Pressemitteilung – 01. Dezember 2021, Grub
Klimawandel aktiv begegnen – LfL stellt digitale Konzepte im Pflanzenbau vor
Der Klimawandel ist derzeit die größte globale Herausforderung der Menschheit. Weltweit werden bereits heute steigende Temperaturen, veränderte Niederschläge und zunehmende oder bisher unbekannte Wetterextreme beobachtet. Menschen verlieren alles, ihr Leben, ihr Zuhause, ihr Hab und Gut, wie Mitte Juli bei der Flutkatastrophe im Ahrtal. An anderer Stelle fehlt das Niederschlagswasser für das Wachstum der Kulturpflanzen. „Die Landwirtschaft und insbesondere der Pflanzenbau sind vom Klimawandel direkt und unmittelbar betroffen. Der Pflanzenbau ist zugleich aber auch Teil der Lösung“, so Stephan Sedlmayer, Präsident der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Vielversprechende Lösungen sind eine klimaschonende Lebensmittelerzeugung mit weniger Treibhausgasemissionen, der Trend zu nachwachsenden Rohstoffen und Bioenergie, die biologischen Senken für CO2 in Mooren oder Wäldern und eine regionale Erzeugung mit kurzen Transportwegen. Und genau daran arbeitet die LfL gemeinsam mit ihren Partnern, der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern e.V. (ALB), dem Kuratorium der Bayerischen Maschinen- und Betriebshilfsringe e.V. sowie dem Landeskuratorium für pflanzliche Erzeugung.
Trockenschäden aus der Luft gut sichtbar
In Bayern sind die Jahresmitteltemperaturen bereits um 1,5°C höher als vor 40 Jahren. 1,5°C – das ist so viel wie die globale Temperaturerwärmung, die bei der Weltklimakonferenz in Glasgow vor drei Wochen erreicht werden sollte. Die Prognose besagt eine Halbierung der Frosttage bis zum Jahr 2050. Gemessen wurden zwischen 2015 und 2019 nur halb so viele Frosttage wie im Zeitraum 1961 – 1990. Und damit verbunden ist ein viel früherer Vegetationsbeginn, im Jahr 2019 waren es zum Beispiel 14-24 Tage früher als 1961-1990. Wenn dennoch späte Frosttage kommen, sind die Schäden groß. Die Niederschläge bleiben zwar in der Gesamtmenge gleich, die Variabilität über die Jahre und innerhalb eines Jahres nimmt aber deutlich zu.
Präzise, räumlich hochauflösende Wetterdaten dienen dazu, dem gefühlten Erleben Fakten entgegen zu setzen. Ergänzend zum Deutschen Wetterdienst hat die LfL das Agrar-meteorologische Messnetz mit 140 Stationen in ganz Bayern etabliert. Die regionalen Wetterdaten bilden eine wertvolle Basis für Managemententscheidungen im Pflanzen-bau, und sie sind rund um die Uhr abrufbar. Sie helfen, zum richtigen Zeitpunkt und mit der optimalen Wassermenge die Kartoffeln zu bewässern, oder die Entwicklung von Pilzkrankheiten in den Getreidebeständen vorherzusagen. Getreide wird nur dann mit Pflanzenschutzmitteln behandelt, wenn es bedroht ist.
Die Wetterdaten der LfL sind die wichtigste Basis für Prognosemodelle im Pflanzenschutz. So zeigten heuer die Getreideversuche mit den Modellen, dass in der Wintergerste und im Winterweizen eine einzige Fungizidbehandlung ausreichte, um die Bestände gesund zu erhalten. Auch beim Hopfen haben Prognosemodelle eine wichtige Funktion nach dem Leitsatz „weniger ist oft mehr“. Wir müssen Wasser, Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel sparsam einsetzen, zum Schutz für Pflanzen, Umwelt und Natur.
Der Klimawandel bringt mehr Risiken für den Pflanzenbau. Wassermangel, Hitzestress, neue Schaderreger, Starkregen, Sturm und Hagel schmälern den Ertrag, im Extremfall bis zum Totalausfall. Anpassungen in der Landnutzung und -bewirtschaftung sind notwendig und möglich, bei Bodenbearbeitung und Bestellverfahren, in der Fruchtfolgegestaltung auch mit neuen Kulturpflanzen, bei der Sortenwahl und der Führung der Bestände und - soweit möglich - mit innovativen Bewässerungsverfahren. Digitale Technologien erleichtern die Umsetzung, Forschung, Beratung und landwirtschaftliche Selbsthilfeeinrichtungen unterstützen die Landwirte im Transformationsprozess.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.