Kälberhaltung an der LfL in Grub

Kalb in Nahaufnahme
Die Kälberhaltung in Grub dient dazu, die Aufzucht von Kälbern mit wissenschaftlichen Datenerhebungen zu begleiten. Die moderne, praxisnahe Haltung ist in Grub kombiniert mit Versuchstechnik zur umfangreichen Sammlung von Versuchsdaten. Sie bildet die Grundlage, um die Kälberaufzucht in allen Schritten von der Geburt bis zur späteren Jungkuh nachvollziehen und analysieren zu können. Fragestellungen zu Fütterung, Haltung, Verhalten oder der Vergleich von Aufzuchtsystemen werden untersucht. Daraus werden Antworten für eine tiergerechte Kälberaufzucht erarbeitet und Empfehlungen für die Praxis vorgestellt.

Kälberaufzucht im Film vorgestellt

Erfolgreiche Kälberaufzucht beginnt bereits vor der Geburt. Hochträchtige Kühe finden in einer eingestreuten Abkalbebox optimale Voraussetzungen für eine ungestörte und hygienische Geburt. Unmittelbar nach der Kalbung werden die Kälber in ein Iglu oder eine separate Kälberbox gebracht und innerhalb weniger Stunden mit der lebensnotwendigen Kolostralmilch, am besten von der eigenen Mutter, versorgt. Dadurch erhalten die Kälber die für ihr Immunsystem lebenswichtigen Antikörper. Auch die frühzeitige Gabe von Heu und Kraftfutter stabilisiert die Gesundheit des jungen Kalbes.
Im Mittel werden die Kälber in Grub nach 2 Wochen in Gruppen gehalten. Eine möglichst umfassende Tierbeobachtung, z.T. auch sensorgestützt, führt zu einem frühzeitigen Erkennen von gesundheitlichen Problemen und zur Reduzierung von Verlusten. Neben den Daten zur Futteraufnahme werden deshalb auch die Körpertemperatur und die Bewegungsaktivität der jungen Tiere erfasst. Mit diesen Maßnahmen wird eine gute Voraussetzung für eine verlustarme Kälberaufzucht geschaffen und der Grundstein für eine gesunde und leistungsfähige Nachzucht gelegt.

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Anforderungen an eine tiergerechte Kälberhaltung

Definition Tiergerechtheit
Das Kriterium Tiergerechtheit beschreibt, in welchem Maß ein Haltungssystem die Ansprüche der Tiere berücksichtigt und zur Vermeidung von Schmerzen, Leiden und Schäden beiträgt. (Knierim,2003)

Geburt eines Kalbes auf der Weide

  • Kuh sondert sich einige Tage vor der Geburt ab.
  • Färsen bleiben öfters in der Herde.
  • Die Jungen werden in Deckung „abgelegt“.
  • Die Kuh begibt sich zum Saugen zum Kalb.
  • Nach einer Woche führt die Mutter das Kalb zur Herde.

Abkalbeboxen

  • Einzelabkalbungen vorziehen
  • Maximal 6 Kühe je Box, 16 m², jedes weitere Tier 10 m²
  • Rein-Raus-Prinzip einhalten
  • Viel frische Luft, möglichst Außenklima
  • Bei Gruppenboxen mehrere Tränken
  • Sichtkontakt zu den Herdenmitgliedern
  • Fixiermöglichkeit vorsehen
  • Nicht als Krankenabteil nutzen

Umstallung in die Abkalbebox

  • Umstallung in die Abkalbebox 7 bis 3 Tage vor der Geburt
  • Rangniedere Tiere müssen trinken und fressen können
  • Neue Gruppenbildung erhöht den Stress

Mutter-Kind-Beziehung nach der Geburt

  • entscheidender Abschnitt für die Vitalität des Kalbes
  • Trockenlecken des Kalbes fördert die Durchblutung und ein schnelles Aufstehen
  • Die Bindung wird durch Geruchsinformationen (Prägung) aufgebaut
  • Nach 1,5 bis 3 Stunden erstes Saugen
  • Ab dem 4. Lebenstag besteht eine feste beiderseitige Bindung

Geburt und Kolostrumaufnahme kontrollieren

  • Kälber aus Schwergeburten benötigen doppelt so lange zum Aufstehen
  • Nur bei 40 % der Geburten erfolgt die Kolostrumaufnahme in den ersten 3 Stunden
  • Die Kolostrumaufnahme entscheidet über die Krankheitsanfälligkeit

Tiergerechte Einzelhaltung

  • Raus aus dem Kuhstall - frische, trockene Luft
  • Weiche, wärmegedämmte Liegefläche
  • Helle, zugfreie Umgebung – geringer Keimdruck
  • Ausreichendes Platzangebot
  • Öffnung nicht in Windrichtung stellen

Bewegungs- und Spielverhalten bei Kälbern

  • Bewegungen (Galloppieren, Buckeln) und Spielen im Open field-Test nach unterschiedlich langer Einzelhaltung (Jensen, 1989)
  • Je länger in Einzelhaltung desto höher die Motivation
  • Das Bewegungs- und Spielbedürfnis ist sehr hoch

Tiergerechte Gruppenhaltung

  • möglichst mit Tiefeinstreu im Liegebereich
  • Trennung in verschiedene Funktionsbereiche
  • max. 20 Kälber pro Bucht
  • ausreichend Stallfläche (2 m2 pro Tier) und Luftraum (6-7 m3 pro Tier)
  • ausreichend Frischluft
  • Feuchtigkeit und Zugluft vermeiden
  • Rein-Raus-Verfahren anwenden

Außenklimastall

  • Entspricht den Temperatur und Hygieneansprüchen am besten
  • Frische Luft und weniger Krankheitserreger
  • Im Winter Sonnenlichteinfall ermöglichen
  • Windbrechnetze zur Reduzierung der Windgeschwindigkeit

Reduzierung des Gegenseitiges Besaugens

  • Saugbedürfnis befriedigen (Tränkeautomat, Nuckeleimer, neue Nuckel)
  • verschließbare Tränkestände, fixieren im Fressgitter (15 bis 20 Minuten)
  • Auslauf, genügend Fläche, Erkundungsverhalten fördern
  • Ausreichende Energieversorgung nach dem Absetzen
  • Raufutter ad libitum, Teil des Kraftfutters untermischen
  • Glukosezusatz reduziert Besaugen (2 g Glukose je Liter Tränke)

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