„demonstration farms“ – nährstoffangepasste Fütterung in schweinehaltenden Betrieben

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Im Fokus des Projekts „demonstration farms“ stand die gesamtbetriebliche Betrachtung einer nährstoffangepassten Schweinefütterung und deren Einfluss auf den Nährstoffkreislauf schweinehaltender Betriebe. Wie sehen dabei die Nährstoffflüsse typischer Schweinehalter in Bayern aus, und sind die Vorgaben der Stoffstrombilanzverordnung eine Herausforderung?
Diese und weitere Fragen wurden in einem Verbundprojekt von Juli 2017 bis Dezember 2021 zusammen mit Projektbetrieben aus der Ferkelerzeugung und Schweinemast praxisnah beantwortet. Gefördert wurde das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten.

Das Projekt in Zahlen

  • Auswertung von drei Wirtschaftsjahren (2017/2018, 2018/2019 und 2019/2020) während der Projektlaufzeit
  • Untersuchung von insgesamt 467 Futterproben aus vier Erntejahren und Bereitstellung der Analyseergebnisse für die Rationsoptimierung – von eigenerzeugtem Getreide bis zur fertigen Futtermischung
  • Erstellung von 60 Stoffstrombilanzen inklusive Dateneingabe, Datenauswertung und Bilanzbewertung für die Projektbetriebe sowie Anfertigung eines Berichts für jeden Betrieb
  • Drei Umfragen zu den Erkenntnissen und zur Evaluierung des Beratungsbedarfs
  • Fünf Projekttreffen und 30 Betriebsbesuche
  • 21 Veröffentlichungen in der Fachpresse
  • 223 Vorträge bei Fachveranstaltungen wie z. B. Fortbildungen, Versammlungen und Arbeitskreisen mit insgesamt rund 11.500 Zuhörern
  • Die wichtigste Zahl dokumentiert den größten Erfolg: Die Projektbetriebe konnten ihren N-Überschuss pro ha und Jahr um 21 kg von im Schnitt 127 kg N auf 106 kg N pro Hektar senken

Factsheet – Projekt in Zahlen

Die Schweinehaltung steht aktuell vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Steigende Anforderungen an das betriebliche Management sowie eine kritische Wahrnehmung der Nutztierhaltung in der Öffentlichkeit setzen schweinehaltende Betriebe unter Druck. Beschränkt man den Blick auf die Herausforderungen, die sich durch die Umwelt- und Düngegesetzgebung ergeben und auf die Frage, ob die StoffBilV zu einer relevanten Einflussgröße in der bayerischen Schweinhaltung wird, ist diese eindeutig mit „Ja“ zu beantworten. Wie groß die Herausforderungen für einen Betrieb sind, hängt nach Ergebnissen dieses Projektes von verschiedenen Faktoren ab (zukünftige Bewertungskriterien der StoffBilV, einzelbetriebliche Standortbedingung und Ressourceneffizienz).

Aus diesen Erkenntnissen ergeben sich somit auch die Anforderungen bzw. Handlungsempfehlungen für Forschung und Beratung. In der Schweinehaltung stellen die nährstoffangepassten Fütterungsverfahren einen wesentlichen Ansatzpunkt dar, um auf steigende Anforderungen an Umweltauflagen durch den Gesetzgeber und die Gesellschaft zu reagieren. Die Zusammenarbeit mit Landwirten im Projekt hat die Notwendigkeit aufgezeigt, dass die Optimierung von Nährstoffkreisläufen nur unter Berücksichtigung aller relevanten Nährstoffpfade möglich ist. Zukünftig dürfen Tierhaltung, Futterwirtschaft und Pflanzenbau nicht mehr getrennt voneinander betrachtet werden. Um die Herausforderungen zu meistern, müssen landwirtschaftliche Betriebe mit einer flächengebundenen Tierhaltung zukünftig als Gesamtbetrieb verstanden werden und Beratungsansätze diesem Umstand Rechnung tragen. Damit eine möglichst hohe Ressourceneffizienz bei gleichzeitig geringer Gesamtumweltwirkung erreicht wird, benötigen Landwirte Beratungsangebote und Beratungsunterlagen, die den Betrieb als Gesamtsystem – als gesamtbetrieblichen Nährstoffkreislauf, sowohl mit In- und Output als auch mit den innerbetrieblichen Nährstoffpfaden – versteht. Obwohl für spezifische Fragestellungen einzelner Fachbereiche spezialisierte Beratungsansätze notwendig sind, muss die Beratung für Landwirte in ihrer Ausgestaltung inter- und transdisziplinärer gedacht und ausgestaltet werden.

Die nährstoffangepasste Fütterung ist ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Optimierung des gesamtbetrieblichen Nährstoffkreislaufs. Beratung muss gesamtbetrieblicher, betriebsindividueller und standortbezogener werden.

Die Anforderungen an die landwirtschaftliche Praxis werden steigen; die Anforderungen an Forschung, Innovationsmanagement und Beratung damit ebenso. Das gesamtbetriebliche, inter- und transdisziplinäre Denken muss darüber hinaus in der Schul-, Fachschul- und Hochschulausbildung, wie auch bei Beratern und Landwirten einen deutlich breiteren Raum einnehmen. Zudem müssen Beratungsansätze betriebsindividueller und standortbezogener entwickelt werden, um den unterschiedlichen Gegebenheiten und Anforderungen auf den Betrieben Rechnung zu tragen.

Wie kann der Nährstoffkreislauf schweinehaltender Betriebe optimiert werden?

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Die Literaturquellen sind beim Autor zu erfragen

Projektinformation
Projektleiter: Dr. Stephan Schneider, ab 01.03.2021 Prof. Dr. Hubert Spiekers
Projektbearbeiter: Dr. Stephan Schneider; Eva-Maria Brunlehner
Laufzeit: 01.07.2017 bis 31.12.2021
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Projektpartner: Fachzentren für Schweinezucht und -haltung an den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Lan­des­ku­ra­to­ri­um der Er­zeu­ger­ringe für tier­i­sche Ver­e­de­lung in Bayern e.V.
Förderkennzeichen: A/17/08