Projekt-Landwirte des Experimentierfelds DigiMilch trafen sich mit Landtechnikfirmen und landwirtschaftlichen Verbänden. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hatte zu einer Exkursion auf den Betrieb der Familie Auer in Kirchweidach, Oberbayern, eingeladen. Der Austausch zum Thema „Digitalisierung in der Milcherzeugung“ stand dabei im Fokus.
Mit von der Kälte eingefrorenen Fingern und zufriedenem Gesichtsausdruck geht Projektmanagerin Dr. Isabella Lorenzini die Liste der Anwesenden durch: 8 Projekt-Landwirte, 6 Hersteller für Landtechnik und 3 landwirtschaftliche Organisationen sind der Einladung der LfL zu einer Exkursion des Experimentierfeldes LfL-DigiMilch auf den Betrieb der Familie Auer ins oberbayerische Kirchweidach gefolgt.
Das Team von DigiMilch, ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördertes Experimentierfeld, macht die Digitalisierung in der Milcherzeugung zum Gegenstand seiner Untersuchungen. Dabei stehen die Themen Wirtschaftsdüngermanagement, sensorgestützte Ertragsermittlung, Fütterungsmanagement, vernetzte Stalltechnik und tierindividuelle Sensorsysteme im Fokus.
„Es hat sich gezeigt, dass ich die Erträge meiner Flächen oft unterschätzt habe“, erzählt Gastgeber Christian Auer. „Die sensorgestützte Ertragsermittlung hat mir wesentlich dabei geholfen, die Silagequalität zu erhöhen und den Einsatz von Siliermitteln zu reduzieren. Das spart bares Geld“, freut er sich gegenüber seinen Gästen. Der Betriebsleiter betreibt in Oberbayern einen Milchviehstall mit 65 Milchkühen.
Bei der Ernte auf seinen Grünlandflächen und bei Silomais unterstützt ihn der Lohnunternehmer Alfons Huber aus Halsbach. Dieser setzt bei der Grobfutterwerbung einen Feldhäcksler mit Ertragserfassung ein. Im Häcksler ist ein sogenannter NIRS-Sensor verbaut, der bereits während der Ernte den TS-Gehalt und weitere Inhaltsstoffe erfasst. Wegen des Einsatzes dieser Technik bei der Ernte nimmt Christian Auer als Praxisbetrieb im Bereich sensorgestützte Ertragsermittlung und Fütterungsmanagement am Experimentierfeld DigiMilch teil.
Nach der Vorstellung der NIRS-Messstationen für Wirtschaftsdünger als auch für die Ertragsermittlung durch verschiedene Firmen, wird deutlich, dass die Kalibrierung der Systeme einen entscheidenden Einfluss auf die Genauigkeit der Daten hat. Nur mit einer umfangreichen Basis an Kalibrierungskurven sind die Sensoren in der Lage, genaue Aussagen über die Inhaltsstoffe zu treffen.
Gewinn für alle Seiten
Bei ersten Ergebnissen aus dem Bereich „sensorgestützte Ertragsermittlung“ fiel Franz Worek auf, dass einige Daten von Sensoren starke Abweichungen zu den Ergebnissen aus dem Labor zeigten. „Die Ursachen dafür können auch in den teilweise extrem trockenen Bedingungen mit geringem Ernteertrag liegen. Wir müssen in der nächsten Erntesaison noch mehr Proben nehmen, um sichere Aussagen über die Genauigkeit einzelner Sensoren treffen zu können“, gibt der wissenschaftliche Mitarbeiter von DigiMilch zu bedenken. „Die Systeme sind aber auf jeden Fall in der Lage, den Ertrag mit ausreichender Genauigkeit zu bestimmen.“
Das Projekt DigiMilch setzt auf intensiven Austausch zwischen den Projekt-Landwirten und den Herstellern von Landtechnik. Dieser Austausch ist es, was das Projekt so wertvoll für die Firmen macht. „Wir sind dankbar, dass unsere Technik unter Praxisbedingungen getestet wird und wir die Ergebnisse nutzen können, um unsere Produkte noch besser an die Bedürfnisse der Landwirte anpassen zu können“, sagt Thomas Anzer, der als Produktmanager für Digitales Business und Schnittstellen bei der Firma Claas tätig ist.
Die Exkursion auf den Betrieb von Christian Auer zeigte, dass die Projekt-Landwirte offen auf das Thema Digitalisierung in der Milcherzeugung reagieren. Sie wünschen sich, dass der Nutzen einzelner Systeme deutlich zu erkennen ist. Nur mit deutlichen ökonomischen Vorteilen und einer Arbeitserleichterung würden sie in digitale Techniken investieren.
Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.