DigiMilch – Ausgezeichnet und praxisnah
Was haben der Bayerische Klimapreis und ein Firmenworkshop in Grub gemeinsam? Die Spur führt zum Experimentierfeld DigiMilch an die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft. Sowohl Auszeichnung als auch Arbeitstreffen beweisen den engen Praxisbezug des Projekts. DigiMilch forscht zu Einsatz und Verbesserung digitaler Technik in der Prozesskette Milcherzeugung, wendet seine Ergebnisse preiswürdig an und erkundet mit Partnern aus der Praxis neue Forschungsansätze.
Welche digitalen Lösungen im Bereich der Milchviehhaltung gibt es schon auf dem Markt? Sind diese Lösungen für den Einsatz in familiengeführten Praxisbetrieben geeignet? Wie lässt sich diese Eignung anhand quantitativer und qualitativer Kriterien nachweisen? Welche Erfahrungen haben die Landwirte mit digitaler Technik für die Prozesskette Milcherzeugung gemacht? Und wo und wie kann diese Technik verbessert werden?
Auf diese Fragen findet DigiMilch Antworten:
- In fünf Demonstrationsprojekten, die alle Arbeitsbereiche eines Milchviehbetriebs unter dem Aspekt Digitalisierung betrachten – vom Wirtschaftsdüngermanagement, über sensorgestützte Ertragsermittlung, Fütterungsmanagement und vernetzte Stalltechnik bis zu tierindividuellen Sensorsystemen.
- Auf 26 Projektbetrieben in ganz Bayern. Dort erfolgt die Datenerfassung.
- Aktiv und erfolgreich als Berater und Impulsgeber für Partnerbetriebe und Industrie.
Klimapreis dank DigiMilch-Berechnung
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Johann und Monika Mayerhofer mit Ministerin Michaela Kaniber
Foto: Hauke Seyfarth (StMELF)
Vogtareuth im Landkreis Rosenheim: Bilderbuch-Bayern gepflegt von Bilderbuch-Bayern, weil es Betriebe wie den der Familie Mayerhofer gibt. Dort leben vier Generationen unter einem Dach. Dort grasen 75 Kühe und etwa die gleiche Zahl an Jungvieh draußen auf der Weide, weil "die Leit des mechten". Die Mayerhofers produzieren mit Photovoltaik-Anlage auf einem drehbaren Stadl und Biogas ihren eigenen Strom, haben einen Toteiskessel renaturiert, der durch Abschmelzen von Toteis vor Jahrtausenden entstand, füttern ihre Rinder stickstoffreduziert und wirtschaften in einem weitgehend geschlossenen Nährstoffkreislauf. Sie gehen als konventionelle Landwirte unkonventionelle Wege, auf denen sie wirtschaftliche und auch überraschende Ziele erreichen: "Damit, dass wir den Bayerischen Klimapreis 2023 gewinnen, hatten wir nicht gerechnet", so Johann Mayerhofer.
"Nur" gerechnet hat dagegen Stefan Beckmann, der bei DigiMilch im Demonstrationsprojekt "Fütterungsmanagement" tätig ist: "Wir haben richtig viel gerechnet, um unserem Partnerbetrieb in Vogtareuth den optimalen Nutzen der Daten aus den zugehörigen digitalen Lösungen, die für jeden auf dem Markt verfügbar sind, aufzuzeigen. Mit Hilfe der Digitalisierung konnte der Betrieb Mayerhofer einen niedrigen CO2-Fußabdruck je Kilogramm erzeugter Milch erreichen. Die Technik ermöglicht auch die Kontrolle einer stickstoffreduzierten Fütterung ohne negative Folgen für die Tiere", erläutert der Ostwestfale und weist mit berechtigtem Stolz auf die Berechnungen des DigiMilch-Teams hin. Dank dieses Beitrags zu nachhaltigem Wirtschaften durften Johann und Monika Mayerhofer den Sonderpreis "Klimafreundliche Milcherzeugung" im Rahmen des Bayerischen Klimapreises 2023 aus der Hand der Bayerischen Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Michaela Kaniber entgegennehmen.
DigiMilch-Forschung für die Praxis
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Manuel Boppel von DigiMilch präsentiert Ergebnisse des Firmenworkshops.
Und damit nicht nur Landwirte, sondern auch die Partner in der Industrie in den praktischen Genuss des geballten Forschungs-Know-hows von DigiMilch kommen, sitzt das Team um Projektsprecher Dr. Bernhard Haidn und Projektmanagerin Dr. Isabella Lorenzini nicht nur am Rechner, sondern veranstaltet auch Events wie den Firmenworkshop "Nachhaltigkeit in der digitalen Landwirtschaft", bei dem sich Ende Juni 17 Vertreter verschiedener Unternehmen mit den DigiMilch-Forschern auf die Suche nach Forschungsfragen mit Praxisnutzen machten.
Als wichtigste Erkenntnis einigten sich die Teilnehmer nach drei intensiven Stunden mit Impulsvorträgen, Gruppenarbeit und Diskussionen auf vier Aufgabenfelder – Nährstoffkreisläufe, Arbeit, Wissen und Tierwohl –, denen die Aufmerksamkeit der Forscher in Zukunft gelten könnte. Zentrale Punkte für einen nachhaltigen Praxiseinsatz digitaler Technik in diesen Feldern stellen die Interoperabilität und eine Datenstandardisierung dar. Nur unter diesen Bedingungen, da waren sich alle Workshop-Teilnehmer vom Molkereivertreter bis zum Demonstrationsprojektleiter einig, könne die Technik einfach und effizient angewendet, die Marktteilnehmer überzeugt werden und sich der Mehrwert der Digitalisierung in der Landwirtschaft nachhaltig entfalten. "International standardisiertes und vernetztes Datenmanagement“, so fasste Dr. Haidn zusammen, "ist der Schlüssel für eine nachhaltige Digitalisierung. Da müssen wir hin, stehen aber erst am Anfang mit viel Forschungs- und Entwicklungsbedarf."