Mähtodvermeidung als Ziel
Projekt testet Maßnahmen zur Wildtierrettung
Die Mähsaison steht in den nächsten Wochen bevor und die DigiMilch-Landwirte beschäftigt neben der sensorgestützten Ertragserfassung im Grünland und im Feldfutterbau noch ein anderes Thema: die Wildtierrettung. Vor allem für Rehkitze, die in den Wiesen von ihren Müttern abgelegt werden und in den ersten Wochen bei Gefahr nicht flüchten, kann dies zur tödlichen Falle werden. Landwirte und Jäger können das Forschungsprojekt unterstützen, wenn sie an der Umfrage „Wildtierrettungsstrategien“ teilnehmen.
Das Verbundprojekt Wildtierrettungsstrategien beschäftigt sich mit diesem Thema und bewertet und testet verschiedene Maßnahmen zur Wildtierrettung. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) koordiniert das Projekt und arbeitet dabei mit den Projektpartnern zur Wildbiologie und Ökoklimatologie von der Technischen Universität München und der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft eng zusammen. Das Projekt ist in drei Teilbereiche gegliedert: die Biologie, die Frage der Gefährdung also der Antreff-Wahrscheinlichkeit von Rehkitzen auf einzelnen Flächen sowie die Bewertung der Technik, Maßnahmen und Verfahren der Wildtierrettung. Das Hauptziel ist es, erfolgreiche Strategien zur Wildtierrettung zu finden und in die Praxis zu tragen.
Milchviehbetriebe in Bayern halten heutzutage durchschnittlich etwa 40 Milchkühe. Allerdings hat die Anzahl der Betriebe bei einer insgesamt gleichbleibenden Tierzahl in den vergangenen Jahren in Bayern stetig abgenommen, so dass diese immer größer werden und es mittlerweile bereits über 1.400 Betriebe gibt, die mehr als 100 Milchkühe im Stall stehen haben. Dementsprechend gilt es, pro Betrieb mehr Fläche zu bewirtschaften. Daher wird eine hohe Schlagkraft bei der Grünland- und Feldfutterbaumahd und -ernte benötigt. Die Landwirte, Maschinenringe und Lohnunternehmer setzen daher sehr leistungsfähige Maschinen ein. Problematisch wird es allerdings, wenn die Maschinen auf betriebsfremden Flächen zum Einsatz kommen oder von betriebsfremden Fahrern gesteuert werden, die das Umfeld und die Wildbestände des einzelnen Schlags nicht kennen und zusätzlich auch noch ein hoher Zeitdruck durch begrenzte Personalverfügbarkeit oder das Wetter besteht.
Kein Patentrezept zur Mähtodvermeidung
Jedes Jahr werden dadurch zahlreiche Rehkitze und andere Wildtiere getötet, weil sie von den landwirtschaftlichen Maschinen bei der Frühjahrsmahd erfasst werden. Im Projekt Wildtierrettungsstrategien testet die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft daher verschiedene Maßnahmen zur Rehkitzrettung während der Grünland- und Feldfutterbauernte. Trotz der aktuell verfügbaren Technik ist es allerdings nicht möglich, immer die gesamten Grünland- und Feldfutterbauflächen nach Rehkitzen und anderen Wildtieren abzusuchen.
Ein Patentrezept zur Mähtodvermeidung gibt es somit auch nicht. Wesentlich bei der Auswahl der richtigen Methode und dem gezielten Einsatz von Maßnahmen ist daher zunächst die Abschätzung des Risikos auf einer zu mähenden Fläche zu einem bestimmten Zeitpunkt unter den örtlichen Gegebenheiten Rehkitze anzutreffen. Dabei spricht man von der sogenannten Gefährdungskulisse.
Zur richtigen Bewertung der Verfahren sind jedoch Erfahrungen aus der Praxis von Landwirten und Jägern aus ganz Deutschland eine wesentliche Grundlage.
Zur richtigen Bewertung der Verfahren sind jedoch Erfahrungen aus der Praxis von Landwirten und Jägern aus ganz Deutschland eine wesentliche Grundlage.
Das Projektteam bittet daher alle Landwirte jetzt und Jäger ab Ende April, welche Grünland- und Feldfutterbauflächen bis Ende Juni mähen oder an der Rehkitzrettung beteiligt sind, an einer Umfrage zu Wildtierrettungsmaßnahmen teilzunehmen. Nur mit Ihrer Hilfe ist es möglich die Anwendung der Maßnahmen richtig einzuschätzen und bessere Empfehlungen für die Praxis zu geben.
Auch Sie können ein Teil des Projekts werden
Um den Betroffenen vor Ort Methoden und Handlungsempfehlungen geben zu können, sind natürlich auch umfangreiche Datenerhebungen unerlässlich. Die verschiedenen Methoden und Techniken zur Wildtierrettung sollen auf diversen Grünland- und Feldfutterbauflächen in Bayern erprobt und getestet werden. Wichtig ist dabei bayernweit zu dokumentieren, wo Rehkitze gesichtet bzw. gerettet und wo gar keine Rehkitze gefunden wurden. Zusätzlich sammelt das Projekt-Team Daten zu durchgeführten Wildtierrettungsmaßnahmen wie beispielsweise Aufwand oder Erfolgsrate.
Dabei gibt es Datenerhebungsblätter für folgende Wildtierrettungsmaßnahmen: Suche mit der Drohne und Wärmebildkamera, Suche mit dem tragbaren Wildretter, Suche mit Personen bzw. Menschenkette, Vergrämen mit Scheuchen, Vergrämen mit akustischem Wildretter, Mähen nach Mäh-Knigge und Eingrasen. Daher werden Landwirte, Jäger und Drohnenpiloten sowie ehrenamtliche Wildtierretter gesucht und um eine Teilnahme am Projekt gebeten.
Mitmachen kann jeder, der mit der Weitergabe der erhobenen Daten an die Projektpartner (LfL, LWF, TUM) einverstanden ist.
Weitere Informationen
Im "LfL-Mäh-Knigge" sind die wichtigsten Informationen zum Thema Wildtierrettung für die verantwortlichen Bewirtschafter (z. B. Landwirte, Landschaftspflegeverbände, Privatpersonen), Jäger und ausführende Dienstleister (z. B. Fahrer, Lohnunternehmer) übersichtlich zusammengefasst.