Landwirtschaft vor den Herausforderungen, die der Green Deal mit sich bringt, sondern LandwirtInnen in der gesamten Europäischen Union werden neue Methoden des Pflanzenschutzes benötigen. Umso wichtiger ist es, mit Partnern unterschiedlicher Herkunft und Hintergründe auf dasselbe Ziel hin zu arbeiten sowie Landwirtinnen und Landwirte frühzeitig in den Entwicklungsprozess einzubinden“, so LfL-Präsident Stephan Sedlmayer bei der Begrüßung der Teams in Ruhstorf.

Besonders im ökologischen Landbau ist die mechanische Unkrautregulierung mit vielen Stunden Handarbeit verbunden. Die Arbeitskräfte arbeiten in den frühen Sommermonaten auf den Feldern und sind starker Hitze und Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Immer weniger Menschen wollen diese Tätigkeit ausüben – die LandwirtInnen haben schon seit Jahren Schwierigkeiten, ausreichend Saisonarbeitskräfte zu finden. So kann die Digitalisierung gleich zwei Probleme lösen: mit autonomen Robotern und einer Bilderkennungssoftware können Jungpflanzen von Unkraut freigehalten werden, wie beispielsweise beim deutschen Challenge-Teilnehmer Dahlia, ohne dass dafür Menschen schwer arbeiten müssen oder LandwirtInnen sich um fehlende Arbeitskräfte sorgen müssen.

Einen neuen Ansatz verfolgt das „PAAWR“ Projekt aus der Ukraine, welches Unkraut mithilfe von Ultraschall entfernen möchte. Ziel ist es, ein Werkzeug zu entwickeln, welches einfach auf bestehende Traktoren oder Roboter montiert werden kann.

Weiterhin können durch das autonome Arbeiten auch kostengünstig jene Arbeiten erledigt werden, die für eine menschliche Arbeitskraft nicht mehr wirtschaftlich wären. Dies birgt Potenzial für den Erhalt kleinteiliger Agrarstrukturen, welche abwechslungsreiche Lebensräume bieten. Somit kann die Digitalisierung zur Sicherung der Artenvielfalt beitragen.

Auch chemisch-synthetischer Pflanzenschutz soll weiterhin eingesetzt werden, jedoch nur dort, wo es unbedingt nötig ist. Hier setzt das dritte Challenge-Team an: das schweizerische Unternehmen Vivent möchte mittels Sensoren in der Pflanze Schädlings- oder Krankheitsbefall frühzeitig, also noch vor äußerlich sichtbaren Anzeichen, erkennen, um so gezielt den Pflanzenschutzmitteleinsatz zu reduzieren.

Die Pilotphase besteht aus drei jeweils dreitägigen Sessions im Siemens Technopark Ruhstorf sowie am dortigen LfL-Standort. „Zukunftsträchtige und praktikable Lösungen für die Agrarwirtschaft können nur direkt auf den Feldern entstehen. Der Technopark in Ruhstorf bietet dafür perfekte Bedingungen und ausreichend Experimentier-Fläche“, erklärt die LfL-Projektleiterin Olivia Spykman. Nach drei Monaten erwartet die Teams das Abschlussevent, der „DemoDay“. Schließlich werden die Teams ihre Technologien wieder einer Fachjury und einem Fachpublikum aus LandwirtInnen und Medienvertretern vorstellen.

Mehrere Personen stehen in einer Gruppe zusammen.

Gruppenfoto bei der Auftaktveranstaltung (LfL).

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Mehrere Personen stehen in einer Halle zusammen und unterhalten sich.

Im Gespräch mit Bürgermeister Andreas Jakob (LfL).

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Mehrere Personen stehen neben einem Acker.

Besichtigung Testfeld (LfL).

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Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.