Untersuchungen zur Nutzung des Grünauslaufes von Legehennen
Die Bedeutung alternativer Legehennenhaltungen nimmt in Deutschland zu. Bei der Auslaufhaltung treten jedoch eine Reihe von Problemen auf. Die Hennen nutzen insbesondere den stallnahen Auslaufbereich und zerstören die Grünfläche. Der Nährstoffeintrag ist in diesem Bereich erhöht, verschmutzte Eier treten häufiger auf, sowie Federpicken und Kannibalismus sind zu beobachten. Das Auslaufverhalten der Legehennen wird wesentlich von der aktuellen Wettersituation beeinflusst. Detaillierte Kenntnisse zum Auslaufverhalten der Legehennen im Zusammenhang mit der Witterung könnten dazu genutzt werden, die Auslaufnutzung zeitlich zu steuern. Dadurch kann die Auslaufqualität erhalten und somit auch die Anzahl verschmutzter Eier reduziert werden.
Einleitung und Zielsetzung
Das Institut für Tierhaltung und Tierschutz führte deshalb Untersuchungen zu dieser Problematik durch.
Das Ziel des Forschungsprojektes war es, Erkenntnisse zur individuellen Nutzung des Kaltscharrraumes und des Grünauslaufes bei Legehennen zu gewinnen. Das Wetter hat dabei einen entscheidenden Einfluss, die Daten hierfür wurden mit Hilfe einer digitalen Wetterstation gesammelt. Bei den meisten Untersuchungen wurde bisher der Anteil der Hennen im Auslauf gezählt. Dabei blieb unklar, wie sich die einzelnen Tiere verhalten. Durch detaillierte Kenntnisse zum Auslaufverhalten der Legehennen im Zusammenhang mit der Witterung, könnte bei geringer Auslaufnutzung der Zugang zum Auslauf zeitlich beschränkt werden und damit die Auslaufqualität erhalten und die Anzahl der verschmutzen Eier reduziert werden.
Methode
Abb.1: Die Hühner wurden beim Durchschlüpfen vom Stall in den Auslauf registriert. Eine vollautomatische Wetterstation erfasste die Klimadaten
Die Untersuchungen wurden vom Mai bis Oktober 2004 an der Lehr- und Versuchsstation der LfL in Kitzingen durchgeführt. Im Versuch wurden 500 Legehennen (Herkunft Lohmann Tradition) genutzt.
Die Tiere wurden in einem Mobilstall mit angebautem Kaltscharrraum gehalten. Die Hennen hatten die Möglichkeit einen 2000 m² großen Grünauslauf zu nutzen. Auf dem Auslauf sorgten mehrere Bäume für Deckung. Die Legehennen wurden durch Flügelmarken mit integrierten Transpondern markiert.
An 4 Schlupflöchern zum Grünauslauf (Abb. 1) wurden Antennen installiert, die die Hennen registrierten. Es war keine Richtung für die Passage vorgegeben, die Hennen konnten jedes Schlupfloch in beide Richtungen durchqueren. Innen und außen war jeweils ein Anflugbrett angebracht, um den Zugang zum Schlupfloch für die Hennen zu erleichtern. Über zwei Leseeinheiten wurde der Zeitpunkt des Passierens erfasst und über einen BUS an einen PC weitergegeben. Eine spezielle Auswertesoftware errechnete die Passagerichtung und ordnete jeder Henne einen Aufenthaltsort und die Dauern zu.
Die Auswertung mehrerer Videoaufnahmen ergab im Mittel eine Identifizierungssicherheit von 97,2 %. Die Technik wurde vom Institut Landtechnik der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft entwickelt und aufgebaut.
Während des Versuchs wurden Klimadaten (Windrichtung, Windgeschwindigkeit, Temperatur, Beleuchtungsintensität und Niederschlagsmenge) in 5 Minuten Intervallen ermittelt und abgespeichert.
Ergebnisse
Die Hühner konnten von 8.00 bis 20.00 Uhr den Auslauf nutzen. Über Nacht mussten die Tiere in den Stall. Im Beobachtungszeitraum weilten im Durchschnitt 35 % der Hennen auf dem Auslauf. 17:00 bis 19:00 Uhr waren fast 50 % der Hennen auf der Grünfläche. 08:00 bis 10:00 Uhr waren die geringsten Werte festgestellt worden (Eierlegen).
Die Hühner nutzten den Auslauf individuell sehr unterschiedlich (Abb. 3).
80 % der Hühner waren 6 bis 20 Mal am Tag während des Beobachtungszeitraums auf dem Auslauf. 10 % der Hennen wurden 1 bis 5 Mal auf der Grünfläche beobachtet. Andererseits blieben 8 % der Legehennen ausschließlich im Stall. Sie nutzten den Auslauf gar nicht. Im Mittel waren die Hühner 12 Mal am Tag, 1 Mal je Stunde auf dem Grünauslauf. Die Hühner waren im Mittel 23, 4 Minuten durchgehend auf der Grünfläche unterwegs. Aufenthalte über eine Stunde waren selten. Eine Henne war maximal 4,2 Stunden auf dem Auslauf registriert worden.
Die Dauer der Aufenthalte je Henne auf dem Grünauslauf wurde von den Klimafaktoren beeinflusst. Beim Vergleich der Wirksamkeit zeigte sich, dass die Temperatur, Windgeschwindigkeit und Niederschlagsmenge den größten Einfluss, die Beleuchtungsintensität und Windrichtung die geringsten Effekte aufwiesen. Die längsten Aufenthalte waren an hellen warmen Tagen, die kürzesten Aufenthalte an kalten regnerischen Tagen beobachtet worden (Abb. 4). Die Häufigkeit der Besuche wurde von den Klimafaktoren nicht beeinflusst. Insgesamt waren im Mittel über den Tag an warmen, hellen Tagen 45 % und an regnerischen kalten Tagen nur 24 % der Hennen auf dem Auslauf. Die Anzahl von Hennen auf dem Auslauf stieg mit der Temperatur, bei 15 –20 ° C war das Maximum erreicht, danach fiel die Anzahl von Hennen wieder.
Abb.2: Anteil der Hühner (%), die den Auslauf tagsüber (8 - 20 Uhr) besuchten
Abb.3: Verteilung der Anzahl von Besuchen auf dem Auslauf je Tag
Abb.4: Mittlere Dauer der Aufenthalte je Henne auf dem Auslauf in Abhängigkeit klimatischer Faktoren
Schlussfolgerungen
Im Mittel waren 35 % der Hennen auf dem Auslauf. Das Maximum lag mit rund 50 % in den Abendstunden. Fast 10 % der Hennen nutzen den Auslauf niemals. Durch Schutzhütten oder Sträucher kann die Auslaufnutzung erhöht werden. Bei schlechtem Wetter mit Regen verringerte sich die Nutzung des Grünauslaufes auf 20 bis 25 % der Hennen.
In den Haltungsvorschriften zur Auslaufhühnerhaltung wird täglicher Auslauf gefordert. In Anbetracht der geringen Nutzung des Auslaufes durch die Hühner an Schlechtwettertagen und den Schäden, die auf dem Auslauf entstehen können, sollte wie für die ökologische Hühnerhaltung gelten: Geflügel muss stets Auslauf gewährt werden, wenn die klimatischen Bedingungen dies erlauben. Soweit möglich, muss mindestens während eines Drittels der Lebenszeit freier Zugang zum Auslauf gewährt werden.
Den Hühnern sollte aber, wie bei unseren Untersuchungen, ein Kaltscharrraum zur Verfügung gestellt werden.
Projektinformation
Projektleiter: Prof. Dr. K. Reiter, Dr. K. Damme
Projektbearbeiter: U. Oestreicher
Laufzeit: 2004 - 2005
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten