Forschungs- und Innovationsprojekt
Strukturierte Bodenhaltung mit Auslauf für Mastkaninchen
Die konventionelle Käfighaltung von Mastkaninchen steht zunehmend in der Kritik. In Deutschland gibt es derzeit keine gesetzlichen Richtlinien für die Haltung von Kaninchen. Im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurde bereits ein Entwurf für bessere Haltungsbedingungen von Mast- und Zuchtkaninchen erarbeitet. Die Entwicklung und Untersuchung von tiergerechten Alternativen zur konventionellen Käfighaltung gewinnt somit zunehmend an Bedeutung.
Einleitung und Zielsetzung
Die Kaninchenhaltung hat sich in den letzten Jahren zu einem intensiven Produktionssystem entwickelt (SCHEFFLER 2003) und die konventionelle Käfighaltung ist in der Mastkaninchenhaltung zurzeit das vorherrschende Haltungssystem. Für die Haltung von Zucht- und Mastkaninchen liegen in Deutschland und der Europäischen Union derzeit keine gesetzlichen Richtlinien vor. Es gelten hier lediglich die allgemeinen Bestimmungen des deutschen Tierschutzgesetzes und der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung, die auch auf die intensive Kaninchenhaltung anzuwenden sind. Von verschiedenen Organisationen existieren Empfehlungen hinsichtlich einer tiergerechten Haltung, die jedoch in ihren Aussagen sehr stark variieren (TETENS 2007).
Die häufigsten tierschutzrelevanten Probleme stehen nach TETENS (2007) in Zusammenhang mit der Reproduktion, den Technopathien und den Verhaltensstörungen. Bei der intensiven Haltung im Käfig haben die Kaninchen eine starke Einschränkung der Bewegungsfreiheit und eine reizarme Umwelt (BESSEI 2004).
Die Anforderungen an die Tiergerechtheit von Haltungssystemen rücken zunehmend in den Vordergrund, weswegen die Käfighaltung von Seiten des Tierschutzes und der Verbraucher zunehmend kritisch betrachtet wird. Die Haltung der Kaninchen in Gruppen führt aber besonders bei den männlichen Tieren mit Beginn der Geschlechtsreife zu aggressiven Auseinandersetzungen und hat Verletzungen zur Folge, die ein Problem bei der Haltung darstellen (BIGLER und OESTER 1994, VERGA et al. 2006). In Untersuchungen von BIGLER und OESTER (1995) war die Anzahl und Schwere von Verletzungen, wie auch die Häufigkeit aggressiven Verhaltens in größeren Gruppen höher als in kleineren. Eine kürzere Mastdauer der Rammler stellt eine Möglichkeit dar, aggressives Verhalten und die Verletzungen zu vermindern (BIGLER und OESTER 1994).
Im Rahmen eines vorangegangenen Forschungsprojektes und einer Dissertation wurde an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft eine Bodenhaltung für Mastkaninchen in mehreren Schritten entwickelt (TOPLAK 2009). Gegenstand dieses Forschungsprojektes war es, die Bodenhaltung um einen eingestreuten überdachten Auslauf im Außenklimabereich zu ergänzen und in Bezug auf Ethologische und Klinische Parameter, sowie Leistungsparameter in vier Versuchen zu untersuchen und zu bewerten. Außerdem sollten Erkenntnisse zur individuellen Nutzung des Auslaufes durch die Kaninchen mit Hilfe der RFID Technik gewonnen werden und anhand des Verletzungsgrades der männlichen Tiere und unter Einbeziehung von Mast- und Schlachtdaten die Haltungsdauer und der Schlachtzeitpunkt der Rammler optimiert werden, um tierschutzrelevante Verletzungen zu vermindern. Mit diesem Forschungsprojekt wurden somit alternative Haltungssysteme für die Kaninchenmast geprüft und weiterentwickelt.
2.1 Versuchsstall
Die Versuche wurden in der Kaninchenzucht- und Maststallanlage des Lehr-, Versuchs- und Fachzentrums (LVFZ) für Geflügel- und Kleintierhaltung in Kitzingen durchgeführt (Abb.1). Der Stall verfügte über einen Außenklimabereich auf der Nordseite, in dem sich die Ausläufe befanden.
2.2 Versuchstiere
Für die Versuche wurden insgesamt 960 Kaninchen der Herkunft ZIKA genutzt (Abb.2). Die Kaninchen wurden mit einem Alter von 5 Lebenswochen von den Muttertieren abgesetzt und am gleichen Tag in die neuen Haltungssysteme eingestallt. Die Kaninchen verblieben insgesamt 8 Wochen bis zum Ende der Haltungsperiode mit 13 Lebenswochen in den Haltungssystemen.
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Abb.3: mit elektronischer Transponderohrmarke gekennzeichnetes Kaninchen
Die Kaninchen erhielten mit 6 Lebenswochen ihre individuelle Kennzeichnung mittels elektronischer Ohrmarkentransponder. Es wurden wiederverwendbare elektronische Ohrmarken der Marke Allflex-EETS mit einem Gewicht von 4,5 g und einem Durchmesser von 24,5 mm verwendet (Abb.3).
2.3 Haltung
Bodenhaltung
Für die Versuche standen insgesamt 10 Bodenabteile zur Verfügung. Jedes Abteil hatte die gleichen Maße und eine identische Ausstattung. Die Bodenabteile hatten eine Grundfläche von je 25000 cm2 (200 cm Länge, 125 cm Breite) und waren nach oben offen. Die Seitenwände der Bodenabteile bestanden aus verzinkten Stabgittermatten. Die Türen waren an der Vorderseite zum Arbeitsgang hin angebracht. Die Bodenfläche und auch die erhöhten Ebenen bestanden aus vollperforierten Kunststoffrostelementen (Mik-Mastrost Trapper) mit einer Schlitzweite von 14 mm. Die Bodenabteile wurden in Funktionsbereiche unterteilt (Abb.4). Je Abteil waren vier Futterautomaten für die Gabe des pelletierten Kraftfutters vorhanden.
Zwei erhöhte Ebenen mit den Maßen von je 80 cm x 40 cm und einer Gesamtfläche von 6400 cm2 pro Abteil stellten den Kaninchen zusätzliche Flächen zur Verfügung (Abb.5).
Die Ebenen waren in einer Höhe von 25 cm über dem Boden angebracht. Die verfügbare Fläche je Bodenabteil lag inklusive der Fläche der erhöhten Ebenen und abzüglich des Platzbedarfs für die Futterautomaten bei 30600 cm2.
Es wurden in allen vier Versuchen 24 Tiere je Gruppe bei einer verfügbaren Fläche von 1275 cm2/Tier (Besatzdichte: 7,8 Tieren/m2) inklusive erhöhter Ebenen gehalten.
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Abb.6: Mit Stroh eingestreute Ausläufe im überdachten Außenklimabereich
Auslauf
Die Ausläufe befanden sich in einem überdachten Wintergarten, der auf der Nordseite an das Stallgebäude angeschlossen war. Im Wintergarten wurden fünf Ausläufe mit identischen Maßen aus Stabgittermatten installiert (Abb.6).
Jeder Auslauf hatte eine Länge von 200 cm, eine Breite von 125 cm und war nach oben geöffnet (Abb.7). Die Gesamtgrundfläche jedes Auslaufes betrug 25000 cm2.
Die Ausläufe dienten als Erweiterung der Lauffläche und als zusätzlicher Aufenthaltsbereich für die Kaninchen. Sie waren eingestreut und nicht weiter strukturiert. Im Versuch 1 wurden Hobelspäne als Einstreumaterial verwendet. In den Versuchen 2 bis 4 wurde Stroh eingestreut. Die Einstreu im Auslauf wurde während der Versuche einmal wöchentlich gewechselt und ein- bis zweimal pro Woche wurde Einstreumaterial nachgestreut.
Die Verbindung zwischen dem Bodenabteil und dem Auslauf wurde durch einen Kaninchenschlupf geschaffen. Es wurde ein handelsübliches Kanalgrundrohr (KG-Röhre, Länge 800 mm, Durchmesser 150 mm) als Kaninchenschlupf verwendet. Im Auslaufbereich wurde ein Antritt aus Ziegelsteinen zum leichteren Ein- und Austritt der Kaninchen geschaffen. In den Kaninchenschlupf wurde ein Holzbrett eingebaut, was den Tieren eine trittsichere Fortbewegung durch die Schlupfröhre ermöglichte.
Bei der Gruppengröße von 24 Tieren hatten die Kaninchen in den Gruppen mit Zugang zu einem Auslauf eine zusätzliche verfügbare Fläche von 1042 cm2/Tier. Die insgesamt verfügbare Fläche lag in der Bodenhaltung mit Auslauf bei 2317 cm2/Tier bei einer Besatzdichte von 4,3 Tieren/m2.
2.4 Strukturierungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten
Neben den erhöhten Ebenen als Strukturierungselement wurden Beschäftigungsmaterialien in Form von Raufutter und Nagehölzern angeboten (Abb.8 und 9). In jedem Bodenabteil waren 2 Nagehölzer aus Fichtenholz vorhanden. Die Strukturfuttergabe erfolgte an zwei Raufen, die an der Tür befestigt wurden. Im Versuch 1 erhielten die Tiere in der ersten Versuchswoche Heu, danach wurde bis zum Versuchsende Stroh ad libitum gegeben.
In den Versuchen 2 bis 4 gab es über die gesamte Haltungsperiode Heu als Raufutterkomponente. Die Befüllung der Raufen erfolgte einmal täglich. In den Gruppen mit Auslaufzugang konnten sich die Tiere zusätzlich mit der Einstreu beschäftigen.
2.5 Fütterung und Wasserversorgung
Die Kaninchen hatten in jedem der vier Versuche freien Zugang zu pelletiertem Kraftfutter und zu Wasser. In jedem Abteil befanden sich vier Futterautomaten aus verzinktem Blech mit einer Fressbreite von 200 mm. Das Tier-Fressplatz-Verhältnis betrug 3:1 bei einer Fressbreite von 100 mm/Tier. Die Wasserversorgung erfolgte über ein Tränkesystem mit Nippelleitung und Vorlaufbehälter. Pro Gruppe standen 6 Tränkenippel zur Verfügung (Tier-Tränkplatz-Verhältnis: 4:1). Das Wasser wurde mit organischen Säuren versetzt, um die Trinkwasserhygiene zu verbessern.
2.6 Durchführung der Untersuchungen
Die Haltung erfolgte in allen vier Versuchen je zur Hälfte in der Bodenhaltung mit und ohne Auslauf. In den Versuchen 1 und 2 gab es männliche und weibliche Gruppen. Im dritten und vierten Versuch wurden nur Rammler gehalten und das Schlachtalter mit 11, 12 und 13 Wochen variiert. Das Auslaufverhalten der Kaninchen wurde tierindividuell mit elektronischen Transpondern mittels RFID Technik untersucht. Das Verhalten der Kaninchen konnte mit Videokameras und Infrarottechnik in 2 x 2 Stundenintervallen in den Morgen- und Abendstunden über mehrere Tage zu unterschiedlichen Altersstufen mit der Scan-Sampling-Methode untersucht werden. Der Verletzungsstatus der Kaninchen wurde wöchentlich ab einem Alter von 10 Lebenswochen bis zum Alter von 13 Wochen erhoben. Desweiteren wurde in allen vier Versuchen die Mastleistung und anhand einer Stichprobe die Schlachtleistung untersucht.
Ergebnisse
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Abb.10: Mittlerer täglicher Zeitanteil der Kaninchen im Auslauf (Versuche 1 bis 4)
Auslaufnutzung
Der eingestreute Auslauf wurde von den Kaninchen in allen vier Versuchen vor allem in den Aktivitätsphasen am frühen Morgen und in den Dämmerungs- bzw. Abendstunden vermehrt aufgesucht. Die Tiere besuchten auch nachts den Auslauf. Durchschnittlich verbrachten sie 8,7 % des Tages im Auslauf, was einer Dauer von 125,5 min entspricht. In den Wintermonaten (Versuche 3 und 4) lag die mittlere Auslaufnutzung bei kühleren Außentemperaturen mit durchschnittlich 5,9 % (Versuch 3) und 6,3 % (Versuch 4) niedriger als im Frühjahr und Sommer (Versuche 1 und 2) mit einer Nutzung von im Mittel 9,8 % (Versuch 1) und 11,9 % (Versuch 2) (Abb.10). Die Kaninchen besuchten den Auslauf über alle vier Versuche mit einer durchschnittlichen Häufigkeit von 13,5 Besuchen je Tier und Tag und einer mittleren Dauer von 9,8 min je Besuch. Der Auslauf wurde im Mittel über alle 4 Versuche von 94,9 % der Kaninchen mindestens einmal täglich genutzt, wobei alle Tiere mindestens einmalig pro Versuch den Außenklimabereich besuchten.
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Abb.11: Anteil der Kaninchen, die Beschäftigungsverhalten in der Bodenhaltung mit (BA) und ohne Auslauf (B) zeigten (Versuche 1 bis 4)
Beschäftigungsverhalten
Es beschäftigten sich im 1. Versuch durchschnittlich 6,6 % der Tiere, im 2. Versuch 7,4 % und in den Versuchen 3 und 4 im Mittel 4,0 % und 4,6 % der Kaninchen mit den angebotenen Beschäftigungsmaterialien Heu bzw. Stroh in den Raufen, den Nagehölzern und der Einstreu im Auslauf. Es zeigten sich im 1. Versuch bei der Verwendung von Hobelspänen als Einstreumaterial keine Unterschiede im Beschäftigungsverhalten zwischen den Haltungssystemen Bodenhaltung mit und ohne Auslauf. Vom 2. bis 4. Versuch wurde Beschäftigungsverhalten in der Bodenhaltung mit Auslauf signifikant häufiger gezeigt als bei der Haltung ohne Auslauf (Abb.11). Das Geschlecht hatte im 1. und 2. Versuch keinen Einfluss auf das Beschäftigungsverhalten der Tiere.
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Abb.12: Anteil der Kaninchen, die langsame Lokomotionen in Bodenhaltung mit (BA) und ohne Auslauf (B) zeigten (Versuche 1 bis 4)
Langsame Lokomotionen
Langsame Lokomotionen wurden im 1. Versuch von durchschnittlich 5,9 %, im 2. Versuch von 5,4 % und in den Versuchen 3 und 4 von durchschnittlich 7,4 % und 8,0 % der Tiere gezeigt. In allen vier Versuchen wurden langsame Lokomotionen häufiger in Bodenhaltungsgruppen mit Auslaufzugang festgestellt (Abb.12). Das Geschlecht zeigte im 1. und 2. Versuch keinen signifikanten Einfluss auf den Anteil der Tiere, die langsame Lokomotionen zeigten. Der Anteil der Tiere, die langsame Lokomotionen zeigten unterschied sich im 3. und 4. Versuch zwischen den Altersstufen mit 8, 11, 12 und 13 Wochen und stieg von 8 Wochen bis 13 Wochen an.
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Abb.13: Anteil der Kaninchen, die schnelle Lokomotionen in der Bodenhaltung mit (BA) und ohne Auslauf (B) zeigten (Versuche 1 bis 4)
Schnelle Lokomotionen
Schnelle Lokomotionen, wie z.B. Rennen, Hacken schlagen oder Pirouetten drehen wurden insgesamt wesentlich seltener gezeigt als langsame Lokomotionen. Es zeigten sich keine Einflüsse des Geschlechts auf die schnellen Lokomotionen. Mit Ausnahme des Versuches 4 wurden schnelle Lokomotionen in den Bodenhaltungsgruppen mit Auslauf nicht signifikant häufiger gezeigt als in den Bodenhaltungsgruppen (Abb.13). Der Anteil der Tiere, die schnelle Lokomotionen zeigten, unterschied sich im 3. und 4. Versuch zwischen den Altersstufen mit 8, 11, 12 und 13 Wochen und sank von 8 Wochen bis 13 Wochen ab.
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Abb.14: Anteil der männlichen Kaninchen, die Sexual- und Aggressives Verhalten in der Boden mit (BA) und ohne Auslauf (B) mit 8, 11, 12 und 13 Wochen zeigten (Versuch 4)
Sexual- und Aggressives Verhalten
In den Versuchen 1 und 2 zeigten die männlichen Tiere mit 1,5 % (Versuch 1) und 0,5 % (Versuch 2) signifikant häufiger Sexual- und Aggressives Verhalten im Vergleich zu den weiblichen Tieren mit 0,5 % (Versuch 1) und 0,3 % (Versuch 2). Das Sexual- und Aggressive Verhalten unterschied sich bei den männlichen Tieren im Versuch 3 mit 8, 11 und 12 Wochen Alter nicht signifikant zwischen beiden Haltungssystemen. Mit 13 Lebenswochen zeigten im Versuch 3 weniger Tiere Sexual- und Aggressives Verhalten in der Bodenhaltung mit Auslauf (1,0 %) im Vergleich zur Bodenhaltung ohne Auslaufzugang (2,5 %). Im 4. Versuch gab es bereits mit 12 Wochen signifikant weniger Sexual- und Aggressives Verhalten in der Bodenhaltung mit Auslauf (Abb.14).
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Abb.15: Mortalität in der Bodenhaltung mit und ohne Auslauf im Mittel über die Versuche 1 bis 4
Mortalität
Die Mortalität variierte stark zwischen den vier Versuchen und den Versuchsgruppen und war im 4. Versuch mit 4,4 % am geringsten und im 1. Versuch mit 20,1 % am höchsten. Die meisten Tiere verendeten mit einem Alter zwischen 5 und 8 Wochen. Im Mittel starben über alle vier Versuche 9,5 % der Tiere in der Bodenhaltung und 13,0 % der Kaninchen in der Bodenhaltung mit Auslauf. Das Haltungssystem hatte im Mittel über alle vier Versuche keinen Einfluss auf die Mortalität (Abb.15).
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Abb.16: Anteil hochgradig verletzter Rammler mit 12 und 13 Wochen Alter in Bodenhaltung mit und ohne Auslauf im Mittel über die Versuche 1 bis 4
Verletzungen
Bei den männlichen, wie auch bei den weiblichen Tieren stieg im 1. und 2. Versuch von der 10. bis zur 13. Lebenswoche der Anteil verletzter Tiere an, wobei die Rammler ab einem Alter von 12 Wochen signifikant häufiger verletzt waren als die weiblichen Tiere. Der Anteil hochgradig verletzter Rammler erhöhte sich im Mittel über alle vier Versuche von 0,2 % mit 10 Lebenswochen auf 6,2 % mit 13 Lebenswochen. In den Bodenhaltungsgruppen mit Zugang zu einem Auslauf gab es mit 4,0 % und einem Alter von 13 Wochen Alter signifikant weniger hochgradig verletzte männliche Tiere als in den Gruppen ohne Auslaufzugang (8,3 %) (Abb.16).
Mast- und Schlachtleistung
Die Mastleistung unterschied sich in den Versuchen 1 und 2 nicht signifikant zwischen den Haltungssystemen. Im 2. Versuch gab es einen Einfluss des Geschlechts. Die Einstallungsgewichte und Mastendgewichte waren bei den weiblichen Tieren höher als bei den männlichen Kaninchen. In den Versuchen 3 und 4 zeigte sich im Mittel über beide Versuche kein Einfluss des Haltungssystems auf die Mastleistungsparameter. Die Tageszunahmen stiegen bei den männlichen Tieren in den Versuchen 3 und 4 zwischen einem Alter von 7 und 8 Wochen auf ein Maximum von 43 g an und sanken ab einem Alter von 10 Wochen ab. In der letzten Mastwoche wurden mit 24 g die geringsten Tageszunahmen bei einer schlechten Futterverwertung von 7,83 erzielt.
Die Ausschlachtung der Kaninchen zeigte in den Versuchen 3 und 4, dass das Haltungssystem (Bodenhaltung mit und ohne Auslauf) zu jedem Schlachtzeitpunkt mit 11, 12 und 13 Wochen keinen Einfluss auf die absoluten und relativen Schlachtparameter hatte. Die absoluten Schlachtkörpergewichte und die wertvollen Teilstücke unterschieden sich zwischen den drei Schlachtzeitpunkten. Die Schlachtausbeute und der Anteil Rücken zeigten keine Unterschiede zwischen den Schlachtzeitpunkten mit 11, 12 und 13 Wochen. Der Keulenanteil war mit 12 Wochen (31,9 %) am höchsten und unterschied sich zwischen den Altersstufen mit 12 und 13 Wochen (31,5 %).
Schlussfolgerungen
In diesem Forschungsprojekt wurde eine strukturierte Bodenhaltung mit einem eingestreuten Auslauf im Außenklimabereich für Mastkaninchen untersucht und bewertet. Die Untersuchungen zeigten, dass ein überdachter Auslauf im Außenklimabereich als Ergänzung zur Bodenhaltung von den Kaninchen gut genutzt wurde.
Aus der Sicht des Tierverhaltens ist die Bodenhaltung mit Auslauf als positiv zu bewerten, da sich die Kaninchen häufiger bewegten und sich mehr beschäftigten.
Der Auslauf führte zu keiner erhöhten Mortalität, wenn vorbeugende Maßnahmen gegen Kokzidien getroffen wurden.
Sexual- und Aggressives Verhalten der Rammler, sowie der Anteil verletzter männlicher Tiere stiegen mit steigendem Mastalter an, wobei weniger hochgradig verletzte Kaninchen mit 13 Lebenswochen in den Gruppen mit Auslaufzugang festgestellt wurden. Durch eine frühere Schlachtung der Rammler konnte der Anteil hochgradig verletzter Tiere gesenkt werden.
Das untersuchte Bodenhaltungssystem mit Auslauf stellte sich unter Versuchsbedingungen als praktikabel heraus, es sollte jedoch weiteren Praxistests unterzogen werden.
Projektbearbeitung: J. Woodrow
Laufzeit: August 2009 - Mai 2012
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Vier Pfoten Deutschland - Stiftung für Tierschutz
Förderkennzeichen: A/04/15