Kleegras, Heu, Cobs und Luzerne 2015

Feld Luzerne

Viel Rohprotein aus Grascobs und Luzernesilagen

Knapp 500 Futterproben von Kleegrassilagen, Heu, Grascobs,Luzerne- und Luzernegrassilagen wurden bislang an das LKV-Labor in Grub eingesandt. Kleegrassilagen und Heu liegen in den Inhaltsstoffen unter den Vorjahreswerten. Hingegen überzeugen Grascobs und Luzerne(gras-)silagen mit hohen Rohproteinwerten.

Kleegrassilagen

Kleegrasbestand
Trockenmasse- und Rohaschegehalte
Nur im südlichen Bayern waren im Frühling reichlich Niederschläge vorhanden. Die Folgeschnitte waren jedoch in ganz Bayern von der Trockenheit geprägt. Die daher teilweise kurzen Erntefenster im Süden zum ersten Schnitt sind an dem durchschnittlichen Trockenmassegehalt (TM) von 322 g/kg TM kenntlich, wohingegen der mittlere TM-Gehalt von 401 g/kg TM die jederzeit (zu)optimalen Anwelkbedingungen bei den Folgeschnitten widerspiegelt. Alle Schnitte konnten relativ sauber eingebracht werden, wie der Rohaschegehalte von 96 bzw. 97 g/kg TM zeigen. Der Rohaschegehalt sollte unter 100 g/kg TM sein und ist Voraussetzung für einen guten Silierverlauf und eine hohe Schmackhaftigkeit des Futters. Der erste Schnitt im Mai profitierte noch von der Winterfeuchte bzw. den hohen Niederschlägen und brachte hohe Massenerträge.
Entwicklung der Gerüstsubstanzen
Gleichzeitig bremste die kühle Witterung die Bildung von Gerüstsubstanzen und ermöglichte elastischere Erntefenster. Der durchschnittliche Rohfasergehalt betrug 235 g/kg TM, welcher genau in der Mitte des Orientierungsrahmens von 220 – 250 g/kg TM liegt. Auch die Verholzung, kenntlich am ADFom -Gehalt, liegt mit 282 g/kg TM nur knapp über dem Orientierungswert von 270 g/kg TM. Umgekehrt förderte die Trockenheit bei den Folgeschnitten das „Zuwarten“ bei den Landwirten, aber eben auch die Bildung von Gerüstsubstanzen (247 g XF/kg TM) und die Verholzung (304 g ADFom /kg TM) bei den Kleegrassilagen.
Energie- und Rohproteingehalte sowie Mineralstoffgehalte
Die Zuckergehalte lagen wie bei den Grassilagen mit 54 bzw. 69 g/kg TM nur etwas über den langjährigen Durchschnittswerten. Entsprechend dem Entwicklungsstadium zum Zeitpunkt der Nutzung fiel auch die Gasbildung im Hohenheimer Futterwerttest (HFT) als indirektes Messkriterium für die Verdaulichkeit mit 48,0 ml/200 mg TM im ersten bzw. 44,0 ml/200 mg TM in den Folgeschnitten aus. Der Energiegehalt des ersten Schnitts ist demzufolge mit 6,20 MJ NEL/kg TM durchaus zufriedenstellend, fällt jedoch mit 5,70 MJ NEL/kg TM in den Folgeschnitten etwas ab. Auch die Rohproteingehalte erfüllen mit durchschnittlich 153 g/kg TM im ersten und 149 g/kg TM in den Folgeschnitten nicht ganz die Erwartungen. In Abhängigkeit vom Energie- und Rohproteingehalt liegen die Gehalte an nutzbarem Rohprotein bei 136 g/kg TM im ersten- bzw. 128 g/kg TM in den Folgeschnitten. Bis Ende Oktober wurden heuer nur 33 Kleegrassilageproben aus ersten und Folgeschnitten auf Mineralstoffe untersucht. Im ersten Schnitt dieses Jahres liegt ein etwas erhöhter Kalium-Gehalt vor. Wie auch im Vorjahr war ein leichter Anstieg des mittleren Kalzium-Gehalts in den Folgeschnitten festzustellen.

Tabelle 1: Futterwerte Kleegrassilagen (LKV-Labor Grub) pdf 19 KB

Grascobs

Grascobs
Bis zur Auswertung wurden 57 Proben vom ersten Schnitt und 64 Proben von Folgeschnitten eingesandt (Tab. 2). Die Rohaschegehalte sind mit 98 g/kg TM im ersten bzw. 101 g/kg TM in den Folgeschnitten niedriger als im Vorjahr, die Sauberkeit des Ernteguts konnte also deutlich verbessert werden. Der hohe Energieeinsatz bei der Herstellung von Cobs sollte auch gerechtfertigt sein, weswegen dazu auch nur Frischgut ausgewählt werden sollte, das hohe Inhaltsstoffe erwarten lässt. Dass dies den Landwirten sehr wohl bewusst ist, zeigen die Rohfasergehalte, die mit 225 g/kg TM im ersten und 216 g/kg TM in den Folgeschnitten noch unter dem Zielwert für Cobs von 230 g/kg TM liegen und auf physiologisch „junges“ Futter hinweisen. Die Verholzung ist hier erst im Anfangsstadium, kenntlich am ADFom-Wert von 276 bzw. 273 g/kg TM. Zusammen mit entsprechenden Zuckergehalten (108 bzw. 88 g/kg TM im ersten bzw. in den Folgeschnitten) führt dies zu einer hohen Gasbildung von 54,0 bzw. 52,0 ml/200 mg. Die Energiewerte der untersuchten Grascobs erfüllen daher heuer mit 6,6 MJ NEL/kg TM im ersten bzw. 6,5 MJ NEL/kg TM in den Folgeschnitten durchaus die Erwartungen! Auch die mittleren Rohproteingehalte mit 158 bzw. 178 g/kg TM, sowie die Gehalte an nutzbarem Rohprotein (nXP) liegen mit 165 bzw. 173 g/kg TM über dem Vorjahresniveau. Bislang liegen von Grascobs keine Untersuchungsergebnisse zu den Mineralstoffgehalten vor.

Tabelle 2: Futterwerte Grascobs (LKV-Labor Grub) pdf 19 KB

Heu

Gerüstsubstanzen und Rohaschegehalte
Zum Zeitpunkt der Auswertung liegen 86 Proben vom ersten und 81 Proben von Folgeschnitten vor (Tab. 3). Die nasse Witterung im Mai verzögerte die Heuernte im Süden, der mittlere Rohfasergehalt des ersten Schnitts lag daher bei 310 g/kg TM. Die Rohaschegehalte zeigen mit 72 g/kg TM aber eine saubere Einbringung an. Ab Juni waren die Erntebedingungen optimal, so dass auch immer zum richtigen Zeitpunkt geerntet werden konnte, was sich am Rohfasergehalt von 253 g/kg TM zeigt. Trotzdem liegen hier die Rohaschegehalte mit durchschnittlich 87 g/kg TM über dem Zielwert von unter 80 g/kg TM. Der aus Sicht der Pflanzenentwicklung späte Erntezeitpunkt des ersten und die relativ frühe Ernte von den Folgeschnitten sind auch am ADFom-Gehalt als Gradmesser für die Verholzung mit 356 bzw. 296 g/kg TM ablesbar.
Energie- und Rohproteingehalte sowie Mineralstoffgehalte
Der Zuckergehalt liegt mit 122 bzw. 103 g/kg TM in allen Schnitten relativ hoch. Die Gasbildung fiel aufgrund des ADFom-Gehalts mit 47,0 bzw. 50,0 ml/200 mg niedriger aus als im letzten Jahr. Dies drücken die mittleren Energiegehalte von 5,30 MJ NEL/kg TM im ersten Schnitt und 6,00 MJ NEL/kg TM in den Folgeschnitten aus, wobei der Streubereich erheblich ist. Die Rohproteinwerte sind in diesem Jahr aufgrund der späten Ernte mit 86 g/kg TM im ersten Schnitt schwach, mit 140 g/kg TM in den Folgeschnitten jedoch besser als im Vorjahr. Die Mineralstoffuntersuchungen zeigen in etwa das Niveau des Vorjahres an. Bei der Beurteilung dieser Ergebnisse ist zu beachten, dass beim ersten Schnitt rund ein Drittel und bei den Folgeschnitten ein Fünftel der Proben von ökologisch wirtschaftenden Betrieben stammen.
Heu ist ein wertvolles Futtermittel, nicht nur für Kühe und Kälber. Es trägt zur Stabilisierung der Verdauung bei und regt bei guter Qualität die Futteraufnahme an. Heu vom ersten Schnitt sollte mindestens sechs bis acht Wochen, von den Folgeschnitten aber mindestens zwei bis drei Monate vor der Verfütterung lagern, damit Umsetzungsprozesse abgeschlossen sind und Verdauungsprobleme vermieden werden.

Tabelle 3: Futterwerte Heu (LKV-Labor Grub) pdf 19 KB

Luzerne- und Luzernegrassilage

Luzerne
Trockenmasse, Rohasche und Gerüstsubstanzen
Aufgrund der geringen Probenanzahl wird bei Luzerne- und Luzernegrassilage nicht zwischen ersten und Folgeschnitten differenziert. Von Luzernesilage (Tab.4) wurden bisher nur 35 Proben, von Luzernegrassilage 22 Proben zur Untersuchung eingesandt. Die Trockenmassegehalte waren mit 349 g/kg bei Luzernegrassilage im mittleren Bereich, mit 403 g/kg bei Luzernesilage jedoch an der oberen Grenze. Trockenmassegehalte von über 400 g erschweren die Verdichtung. Bei stark angewelkter Luzerne bzw. Luzernegras muss möglichst kurz (kleiner als vier Zentimeter) gehäckselt werden! Die Rohaschegehalte liegen bei 101 bzw. 104 g/kg TM und sind aufgrund des höheren Mineralstoffgehalts noch in Ordnung. Die Rohfaserwerte sind mit 249 bzw. 238 g/kg TM bei Luzernesilage bzw. Luzernegrassilage etwas günstiger als 2014, der Schnitt könnte aber noch etwas früher erfolgen. So weisen die ADFom -Werte von 325 bzw. 310 g/kg TM auf einen bereits hohen Anteil von (verholzten) Stängelanteilen hin. Die Ursache könnte natürlich neben einem zu späten Erntezeitpunkt auch eine wenig schonende Futterwerbung sein.

Tabelle 4: Futterwerte Luzernesilage und Luzernegrassilage (LKV-Labor Grub) pdf 19 KB

Luzerne
Energie- und Roproteingehalte sowie Mineralstoffgehalte
Die hohen ADFom-Werte wirken sich auf die Verdaulichkeit aus, abzulesen an der Gasbildung (44,2 bzw. 45,0 ml/200 mg TM) und am Energiegehalt, der bei Luzernesilage 5,41 und bei Luzernegrassilage 5,85 MJ NEL/kg TM erreicht. Natürlich wird Luzerne nicht als primärer Energielieferant, sondern vor allen Dingen wegen ihrer Schmackhaftigkeit und ihrer positiven Eigenschaften bezüglich Struktur und Rohprotein verfüttert. Der Rohproteingehalt liegt auch 2015 wieder mit 179 bzw. 177 g/kg TM in Luzerne- bzw. Luzernegrassilage deutlich über dem der übrigen Grünprodukte, mit Ausnahme von Grascobs. Zum Erhalt der Inhaltsstoffe ist bei Luzerne(gras-)silagen neben dem Schnittzeitpunkt die Behandlung auf dem Feld entscheidend. Die Qualität sollte keinesfalls unter der Leistungsfähigkeit von Maschinen und Zeitdruck leiden und zu einer „Sortierung nach Blätter und Stängel auf dem Feld“ führen! Die unterschiedlichsten Rohproteingehalte bei den Einsendungen zeigen, dass es hier noch „Luft nach oben“ gibt. Verglichen mit den Mineralstoffuntersuchungen bei Grasprodukten fallen die hohen Kalzium-Gehalte von 13,7 bzw. 13,1 g/kg TM und die etwas niedrigen Natrium-Gehalte von 0,5 bzw. 0,6 g/kg TM in Luzerne bzw. Luzernegrassilagen auf, was bei Rationsplanung und Mineralfutterergänzung zu beachten ist. Da das eigene Futter im Einzelfall erheblich von den hier dargestellten Werten abweichen kann, sollte für die eigene Ration in jedem Fall auch die eigene Futteruntersuchung herangezogen werden. Das internetbasierte Probenerfassungs- und Datenmanagementsystem „WebFulab“ des LKV-Futtermittellabors in Grub ermöglicht nicht nur die selbstständige Anmeldung von Futterproben am eigenen Computer. Es kann auch jederzeit der aktuelle Ergebnisstand abgefragt und ein Vergleich mit dem Landkreis/Regierungsbezirk/Bayern durchgeführt werden.

Tabelle 4: Futterwerte Luzernesilage und Luzernegrassilage (LKV-Labor Grub) pdf 19 KB

Futteruntersuchung sinnvoll

Da das eigene Futter im Einzelfall erheblich von den hier dargestellten Werten abweichen kann, sollte für die eigene Ration in jedem Fall auch die eigene Futteruntersuchung herangezogen werden. Das internetbasierte Probenerfassungs- und Datenmanagementsystem „WebFulab“ des LKV-Futtermittellabors in Grub ermöglicht nicht nur die selbstständige Anmeldung von Futterproben am eigenen Computer. Es kann auch jederzeit der aktuelle Ergebnisstand abgefragt und ein Vergleich mit dem Landkreis/Regierungsbezirk/Bayern durchgeführt werden.

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