Anforderungen an wesentliche Eigenschaften der Futtergräser aus Sicht der Fütterung von Milchkühen

Gras 4

Die Milchkuhfütterung basiert auf Gras und Grasprodukten. Durch die EU-Agrarreform wird die Milchviehhaltung auf Grünlandbasis gestärkt. Auf der anderen Seite steigen die Anforderungen an das Futter durch den Anstieg der Leistung und den Notwendigkeiten im Bereich des Umwelt- und des Verbraucherschutzes. In diesem Spannungsfeld ergeben sich die Anforderungen an die Futtergräser aus Sicht der Milchkuhfütterung. Dazu kommt die Kostensituation in der Milchviehhaltung. Im Bereich der Futterproduktion ergibt sich die Notwendigkeit die Kosten zu senken und gleichzeitig die Leistung aus dem Grobfutter zu erhöhen.

An die Futtergräser ergeben sich folgende Anforderungen

  1. Hohe Futteraufnahme:
    Erste und grundlegende Anforderung ist eine gute Akzeptanz der Gräser durch die Kuh. Von Einfluss sind hier die Verdaulichkeit, die Passagerate sowie physikalische und geschmackliche Aspekte. Der Rückgang der Verdaulichkeit bei steigendem Fütterungsniveau (hohe Milchleistung) sollte gering sein.
  2. Gute Strukturwirkung (SW):
    Gras und Grasprodukte (Heu, Silage) müssen die Strukturwirkung der Ration gewährleisten. Dies sind Speichelfluss und die Gleichmäßigkeit der Fermentation im Vormagen. Der Strukturwert (SW) sollte entsprechend hoch liegen.
  3. Günstige Kotkonsistenz:
    Neben der Strukturwirkung ist die Auswirkung der Gräser auf die Kotkonsistenz zu beachten. Von Einfluss sind hier die Mineralstoffgehalte und weitere Größen, die die Eindickung im Dickdarm und die Kotbildung beeinflussen.
  4. Hohe Energielieferung:
    Um die Kuh auszufüttern, muss die Ration eine ausreichende Energiedichte aufweisen. Ferner soll der Energieanteil aus Grasprodukten hoch liegen, um eine entsprechende Grobfutterleistung zu realisieren. Bei der Grassilage sollte der Energiegehalt im 1. Schnitt daher 6,4 MJ NEL je kg Trockenmasse erreichen. Für die weiteren Schnitte ist ein Wert oberhalb von 6,0 MJ NEL je kg TM anzustreben. Die Gräser sollten die entsprechenden Voraussetzungen bei hohem Ertragspotential aufweisen.
  5. Günstige Nährstoffzusammensetzung:
    Neben der Energie sollte das Gras auch passende Gehalte an Kohlenhydraten, Protein, Mineral- und Wirkstoffen enthalten. Bei den Kohlenhydraten ist das Ziel ein hoher und gleich-mäßiger Abbau im Vormagen. Die Gehalte an Zucker, Hemicellulose und Pektin sind dies-bezüglich zu beachten. Der Proteingehalt sollte in einem engen auf den Energiegehalt abgestimmten Bereich liegen. Bei den Mineralstoffen sind Extreme und damit Unausgewogenheiten zu vermeiden. Ansonsten empfiehlt sich der Ausgleich über die Beifütterung.
  6. Hygienisch einwandfrei:
    Das Gras sollte hygienisch den Anforderungen an ein hochwertiges Futtermittel genügen. Entsprechend niedrig sollte die Anfälligkeit für Rost und Fusarien liegen.
  7. Proteinqualität:
    Das Rohprotein sollte in erster Linie aus Protein bestehen und eine nicht zu hohe Abbaubarkeit im Vormagen aufweisen. Möglicherweise ist zukünftig auch das Aminosäuremuster zu beachten.
  8. Nutzungselastizität:
    Um die notwendige Flexibilität im Erntezeitpunkt zu haben, ist die Nutzungselastizität zu beachten.
  9. Kostengünstige Erzeugung:
    Bezogen auf die Energieeinheit sollte eine kostengünstige Erzeugung möglich sein. Neben dem Ertrag ist die Ausdauer hier von Belang.
  10. Eignung für Weide, Silage und Heu:
    Das Gras sollte für die angestrebte Nutzungsform besonders geeignet sein. Je nach Nutzung als Weide, Silage oder Heu sind unterschiedliche Kriterien besonders zu beachten. Bei der Weide ist dies die Weidefähigkeit und bei der Silage die Silierfähigkeit.
Gras 1
Welche der aufgeführten Kriterien im Einzelbetrieb maßgebend sind hängt von den dortigen Bedingungen und Zielen ab. Aus Sicht der Fütterung gilt es generell das genetische Potential der Gräser besser zu nutzen. Für die Auswahl der Gräser sollten die wesentlichen Eigenschaften zu Qualität und Ertrag im Vordergrund stehen. Für den Erfolg im Betrieb gilt es das Gras bzw. die Grasprodukte gezielt zu ergänzen.
Weitere Informationen zum Anbau von Gräsern, Kleegras und Luzerne:

Grünlandschwad

Mehr zum Thema

Mehr Milch aus Grobfuttereiweiß

Ein Fokus der Lehr-, Versuchs- und Fachzentren liegt auf der gezielten Nutzung ihrer Futterflächen. Der größte Anteil des Proteins in der Milchviehfütterung wird aus dem betriebseigenen Grobfutter bereitgestellt. Dabei kann hochwertiges Eiweiß aus Gras, Klee und Luzerne die notwendige Ergänzung mit zugekauftem Kraftfutter reduzieren. Ein Ansatzpunkt für eine Erhöhung des Anteils an heimischem Grobfutter ist eine entsprechende Flächennutzung. Mehr