Dinkel im Spelz – ein Futter für Mastschweine?

Dinkelkörner im Spelz und daneben unbespelzt.

Dinkelkörner im Spelz und unbespelzt rechts oben

Aufgrund der verstärkten Nachfrage nach Dinkelmehl steigt die Anbaufläche von Dinkel in Deutschland kontinuierlich an. In Bayern belief sich 2023 die Anbaufläche von Dinkel auf rund 36.000 Hektar.
Dinkel, der auch als Spelzweizen bezeichnet wird, benötigt im Gegensatz zum freidreschenden Weich- und Hartweizen zur weiteren Verarbeitung einen zusätzlichen Arbeitsgang (Rellen beziehungsweise Schälung), um die Körner von der Hüllspelze zu trennen. Wie Emmer und Einkorn wird Dinkel im Spelz geerntet.
In den letzten Jahren vermehrten sich die Anfragen, ob Dinkel im Spelz auch in Mastschweinerationen eingesetzt werden kann, ohne dass dabei die Leistungen negativ beeinflusst werden. Insbesondere Chargen, die sich durch eine geringere Backqualität auszeichnen, sind beziehungsweise waren kostengünstig auf dem Markt erhältlich.
In vorliegender Untersuchung wurde untersucht, welche Effekte die Verfütterung von ansteigenden Mengen an Dinkel im Vergleich zu einer konventionellen Ration auf Basis von Weizen und Gerste auf die Mastleistung und Schlacht­körper­beurteilung von Schweinen hat.

Versuchsdurchführung

Der Versuch wurde zwischen Mai und September 2023 am Ausbildungs- und Versuchszentrum des Staatsguts Schwarzenau der Bayerischen Staatsgüter durchgeführt. Dazu wurden 192 Tiere der Rasse nach Lebendmasse, Abstammung und Geschlecht ausgewählt und gleichmäßig auf zwei Versuchsgruppen aufgeteilt. Die Tiere wurden in 16 Buchten gehalten und flüssig am Langtrog mit Sensor gefüttert. Der Futterverbrauch wurde pro Bucht, die täglichen Zunahmen für das Einzeltier ermittelt.

Versuchsgruppen

  • Kontrollgruppe ohne Dinkel
  • Dinkelgruppe mit 20 Prozent (Anfangsmast), 25 Prozent (Mittelmast) und 30 Prozent (Endmast) Dinkel im Spelz in der Ration

Ergebnisse

Mastleistungen

Tägliche Zunahmen
Die täglichen Zunahmen lagen im Versuchsmittel mit 843 Gramm in der Kontroll- und 812 Gramm in der Dinkelgruppe auf einem für das Staatsgut Schwarzenau eher niedrigen Niveau. Der Unterschied war statistisch signifikant.
Signifikante Unterschiede traten erst in der Endmast auf. Da dies unter anderem auch Engpässen im Versuchs­schlachthaus geschuldet war, wurde zusätzlich eine Auswertung der täglichen Zunahmen bis zum ersten Schlachttermin in Woche 12 durchgeführt. Bis zum ersten Schlachttermin ließ sich kein statistisch signifikanter Unterschied bei den Tageszunahmen mit 818 und 804 Gramm nachweisen.
Aus der nachfolgenden Grafik geht der Verlauf der Lebendmassen der Tiere beider Versuchsgruppen hervor.
Futterverbrauch und Aufnahme an umsetzbarer Energie
Im Mittel der Mast wurden 2,4 Kilogramm (Kontrolle) beziehungsweise 2,3 Kilogramm (Dinkelgruppe) Futter pro Tier und Tag verbraucht. Aufgrund des numerisch niedrigeren Futterverbrauchs verbunden mit niedrigeren ME-Gehalten der Dinkelrationen ergab es sich, dass im Versuchsmittel die ME-Aufnahme in der Kontrollgruppe mit 30,8 Megajoule signifikant höher lag als in der Dinkelgruppe mit 28,6 Megajoule.
Futteraufwand und Aufwand an umsetzbarer Energie pro Kilogramm Zuwachs
Im Mittel der Mast belief sich der Futteraufwand pro kg Zuwachs auf 2,90 Kilogramm in der Kontroll- und auf 2,85 Kilogramm in der Dinkelgruppe. Der ME-Aufwand pro kg Zuwachs betrug im Versuchsmittel 37,3 Megajoule in der Kontroll- und 35,8 Megajoule in der Dinkelgruppe.

Schlachtkörperbeurteilung und Schlachterlöse

Auf die Mehrzahl der untersuchten Schlachtkörper­merkmale zeigte sich kein Effekt der Fütterung. Beim Speckmaß sowie beim bezahlungs­relevanten Muskelfleisch­anteil war hingegen ein signifikanter Effekt zu erkennen. Die Schlachtkörper der Dinkelgruppe wiesen mit 13,4 Millimetern ein signifikant niedrigeres Speckmaß und mit 60,4 Prozent einen signifikant höheren Muskelfleisch­anteil auf als die der Kontrollgruppe mit 14,1 Millimetern beziehungsweise 59,7 Prozent. Dies kann in Zusammenhang mit den niedrigeren Gehalten an umsetzbarer Energie der Dinkelrationen diskutiert werden.
Die Schlachtgewichte lagen mit wenigen Ausnahmen im optimalen Bereich der zugrundeliegenden Abrechnungsmaske. Da der Muskelfleischanteil in der Dinkelgruppe signifikant höher lag, ergab sich bei der Dinkelfütterung ein um etwas mehr als 1 Cent höherer Auszahlungspreis pro Kilogramm Schlachtgewicht, was im Schnitt zu einem Mehrerlös von rund 1 Euro pro Tier führte.

Zusammenfassung und Fazit

Die Mastschweine, die mit hohen Anteilen an Dinkel im Spelz gefüttert wurden, erzielten etwas geringere tägliche Zunahmen als die der Kontrollgruppe. Es zeigte sich aber bei der Dinkelfütterung ein signifikanter positiver Effekt auf den bezahlungs­relevanten Muskelfleischanteil. Durch die Dinkelfütterung konnte somit ein um etwas mehr als 1 Cent höherer Auszahlungs­preis pro Kilogramm Schlachtgewicht erreicht werden, was im Schnitt zu einem Mehrerlös von rund 1 Euro pro Tier führte.
Beträgt der Preis von Dinkel im Spelz 80 bis 85 Prozent des Preises von Futtergerste oder Futterweizen, ist der Einsatz durchaus wirtschaftlich interessant. Die Preise für Dinkel mit guter Backqualität liegen jedoch in aller Regel deutlich höher.