Innovations- und Forschungsprojekt
Einflussfaktor Gülleapplikationstechnik im Praxismaßstab (Grashygiene 2)

Zwei Traktoren mit Düngetechniken Breitverteilung und Schleppschuh auf Feld.

Im Folgeprojekt "Grashygiene 2" wurden 2022-2023 die Versuche an bayerischen Standorten (Landkreis Ansbach, Ebersberg, Rosenheim, Landsberg am Lech, Ostallgäu) fortgeführt. Die Düngung und das Ernteverfahren erfolgte ausschließlich unter der Verwendung von Praxistechnik.

Methodik

Düngung

An jedem Versuchsstandort wurden Grünlandflächen unterteilt und mit unterschiedlicher Düngeapplikation (breitverteilt, Schleppschuh und Schlitzverfahren) gedüngt. Dabei wurde eine nicht separierte, homogenisierte Rindergülle verwendet. Die TM-Gehalte der Güllen lagen dabei zwischen 3,5 und 8,5 %. Als Vergleich zur organischen Düngung wurde eine Teilfläche rein mineralisch gedüngt. Die Ausbringung der Gülle erfolgte möglichst zeitnah nach der Ernte – z. T. direkt am darauffolgenden Tag bzw. innerhalb einiger Tage. Alle Dünge-Applikationen wurden gleichzeitig ohne Zeitversatz auf der Fläche angewendet.

Ernte

Sowohl das Mähen, Zetten bzw. Wenden und Schwaden erfolgte einzeln in jedem Versuchsteilstück mit praxisüblicher Technik unter Beachtung der Empfehlungen für Futterqualität und Hygiene (siehe Empfehlungen in folgendem Link). Bei der Ernte der Flächen wurde nach einer festgelegten Reihenfolge vorgegangen. Begonnen wurde bei der mineralisch gedüngten Fläche und im Anschluss die mit Gülle gedüngten Teilstücke. Beim Mähen wurde auf eine Schnitthöhe von > 7 cm geachtet. Auch bei den Einstellungen des Schwaders wurde auf eine entsprechende Arbeitshöhe geachtet, um erdige Verschmutzungen zu vermeiden. Aus dem Siliergut wurden bei jedem Schnitt getrennt nach Düngevariante Silorundballen erzeugt. Zusätzlich wurde durch die Zugabe eines Siliermittels dessen Einfluss auf die Silagequalität überprüft. Dabei wurde ein DLG-geprüftes biologisches Siliermittel (Wirkungsrichtung 1, Verbesserung des Gärverlaufs, Dosierung gemäß Herstellerangabe) eingesetzt. Dieses wurde über einen Siliermitteldosierer, welcher an der Fronthydraulik des Schleppers montiert wurde, direkt auf den Schwad beim Pressvorgang appliziert.

Einflussfaktor Gülleapplikationstechnik auf die Futterhygiene ("Grashygiene")

Beprobung

Die erste Probenahme erfolgte bereits bei der Ernte. Beim Pressvorgang wurde von jeder Variante aus der Presskammer Anwelkgut entnommen. Dieses wurde auf Siliereignung, Inhaltsstoffe und mikrobiologischen Besatz analysiert.
Nach 90-tägiger Lagerung wurden die durchsilierten Ballen geöffnet und bonitiert. Für eine repräsentative Probenahme wurde jeder Ballen komplett durchgemischt. Im Anschluss erfolgte eine sensorische und optische Prüfung der Silage. Bei den gezogenen Proben wurden Gärqualität, Futterwert und mikrobiologischer Besatz untersucht. Zusätzlich zu den kulturellen Methoden zur Bestimmung des mikrobiologischen Besatzes kam für den Nachweis der Clostridien die neu entwickelte molekularbiologische Methode (qPCR) zur Anwendung. Diese Methode kann neben pathogenen Clostridien (Cl. perfringens, Cl. botulinum) auch Gärschädlinge wie Cl. butyricum/tyrobutyricum erfassen. Im Gegensatz zu den kulturellen Methoden kann keine Unterscheidung von lebenden und toten Zellen gemacht werden. Ein direkter quantitativer Vergleich mit anderen kulturellen Methoden ist daher nicht zulässig. Da Clostridien Sporenbildner und daher sehr widerstandsfähig sind, dürfte der Unterschied zwischen molekularbiologischer und kultureller Methode moderat ausfallen.
Die statistische Auswertung der Daten erfolgte im Auftrag durch das Institut für Statistik der LMU München unter Verwendung der Software R. In den Tabellen sind die Estimated Marginal Means (emmean-Werte) und die gemittelten Standardfehler (S) dargestellt. Signifikante Unterschiede (p < 0,05) sind mit unterschiedlichen Hochbuchstaben (Tukey-Test) gekennzeichnet, sofern diese als fachlich relevant einzuschätzen sind. Diese Einschätzung erfolgte basierend auf den Analysespielräumen (Rohstoffanalysen nach VDLUFA; validierte Hausmethoden) oder durch die Bewertung von Parametern anhand anzustrebender Werte. Ebenso ist bei mikrobiellen Untersuchungen mit analyse-bedingten Spannweiten zu rechnen.

Ergebnisse

Inhaltsstoffe

Trockenmasse
Die Trockenmassegehalte variierten witterungsbedingt bei den einzelnen Schnitten. Der Zielbereich von 30 - 40 % wurde bei den einzelnen Schnitten nicht immer erreicht; beim ersten Schnitt und Herbstschnitten lag die Trockenmasse in einigen Fällen < 30 %. Bei den Sommerschnitten teilweise über 40 % TM. Daher ergaben sich im Mittel höhere TM-Gehalte, die zwischen 38,4 % und 42,2 % lagen. Bei der gewählten Sillierform der Rundballensilage sind höhere Gehalte allerdings weniger problematisch als im Fahrsilo gerade in Hinblick auf Verdichtbarkeit, da durch die sofortige Wicklung ein zügiger Luftabschluss erfolgt und bei Öffnung eine zügige Verfütterung möglich ist.
Rohprotein
Die mittleren Rohproteingehalte (CP) schwankten zwischen den Düngevarianten nur geringfügig und lagen leicht unterhalb des anstrebten Richtwerts von mind. 160 g/kg TM. Die CP-Gehalte zeigten von Schnitt zu Schnitt Schwankungen, die hauptsächlich auf die Witterung und den Erntezeitpunkt zurückzuführen waren.
Rohasche
Der Rohaschegehalt (CA) kann als Indikator für Verschmutzung im Futter herangezogen werden. Neben erdigen Verschmutzungen enthält das Gras selbst einen Rohasche-Anteil. Je höher der Blätteranteil, umso höher ist der natürliche Rohaschegehalt. Leguminosen und Kräuter weisen deutlich höhere Mineralstoffgehalte auf als Gräser. Somit hat die Zusammensetzung des Pflanzenbestandes einen starken Einfluss auf den Rohaschegehalt. Die mittleren Gehalte an Rohasche der Ausgangsmaterialien waren bei allen vier Düngevarianten nicht erhöht und unterschieden sich nicht signifikant. Der niedrigste Mittelwert lag mit 93 g/kg TM bei der Schleppschuhtechnik, der höchste Gehalte mit 103 g/kg TM bei der Breitverteilung.
Wasserlösliche Kohlenhydrate und Vergärbarkeitskoeffizient
Bei den wasserlöslichen Kohlenhydraten (WLK) wurden die verschiedenen in der Pflanze enthaltenen Zuckerarten bestimmt. Insgesamt lagen die Gehalte an WLK deutlich über dem angestrebten Wert von mindestens 60 g/kg TM. Somit stand den Milchsäurebakterien genügend Substrat für den Gärprozess zur Verfügung.
Zur Einschätzung der Silierbarkeit wird das Verhältnis wasserlöslicher Kohlenhydrate zur Pufferkapazität herangezogen und sollte mindestens bei dem Wert 2 liegen. Ein Vergärbarkeitskoeffizient (VK) von größer 45 zeigt eine gute Silierfähigkeit des Materials an. Die beiden Kenngrößen wurden bei allen vier Varianten im Mittel erreicht. Damit waren die Siliervorrausetzungen für alle Varianten als gleich gut einzustufen.
Eisen
Als Parameter für erdige Verschmutzung kann zusätzlich der Eisengehalt herangezogen werden (Resch et al., 2013 (siehe Tabelle)). Zu den natürlichen Eisengehalten in Boden kommt der Abrieb durch die Erntegeräte. Die mittleren Eisengehalte der Düngevarianten „Mineralisch“, „Schleppschuh“ und „Schlitztechnik“ sind in Klasse 1 mit Verschmutzungsgrad „sauber“ einzustufen. Die Düngevariante „Breitverteilung“ ist mit 468 mg/kg TM im Mittel in Klasse 2 mit Verschmutzungsgrad „leicht verschmutzt“ einzustufen. Insgesamt ist der Verschmutzungsgrad bei allen Varianten damit als gering zu bewerten.
Klassifizierung des Verschmutzungsgrades von Dauerwiesenfutter anhand des Eisengehaltes (Resch et al. 2013)
KlasseVerschmutzungsgradEisen [mg/kg TM]Sandanteil [g/kg TM]
1sauberunter 400unter 13
2leicht400 bis 80013 bis 19
3mäßig800 – 1.50019 bis 30
4stark1.500 – 3.00030 bis 53
5sehr starküber 3.000über 53

Zwischenfazit
Die Düngeapplikationsarten hatten keinen Einfluss auf die Beschaffenheit/Siliereignung des Anwelkguts (siehe Tabelle).
Es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den Düngevarianten

Inhaltsstoffe und Kenngrößen der Silierbarkeit des Anwelkgutes von allen Schnitten aus 2022 und 2023 (Mittelwert (emmean) und Standardfehler), ausgewählte Parameter
ParameterRichtwerteDüngevariante mineralisch Düngevariante Breitverteilung Düngevariante Schleppschuh Düngevariante Schlitztechnik p-Werte Variantep-Werte Schnitt
N = 23N = 23N = 26N = 10
TM [%]30-4038,4 (3,2)39,4 (3,2)41,5 (2,8)42,2 (4,5)0,277<0,001
CP [g/kg TM]160-170156 (5,6)153 (5,6)153 (4,9)147 (8,0)0,451<0,001
CA [g/kg TM]<100 bzw. 90*95 (4,2)103 (4,2)93 (3,7)96 (6,0)0,061<0,001
ADFom [g/kg TM]<260 bzw. <280*272 (6,1)272 (6,2)273 (5,4)265 (8,7)0,698<0,001
NEL [MJ/kg TM]>6,6 6,1 (0,1)6,1 (0,1)6,1 (0,1)6,2 (0,1)0,7290,038
WLK [g/kg TM]>60139 (8,3)129 (8,3)132 (7,2)147 (11,2)0,644<0,001
PK40-6058 (2,0)55 (2,0)53 (2,0)58 (2,0)0,0990,001
VK>4559 (3,7)59 (3,7)63 (3,3)64 (5,3)0,2630,007
WLK/PK (Silierbarkeit)>22,6 (0,2)2,5 (0,2)2,7 (0,2)2,7 (0,2)0,299<0,001
NO3 [mg/kg TM]1537 (597)467 (597)481 (250)-24 (845)0,2740,724
Fe [mg/kg TM]354 (99,2)468 (99,2)230 (86,4)226 (140,5)0,1630,355
* 1.Schnitt bzw. Folgeschnitte
Erläuterungen
hochgestellte Buchstaben zeigen fachlich relevante Unterschiede zwischen den Düngevarianten bei p < 0,05
TM=Trockenmasse
CP=Rohprotein
CA=Rohasche
ADFom=Acid Detergent Fibre (nach Veraschung)
Fe=Eisen
WLK=Wasserlösliche Kohlenhydrate
PK=Pufferkapazität [g Milchsäure/kg TM]
VK=Vergärbarkeitskoeffizient: TM (in %) + 8 * WLK/PK
NO3 = Nitrat
NEL= Nettoenergie-Laktation [MJ/kg TM]

Mikrobiologie

Bezugnehmend auf die verschiedenen Düngevarianten, ergaben sich bei der aeroben mesophilen Gesamtkeimzahl, Laktobazillen, Milchsäurebakterien, Enterobakterien, E. coli, Hefen und Schimmelpilzen im Anwelkgut weder fachlich relevante noch statistisch signifikante Unterschiede. Die detektierten Keimgehalte zeigen den natürlichen Schwankungsbereich. Unterschiedliche Witterungsverhältnisse an den verschiedenen Standorten der beiden Erntejahre haben einen entscheidenden Einfluss auf den mikrobiellen Besatz des Anwelkguts.
In den mit qPCR gemessenen Daten ließen sich für die Anzahl Clostridien rechnerisch signifikante Unterschiede zwischen den Düngevarianten erkennen. Diese sind aus den folgenden Gründen fachlich nicht relevant: Die Clostridiengehalte lagen mit Werten zwischen 1-2 log10 Äquivalent KbE/g auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Gülleausbringungsarten, auch wenn statistisch signifikant, bewegten sich unter der Grenze von 0,5 log10 Äquivalent KbE/g, die allgemein in der Mikrobiologie als biologisch relevant angesehen wird.
Auch der Schnitt hatte einen statistisch signifikanten Einfluss auf die mittels qPCR gemessene Anzahl Clostridien, indem spätere Schnitte tendenziell höhere Zahlen aufwiesen. Herbstschnitte bergen eine größere Gefahr an erdigen Verunreinigungen und diese können zu einem höheren Clostridienbesatz im Anwelkgut führen. Ob dies auch zu Fehlgärungen führt, ist wiederum an einen schnell einsetzenden Silierprozess und einer damit verbundenen raschen pH-Wert-Absenkung gekoppelt.

Zwischenfazit
Die Düngeapplikationsart - egal ob mineralisch oder organisch – hat keinen relevanten Einfluss auf den mikrobiellen Besatz des Anwelkguts (siehe Tabelle).

Kenngrößen der mikrobiologischen Untersuchung des Anwelkgutes von allen Schnitten aus 2022 und 2023 (Mittelwert (emmean) und Standardfehler), ausgewählte Parameter
Parameter Düngevariante MineralischDüngevariante BreitverteilungDüngevariante SchleppschuhDüngevariante Schlitztechnikp-Werte Variantep-Werte Schnittp-Werte Siliermittel
log10 KbE/gN = 38N = 37N = 42N = 18
Milchsäurebakterien5,5 (0,2)5,5 (0,2)5,4 (0,2)5,6 (0,3)0,7980,0120,001
Laktobazillen5,1 (0,2)5,0 (0,2)5,0 (0,2)5,3 (0,3)0,9350,0020,005
Enterobakterien6,6 (0,1)6,5 (0,1)6,4 (0,1)6,5 (0,2)0,267<0,0010,442
E. coli1,3 (199)0,9 (199)0,6 (199)0,9 (199)0,0550,0110,734
Hefen5,9 (0,1)5,9 (0,1)5,8 (0,1)5,8 (0,1)0,0880,2030,183
Clostridien (qPCR) *1,1 (143)1,8 (143)1,4 (143)1,6 (143)<0,0010,0290,647
Erläuterungen
verschiedene hochgestellte Buchstaben zeigen fachlich relevante Unterschiede zwischen den Düngevarianten bei p < 0,05
* Clostridien: Äquivalent log10 KbE/g
bei Clostridien zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Varianten, die jedoch fachlich als nicht relevant einzustufen sind, daher keine Hochbuchstaben.

Gärqualität

Insgesamt wurden 257 Silagen in den beiden Versuchsjahren hergestellt: 78 Silagen der Variante „mineralisch gedüngt“, 67 Ballen von „breitverteilt“ gedüngten Flächen, 76 Silagen der Variante „Schleppschuh“ und 36 Ballen von Flächen, welche mit dem „Schlitzgerät“ gedüngt wurden. Insgesamt wurden überwiegend gute bis sehr gute Gärqualitäten beobachtet.
Die gebildeten Mengen an Milch- und Essigsäure lagen im Mittel bei allen Düngevarianten unterhalb des angestrebten Orientierungsbereichs. Ursache hierfür war die höhere Trockenmasse bei einigen Schnitten, die zur Folge hatte, dass weniger bakterielle Aktivität und damit verbunden weniger Säuren gebildet wurden. Bei den Milchsäure- und Essigsäuregehalten gab es einen signifikanten Unterschied zwischen den Düngevarianten: allerdings nur im Vergleich zur mineralischen Düngung als Kontrolle im Vergleich zur organischen Düngung. Hierbei sind die Unterschiede als fachlich nicht relevant einzustufen. Der Milchsäuregehalt der mineralischen Variante (36 g/kg TM) lag nur geringfügig höher als die der organisch gedüngten Varianten, welche sich wiederum untereinander nicht unterschieden. Die Buttersäuregehalte bewegten sich insgesamt auf einem niedrigen Niveau unter oder lediglich leicht über dem Richtwert von < 3 g/kg TM. Analog zu den Milchsäuregehalten haben sich auch bei den Buttersäuregehalten signifikante Unterschiede zwischen den Düngevarianten ergeben, die als fachlich nicht relevant einzustufen sind.
Die Zugabe eines biologischen Siliermittels zeigte neben der signifikanten Wirkung hinsichtlich den Milchsäuregehalten auch signifikante Unterschiede bei den Buttersäuregehalten. In den Ballen mit zugesetzten Milchsäurebildnern wurde mehr Milchsäure gebildet; die Buttersäuregehalte waren niedriger. Ein Einsatz eines geeigneten Siliermittels ist angeraten, um den Silierprozess zu steuern und mit größerer Sicherheit gute Qualitäten zu erreichen. Die Anwendung und Dosierung gemäß Herstellerangabe sind zu beachten.

Zwischenfazit
Die Düngeapplikationstechnik hatte keinen fachlich relevanten Einfluss auf die Gärqualität (siehe Tabelle).

Gärqualität der erzeugten Rundballensilagen von allen Schnitten aus 2022 und 2023 (Mittelwert (emmean) und Standardfehler), ausgewählte Parameter
ParameterRichtwerteDüngevariante mineralischDüngevariante BreitverteilungDüngevariante Schleppschuh Düngevariante Schlitztechnik p-Werte Variantep-Werte Schnittp-Werte Siliermittel
N = 78N = 67N = 76N = 36
TM [%]30-4032,5 (1,7)34,2 (1,7)36,9 (1,5)34,5 (2,1)0,089<0,0010,003
Milchsäure [g/kg TM]>5035,5 (2,4)32,4 (2,5)28,6 (2,2)32,6 (3,1)0,029<0,001<0,001
Essigsäure [g/kg TM]20-306,8 (0,8)4,5 (0,8)4,2 (0,7)4,1 (1,0)<0,001<0,0010,618
Buttersäure [g/kg TM] *<31,7 (0,5)2,5 (0,5)3,7 (0,4)2,4 (0,6)<0,001<0,001<0,001
NH3 N/Nges [%]<86,1 (0,4)5,1 (0,4)5,2 (0,4)4,9 (0,5)0,079<0,001<0,001
pH-Wert **4,3-4,84,6 (0,1)4,6 (0,1)4,7 (0,1)4,6 (0,1)0,032<0,0010,112
Erläuterungen:
verschiedene hochgestellte Buchstaben zeigen fachlich relevante Unterschiede zwischen den Düngevarianten bei p < 0,05
Unterschiede zwischen den Varianten bei den Parametern Milch-, Essig- und Buttersäure sind als fachlich nicht relevant einzustufen, daher keine Hochbuchstaben.
* Werte > 3 g/kg TM deuten auf Fehlgärungen mit hohen Inhaltsstoff- und Trockenmasseverlusten
** je niedriger der TM-Gehalt, umso niedriger muss der pH-Wert sein

Inhaltsstoffe

Bei den Inhaltsstoffen wurden Poolproben untersucht, was bedeutet, dass Ballen innerhalb einer Düngevariante und eines Ernteschnitts des jeweiligen Standorts gemischt wurden.
Trockenmasse
Die anzustrebenden Trockenmassegehalte (30 - 40 %) wurden im Mittel bei allen vier Varianten erreicht. Einzelne Schnitte im Frühjahr und Herbst zeigten niedrigere, manche Sommerschnitte höhere Trockenmassegehalte. Die Unterschiede in der Trockenmasse im Vergleich zum Anwelkgut lassen sich auf die Stichprobengröße und Probenahme zurückführen.
Rohprotein
Die Mittelwerte der Rohproteingehalte der Varianten lagen im anzustrebenden Bereich (> 160 g/kg TM). Da der Rohproteingehalt vor allem vom Erntezeitpunkt beeinflusst wird, ist der Schnitt somit ein signifikanter Faktor.
Wasserlösliche Kohlenhydrate
Bei den Gehalten an wasserlöslichen Kohlenhydraten zeigte sich im Vergleich zum Anwelkgut, dass sich die Mengen im Zuge der Säurebildung im Silierprozess deutlich reduziert haben. Die Restzuckergehalte bestätigen zudem, dass den Milchsäurebakterien ausreichend Zucker zur Säurebildung zur Verfügung gestanden hat. Fachlich gesehen, handelt es sich bei den signifikanten Unterschieden nicht um fachlich relevante.
Rohasche
Die Rohaschegehalte der Silagen waren im Mittel, wie auch im Anwelkgut, bei allen Düngevarianten als nicht erhöht einzustufen.
Energie (NEL)
Die mittleren Energiegehalte (NEL) lagen bei 6,1 MJ/kg TM. Der Energiegehalt ist eine rechnerische Größe, der sich aus verschiedenen Parametern zusammensetzt. Besonders hohe ADFom -Gehalte senken zum Beispiel den Energiegehalt ab. Daher ergeben sich auch deutliche Schwankungen zwischen den Schnitten und den jeweiligen Standorten. Die Düngevariante hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Energiegehalte.

Zwischenfazit
Die Düngevarianten hatten keinen signifikanten Einfluss auf die Inhaltsstoffe und Energiegehalte der hergestellten Rundballensilagen (siehe Tabelle).

Inhaltsstoffe und Energiegehalte der erzeugten Rundballensilagen aus 2022 und 2023 (Mittelwert und Standartfehler), ausgewählte Parameter
ParameterRichtwerteDüngevariante mineralisch Düngevariante BreitverteilungDüngevariante Schleppschuh Düngevariante Schlitztechnik p-Werte Variantep-Werte Schnittp-Werte Siliermittel
N = 29N = 29N = 31N = 15
TM [%]30-4033,2 (3,0)34,8 (3,0)38,0 (2,7)35,8 (3,8)0,333<0,0010,068
CA [g/kg TM]<90 bzw. <100*95 (3,0)98 (3,0)94 (2,7)97 (3,8)0,133<0,0010,018
CP [g/kgTM]160-170163 (5,8)162 (5,8)161 (5,2)165 (7,3)0,862<0,001<0,001
ADFom [g/kg TM]<260 bzw. <280*285 (5,9)282 (5,9)287 (5,3)276 (7,4)0,362<0,001<0,001
WLK [g/kg TM]30-6029 (2,9)27 (3,0)27 (2,7)27 (3,8)0,0150,0010,039
NEL [MJ/kg TM]>6,6 6,1 (0,1)6,1 (0,1)6,1 (0,1)6,2 (0,1)0,573<0,0010,005
* 1.Schnitt bzw. Folgeschnitte
Erläuterungen
verschiedene hochgestellte Buchstaben zeigen fachlich relevante Unterschiede zwischen den Düngevarianten bei p < 0,05
Die Unterschiede bei den WLK-Gehalten der Varianten sind fachlich nicht relevant/keine Beobachtungen, daher keine Hochbuchstaben
TM = Trockenmasse
CP = Rohprotein
ADFom = Acid Detergent Fibre (nach Veraschung)
CA = Rohasche
NEL = Nettoenergie-Laktation
WLK=Wasserlösliche Kohlenhydrate

Mikrobiologie

Für die Untersuchung standen 243 Proben zur Verfügung. Als Indikatorkeime für fäkale Verunreinigungen wurde das Vorkommen von Enterobakterien und E. coli untersucht. E. coli wurde lediglich in einer Probe detektiert. Enterobakterien wurden in allen Düngevarianten bei insgesamt 16 Silagen (6,6 %) nachgewiesen. Es wurden auch bei der mineralisch gedüngten Variante (Maximalwert 4,7 log10[/sub ]KBE/g) Enterobakterien nachgewiesen. Insgesamt bewegten sich die Befunde auf einem niedrigen Niveau (Median 2,9 log[sub]10 KBE/g). Zusammenfassend konnte somit festgestellt werden, dass (geringe) fäkale Verunreinigungen unabhängig von der organischen Düngung vorkommen können.
In 194 (80,8 %) der Silagen konnten keine Schimmelpilze nachgewiesen (Nachweisgrenze 2,0 log10 KBE/g) werden. Der Median lag mit 2,6 log10 KBE/g auf einem niedrigen Niveau. Der höchste Wert (4,7 log10 KBE/g) wurde in einem Rundballen detektiert, welcher von einer mineralisch gedüngten Fläche gewonnen wurde. Für das Wachstum von Schimmelpilzen sind zwingend aerobe Bedingungen nötig, die meist auf Verletzungen der Folie zurückzuführen sind. Dies kann begünstigt werden, wenn das Material etwas „strohiger/starrer“ ist (späterer Schnitt, höhere ADFom-Gehalte, höherer Trockenmassegehalt) oder wenn beim Pressvorgang die angestrebte Verdichtung nicht erreicht wurde. Aber auch bei der Lagerung kann es zu Beschädigungen der Folie kommen (Verletzungen der Folien beispielsweise durch Vögel, Mäuse, oder zu hohe Stapelhöhen). Dies erlaubt einen Luftzutritt, was wiederum zu ein Schimmelwachstum führen kann.
Die Gehalte der Clostridien-DNA in den Silagen lagen insgesamt auf einem niedrigen Niveau und nur leicht über denen des untersuchten Anwelkguts (1,9 - 2,3 Äquivalent zu log10 KbE/g vor der Silierung, 2,3 - 2,6 Äquivalent zu log10 KbE/g nach der Silierung). Die beobachteten rechnerischen Unterschiede sind fachlich nicht relevant.

Zwischenfazit
Die Düngeapplikationsart hatte keinen relevanten Einfluss auf die mikrobiologische Qualität der erzeugten Grassilagen (siehe Tabelle)

Mikrobiologische Befunde der erzeugten Rundballensilagen aus 2022 und 2023 (Mittelwert (emmeans) und Standardfehler), ausgewählte Parameter
ParameterDüngevariante mineralischDüngevariante Breitverteilung Düngevariante SchleppschuhDüngevariante Schlitztechnikp-Werte Variantep-Werte Schnittp-Werte Siliermittel
log10 KbE/gN = 73N = 63N = 72N = 35
Milchsäurebakterien6,7 (0,2)6,5 (0,2)6,7 (0,2)6,4 (0,2)0,371<0,001<0,001
Laktobazillen6,5 (0,2)6,3 (0,2)6,6 (0,1)6,3 (0,2)0,405<0,0010,002
Hefen 2,7 (0,2)2,6 (0,2)2,4 (0,1)2,7 (0,2)0,049<0,0010,017
Clostridien (qPCR) *2,3 (0,1)2,6 (0,1)2,5 (0,1)2,5 (0,2)<0,001<0,0010,373
Erläuterung
verschiedene hochgestellte Buchstaben zeigen fachlich relevante Unterschiede zwischen den Düngevarianten bei p < 0,05
* Clostridien: Äquivalent log10 KbE/g
p-Werte für Clostridien zeigten zwar einen signifikanten Einfluss der Variante, die Unterschiede sind jedoch fachlich nicht relevant, daher keine Beobachtungen/keine Hochbuchstaben.

Fazit
Zusammenfassend ließ sich feststellen, dass kein Einfluss der Gülleapplikationstechnik auf die Futterhygiene und -qualität zu beobachten war. Mit allen Techniken konnten an allen Standorten und Schnitten in beiden Versuchsjahren überwiegend gute bis sehr gute Silagen hergestellt werden.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen somit, dass die streifenförmige Gülleausbringung im Futterbaubetrieb bei der Erzeugung hygienisch unbedenklicher Grassilagen kein höheres Risiko im Vergleich zur Breitverteilung birgt. Die Anwendung der guten fachlichen Praxis ist bei jeglicher Düngung und im ganzen Prozess der Futterherstellung und -lagerung zu beachten.

Weitere Informationen zum Gesamtprojekt

Projektinformation
Projektleitung und -bearbeitung:
Dr. Katrin Harms (LfL-Tierernährung, Grub), Barbara Misthilger (LfL-Tierernährung, Grub), Dr. Mariana Schneider (LfL-Tierernährung, Grub), Selina Volkmer (LfL-Tierernährung, Grub), Prof. Dr. Hubert Spiekers (LfL-Tierernährung, Grub), Prof. Dr. Claudia Guldimann (LMU, München), Hanna Geißler (LMU, München), Sabrina Würfl (LMU, München), Dr. Michael Diepolder (LfL-IAB, Freising), Sven Raschbacher (LfL-IAB, Freising), Julian Goppelt (LfL-IAB, Schwarzenau), Abteilung Laboranalytik (LfL-AL3, Grub)
Projektlaufzeit: 01.04.2022–31.03.2024
Finanzierung durch: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Förderkennzeichen: A/21/19