Einfluss von elastischen Laufflächenbelägen auf das Verhalten und die hygienischen Bedingungen bei Milchkühen
Ein wichtiger Aspekt für gute Leistungen von Milchkühen ist die Klauengesundheit. Tiere können nur ungehindert laufen, wenn die Klauen gesund sind. Damit Kühen ein artgerechtes Laufen ermöglicht werden kann, sollte der Boden den Verhältnissen in der Natur angepasst sein. Aus diesem Grund werden zunehmend elastische Laufflächen in Ställen eingebaut.
Zielsetzung
Durch die Beläge wird auch das Lauf-, Komfort- und Aufsprungverhalten der Rinder beeinflusst. Ein wesentliches Problem bei der Einführung von Laufflächenbelägen sind Vorbehalte zu den hygienischen Bedingungen unter den Matten. Hier setzen die eigenen Untersuchungen an. Der Einfluss von Laufflächenbelägen auf das Verhalten der Tiere, die bakteriellen Belastungen und den Klauenzustand wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren untersucht.
Methode
Die Untersuchungen mit verschiedenen Laufflächen wurden im Laufstall der Versuchsstation Grub durchgeführt. Im ersten Abschnitt wurden die Beobachtungen und Erfassungen bei Nutzung des Betonspaltenbodens und anschließend der weichen Laufflächen mit Gummimatten der Firma Kraiburg durchgeführt.
Das Verhalten der Tiere wurde mit Digitalkameras erfasst und auf einem PC digital gespeichert. Als Stichprobe wurden 15 Kühe markiert und verschiedene Verhaltensparameter festgehalten. Zur Auswertung kam das Programm OBSERVER von der Firma Noldus zum Einsatz. Zur Untersuchung der hygienischen Bedingungen wurden Abklatsch- und Tupferproben erhoben. Diese sind an drei Stellen je Laufbereich in drei Laufbereichen, 4 x über den Versuchszeitraum verteilt, erhoben worden. Vom Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. (TGD) wurden verschiedene Erreger semiquantitativ bestimmt. Der Klauenzustand je Tier wurde vom Klauenschneider exakt bestimmt und die Restkotmenge insgesamt 5 x gemessen.
Ergebnisse
Auf dem elastischen Boden konnte vermehrtes Laufen mit höheren Geschwindigkeiten, kürzere Stehphasen, längere Liegezeiten und vermehrtes Putzen beobachtet werden. Die Häufigkeit des Aufreitens verdoppelte sich. Das Laufen, Aufreiten und Putzen erfolgte sicherer und musste kaum durch Ausrutscher unterbrochen werden.
Abb.4: Laufgeschwindigkeit (m/s) auf Spaltenboden mit/ohne Gummiauflage
Abb.5: Aufreiten einer Kuh in einem Laufgang mit Gummiauflage
Abb.6: Häufigkeiten des Aufreitens auf Spaltenboden mit/ohne Gummiauflage
Der Erregerstatus auf und unter den Gummimatten veränderte sich im Vergleich zum Betonspaltenboden nicht. Die Werte lagen nie in pathogenen Bereichen. Der Kotdurchtritt und somit die Selbstreinigung des Spaltenbodens konnte durch die elastischen Laufflächen verbessert werden.
Der Klauenstatus, welcher vor dem Einbau der Matten schon gut war und über den Klauenschnitt untersucht wurde, zeigte nach dem Einbau tendenzielle Verbesserungen.
Abschließend kann gesagt werden: „Durch den Einbau von elastischen Laufflächen ist ein natürlicheres und tiergerechtes Laufverhalten, ein gute Bodensauberkeit und ein funktionierender Klauenmechanismus gegeben.“
Projektinformation
Projektleiter: Prof. Dr. Reiter, F. Freiberger
Projektbearbeiter: N. Partes, A. Koßmann
Laufzeit: 2003 - 2005
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF)
Projektpartner: LfL - Institut für Tierhaltung und Tierschutz, AVB - Versuchsstation Grub, FH Weihenstephan (Abt. Triesdorf)
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