Fütterungskonzepte gegen Kannibalismus – „Beef Booster P“

Zwei Ferkel mit nicht kupierten Schwänzen

Ferkel mit nicht kupierten Schwänzen

Das Kupieren von Schwänzen beim Ferkel zur Verhinderung von Schwanzbeißen ist nach dem Tierschutzgesetz in Ausnahmefällen gestattet. Diese Ausnahmeregelung wird derzeit heftig diskutiert und es ist abzusehen, dass sie gänzlich abgeschafft wird. Das Auftreten von Kannibalismus in der Schweinehaltung hat viele Ursachen. Neben dem Stallklima, der Haltung, der Genetik und diversen Erkrankungen hat auch die Fütterung einen maßgeblichen Einfluss. Fütterungsmaßnahmen zur Vermeidung von Kannibalismus sind vielfältig. So gilt es die Ration zu optimieren und auf entsprechende Fütterungszeiten zu achten. Darüber hinaus spielt die Sättigung der Tiere, die Futter- und Fütterungshygiene sowie die Wasserversorgung eine wichtige Rolle. Neben genannten Fütterungsmaßnahmen werden in letzter Zeit auch Futterzusatzstoffe angeboten bzw. beworben, mit denen sich das Schwanz- bzw. Ohrenbeißen verhindern bzw. sogar therapieren lässt. Eines dieser Produkte wird unter der Handelsbezeichnung „Beef Booster P“ vertrieben und wurde in einem Ferkelfütterungsversuch getestet.

Versuchsdurchführung (Antikannibalsimusfutter)

Ferkelfütterungsversuch mit Einzeltierfütterung in Schwarzenau mit 20 Tieren pro Versuchsgruppe

  • Gruppe I: ohne „Beef Booster P“
  • Gruppe II: 300 g „Beef Booster P“/t Futter
  • Gruppe III: 500 g „Beef Booster P“/t Futter
  • Gruppe IV: 500 g „Beef Booster P“/t Futter nur während der 2. Versuchswoche
Die Ferkel wurden in insgesamt 8 Buchten mit jeweils 10 Tieren gehalten. Pro Behandlung war eine Bucht mit schwanzkupierten und eine Bucht mit nicht schwanzkupierten Ferkeln belegt. Das Futterzuteilung wurde in jeder Bucht über eine Abrufstation zugeteilt. Die Futtermengen wurden täglich pro Ferkel erfasst, die Lebendmassen wurden wöchentlich bestimmt.

Die Ergebnisse im Überblick

  • Die meisten Ausfälle waren in den Gruppen II und III mit "Beef Booster P" zu verzeichnen. Hier waren die schlimmsten Verletzungen sowie die meisten „natürlichen“ Schwanzkürzungen zu beobachten.
  • Führend in Sachen Kannibalismus und Schwanzbeißen war die Gruppe mit der hohen Beef Booster-Dosis vor der Gruppe mit der niedrigeren Dosierung und der Gruppe mit 1-wöchigen Anwendung. In der Kontrollgruppe gab es die wenigsten Probleme.
  • Die Probleme waren bei den nicht schwanzkupierten Tieren weitaus größer.
  • Mit "Beef Booster P" im Futter waren auch schwanzkupierte Ferkel aggressiv und stärker verletzt.
  • Schwanzkupierte Tiere waren weit weniger von Verletzungen oder Schwanzbeißen betroffen.
  • Bei den täglichen Zunahmen lagen die Kontrolltiere ohne "Beef Booster P" gegenüber den Gruppen II und III weit vorne und gegenüber der Gruppe IV mit nur 1-wöchiger "Beef Booster P"-Anwendung gleich auf.
  • Der "Beef Booster P" belastet trotz seiner Kosten von 12 € pro kg wegen der geringen Einmischrate die Dezitonne Ferkelfutter kaum. Erst die Leistungseinbußen und der damit verbundene Futtermehraufwand machen "Beef Booster P" teuer (ca. 0,8 €/Ferkel).

Fazit

Das Auftreten von Schwanzbeißen bei Ferkeln mit kupierten und nicht kupierten Schwänzen sollte mit dem Futterzusatzstoff "Beef Booster P" verhindert werden. Jedoch trat das Gegenteil ein. Der "Blutgeruch" im Beef-Booster-Futter führte bei eingeschränktem Zugang zum Futtertrog (10 Tiere pro Abrufstationen) zu Stress. Kratzer, Bissverletzungen bis hin zum „Abfressen“ der Schwänze waren die Folge. Dies war bei den nicht schwanzkupierten Tieren extrem ausgeprägt.
Projektinformation
Projektleiter: Dr. H. Lindermayer
Projektbearbeiter: Dr. W. Preißinger; G. Propstmeier, S. Scherb, Herbst, N.
Laufzeit: April 2012 bis Januar 2013

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