Forschungs- und Innovationsprojekt
Untersuchungen zur tiergerechten Kaninchenmast

Die Haltungsbedingungen von Kaninchen haben sich innerhalb der letzten 20 Jahre rasant entwickelt. Dabei wurde von extensiver Haltung von Kleinbeständen zu intensiven Haltungsbedingungen übergegangen. Untersuchungen zur Optimierung der Haltungsbedingungen in Käfig sowie auch bei der Bodenhaltung dienen der Erarbeitung einer Beratungsempfehlung zur tiergerechten Kaninchenmast unter besonderen Berücksichtigung von Verhalten, Tierschutz, Wirtschaftlichkeit und Gesundheit der Tiere.

1. Einleitung und Zielsetzung

Die Kaninchenhaltung hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte intensiv entwickelt. Das meist verbreitete Haltungsverfahren in der kommerziellen Kaninchenmast ist die konventionelle Käfighaltung, die sich vor allem aus arbeitswirtschaftlichen und hygienischen Gründen durchgesetzt hat. Die intensive Käfighaltung von Mastkaninchen wird von Seiten des Tierschutzes zunehmend kritisch betrachtet. Die Ansprüche der Kaninchen hinsichtlich Stallklima, Beleuchtung, Fläche und Bodenart stellen die Basis für die Gestaltung der Haltungsbedingungen dar. Das Verhalten wird maßgeblich vom Haltungsverfahren bestimmt und kann zur Bewertung der Tiergerechtheit herangezogen werden. Die wichtigsten Faktoren, die das Verhalten beeinflussen, sind Platzangebot je Tier, Strukturierung (Funktionsbereiche, Einrichtungselemente) und die Bodengestaltung. Die Hauptprobleme bei der konventionellen Käfighaltung stellen vor allem die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die Bodengestaltung, insbesondere Drahtgitter, und die mangelnden Beschäftigungsmöglichkeiten dar (BESSEI, 2005).
Durch eine Vergrößerung der Fläche pro Tier können die Bewegungsmöglichkeiten der Kaninchen verbessert werden. Mit einer Erhöhung der Gruppengröße nimmt jedoch auch die Anzahl von aggressiven Auseinandersetzungen, die zu Verletzungen führen, insbesondere bei den männlichen Tieren mit Beginn der Geschlechtsreife, zu. Daraus ergibt sich die Frage, bei welcher Fläche und Gruppengröße und bei welchen Strukturierungen aggressionsbedingte Schäden minimiert und eine reizreiche Umwelt geschaffen werden kann. Dabei soll ein Kompromiss zwischen Bewegungsfreiheit und aggressionsbedingten Schäden angestrebt werden.
Die durchgeführten Untersuchungen sollen zur Weiterentwicklung der Haltungsbedingungen und der Tiergesundheit bei der Kaninchenmast beitragen. Die Erkenntnisse sollen in Veröffentlichungen und auf Tagungen verbreitet und in die Diskussion um neue Haltungsvorschriften für Mastkaninchen einbezogen werden.
Das Forschungsprojekt "Tiergerechte Haltung von Mastkaninchen" wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Ernährung und Verbraucherschutz und vom Ministerium für Landwirtschaft und Forsten finanziell unterstützt. Das Forschungsprojekt wurde in enger Zusammenarbeit mit der Universität Stuttgart-Hohenheim Fachgebiet Nutztierethologie und Kleintierzucht durchgeführt.

2. Versuchstiere, Material und Methoden

Genauere Informationen zu Versuchstiere, Material und Methoden

3 Ergebnisse

Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden vier Versuche zur Beurteilung und Weiterentwicklung von Haltungsverfahren für Mastkaninchen durchgeführt. Für die Untersuchungen wurden 1349 ZIKA–Hybridkaninchen genutzt, welche im Alter von vier bis fünf Wochen abgesetzt und zufällig in die verschiedenen Haltungsvarianten eingestallt wurden. In den Käfigen wurden vier Tiere bei einer Besatzdichte von 1200 cm² und in den Bodenabteilen 24 Tiere bei einer Besatzdichte von 1270 cm² gehalten. Erhöhte Ebenen, Stroh als Einstreu bzw. in Strohraufen sowie Knabberhölzer wurden zur Strukturierung und als Beschäftigungsmöglichkeiten angeboten.
Zur Beurteilung der Haltungsvarianten wurden das Verhalten, physiologische und klinische Parameter, die Verschmutzung der Tiere und die Mastleistungen erfasst. Die Daten wurden mittels Varianzanalyse und nichtparametrischer Tests ausgewertet.

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4 Schlussfolgerungen

Bei der kommerziellen Kaninchenmast ist die Käfighaltung das dominierende Haltungsverfahren, das vor allem arbeitswirtschaftliche und hygienische Vorteile bietet. Die intensive Käfighaltung von Mastkaninchen wird von Seiten des Tierschutzes kritisch betrachtet. Die Hauptprobleme bei der konventionellen Käfighaltung stellen vor allem die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, die Bodengestaltung und die mangelnden Beschäftigungsmöglichkeiten der Tiere dar.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes wurden vier Versuche zur Beurteilung und Weiterentwicklung von Haltungsverfahren für Mastkaninchen durchgeführt. Zur Beurteilung der Haltungsvarianten wurden das Verhalten, physiologische und klinische Parameter, die Verschmutzung der Tiere und die Mastleistungen erfasst.

Der Vergleich der Käfighaltung mit der Bodenhaltung zeigte, dass die Bewegungsaktivität der Kaninchen in der Käfighaltung eingeschränkt war. Durch erhöhte Ebenen und Strohraufen in den Käfigen konnten die Bewegungsaktivitäten der Tiere erhöht und die Verhaltensabweichungen verringert werden.

Die in den Versuchen entwickelte Bodenhaltung stellt mit einer Gruppengröße von 24 Tieren bei einer Besatzdichte von 1270 cm² je Tier ein alternatives Haltungsverfahren für die Kaninchenmast dar. Die erhöhten Ebenen in den Bodenhaltungsabteilen wurden von den Tieren intensiv zum Ruhen und zur Bewegung genutzt und strukturierten den Raum. Ein teilperforierter Boden mit Stroheinstreu hatte einen positiven Einfluss auf die Bewegungsaktivität der Kaninchen. Jedoch können damit hygienische Probleme verbunden sein. Eine weitere Möglichkeit der Bodengestaltung stellt ein vollperforierter Boden dar. Dieser sollte zur Umweltanreicherung mit Beschäftigungsmöglichkeiten kombiniert werden. Beschäftigungsmöglichkeiten (Stroh in Strohraufen und Knabberhölzer) aktivierten die Tiere und reduzierten die Verhaltensabweichungen.

Die täglichen Zunahmen, die Mastendgewichte und die Ausschlachtungsergebnisse waren in der Käfig- und Bodenhaltung gleich. Das Fressen von Stroh aus Strohraufen und vom Boden führte zu geringeren Zunahmen und Mastendgewichten.

Die Mortalität und die Anzahl von Tieren mit Verletzungen waren in der Bodenhaltung nicht erhöht. Der Einsatz von Kokzidiostatika ist in der Mast notwendig, wird darauf verzichtet, steigen die Verluste bei den Kaninchen.

Eine getrenntgeschlechtliche Mast zeigte bei der Bodenhaltung positive Effekte. Die Anzahl verletzter Tiere war sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Tieren geringer. In Bodenhaltungen sollte die getrenntgeschlechtliche Mast angewendet werden.

Die Kaninchen der Bodenhaltungen wiesen bei einzelnen Knochenparametern erhöhte Werte auf. Die Knochenbildungsprozesse wurden durch die intensiven Bewegungen aktiviert. Die Blutuntersuchungen zeigten nur geringe Haltungseffekte.
Die Forschungsergebnisse zeigen, dass das neu entwickelte Bodenhaltungssystem für Mastkaninchen tiergerecht und praktikabel ist und der Einsatz in Praxisbetrieben getestet werden kann.
Projektinformationen
Projektleitung: Prof. K. Reiter, Dr. K. Damme
Projektbearbeitung: A. Toplak
Laufzeit: 2003 - 2006
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A/04/15