Fazit LfL-Jahrestagung 2024: Klimaschutz durch mehr Effizienz

Landschaftsbild mit Wolken am Himmel

Foto: Pixabay, Fotolehrling, weitere: Birgit LfL, Gleixner

Die Jahrestagung der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) am 14. November 2024 stand unter dem Motto "Klimafreundlich und rentabel (land-)wirtschaften".

Rund 130 Teilnehmer trafen sich im Forum am LfL-Standort Grub, um sich über Möglichkeiten für klimafreundliches und rentables Wirtschaften in der Landwirtschaft zu informieren. In Vorträgen wurden Beispiele aus dem Pflanzenbau, der Tierhaltung und aus der effizienten Energienutzung bis hin zu den Chancen in der Vermarktung präsentiert.

LfL-Präsident Stephan SedlmayerZoombild vorhanden

Präsident Stephan Sedlmayer vor einer ausgebuchten LfL-Jahrestagung 2024 in Grub

"Rentables und ein klimafreundliches Wirtschaften müssen kein Widerspruch sein", betonte LfL-Präsident Stephan Sedlmayer in seiner Eröffnungsrede. "In vielen Fällen zeigt das übermäßige Freisetzen von Treibhausgasen, dass noch nicht so effizient gewirtschaftet wird, wie es eigentlich möglich wäre. Stickstoff- und Kohlenstoffverbindungen, die in die Atmosphäre entweichen, müssen häufig wieder durch den Einkauf von teuren Betriebsmitteln ersetzt werden."

Klimaschutz und Klimaschutz-Labelling: Was verlangen Absatzmärkte und Politik?

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Prof. Dr. Achim Spiller

Prof. Dr. Achim Spiller von der Georg-August-Universität Göttingen schilderte, was die Absatzmärkte und die Politik zum Thema Klimaschutz verlangen und welche Rolle Klimaschutz-Labelling dabei spielt. Nach einer aktuellen Umfrage halten 42 Prozent der befragten Verbraucher die Frage, wie klimafreundlich ein Produkt produziert wurde, für wichtig. Jedoch würden Label in der bisherigen Form auf Lebensmitteln in Deutschland nicht zur Lösung wichtiger Nachhaltigkeitsherausforderungen und zum Image der Land- und Ernährungswirtschaft beitragen. Zudem würden andere Kriterien wie Geschmack, enthaltene Zutaten, Herkunft und Regionalität von den Verbrauchern als wichtigere Eigenschaften von Lebensmitteln eingestuft. „Damit der Markt beim Klimaschutz seine Funktion erfüllen kann, sind transparente Informationen über die THG-Emissionen der Milchwirtschaft erforderlich“, so Prof. Spiller.
Zusammenfassung Spiller
Im Jahr 2024 wird die globale Durchschnittstemperatur voraussichtlich erstmals mehr als 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau der Jahre 1850–1900 liegen. Die Milchwirtschaft trägt maßgeblich zum Klimawandel bei, insbesondere durch Methanemissionen. Methan ist ein kurzlebiges Treibhausgas (THG), das jedoch etwa 25-mal stärker zur Erderwärmung beiträgt als CO₂. Die Verdauung von Wiederkäuern emittierte 2023 etwa 26 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente, was rund 43 % der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen ausmacht. Die Milchwirtschaft kann einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz leisten, etwa durch Effizienzsteigerungen in der Milchproduktion je Kuh, durch verbessertes Gülle- und Futtermanagement und die Wiedervernässung derzeit landwirtschaftlich genutzter Moorflächen. Auch eine Reduzierung des Milchkonsums könnte besonders wirksam sein, jedoch steigt der Konsum in Deutschland derzeit tendenziell.
Da die Landwirtschaft in natürlichen Kreisläufen wirtschaftet, ist es ihr – im Gegensatz zu anderen Sektoren – nicht möglich, vollständig emissionsfrei zu arbeiten. Mit der Dekarbonisierung anderer Sektoren wird daher der relative Anteil der Milchwirtschaft an den Gesamttreibhausgasemissionen in Deutschland zunehmend größer. Klimaschutz in der Milchwirtschaft sollte deshalb konsequent vorangetrieben werden, statt abwehrend auf besondere Eigenschaften wie die Kurzlebigkeit des Methans oder die Biodiversitätsvorteile extensiver Grünlandbewirtschaftung hinzuweisen.

Transparente Informationen nötig

Der politische Druck zur Emissionsreduktion in der Milchwirtschaft ist bislang begrenzt. Die Landwirtschaft ist nicht Teil des EU-Emissionshandelssystems, und die nationalen Sektorziele der Bundesregierung sind vergleichsweise wenig ambitioniert. Daher hängen Klimaschutzmaßnahmen maßgeblich von der Eigenverantwortung der Unternehmen und vom Marktdruck ab, der derzeit von Abnehmern wie dem Lebensmitteleinzelhandel und Finanzinstitutionen ausgeht, aber nicht von den Endverbrauchern.
Damit der Markt beim Klimaschutz seine Funktion erfüllen kann, sind transparente Informationen über die THG-Emissionen erforderlich. Die Erhebung von Daten entlang der gesamten Wertschöpfungskette ist hierfür entscheidend. Dies umfasst die Nutzung von THG-Kalkulationstools in der Landwirtschaft bis hin zur Berechnung der Gesamtemissionen durch die Molkereien für ihre Produkte.
Auf dieser Basis könnten Verbraucher über ein Label Informationen zu den Treibhausgasemissionen verschiedener Lebensmittel und Marken erhalten, um klimabewusstere Kaufentscheidungen treffen zu können. Solche Kennzeichnungen beziehen sich häufig auf CO₂-Äquivalente; zunehmend werden jedoch auch weitere Umweltfaktoren wie Wasserverbrauch, Flächennutzung oder Toxizität berücksichtigt. In mehreren europäischen Ländern befinden sich entsprechende Labels derzeit in der Entwicklung. Einheitlichkeit der Berechnung und ein verbraucherorientiertes Labeldesign sind zentrale Voraussetzungen für eine wirksame Kennzeichnung.

Klimaschutz in der Vermarktung von Milch und Fleisch

Ludwig HuberZoombild vorhanden

Ludwig Huber

Ludwig Huber vom Genossenschaftsverband Bayern e. V. hielt fest: "Klimaschutz wird bei der Vermarktung von Milch und Fleisch immer wichtiger." Viele Erzeuger und Verarbeiter beschäftigten sich intensiv mit der Reduzierung von Energie- und Wasserverbrauch, Verpackung, Abfall sowie Verlusten an Futter- und Nahrungsmitteln, weil hierdurch Kosten eingespart werden könnten. Darüber hinaus komme Druck von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH), der Politik und zunehmend auch von Banken und deren Regulierungsorganisationen. Wie wichtig Klimaschutz für die Verbraucher tatsächlich ist, ließe sich jedoch nicht leicht beantworten. Oft zeige sich, dass der Preis der Produkte für die meisten Käufer am wichtigsten ist.
Zusammenfassung Ludwig Huber
Viele Erzeuger und Verarbeiter beschäftigen sich schon deshalb intensiv mit der Reduzierung von Energie- und Wasserverbrauch, Verpackung, Abfall sowie Verlusten an Futter- und Nahrungsmitteln, weil hierdurch Kosten eingespart werden können. Darüber hinaus kommt Druck von Nichtregierungsorganisationen (NGOs), dem Lebensmitteleinzelhandel (LEH), der Politik und zunehmend auch von Banken und deren Regulierungsorganisationen. Wie wichtig Klimaschutz für die Verbraucher tatsächlich ist, lässt sich nicht leicht beantworten. Oft zeigt sich, dass der Preis der Produkte für die meisten Käufer am wichtigsten ist. Der Lebensmitteleinzelhandel fordert von den Verarbeitern, ihre Klimabilanzen zu verbessern und Konzepte zur Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks ihrer Produkte zu entwickeln.
Einige Molkereien und Fleischverarbeiter setzen bereits besondere Initiativen um, um ihre Bemühungen im Klimaschutz sichtbar zu machen. Zum Beispiel hat die Molkerei Berchtesgadener Land-Chiemgau eG gemeinsam mit der REWE Group für Produkte in Penny-Läden das Projekt "Zukunftsbauer" ins Leben gerufen. Die Bayerische Milchindustrie eG arbeitet in ihrem Pilotprojekt "Climate Farm" mit Nestlé, einem Milchviehbetrieb und der Hochschule Nürtingen zusammen, um Maßnahmen zur Reduzierung von Treibhausgasen in der Praxis umzusetzen. McDonald's belohnt Landwirte, die den Klima-Check Landwirtschaft der LfL nutzen, mit einem Zuschlag pro Kilogramm Schlachtgewicht.
Die Berechnung der CO₂-Emissionen ist sehr wichtig und stellt eine große Herausforderung für Landwirte und Verarbeiter von Milch und Fleisch dar. Die Molkereien in Süddeutschland setzen auf den Klima-Check Landwirtschaft der LfL, der wissenschaftlich fundierte und verlässliche Daten zu den Treibhausgasemissionen in den landwirtschaftlichen Betrieben liefert. Diese Dokumentation hilft, eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen nachzuweisen.

Humusaufbau für den Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel

Prof. Dr. Martin WiesmeierZoombild vorhanden

Prof. Dr. Martin Wiesmeier

Für Prof. Dr. Martin Wiesmeier vom LfL-Institut für Agrarökologie und Biologischen Landbau (IAB) sind gesunde, humusreiche Böden die Grundlage für eine klimafreundliche Landwirtschaft und die beste Versicherung gegenüber dem Klimawandel. Humus verbessere den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens, die Infiltration und Speicherung von Wasser sowie die Befahrbarkeit und Bearbeitbarkeit des Bodens. Der Klimawandel sowie Veränderungen der Bewirtschaftung gefährden allerdings die Humusversorgung unserer Böden. Durch verbesserte Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte, mehrjährige Energiepflanzen, und weitere pflanzenbauliche Maßnahmen könne der Humusgehalt erhalten und sogar aufgebaut werden.
Zusammenfassung Wiesmeier
Für eine klimafreundliche Landwirtschaft auf gesunden Böden, die gegen Extremwettereignisse wie Starkregen oder Dürren gewappnet sind, ist eine optimale Humusversorgung von größter Bedeutung. Die organische Bodensubstanz (Humus) hat entscheidenden Einfluss auf nahezu alle Bodenfunktionen. Der Humus ist von zentraler Bedeutung für die Ausbildung einer stabilen Bodenstruktur. Dadurch verbessert er den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens, die Infiltration und Speicherung von Wasser sowie die Befahrbarkeit und Bearbeitbarkeit des Bodens. Bodenverdichtung und Erosion können durch eine optimale Humusversorgung vermindert werden. Als wichtiger Wasserspeicher ist Humus auch hinsichtlich der Anpassung an den Klimawandel von größter Bedeutung. Darüber hinaus stellt der Humus nicht nur eine Nahrungsquelle für Bodenorganismen, sondern auch eine langsam fließende Nährstoffquelle für die Pflanzen dar. Zudem steuert er die Auswaschung und den Abbau von Pflanzenschutzmitteln und Umweltchemikalien. Neben der Bedeutung für die Fruchtbarkeit und Funktionalität von Böden stellt der Humus das größte terrestrische Kohlenstoffreservoir der Erde dar und spielt somit eine entscheidende Rolle hinsichtlich der Klimaregulation.
Der Klimawandel sowie Veränderungen der Bewirtschaftung gefährden allerdings die Humusversorgung unserer Böden. Aufgrund eines verstärkten mikrobiellen Abbaus der organischen Bodensubstanz in Folge des Temperaturanstiegs besteht langfristig die Gefahr von Humusverlusten. Ein Erhalt bzw. gezielter Aufbau von Humus könnte einen wesentlichen Beitrag sowohl zum Klimaschutz als auch zur Klimaanpassung leisten. Hierfür stehen zahlreiche Maßnahmen wie verbesserte Fruchtfolgen (Integration humusmehrender Kulturen), Zwischenfrüchte, mehrjährige Energiepflanzen, Mischkultursysteme, Untersaaten, tiefwurzelnde Kulturen/Sorten, Management von Erntenebenprodukten, Blühstreifen, Agroforstsysteme sowie eine verbesserte Bewirtschaftung von Grünland zur Verfügung. Zu weiteren innovativen Ansätzen zur Förderung des Humusaufbaus und der Bodengesundheit besteht Forschungsbedarf. Für die Förderung humusaufbauender Maßnahmen für Klimaschutz und -anpassung sollten Praxis-Netzwerke für einen verbesserten Wissenstransfer sowie fundierte finanzielle Anreizsysteme geschaffen werden.

Präzise Dünge-Managementstrategien und Einsatz innovativer Technologien

Rebekka DeimelZoombild vorhanden

Rebekka Deimel

"Durch präzise Dünge-Managementstrategien und den Einsatz innovativer Technologien kann der Stickstoffkreislauf im landwirtschaftlichen Betrieb ressourcenschonend gestaltet werden", rät Wiesmeiers Institutskollegin Rebekka Deimel den Vertretern der Praxis im Auditorium. Um Verluste zu vermeiden und eine gute Stickstoffeffizienz zu erlangen, sollten optimale Wachstumsbedingungen geschaffen werden, die zu bestmöglichen Erträgen und Qualitäten führen. Dazu müssten nicht nur Haupt- und Spurennährstoffe im Boden ausgeglichen vorliegen, sondern es müsse auch auf eine optimale Bodenstruktur, optimalen pH-Wert, ausreichend Wasser und gesunde Pflanzen geachtet werden. Um Stickstoffverluste, die im Stall, Lager und bei der Ausbringung entstehen, zu reduzieren, sollten flüssige organische Wirtschaftsdünger mit bodennahen Ausbringtechniken, wie zum Beispiel Injektion oder Schleppschuhtechnik ausgebracht werden oder auf unbestelltem Ackerland sofort eingearbeitet werden.
Zusammenfassung Deimel
Die potenziellen Pfade für Stickstoffverluste im landwirtschaftlichen Betrieb sind vielfältig und stellen häufig Umweltbelastungen dar. So kann Stickstoff u. a. in Form von Ammoniak und Lachgas in die Atmosphäre gelangen oder als Nitratstickstoff im Boden ausgewaschen werden.
Um dies zu vermeiden und eine gute Stickstoffeffizienz zu erlangen, sollen optimale Wachstumsbedingungen geschaffen werden, die zu bestmöglichen Erträgen und Qualitäten führen. Damit dies erreicht werden kann, müssen nicht nur Haupt- und Spurennährstoffe im Boden ausgeglichen vorliegen. Es ist ebenfalls auf eine optimale Bodenstruktur, optimalen pH-Wert, ausreichend Wasser und gesunde Pflanzen zu achten.
"Nicht zu düngen ist auch keine Lösung"
Organische Wirtschaftsdünger tragen zu einer umfangreichen Versorgung des Bodens mit allen wichtigen Pflanzennährstoffen bei. Zusätzlich fördert der eingebrachte Kohlenstoff Bodenorganismen und den Humusaufbau, was wiederum die Bodeneigenschaften wie Wasserkapazität, Bodenstruktur und Durchwurzelbarkeit verbessert.
Nachteilig sind jedoch die erhöhten Stickstoffverluste, die im Stall, Lager und bei der Ausbringung entstehen. Um letztere zu reduzieren, sollen flüssige organische Wirtschaftsdünger mit bodennahen Ausbringtechniken, wie zum Beispiel Injektion oder Schleppschuhtechnik ausgebracht werden oder auf unbestelltem Ackerland sofort eingearbeitet werden. Ebenso müssen Ausbringmengen an den Ertrag angepasst sein und auf optimale Ausbringzeitpunkte hinsichtlich Nährstoffbedarf der Kulturen und Witterung geachtet werden, um die Stickstoffeffizienz bei der Düngung steigern zu können. Um Emissionen zu vermeiden, sind folgende Maßnahmen zielführend: Strategien zur Düngerausbringung optimieren, die Gabe von mineralischem Dünger aufteilen, das Wirtschaftsdüngermanagement überprüfen und die Grunddüngung gezielt unter Berücksichtigung der organischen Düngung anpassen. Nicht zu düngen ist auch keine Lösung.

Effiziente Futterwirtschaft und Tierernährung als Schlüssel für rentablen Klimaschutz

Prof. Dr. Hubert SpiekersZoombild vorhanden

Prof. Dr. Hubert Spiekers

Prof. Dr. Hubert Spiekers vom LfL-Institut für Tierernährung betonte: "Durch die Minimierung von Futterverlusten in Menge und Qualität und Steigerung der Futtereffizienz können sowohl der wirtschaftliche Erfolg als auch der Klimaschutz gefördert werden." Die Kosten für das Futter machten in der Haltung von Nutztieren etwa 50 Prozent der Gesamtkosten aus. Durch den Einsatz von Diesel, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verursache die Erzeugung des Futters außerdem erhebliche Emissionen an Treibhausgasen (THG). Um den CO₂-Fußabdruck und die Wirtschaftlichkeit in der Erzeugung von Milch, Fleisch und Eiern zu verbessern, sei es daher wichtig, die Effizienz in der Futterwirtschaft und in der Tierernährung zu steigern.
Zusammenfassung Spiekers
Die Kosten für das Futter machen in der Haltung von Nutztieren etwa 50 % der Gesamtkosten aus. Deshalb sind die Kosten für die eigene Futtererzeugung und den Zukauf von Futtermitteln sehr entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg eines Betriebs. Durch den Einsatz von Diesel, Dünge- und Pflanzenschutzmitteln verursacht die Erzeugung des Futters außerdem erhebliche Emissionen an Treibhausgasen. Auch das Futter selbst trägt zur Emission von Treibhausgasen bei, sowohl im Tier als auch über dessen Exkremente. Um den CO₂-Fußabdruck und die Wirtschaftlichkeit in der Erzeugung von Milch, Fleisch und Eiern zu verbessern, ist es daher wichtig, die Effizienz in der Futterwirtschaft und in der Tierernährung zu steigern.
Die Gesellschaft und Politik streben eine umfassende Klimaneutralität an. Je mehr Sektoren klimaneutral werden, desto stärker fällt der CO₂-Fußabdruck aus der Nutztierhaltung ins Gewicht (Holzleitner, 2024). Daher wird es zunehmend wichtiger, auch die Emissionen aus der Nutztierhaltung zu reduzieren. In diesem Zusammenhang sollten jedoch auch die Ziele Tierwohl, Biodiversität und die Vermeidung von Nahrungskonkurrenz berücksichtigt werden. Die Futtereffizienz variiert stark zwischen den verschiedenen Erzeugungssystemen. Zum Beispiel benötigen Masthühner im Vergleich zu Mastochsen für ein kg Fleisch nur ein Fünftel der Futtermenge. Allerdings kann das Futter für die Hühner überwiegend auch als Lebensmittel verwendet werden, während sich Ochsen insbesondere mit Gras füttern lassen. Allerdings wird aus der Umsetzung von Gras im Vormagen klimaschädliches Methan frei.
Futterverluste senken
Um die Treibhausgasemissionen in der Milcherzeugung zu senken, sind eine ganze Reihe unterschiedliche Maßnahmen möglich, deren Umsetzung jeweils auch wirtschaftliche Auswirkungen hat (DLG-Merkblatt 491*). Beim Futter ist die Senkung der Verluste in Menge und Qualität ein wesentlicher Ansatzpunkt. Werden die Verluste gesenkt, ist weniger Fläche zu bewirtschaften und die Leistung aus dem Futter steigt. Somit sinken die Kosten. Ebenso wirkt sich der Umfang der Bestandsergänzung sehr stark auf die Emission von Treibhausgasen und die Kosten aus. Dies liegt v.a. an der Senkung des Futteraufwands sowie der Minderung des CH4-Anfalls aus der Jungrinderaufzucht. Der Umgang mit Wirtschaftsdünger ist ebenfalls ein wichtiger Ansatzpunkt. Wird Kot und Harn ohne vorherige Lagerverluste in der Biogasanlage umgesetzt, kann der anteilige CO₂-Fußabdruck aus dem Wirtschaftsdünger stark gesenkt werden. Bisher relativ wenig beeinflussbar ist die CH4-Menge aus der Verdauung der Kuh. Bei den zugekauften Futtermitteln ist eventuell der "CO₂-Rucksack", z.B. aus dem Bereich von Landnutzungsänderungen insbesondere in Tropenwäldern und dem Aufwand für Transport, zu beachten.
Futterverluste senken
In der Schweine- und Geflügelhaltung sollte die Fütterung an den Nährstoffbedarf der Tiere angepasst werden. Über die Absenkung der Rohproteingehalte bei bedarfsdeckender Aminosäureversorgung am Darm durch Einsatz von passgenauen Futtermitteln und freie Aminosäuren können die Stickstoffeffizienz erheblich gesteigert und Proteinfuttermittel mit ungünstigem CO₂-Fußabdruck, wie z. B. Sojaprodukte aus Übersee, erheblich vermindert werden. In Bayern haben Landwirte, die in den Erzeugerringen organisiert sind, mit diesem Ansatz bereits große Erfolge erzielt.
Wichtig ist, dass der Erfolg einfach messbar ist. Es gilt der Leitsatz der Beratung „Was man nicht misst, kann man auch nicht steuern“. Der Klima-Check Landwirtschaft der LfL ist daher ein wesentliches und sehr effektives Werkzeug für Beratung, Schule, Wissenschaft und Wirtschaft. Hier kommen die Erkenntnisse und Daten der Produktionstechnik, der Ökonomik und der Umweltökonomik zusammen.

* DLG-Merkblatt 491 Externer Link

Zusammenfassend sind folgende Punkte für eine nachhaltige Futterwirtschaft und weniger Nahrungskonkurrenz wichtig:

  • Verluste in der Futterwirtschaft minimieren und die Qualität verbessern
  • Erzeugungsverfahren und Fütterung effizient gestalten
  • mehr Milch und Fleisch aus Gras, Klee und Luzerne produzieren
  • mehr Neben- und Koppelprodukte einsetzen
  • durch Zucht und Management eine hohe Futteraufnahmefähigkeit bei den Tieren fördern
  • in der Schweine- und Geflügelhaltung eine hohe Effizienz sichern und dabei Nahrungskonkurrenz verringern

Treibhausgasemissionen und Rentabilität im landwirtschaftlichen Betrieb optimieren

Dr. Monika Zehetmeier und Anton ReindlZoombild vorhanden

Anton Reindl und Dr. Monika Zehetmeier

Dr. Monika Zehetmeier und Anton Reindl vom LfL-Institut für Agrarökonomie zogen in ihrem Vortrag das Fazit: "Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrieben bietet meist auch ökonomische Vorteile." An der LfL wurde mit dem "LfL Klima-Check Landwirtschaft" ein Tool entwickelt, mit dessen Hilfe sich für Klimaschutz und Ökonomie Kennzahlen ermitteln lassen. Durch die detaillierte Ausweisung von THG-Emissionsquellen könnten mithilfe des kostenlos und frei im Internet verfügbaren Rechen-Tools Ansatzpunkte für betriebsangepasste Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet werden. Zudem könne man Maßnahmen damit nicht nur identifizieren, sondern auch modellieren und simulieren. Entscheidend sei, dass sich mit dem "LfL Klima-Check Landwirtschaft" nicht nur Klimaschutzmaßnahmen hinsichtlich der THG-Bilanz bewerten ließen, sondern auch hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen. Denn der optimale Einsatz von Ressourcen, die Vermeidung von Verlusten, z.B. in der Fütterung, sowie eine lange Nutzungsdauer und möglichst kurze unproduktive Phasen von Milchkühen sind beispielsweise Faktoren, die sich sowohl auf die THG-Emissionen als auch auf wirtschaftliche Kennzahlen im Betrieb positiv auswirken.
Zusammenfassung Zehetmeier und Reindl
Die Bewirtschaftung klimafreundlich und rentabel zu gestalten ist eine zentrale Herausforderung für die Landwirtschaft. An der LfL wurde ein Tool entwickelt, mit dessen Hilfe sich für beide Bereiche Kennzahlen ermitteln lassen. Der "LfL Klima-Check Landwirtschaft" ist kostenlos und frei im Internet verfügbar. Er basiert auf der bereits seit vielen Jahren etablierten Anwendung "LfL Deckungsbeiträge und Kalkulationsdaten" und ergänzt diese um eine Bewertung von Treibhausgasen (THG). Über REST-API-Schnittstellen können mittlerweile Betriebsmanagementprogramme an den „LfL Klima-Check Landwirtschaft“ andocken. Dies bietet für den Nutzer die Vorteile, dass die darin gespeicherten Daten für die THG-Berechnungen genutzt werden können und mit der Ergebnisdarstellung teilweise auch ein Benchmark möglich ist.
Der "LfL Klima-Check Landwirtschaft" ermöglicht eine THG-Bewertung sowohl auf Ebene einzelner Produktionsverfahren als auch auf Betriebsebene. Wird die Betriebsebene genutzt, so lassen sich darin unterschiedliche Produktionsverfahren bewerten. Außerdem sind Plausibilisierungen von Nährstoff- und Futterflüssen möglich. Eine umfassende Eingabemaske erlaubt es, Betriebe maximal individuell abzubilden. Durch die detaillierte Ausweisung von THG-Emissionsquellen können mithilfe des "LfL Klima-Check Landwirtschaft" Ansatzpunkte für betriebsangepasste Klimaschutzmaßnahmen abgeleitet werden. Da das Tool über mechanistische Verknüpfungen verfügt, können zudem die Klimaschutzmaßnahmen nicht nur identifiziert, sondern auch modelliert und simuliert werden.
Klimaschutz lohnt sich
Die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrieben ist häufig auch ökonomisch rentabel. Dies ist bei anderen Zielen der Nachhaltigkeit bisweilen nur wenig der Fall. Im "LfL Klima-Check Landwirtschaft" lassen sich Klimaschutzmaßnahmen nicht nur hinsichtlich der THG-Bilanz bewerten, sondern auch hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Auswirkungen. Der optimale Einsatz von Ressourcen, die Vermeidung von Verlusten, z.B. in der Fütterung, sowie eine lange Nutzungsdauer und möglichst kurze unproduktive Phasen von Milchkühen sind beispielsweise Faktoren, die sich sowohl auf die THG-Emissionen als auch auf wirtschaftliche Kennzahlen im Betrieb positiv auswirken.
Bei der Optimierung von THG-Emissionen und Rentabilität auf den Betrieben darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass es neben der Klimawirkung eine ganze Reihe weiterer Wirkungen hinsichtlich Nachhaltigkeit gibt. In Zukunft wird es vor allem darum gehen, die verschiedenen Indikatoren der Nachhaltigkeit passend für Standort, Betriebszweig und Absatzweg auszubalancieren. Dementsprechend wir der "LfL Klima-Check Landwirtschaft" gerade weiterentwickelt.

LfL-Klima-Check Externer Link

Podiumsgespräch Wissenschaft

Nach der Mittagspause standen zwei Podiumsgespräche auf dem Programm: Eine Runde mit Wissenschaftlern der LfL, eine Runde mit landwirtschaftlichen Praktikern. Dr. Annette Freibauer, Vizepräsidentin Wissen der LfL, moderierte.

Podiumsgespräch Wissenschaft auf der LfL-Jahrestagung 2024, Moderatorin Dr. Annette Freibauer (4.v.l.)

"Weltweit könnten die Methanausscheidungen der Rinder durch Anpassungen in der Fütterung um etwa 15 Prozent vermindert werden." (Dr. Thomas Ettle, LfL-Institut für Tierernährung, 1.v.l.)

"Mit modernen Technologien, erneuerbaren Energiequellen und intelligenten Systemen hat die Landwirtschaft viele Möglichkeiten, Energie einzusparen und selbst zu erzeugen. Hierdurch lassen sich Kosten senken und die Umweltbelastung verringern." (Josef Neiber, LfL-Institut für Landtechnik, 2.v.l.)

"Die landwirtschaftliche Nutzung von nassen Moorböden, zum Beispiel durch den Anbau von Paludikulturen, bietet die Chance, Klimaschutz, Bodenerhalt und Wertschöpfung miteinander zu vereinen." (Dr. Lennart Gosch, LfL-Institut für Agrarökologie, 3.v.l.)

"Durch Züchtung und Optimierungsschritte bei der Hopfentrocknung konnte der Heizölverbrauch in der Hopfenproduktion deutlich gesenkt werden. Bei neueren Sorten ist der CO₂-Ausstoß bezogen auf den Brauwert nur mehr ein Achtel gegenüber früheren Landsorten." (Johann Portner, LfL-Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, Wolnzach, 5.v.l.)

"Die Vergärung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen ist ein großer Beitrag zum Klimaschutz. Dafür sind rentable Lösungen nicht nur nötig, sondern auch möglich." (Dr. Thomas Venus, LfL-Institut für Landtechnik, 6.v.l.)

Podiumsgespräch Praxis auf der LfL-Jahrestagung 2024

"Für die Vermarktung der Produkte wird in Zukunft ein klimafreundliches Wirtschaften wesentlich wichtiger sein als heute. Darauf sind wir noch viel zu wenig vorbereitet." (Johann Mayerhofer, Unterwindering, Landkreis Rosenheim, 1.v.l.)

"Bei Agroforst wird der Flächenbedarf für Ackergehölze durch Mehrerträge auf der verbleibenden Fläche ausgeglichen." (Biolandwirt Sepp Braun, Dürneck, Landkreis Freising, 2.v.l.)

"Jeder angehende Landwirt sollte sich so viel mit dem Boden beschäftigen, dass er während seiner Ausbildungszeit einen Spaten abnutzt." (Adi Bauer, Heimpolding, Landkreis Mühldorf am Inn, 4.v.l.)

"Das beste Hopfenprodukt ist gleichzeitig das klimafreundlichste." (Martin Schmailzl, Oberhartheim, Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm, 5.v.l.)

"Für eine klimafreundliche und klimaangepasste Landwirtschaft ist eine intelligente Beratung notwendig." (Ingeborg Bauer, FüAk, Landshut, 6.v.l.)

Fazit

Dr. Gerhard DorfnerZoombild vorhanden

Dr. Gerhard Dorfner

Dr. Gerhard Dorfner, Leiter des Instituts für Agrarökonomie an der LfL, hielt als größte Herausforderung für eine klimafreundliche Landbewirtschaftung fest, dass "am Ende bei der Vermarktung jemand die Zeche für diese Leistungen zahlen muss". Hierfür seien auf der LfL-Jahrestagung Perspektiven aufgezeigt worden.
Rückblick Programm

Programm

Moderation: Dr. Annette Freibauer, Vizepräsidentin Wissen der LfL
ab 8:30 Uhr Ankommen zu Kaffee, Tee und Gebäck
9:15 Uhr Eröffnung: Stephan Sedlmayer, Präsident der LfL

Themenblock Markt und Politik

Klimaschutz und Klimaschutz-Labelling: Was verlangen Absatzmärkte und Politik?
Prof. Dr. Achim Spiller, Georg-August-Universität Göttingen,
Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des BMEL für "Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz"
Klimaschutz in der Vermarktung von Milch und Fleisch
Ludwig Huber, Genossenschaftsverband Bayern e. V., milch.bayern e.V.

Themenblock Pflanzenbau und Tierhaltung

Humusaufbau für den Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel
Dr. Martin Wiesmeier, LfL-Agrarökologie, Freising
10:40 bis 11:10 Uhr Kaffeepause
Den Stickstoff im landwirtschaftlichen Betrieb effizient nutzen und Emissionen vermeiden
Christian Sperger, LfL-Agrarökologie, Freising
Effiziente Futterwirtschaft und Tierernährung als Schlüssel für rentablen Klimaschutz
Prof. Dr. Hubert Spiekers, LfL-Tierernährung, Grub
Treibhausgasemissionen und Rentabilität im landwirtschaftlichen Betrieb optimieren
Dr. Monika Zehetmeier und Anton Reindl, LfL-Agrarökonomie, München
12:30 Uhr bis 13:30 Uhr Mittagspause

Podiumsgespräch Wissenschaft

Wie lässt sich der Methanausstoß von Rindern reduzieren?
Dr. Thomas Ettle, LfL-Tierernährung, Grub
Was bringt die Vergärung von Wirtschaftsdüngern in Biogasanlagen für Klimaschutz und Einkommen?
Dr. Thomas Venus, LfL-Landtechnik, Ruhstorf
Energieeffizienz und Möglichkeiten zur Energieeinsparung in der Landwirtschaft
Josef Neiber, LfL-Landtechnik, Freising
Klimaschutz als wichtiges Kriterium in der Vermarktung von Hopfen
Johann Portner, LfL-Pflanzenbau, Wolnzach
Herausforderung Landwirtschaft im nassen Moor
Dr. Lennart Gosch, LfL-Agrarökologie, Freising
14:35 Uhr bis 15:05 Uhr Kaffeepause

Podiumsgespräch Praxis

Klimaeffizient mit Milchvieh
Johann Mayerhofer, Unterwindering, Landkreis Rosenheim
Stickstoff effizient nutzen und damit im roten Gebiet gut wirtschaften
Adi Bauer, Heimpolding, Landkreis Mühldorf am Inn
Agroforst und Humusaufbau als Basis für einen rentablen Betrieb
Sepp Braun, Dürneck, Landkreis Freising
Energieeinsparung im Hopfenbetrieb
Martin Schmailzl, Oberhartheim, Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm
ClimateSmartAdvisors (CSA): Beratung zum Klimaschutz in Europa
Ingeborg Bauer, FüAk, Landshut
16:10 Uhr Schlusswort
Dr. Gerhard Dorfner, LfL-Agrarökonomie, München
16:30 Uhr Ende der Veranstaltung