Wie reagieren Milchviehhalter auf die veränderte Kostenstruktur bei Futtermitteln?

Die Anpassungen in der EU-Agrarpolitik und die Situation bei den Reserven an Getreide in der Welt haben zu einem rasanten Anstieg der Preise für Brotgetreide und Futtermittel geführt. Auf absehbare Zeit sind Futtermittel und Substrat zur Energieerzeugung knapp und teuer. Die aktuellen Preissteigerungen verteuern die Futterkosten je kg Milch um 2,5 bis 4 ct. Hauptpunkt sind die erhöhten Kraftfutterkosten. Durch den Anstieg der Preise für Diesel, Düngemittel etc. ist aber auch das Grobfutter teurer. Ferner führt die Eckpreisfunktion des Getreides dazu, dass im Zukauf alle Futtermittel und auch die Substrate für die Energieerzeugung teurer werden.

Mittelfristig ist bei den Futtermittelpreisen mit starken Ausschlägen zu rechnen, da die Spekulation hier sehr stark von Einfluss sein wird. Die Milchviehhalter können auf diese veränderten Preis- und Rahmenbedingungen im unterschiedlichen Maß reagieren. Zunächst ist festzuhalten, dass die gegenwärtigen Preissteigerungen bei Milch unbedingt erforderlich sind, um die gestiegenen Futterkosten zu kompensieren. Betriebe mit starken Zukauf von Grob-, Saft- und Kraftfutter sind besonders betroffen. Eine hohe Leistung aus betriebseigenem Grobfutter wird für die Milchviehhalter daher noch interessanter.

Grobfutterleistung gewinnt an Bedeutung

Kühe am Fressgitter
Im ersten Schritt sollten die Milchviehhalter ihre Futterplanungen überdenken. Es sollte nur soviel Futter zugekauft werden, wie unbedingt erforderlich. Günstig ist die aktuell gute Versorgung mit Gras-, Maissilage und Heu. Es sollten die Verluste bei der Lagerung und Vorlage minimiert werden. Auf Grund der gestiegenen Preise lohnt ein besseres Silo- und Trogmanagement noch mehr als früher.
Anzustreben sind Grobfutterleistungen von mindestens 3.500 kg je Kuh und Jahr. Der Einsatz von Kraftfutter bleibt nach wie vor notwendig. Zu vermeiden ist der Luxuskonsum insbesondere in der 2. Hälfte der Laktation. Das Fütterungssystem einphasige TMR ist noch weniger wirtschaftlich als früher. Eine gezielte Rationsplanung und Rationskontrolle ist zur Optimierung der Futterkosten unverzichtbar. Da bei steigender Milchleistung der Futteraufwand je kg Milch fällt, sollte das genetische Leistungsvermögen der Tiere möglichst ausgeschöpft werden. Auf Grund der Nachfrage nach Milch sollte soviel Milch wie möglich produziert werden.
Beim Kraftfutter ist zu prüfen, ob verstärkt Mischfutter entsprechender Qualität zugekauft und das eigene Getreide verkauft werden soll. Ergeben sich Kostenvorteile, so ist dies zu tun. Beim Mischfutterzukauf ist verstärkt auf Qualität zu achten. Es sollten nur energiereiche Mischfutter Verwendung finden. Futter unterhalb der Energiestufe 2 gehören nicht in den Trog. Da das aktuelle Preisniveau auch zu einer Änderung der Mischfutterzusammensetzung führt, sollten die Ergebnisse der Futtermitteltests (VFT, DLG-Gütezeichen) besondere Beachtung finden. Beim Zukauf von energiereichen Saftfuttern (Biertreber, Pressschnitzel, Kartoffelpülpe etc.) ist ein korrekter Preisvergleich zur Beurteilung der Maßnahme zu empfehlen.

Grünlandgebiete haben Vorteile

Traktor fährt auf einem Feld
Auf längere Sicht verschafft die neue Preissituation Vorteile für die mehr grünlandbezogene Milcherzeugung. Die Nutzungskosten der Fläche ist geringer und die zukünftige Gestaltung der Flächenprämien begünstigt ebenfalls das Grünland.
In allen Betrieben sollte der Effizienz der Futterwirtschaft mehr Beachtung geschenkt werden. Der technische Fortschritt in der Ertragserfassung sollte unbedingt genutzt werden. Nur was gemessen wird kann man auch steuern.

Fazit

Die aktuelle Kostensituation beim Futter verbraucht bereits einen erheblichen Teil der Mehrerlöse bei der Milch. Futterzukauf und -einsatz sollten daher stärker geplant und kontrolliert werden. An den optimalen Einsatzrelationen von Grob- und Kraftfutter ändert sich nichts. Luxuskonsum wird jedoch noch teurer. Die grünlandbezogene Milchviehhaltung gewinnt an Wettbewerbskraft. Das genetische Leistungsvermögen der Kühe sollte genutzt werden.