Effektive Jungviehaufzucht
Ziel ist eine kurze Aufzuchtzeit mit guter Entwicklung, die zudem kostengünstig ist.
Die spätere Milchkuh dankt eine gute Jungviehaufzucht mit Gesundheit, Langlebigkeit und guter Milchleistung. Die Umstellung auf das Haltungssystem der Milchkühe fällt dem Jungvieh leichter, wenn es dieses vorher schon kennengelernt hat.
Vom Jungvieh zur Jungkuh
Gruppengröße und Umstallung Jungvieh
Die Gruppengröße orientiert sich am Gewicht. Stress durch Gruppenwechsel sollte so weit wie möglich vermieden werden.
Eingewöhnung und Eingliederung in die Milchviehherde
Rechtzeitige Umstellung (mind. 4 Wochen vor Kalbung): Gewöhnung an Stall, Kraftfutterstation, Melkstand, AMS und Personal. Kein Umstellungsstress nach der Kalbung!
Jungkuhgruppen und Rationen
Eine separate Haltung in einer Jungkuhgruppe erleichtert den Tieren den Einstieg in die Laktation, falls es die baulichen Gegebenheiten zulassen. Aufgrund geringerer Futteraufnahme der Jungkuh sind spezielle Futterkurven an Futterstation und AMS erforderlich, um die Pansengesundheit zu gewährleisten und einer Übersäuerung entgegenzuwirken. Eine körperliche Weiterentwicklung der Jungkuh in der ersten Laktation muss gewährleistet sein.
Bitte beachten
Selektion aufgrund Aufzuchtkosten
Aufgrund hoher Aufzuchtkosten (>50 % Futterkosten) sollte die Anzahl der Jungtiere möglichst früh auf den für die Remontierung notwendigen Umfang reduziert werden. Dies wirkt sich positiv auf Arbeitsumfang, die Futtersituation, Stallkapazitäten und die Stoffstrombilanz aus. Die Remontierung der Milchviehherde sollte durch eine längere Nutzungsdauer bzw. höhere Lebenstagesleistungen optimiert werden. Als Kriterien sollten die eigene Linienkenntnis, die genomische Selektion der weiblichen Tiere, die körperliche Entwicklung, Gesundheitsmerkmale, Verhalten und Charakter herangezogen werden.
Erstbelegung
Gewicht und Größe bestimmen vorrangig die Erstbelegung. Bei der Bullenauswahl sollte auf Leichtkalbigkeit (Kalbeverlauf paternal und maternal) geachtet werden, um Tierverlusten und Verletzungen bei der ersten Abkalbung vorzubeugen und der Jungkuh einen optimalen Start zu bieten. Trächtigkeitskontrolle und Nachkontrolle sind ratsam.
Klauenpflege
Im zweiten Aufzuchtjahr zu Beginn der Trächtigkeit durchführen, um der Jungkuh nach dem Abkalben einen problemlosen Start in die erste Laktation zu ermöglichen.
Besaugen
Vorbeugen beginnt im Kälberalter zum Beispiel durch genügend Zeit für Saugreflex. Mehr Bewegungsfreiraum und Beschäftigungsmaterial wie Bürsten, Heuraufen und Minerallecksteine können hilfreich sein. Nasenringe sollten nur im Einzelfall eingesetzt werden. Eine ausreichende Mineralstoffversorgung vor allem mit Natrium trägt hier ebenfalls bei.
Parasitenmonitoring
Ektoparasiten wie Haarlinge, Rinderläuse, Räude (Krätze) und Hautpilzerkrankungen z.B. Glatzflechte (= Zoonose!) müssen auch bei Stallhaltung frühzeitig erkannt und behandelt werden, um bessere Zunahmen zu erreichen. Die Behandlung von Weideparasiten (Endoparasiten wie Lungenwürmer) muss zeitnah im ersten Weidejahr mit Wirkstoffwechsel aufgrund Resistenzbildung stattfinden. Die Tiere sind nach der Weideperiode im Stall zwingend zu behandeln. Unkontrollierter oder ungezielter Einsatz von Antiparasitika sowie eine Entwurmung zum falschen Zeitpunkt haben vielfach zur Resistenzbildung bei den Parasiten geführt.
Weidehaltung
Weidehaltung wirkt sich positiv auf die körperliche Entwicklung sowie Robustheit und Fitness der späteren Milchkuh aus. Nach Möglichkeit sollte die Weidehaltung in die Jungviehaufzucht integriert werden. Eine systematische Jungviehaufzucht auf Weidebasis kann die Wirtschaftlichkeit der Aufzucht positiv beeinflussen.
Weitere Information zur Weide:
Jungviehaufzucht auf Vollweidebetrieben 788 KB
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