Forschungs- und Innovationsprojekt
Ad-libitum-Vollmilchtränke bei Fleckviehkälbern

Kalb beim Trinken im Tränkestand in Gruppenbucht
International steigt die Bedeutung der ad libitum Tränke. Kälber, die ab dem ersten Lebenstag Milch in unbegrenzten Mengen aufnehmen können, profitieren von den größeren Milchaufnahmen in Form von höheren Gewichtszunahmen und einer artgerechteren Fütterung.

Ziel

Untersuchungen zeigen, dass durch eine unbegrenzte Tränkeaufnahme in den ersten Lebenswochen die Vitalität der Kälber und die Zunahmen erhöht, die Verluste reduziert, aber auch die Leistungsausprägung und Vitalität der späteren Milchkühe nachhaltig positiv beeinflusst werden können. Die bisherigen Tränkeempfehlungen in den ersten Wochen basieren aber auf einer restriktiven Milchaufnahme.
Ziel dieser Studie war es, Effekte einer ad libitum Milchversorgung während der ersten vier Lebenswochen auf die Gewichtsentwicklung, die Kraftfutteraufnahme, die Tiergesundheit, Blutparameter und das Verhalten von männlichen und weiblichen Fleckviehkälbern zu analysieren. Insbesondere das gegenseitige Besaugen wurde betrachtet.

Tiere, Material und Methoden

Ergebnisse

Schlussfolgerung

  • Eine ad libitum Milchtränke führt bei Fleckviehkälbern zu höheren Gewichtszunahmen. Die ADL Bullenkälber überschritten das Gewicht von 80 kg bereits am 42. Lebenstag, während die männlichen RES Kälber das Verkaufsgewicht erst am 56. Tag erreichten.
  • Die ad libitum Tränke ist tiergerechter, da die Kälber länger und häufiger Milch aufnehmen können und keine Hungerzeiten über den Tag entstehen.
  • Die Untersuchung des Gesundheitsstatur ergab Hinweise, dass die ADL Kälber weniger stark von Durchfall betroffen waren und insbesondere die Behandlungsinzidenz aufgrund von klinischen Anzeichen einer Pneumonie signifikant niedriger war.
  • Zur Vermeidung des gegenseiten Besaugens müssen praktikable Lösungsansätze gefunden werden.
  • Inwieweit diese Tränkemethode langfristige Effekte verursacht und zu einer höheren Futteraufnahme und höheren Milchleistung führt, soll in weiteren Untersuchungen geklärt werden.
  • Die Aufzucht gesunder Kälber bei verkürzter Aufzuchtdauer führte zu der Annahme, dass sich die Mehrkosten für die intensivere Fütterung durchaus lohnen können.
  • Die Ad libitum Tränke nähert sich der natürlichen Milchaufnahme in muttergebundener Aufzucht an und leistet somit einen Beitrag zu mehr Tierwohl. Daher sollte diese Aufzuchtmethode schrittweise in die Praxis der Kälberhaltung in Bayern eingeführt werden.
Projektinformation
Projektleiter: Prof. Dr. K. Reiter, Prof. Dr. M. Erhard
Projektbearbeiter: K. Bernhart, T. Kürn
Laufzeit: Oktober 2014 bis November 2016
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Projektpartner: Lehrstuhl für Tierschutz, Verhaltenskunde, Tierhygiene und Tierhaltung der LMU, TGD, LfL-AVB
Förderkennzeichen: A/14/03