Pressemitteilung – 07. Mai 2020, Freising
Vielversprechender Brotbackversuch mit Freisinger Landweizen - Alten Sorten zu neuem Schwung verhelfen

Bei einem gemeinsamen Termin haben die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und die Bäckerei Geisenhofer in Freising ein erstes Brot aus Freisinger Landweizen präsentiert und verkostet. Bereits vor einer Woche bestachen die Semmeln aus dieser ursprünglichen Getreidesorte durch ihr nussiges Aroma und so lag es nahe, auch mit Brot einen Versuch zu starten. Die besonders lange Teigführung begann bereits am Dienstag mit einem Sauerteig und mündete im frischen Brotlaib, der am Donnerstag verkostet werden konnte. Der Bäcker Stefan Geisenhofer hat mit viel handwerklichem Geschick und einem umfangreichen Wissen zu Teigführung und Backvorgang dem Freisinger Landweizen zu einem respektablen Backergebnis verholfen. Denn am Ende zählt für den Kunden Geschmack und Aussehen als Kaufkriterium, diesen Test hat der Freisinger Landweizen bestanden.

Brotlaib Freisinger LandweizenZoombild vorhanden

knuspriges Brot aus Freisinger Landweizen

Die Sortenvielfalt bei Kulturpflanzenarten und Nutztierrassen hat auch in Bayern in den letzten 100 Jahren stark abgenommen. Mit dem Verlust dieser Vielfalt verarmen die historisch gewachsenen Kulturlandschaften und es geht ein für die Züchtung unverzichtbares genetisches Potenzial verloren. Die LfL fördert am Institut für Pflanzenbau in mehreren Projekten die Erhaltung und Wiederbelebung dieser sogenannten alten Sorten. Ein für die LfL sehr interessanter Aspekt ist bei Getreide die Verträglichkeit für sensitive Verbraucher, die bei alten Sorten deutlich besser sein soll und dem wir in den nächsten Jahren auch wissenschaftlich nachgehen wollen. Hier spielt zweifellos auch der Backprozess eine Rolle und wir haben mit der Bäckerei Geisenhofer einen aufgeschlossenen Freisinger Handwerksbetrieb als Partner gewonnen, der sich auf die Besonderheiten dieser alten Kulturschätze einstellen kann und will.

Dr. Klaus Fleißner, Sortenschützer und Experte für pflanzengenetische Ressourcen hat sich den Freisinger Landweizen aus nationalen Genbank des Leibniz-Instituts für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben angefordert, gesichtet und charakterisiert. Insgesamt hat die LfL rund 200 alte Weizensorten gesichtet und 171 erfolgreich in Parzellen auf ihr Ertragspotential untersucht und ca. 40 davon in geringem Umfang für einen On-farm Versuchsanbau vermehrt. Dr. Fleißner will die alten Sorten aber nicht nur aufs Feld, sondern auch zu den Landwirten und auf den Markt bringen. Darum versucht er Landwirte, Müller und Bäcker für diese Kulturschätze zu begeistern. Und der heutige Erfolg gibt ihm auch Recht.

Bayern besitzt immer noch viele regional angepasste, aber stark bedrohte Kulturpflanzensorten. Um sie nachhaltig zu sichern, müssen die Zuchtbestände der Sorten vergrößert und bestehende Genbanken langfristig gesichert werden. An der LfL arbeitet Dr. Klaus Fleißner seit 2015 für die Rettung historischer, bayerischer Kultursorten. Die erste grundlegende Sammlung von bayerischem landwirtschaftlichem Sortenmaterial umfasst mehr als 750 alte bayerische Sorten von 23 verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturarten.

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) ist das Wissens- und Dienstleistungszentrum für die Landwirtschaft in Bayern. Sie ist dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten unmittelbar nachgeordnet und erarbeitet Entscheidungsgrundlagen für Landwirte und Berater sowie die Politik und Verwaltung. Die Hauptstandorte der LfL sind Freising und Grub-Poing. Ihre Aufgabenfelder sind die anwendungsorientierte Forschung, die Ausbildung, die Beratung und der Hoheitsvollzug. Mit Ihrer Arbeit unterstützt die LfL eine nachhaltige und ressourcenschonende Landwirtschaft sowie eine vielfältige Kulturlandschaft.