Welche Box mag eine Kuh?
Automatische Ermittlung der Liegeboxenbelegung
Für eine nachhaltig hohe Leistung von Milchkühen sind ausreichende Ruhephasen von mehr als zwölf Stunden täglich unabdingbar. Welche Faktoren beeinflussen die Liegedauer und den Liegekomfort? Dies versucht die LfL in einer langfristigen Erfassung und Auswertung herauszufinden.
Welcher "Park"-Platz ist belegt?
Im Milchviehstall der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Grub wurde ein Ultraschallsystem zur automatischen Erfassung der Liegeboxenbelegung montiert. Hierbei handelt es sich um ein System, das in ähnlicher Form in Parkhäusern zur Ermittlung der freien Parkplätze zum Einsatz kommt. Die eingesetzten Ultraschallsensoren in der Box erfassen im Abstand von 4,5 Sekunden den Zustand von je zwei Schaltpunkten. Durch die beiden Schaltpunkte in der Höhe von zirka 60 cm und 120 cm können die drei Belegungsarten (leer, liegende Kuh, stehende Kuh) unterschieden werden.
Die so gewonnenen Daten werden durch verschiedene Algorithmen plausibilisiert, verdichtet und in einer Datenbank abgelegt. Diese Datenbank beinhaltet neben den Daten der Liegeboxenbelegung noch weitere Messwerte anderer Erfassungssysteme im Gruber Milchviehstall. Zu diesen zählen beispielsweise die Futteraufnahmemenge und Zeit am Wiegetrog, die Milchleistung sowie der Zugang zu Bereichen über die Zugangstore.
Gruber Milchviehstall (Baujahr 1997): Bauliche Ausführung
- Offenfrontstall mit Curtains (Vorhänge bzw. Jalousien) und Spaceboards
- Automatisches Melksystem - Melkroboter (AMS)
- Umtriebsverfahren über gelenkte Durchgangstore
- 65 Liegeboxen in drei Reihen
- Verschiedene Ausführungen von Liegeboxen (Hoch– und Tiefboxen verschiedener Hersteller mit unterschiedlichen Bodenbelägen)
Ergebnisse
Die folgenden Ergebnisse basieren auf den Daten vom 01.01.2015 bis zum 31.12.2015. In dieser Zeit war der Stall durchschnittlich mit 61 Tieren belegt.
Nutzung einzelner Bereiche im Stall
Die Abbildung zeigt die Nutzung der verschiedenen Liegeboxen und gibt Aufschluss über die sehr unterschiedliche Nutzungsintensität der einzelnen Liegeboxen. Eine nähere Betrachtung der Unterschiede scheint daher sinnvoll, um Rückschlüsse auf die Ursachen für dieses Verhalten ziehen zu können.
In der Liegebox 33 sind beispielsweise mehrere negative Einflussfaktoren vereint. Es handelt sich dabei um eine Randbox, direkt an einem Quergang mit Tränke (in aller Regel nicht so intensiv genutzt). Im Kopfraum der Box befindet sich eine Stütze, die das Tier beim Ausüben des Kopfschwungs während des Aufstehens hindert.
Die genannten Punkte treten bei der Box 16 nicht auf. Zusätzlich ist die Nr. 16 etwas breiter als die Nachbarboxen (bedingt durch die Montage unterschiedlicher Aufstallungssysteme im Stall, die Box 16 ist an einem Übergang zwischen zwei Systemen).
Vergleich der 10 am besten und schlechtesten genutzten Liegeboxen
- Kaum Unterschiede in der Nutzung durch stehende Kühe (Die Werte in nahezu allen Boxen liegen in einem ähnlichen Bereich (zwei bis vier Prozent des Tages)
- Geringer Anteil an liegenden Tieren in den schlecht genutzten Liegeboxen
- Gesamtzahl der Besuche der schlecht genutzten Liegeboxen geringer
Die Tiere suchen die unbeliebten Liegeboxen nicht nur deutlich seltener auf, sondern legen sich auch bei einem Besuch überproportional oft nicht ab.
Gründe für die schlechte Nutzung von Liegeboxen
- Randboxen (Liegeboxen an Übergängen oder an der Stallwand)
- Boxen mit einem Hindernis im Kopfbereich des Tiers
Fazit
Es zeigt sich die zentrale Bedeutung des Kopfschwungs für den Aufstehvorgang des Rindes. Das Tier nimmt durch eine Kopfbewegung nach vorn-unten Schwung, um sich leichter auf die Hinterbeine stellen zu können. Hierfür werden ab den Karpalgelenken bis zu 1,2 Meter benötigt. Eine räumliche Beeinträchtigung bei diesem Vorgang erschwert dem Tier das Aufstehen. Liegeboxen mit Hindernissen im Kopfbereich werden deshalb von den Kühen gemieden. Im vorliegenden Stall handelte es sich bei diesen Hindernissen in den meisten Fällen um Säulen des Stalls und Rohre der Aufstallung.