Untersuchungen zum individuellen Futteraufnahmeverhalten bei Mastbullen
Die Futteraufnahme beeinflusst maßgeblich das Mastergebnis. Kenntnisse zum Futteraufnahmeverhalten sind dabei von besonderer Bedeutung. Das Ziel der Untersuchungen war die Erfassung des individuellen Futteraufnahmeverhaltens von Mastbullen. Es sollten Erkenntnisse gesammelt werden, wie viel, in welcher Zeit und mit welcher Intensität die Tiere fressen.
Methode
135 Fleckviehfresser wurden in verschiedenen Haltungsbedingungen eingestellt (Tretmist, Betonspaltenboden mit/ohne Gummiauflage) und wurden mit 3 verschiedenen Rationen in Wiegetrögen mit Einzeltiererkennung gefüttert bei einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 2:1. Die Datenerfassung erfolgte während der gesamten Mastperiode über 24 Stunden. Das Futteraufnahmeverhalten der Tiere wurde anhand der folgenden Parameter analysiert:
- Tägliche Futteraufnahme (Frischmasse)
- Besuchsdauer an den Trögen
- Anzahl der Trogbesuche
Ergebnisse
Futteraufnahmeverhalten der Mastbullen über den gesamten Versuchszeitraum
Die Bullen wurden mit einem mittleren Gewicht von 220 kg eingestallt und bis zu einem durchschnittlichen Mastendgewicht von 730 kg gemästet. Die täglichen Zunahmen lagen bei 1517 g.
Die Bullen besuchten täglich im Mittel 78 mal die Wiegetröge und fraßen im Durchschnitt 22,2 kg Frischmasse/Tag. Sie verbrachten mit 95,2 Minuten pro Tag 6,6 % des 24-Stunden-Tages mit Fressen. Die Verzehrintensität lag bei 264 g FM/Min.
Futteraufnahme | kg Frischmasse/Tag | 22,2 |
Besuchsdauer im Trog | Minuten/Tag | 95,2 |
Verzehrintensität | g Frischmasse/Minute | 264 |
Trogbesuche | Besuche/Tag | 77,9 |
Verzehraktivität | Prozent am Gesamttag | 6,6 |
Futteraufnahmeverhalten in den einzelnen Mastabschnitten
In den einzelnen Mastabschnitten unterschied sich das Futteraufnahmeverhalten signifikant voneinander. Die tägliche Futteraufnahme und die Verzehrintensität stiegen in den einzelnen Mastabschnitten deutlich an. Die Besuchsdauer reduzierte sich während der Mast. Signifikante Unterschiede bei der Anzahl der Trogbesuche konnten nur zwischen dem ersten und den beiden anderen Mastabschnitten festgestellt werden.
Zudem veränderte sich die Futteraufnahme im Laufe der Mast. Bei der Betrachtung der Besuchsdauer aller Tiere ergab sich, dass die vermehrte Futteraufnahme nicht über längere Besuche in den Trögen, sondern über intensiveres Fressen erreicht wurde.
| | 220 - 350 kg | 350 - 500 kg | > 500 kg |
Futteraufnahme | kg Frischmasse/Tag | 16,75 | 20,59 | 25,26 |
Besuchsdauer im Trog | Minuten/Tag | 135,60 | 104,47 | 80,20 |
Verzehrintensität | g Frischmasse/Minute | 134,46 | 216,89 | 350,05 |
Trogbesuche | Besuche/Tag | 99,33 | 75,65 | 75,76 |
Verzehraktivität | Prozent am Gesamttag | 9,42 | 7,25 | 5,57 |
Futteraufnahmeverhalten in Abhängigkeit von der Haltung
Untersucht wurden auch die Einflüsse der Haltung und der Rationsgestaltung (getrocknete Getreideschlempe, Raps- und Sojaextraktionsschrot als Eiweißträger) auf das Futteraufnahmeverhalten.
Sowohl die tägliche Futteraufnahme als auch die Besuchsdauer im Trog und die Verzehrintensität wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Aufstallungssystemen auf. Die Tiere auf den Betonspalten ohne Gummiauflage zeigten eine signifikant geringere Anzahl an Trogbesuchen im Vergleich zu den beiden anderen Haltungsformen.
| | Tretmist | Betonspalten | Betonspalten mit Gummiauflage |
Futteraufnahme | kg Frischmasse/Tag | 22,18 | 22,01 | 22,57 |
Besuchsdauer im Trog | Minuten/Tag | 86,88 | 102,18 | 96,54 |
Verzehrintensität | g Frischmasse/Minute | 261,99 | 249,15 | 281,06 |
Trogbesuche | Besuche/Tag | 82,76 | 69,04 | 82,01 |
Verzehraktivität | Prozent am Gesamttag | 6,58 | 6,90 | 6,51 |
Zwischen den Futtergruppen konnten signifikante Unterschiede hinsichtlich der täglichen Besuchsdauer im Trog ermittelt werden. Die Tiere, die mit Rapsextraktionsschrot gefüttert wurden, blieben deutlich länger im Trog als die Vergleichsgruppen. Die tägliche Futteraufnahme, die Verzehrintensität und die Anzahl der Trogbesuche zeigten keine signifikanten Unterschiede. In der Gruppe der langsam fressenden Tiere stellten die Rapsgruppe 54,5 % der Tiere, die Sojagruppe dagegen nur 18,2 %. Bei den schnell fressenden Tieren waren 52,9 % aus der Sojagruppe und nur 11,8 % aus der Rapsgruppe.
Gibt es unter den Mastbullen unterschiedliche Fresstypen?
Um diese Frage zu beantworten, wurde das Futteraufnahmeverhalten von 10 schnell fressenden (hohe Verzehrintensität) und 10 langsam fressenden (geringe Verzehrintensität) Tieren untersucht. Bei der täglichen Futteraufnahme, der Besuchsdauer und der Verzehrintensität konnten signifikante Unterschiede festgestellt werden. Die Tiere mit geringer Verzehrintensität zeigten eine reduzierte Futteraufnahme und eine markant höhere Besuchsdauer in den Trögen. Die Leistungsparameter wiesen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen auf.
Die Ergebnisse zeigen, dass es bei den Mastbullen verschiedene Fresstypen gibt. Während einige Tiere, im Gegensatz zur gesamten Herde, die Besuchsdauer an den Trögen stetig erhöhen, steigern andere wiederum die Anzahl der Trogbesuche oder erhöhen die Verzehrintensität.
Bei der Rhythmusanalyse über 24 Stunden zeigte der Verlauf der stündlichen Futteraufnahme eines Mastbullen drei Maximalwerte der Futteraufnahme. Die höchste Aktivität konnte während der morgendlichen Fütterung festgestellt wertden. Zusätzliche Höhepunkte wurden um 16 Uhr und 20 Uhr ermittelt, wobei sich das abendliche Aktivitätsmaximum in Abhängigkeit von den Jahreszeit, beispielsweise in den Sommermonaten, entsprechend verschob.
Beim Vergleich der stündlichen Futteraufnahme in den drei Mastabschnitten ist der Einfluss von Kurz- und Langtag sehr deutlich. Die Vormast erfolgte in den Herbstmonaten, die Mittelmast im Winter und die Endmast im Frühjahr und Sommer.
Fazit
Kenntnisse zum Futteraufnahmeverhalten der Mastbullen sind für den Betriebsleiter von enormer Bedeutung. Er kann dadurch die Fütterung besser an das Verhalten der Tiere anpassen und erzielt so bessere wirtschaftliche Ergebnisse. Durch ein ausreichendes Platzangebot in den Buchten (Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1) und mehrmaliger Futtervorlage über den Tag verteilt können die Ansprüche der Tiere besser befriedigt werden. Somit verbessert man auch die Leistung seiner Mastbullen, fördert die Tiergesundheit und trägt wiederum zu einem positiven Bild der Rindermast beim Verbraucher bei.
Die Dauer der Trogbesuchsdauer war mit 6,6 % des Tages sehr gering. Aus der Sicht des Tierverhaltens sollten daher Maßnahmen zur Verlängerung der Futteraufnahme eingesetzt werden.
Projektinformation
Projektleitung: Prof. Dr. K. Reiter
Projektbearbeitung: M. Waldbauer
Laufzeit: 2007 – 2008, Auswertung 2009-2010
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