Forschungs- und Innovationsprojekt
Produktion von qualitativ hochwertiger Rohmilch

Runde Milchlagerwanne mit geöffnetem Deckel in gereinigtem Zustand

Vermeidung von Rückständen von Reinigungs- und Desinfektionsmitteln:
Screening (Modul 1), Schwachstellenanalyse (Modul 2)

Im Sommer 2012 führten Rückstandsfunde von Quartären Ammoniumverbindungen (QAV) auf Gemüse zu breiter angelegten Untersuchungen verschiedener Lebens- und Futtermittel in Bezug auf diese Stoffgruppe. In diesem Rahmen wurden auch Rohmilch und Milchprodukte auf entsprechende Belastungen untersucht. Untersuchungsergebnisse der MUVA Kempten aus dem Jahr 2012 zeigten, dass bei Rohmilch nur selten mit einer Überschreitung der Grenzwerte für QAV gerechnet werden muss.
Die Rückstandsfunde waren der Anlass für ein Projekt welches sich in einem ersten Teil mit dem Vorkommen von R/D-Mittel-Rückständen in Milch (Modul 1 - Screening) und im zweiten Projetteil mit dem Rückstandsverhalten von QAV in verschiedenen Melksystemen (Modul 2 - Schwachstellenanalyse) befasste.
Hintergrund

Ziele

Screening (Modul 1)

Anhand eines Screenings sollte die Rückstandsbelastung der Rohmilch mit QAV (und HKW) in Bayern ermittelt bzw. insbesondere Regionen mit erhöhten QAV-Werten identifiziert werden. Aufgrund der im Jahr 2012 aufgetretenen "QAV-Problematik“ wurde der Schwerpunkt des Screenings möglichst auf Regionen gelegt, in denen die Molkereien den Einsatz von QAV-haltigen R/D-Mittel noch nicht restriktiv handhabten bzw. in denen bei vorangegangenen Untersuchungen auffällig erhöhte QAV-Werte aufgetreten waren.

Schwachstellenanalyse (Modul 2)

Mit detaillierten Untersuchungen sollten belastbare Aussagen zum Rückstandsverhalten und -niveau von QAV bei der R/D verschiedener Melksysteme bzw. Milchlagertanks gewonnen werden. Gleichzeitig sollte der Einfluss von abweichenden Einstellungen und unterschiedlicher Handhabung der R/D auf das Rückstandsniveau abgeklärt werden.

Methode

Ergebnisse

Screening (Modul 1)
Schwachstellenanalyse (Modul 2)

Schlussfolgerungen

Auf Grundlage der vorliegenden Versuchsergebnisse und vor dem Hintergrund der (neuen) rechtlichen Situation kann ein QAV-Einsatz bei der R/D von Melkanlagen in der Praxis nicht empfohlen werden. Selbst bei Einhaltung einer ordnungsgemäßen R/D-Routine mit einer korrekt eingestellten R/D-Anlage, muss in vielen Fällen von einer Überschreitung des Grenzwertes 0,1 mg QAV/kg Milch ausgegangen werden (abhängig von der einzelbetrieblichen Situation).
Als Reaktion auf die „QAV-Problematik“ im Jahr 2012 haben die meisten Molkereien die Erzeuger aufgefordert auf den Einsatz von entsprechenden R/D-Mitteln zu verzichten bzw. diese Mittel verboten. Der Absatz von QAV-haltigen R/D-Mitteln ist daraufhin stark zurückgegangen. In der Folge waren sinkende QAV-Gehalte in der Anlieferungsmilch zu beobachten.
Die Milcherzeuger müssen in dieser Situation auf alternative Wirkstoffe bzw. R/D-Mittel ausweichen. Allerdings sind auch bei anderen Wirkstoffen, bei unsachgemäßer Handhabung oder falscher Einstellung der R/D, Rückstände in der Milch nicht ausgeschlossen (z. B. Trichlormethan, Jod...).

Aus den Ergebnissen der Projektmodule 1 + 2 können verschiedene Folgerungen formuliert werden:

  • Die Entwicklung der Rückstandssituation sollte im Rahmen von Monitoring-Programmen beobachtet werden. Es sollten hier auch alternative und neue Wirkstoffe die in R/D-Mitteln zum Einsatz kommen bzw. deren Rückstände berücksichtigt werden.
  • Untersuchungen zum Rückstandsverhalten von R/D-Mitteln (bzw. der entsprechenden Wirkstoffe) sollten vorab und unter standardisierten Verhältnissen erfolgen.
  • Die entsprechenden Ergebnisse sollten für die Erzeuger verständlich aufbereitet und mit Einsatzhinweisen versehen werden, d.h. praxisgerechte, nachvollziehbare und umfassende Information der Milcherzeuger und Berater bezüglich der R/D-Mittel und deren Handhabung.
  • Grundvoraussetzung für eine möglichst rückstandsarme R/D von Milchgewinnungsanlagen ist der sachgerechte Einsatz von korrekt gewarteten und eingestellten R/D-Anlagen. In der Intensivierung der Beratung und Überprüfung von R/D-Anlagen und der Schulung der Beratungskräfte wird weiterhin ein hohes Potential zur Verbesserung der Situation gesehen.
Projektinformation
Projektleitung: Dr. Jan Harms
Projektbearbeitung: Martin Kühberger, Michael Kutzob
Projektlaufzeit: November 2012 - April 2015
Finanzierung: Sondervermögen der Milch- und Fettwirtschaft in Bayern und
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: A12/30 und A/13/02