Forschungs- und Innovationsprojekt
Flüssigfütterung von Mastschweinen am Kurztrog mit Sensor
In der Praxis existieren verschiedene Fütterungsverfahren für Mastschweine. Eines dieser Systeme ist die sensorgesteuerte Flüssigfütterung. Es handelt sich um ein Verfahren, bei dem die Tiere mit Flüssigfutter satt versorgt werden, indem der Füllstand des Troges und / oder die Zeitdauer bis zum Leeren des Troges von einem Sensor erfasst wird und bei Bedarf Futter ausgegeben wird. Somit steuern die Tiere selbst entsprechend ihres Futteraufnahmeverhaltens die Futterzuteilung über die Regelelektronik der Fütterungsanlage.
Satt- und Flüssigfütterung
Mastschweinebuchten mit Flüssigfütterung
Ziel dieser sogenannten Sattfütterung ist es, den Tieren eine möglichst hohe Nährstoffaufnahme und Wachstumsleistung zu ermöglichen, ohne jedoch durchgängig Futter vorzulegen. Letzteres ist z.B. bei Breifutterautomaten gegeben. Vielmehr soll der Trog zwischen den Mahlzeiten leer sein.
Da die sensorgesteuerte Flüssigfütterung bisher vor allem in Großgruppen ab etwa 25 Tieren je Bucht eingesetzt wurde, existieren wenig Erfahrungen zum Einsatz in Kleingruppen. Des weiteren sind die Beratungsempfehlungen zum Tier:Fressplatz - Verhältnis noch nicht einheitlich. Seit der Einführung dieses Fütterungssystems verschieben sich die Empfehlungen zusehends in Richtung eines engen Tier : Fressplatz - Verhältnisses. Unabhängig von der Gruppengröße wird unter ökonomischen und futterhygienischen Gesichtspunkten ein möglichst weites Tier:Fressplatz - Verhältnis angestrebt, unter Wahrung einer guten Tierleistung und bei Vermeidung von unnötigen sozialen Spannungen innerhalb der Schweinegruppe. Aus mehreren Untersuchungen mit anderen Fütterungsverfahren ist bekannt, dass ein erweitertes Tier:Fressplatz - Verhältnis zu verschärfter Konkurrenz um das Futter, mehr Aggressionen am Futtertrog, kürzeren Fressdauern, schlechteren Tageszunahmen und einem Auseinanderwachsen der Tiere einer Gruppe führen kann.
Zielsetzung
Ziel dieser vorliegenden Untersuchung war es, den Einfluss der Troglänge auf die Leistung und auf das Verhalten von Mastschweinen in einer Kleingruppe zu klären, um daraus eine Empfehlung für die Troglänge in der Kleingruppe abzuleiten. Weiterhin sollten Erfahrungen mit dem beschriebenen Fütterungssystem gesammelt werden, insbesondere mit dem Einsatz von Mahlzeiten anstatt von Fütterungsblöcken, und den speziellen Einstellungen wie Anzahl und Uhrzeit der Mahlzeiten, Festlegung der Zu- und Abschläge sowie dem Einsatz in einem Außenklimastall.
Untersuchung
Es wurden drei verschiedene Troglängen und damit drei verschiedene Tier : Fressplatz-Verhältnisse bei Mastschweinen miteinander verglichen. In der Endmast von 55 kg bis 115 kg Lebendmasse standen für jeweils 12 Tiere/Bucht Tröge der Länge 1,25 m, 1,50 m und 1,75 m zur Verfügung. Im Mastabschnitt von 30 kg bis 55 kg Lebendmasse wurden 18 Tiere (Sommer) bzw. 20 Tiere (Winter) je Bucht aufgestallt. Gemäß der Einstellung der Fütterungsanlage wurde die Tagesfuttermenge in acht über den gesamten Tag verteilten Mahlzeiten vorgelegt. Über den im Trog installierten Sensor wurde die Zeitspanne vom Ausdosieren des Futters bis zur vollständigen Leerung des Troges erfasst. Dabei führte eine kurze Futterverzehrszeit zu Mengenzuschlägen bei den folgenden Mahlzeiten. Lange Verzehrsdauern wurden als Anzeichen eines geringen Appetits der Tiere interpretiert und führten zu Mengenabschlägen bei den folgenden Mahlzeiten.
Als Kriterien zur Beurteilung der Troglängen wurden die Mastleistung (tägliche Zunahmen in Vor- und Endmast, Mastdauer), die Schlachtleistung (Muskelfleischanteil, Speck- und Fleischmaß, Bauchpunkte, Preisklasse), die Dauer der Futteraufnahme (Dauer der Mahlzeiten) und die Häufigkeiten von aggressiven Aktionen und Verdrängungen unter den Tieren während der Mahlzeiten herangezogen. Die Mast- und Schlachtleistung wurde auf Einzeltierbasis, die Verhaltensmerkmale wurden auf Gruppenbasis erhoben. Insgesamt standen zur Beurteilung der Mast- und Schlachtleistung in der Endmast 12 Wiederholungen je Behandlungsstufe zur Verfügung (3 Durchgänge x 4 Mastgruppen je Durchgang und Troglänge) und zur Beurteilung der Verhaltensmerkmale 8 Wiederholungen (2 Durchgänge x 4 Mastgruppen je Durchgang und Troglänge). Die Verhaltensmerkmale wurden nur in der Endmast erhoben. Je Durchgang kamen in der Endmast 144 Schweine zum Einsatz, insgesamt also 432 Tiere für die Mast- und Schlachtleistung (3 Durchgänge) und 288 Tiere (2 Durchgänge) für die Verhaltensbeobachtungen.
Ergebnisse
Die Troglänge hatte nur auf die Dauer der Mahlzeiten einen signifikanten Einfluss. Der kürzeste Trog mit nur 1,25 m Länge war vom Ausdosieren bis zur Leerung länger belegt als der mittellange und der lange Trog (415 Sekunden/Mahlzeit zu 311 Sekunden/Mahlzeit bzw. 319 Sekunden/Mahlzeit). Die Mast- und Schlachtleistung wurde, ebenso wie die Häufigkeit der aggressiven Aktionen während der Mahlzeiten und der Verdrängungen vom Trog, nicht signifikant von der Troglänge beeinflusst. Das Leistungsniveau war mit Zunahmen von 721 g/Tag in der Vormast und 848 g/Tag in der Endmast (bis zur 12. Mastwoche), einer Mastdauer vom Einstallen bis zur Schlachtung von 109 Tagen und 58,5 % Muskelfleischanteil gut.
Tageszunahmen in der Vormast
Tageszunahmen in der Endmast
Bewertung
Da weder die Mast- und Schlachtleistung, noch die Häufigkeit der aggressiven Aktionen während der Mahlzeiten und der Verdrängungen vom Trog signifikant von der Troglänge beeinflusst wurden, kann unter den Bedingungen des am Versuchsbetrieb angewendeten Fütterungsregimes eine Troglänge von 1,25 m für 12 Endmastschweine und für 18-20 Vormasttiere als ausreichend bewertet werden.
Zum Verbundprojekt liegen weitere Untersuchungen in Form von Heften der LfL-Schriftenreihe und LfL-Informationen sowie ein Dokumentationsband mit ausführlichen Betriebsbeschreibungen vor.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. C. Jais
Projektbearbeitung: U. Schopfer
Laufzeit: 2003 - 2005
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Übergeordnetes Projekt: Verbundprojekt für artgerechte, umweltgerechte und wettbewerbsfähige Tierhaltungsverfahren
Förderkennzeichen: A/03/11
Mehr zum Thema
Ergebnisse aus einem Versuch. Fressplatzteiler sorgen am Langtrog für Ruhe während der Fütterung und verringern die Fressplatzbreite. Ohne Fressplatzteiler können niederrangige Tiere nicht im gewünschten Umfang an den Trog.
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