Unterschiedlich hohe Roggenanteile im Futter von Ferkeln und Mastschweinen

Roggenähre

Aktuell rückt Roggen wieder stärker in den Fokus der Tierernährung. In der Vergangenheit war der Befall mit Mutterkorn ein Risiko für den Einsatz in der Fütterung. Neue Hybridroggensorten sind jedoch weniger anfällig für Mutterkorn. In der Fütterung von Schweinen kann Roggen gegenüber anderen Getreidearten aufgrund einiger positiver Eigenschaften sogar punkten und sich unter Umständen als vorteilhafter erweisen. So wird Roggen positiv für die Darmgesundheit betrachtet. Roggen kann im Vergleich zu den anderen Getreidesorten den Dickdarm sehr gut mit Ballaststoffen versorgen und mit einer gesteigerten Butyratbildung im Dickdarm systematisch die Gesundheit der Tiere unterstützen.
In einem Versuch vom Absetzen bis zur Schlachtung wurden unterschiedliche Roggenanteile in der Ferkelaufzucht und Schweinemast geprüft.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde am Staatsgut Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 96 Absetzferkel der Rasse Pi x (DL x DE) nach Lebendmasse (LM), Geschlecht und Abstammung ausgewählt und gleichmäßig auf folgende Versuchsgruppen aufgeteilt:

Versuchsgruppen in der Ferkelaufzucht

  • A: Kontrolle, ohne Roggen
  • B: Roggen nach DLG-Empfehlung von 2006: 10 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter I, 20 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter II
  • B: Roggen "hoch": 15 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter I; 25 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter II
  • C: Roggen "sehr hoch": 20 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter I, 30 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter II
Nach der Ferkelaufzucht wurden die Tiere entsprechend ihrer Versuchsgruppe in das Mastabteil umgestallt. Die Gruppen A bis D wurden wie folgt weitergeführt:

Versuchsgruppen in der Schweinemast

  • A: Kontrolle, ohne Roggen
  • B: Roggen nach DLG-Empfehlung von 2006: 35 Prozent in der Anfangsmast, 50 Prozent in der Mittel- und Endmast
  • B: Roggen "hoch": 40 Prozent in der Anfangsmast, 60 Prozent in der Mittel- und Endmast
  • C: Roggen "sehr hoch": 50 Prozent in der Anfangsmast, 70 Prozent in der Mittel- und Endmast
Die Tiere wurden in 8 Buchten zu je 12 Tieren gehalten. Die Futterzuteilung erfolgte über Abrufstationen mit integrierter Futterverwiegung für das Einzeltier. Die Lebendmassen wurden wöchentlich am Einzeltier erfasst. Die Ferkelaufzucht gliederte sich in zwei Fütterungsabschnitte mit jeweils 3 Wochen Dauer. Die Mast gliederte sich in 3 Fütterungsphasen.
In einem parallel durchgeführten Verdauungsversuch wurden die Gehalte an Milchsäure, Essigsäure, Propionsäure sowie Buttersäure im Kot der Ferkel der Kontrollgruppe und der Gruppe mit dem höchsten Roggenanteil bestimmt.

Ergebnisse

Ferkelaufzucht

Ferkel vor Abrufstation
Die täglichen Zunahmen lagen mit durchschnittlich 515 Gramm auf einem mittleren Niveau. Die höchsten Zunahmen wurden in Gruppe C mit 526 Gramm realisiert, die niedrigsten Tageszunahmen ergaben sich in Gruppe D mit 492 Gramm. Im Mittel der Aufzucht zeigten sich keine signifikanten Unterschiede.
Auch auf den Futterabruf pro Tier und Tag war mit Werten zwischen 736 Gramm in Gruppe D und 780 Gramm in Gruppe A kein statistisch signifikanter Einfluss festzustellen.
Beim Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs zeigten sich bei mittleren Roggenanteilen mit 1,43 Kilogramm beziehungsweise 1,44 Kilogramm die günstigsten Werte. Die Unterschiede waren gegenüber der Kontrollgruppe mit 1,50 Kilogramm sowie der Gruppe mit dem höchsten Roggenanteil und 1,51 Kilogramm signifikant.
Die Gehalte an flüchtigen Fettsäuren im Kot von Ferkeln erhöhten sich durch den Roggeneinsatz in Gruppe D gegenüber Gruppe A deutlich:
  • Milchsäure: Anstieg von 3,0 auf 8,0 Gramm pro Kilogramm
  • Essigsäure: Anstieg von 21,0 auf 25,7 Gramm pro Kilogramm
  • Propionsäure: Anstieg von 6,8 auf 11,0 Gramm pro Kilogramm
  • Buttersäure: Anstieg von 4,8 auf 9,0 Gramm pro Kilogramm

Schweinemast

Mastschweine an Abrufstatione
Mit Tageszunahmen zwischen 794 Gramm in Gruppe D und jeweils 828 Gramm in den Gruppen A und C waren keine signifikanten Unterschiede festzustellen.
Auch auf den Futterabruf pro Tier und Tag ergab sich mit Werten zwischen 2,19 Kilogramm in den Gruppen A und D sowie 2,31 Kilogramm in Gruppe C kein statistisch abzusichernder Effekt.
Es zeigte sich aber in den Roggengruppen mit 2,76 bis 2,80 Kilogramm ein signifikant höherer Futteraufwand pro Kilogramm Zuwachs als in der Kontrolle mit 2,65 Kilogramm.
Die Mehrzahl der Schlachtkörperparameter wurde durch den steigenden Roggenanteil im Futter nicht signifikant beeinflusst. Das betraf insbesondere den bezahlungsrelevanten Muskelfleischanteil. In den einzelnen Gruppen wurden im Mittel Werte zwischen 59,7 und 60,7 Prozent erzielt.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Roggenanteile von 15 bis 25 Prozent im Ferkelaufzuchtfutter und von 40 bis 60 Prozent in der anschließenden Mast beeinflussten die Tageszunahmen, den Futterverbrauch und die bezahlungsrelevanten Schlachtkörpermerkmale nicht. Bei höheren Roggenanteilen (Ferkelaufzucht 20 bis 30 Prozent, anschließende Mast 50 bis 70 Prozent) waren Tageszunahmen und Futterverbrauch nur numerisch niedriger. Beim Ferkel zeigte sich kein gerichteter Einfluss des Roggenanteils im Futter auf den Futteraufwand, in der Mast war der Futteraufwand in allen Roggengruppen signifikant höher. Sehr hohe Gehalte im Ferkelfutter (20 bis 30 Prozent) hatten einen deutlichen Effekt auf den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren im Kot.
Die Einsatzempfehlungen für Roggen in der Schweinefütterung der DLG von 2006 wurden bestätigt. Auch Einsatzraten, die zum Teil deutlich darüber hinaus gingen, führten zu keinen nachteiligen Effekten.