Forschungs- und Innovationsprojekt
Praxiserhebung: Bedarfsgerechte Düngung (neue DüV) von Arznei- und Gewürzpflanzen

Sonnenhut, rosa blühender Bestand

Praxiserhebung der Basisdaten zur bedarfsgerechten Düngung (neue DüV) von Arznei- und Gewürzpflanzen

Seit 26. Mai 2017 und 30. April 2020 gilt die neue Düngeverordnung (DüV) bzw. ihre jüngste Änderung. In diesem Projekt sollen die Basisdaten für die Umsetzung der neuen Düngeverordnung (DüV) bei Arznei- und Gewürzpflanzen aktualisiert und ergänzt werden. Die Basisdaten beinhalten die Stickstoff-, Phosphor-, Kali- und Magnesium-Entzugszahlen, den N-Düngebedarfswert sowie die Frischmasse-Erträge des Ernteprodukts. Die bedarfs- und umweltgerechte N- und P-Düngung der Kulturen muss nach neuer Düngeverordnung vom Landwirt schriftlich dokumentiert werden, und ein Abweichen von den Vorgaben ist mit Bußgeld behaftet. Um zuverlässige Daten für den Landwirt bereitzustellen, werden für über 100 Arznei- und Gewürzpflanzenkulturen die jeweiligen Basisdaten ermittelt.

Ziele und Anforderungen

Das Ziel des skizzierten Projekts ist die Verbesserung der Datenbasis für die bedarfs- und umweltgerechte Düngung der feldmäßig in Bayern angebauten Arznei- und Gewürzpflanzen. Dies umfasst die Erhebung von Entzugs- und Ertragszahlen für Kulturen, für die bislang keine Basisdaten oder nur Schätzwerte vorliegen, sowie für Kulturen, deren Basisdaten auf einer geringen Stichprobengröße oder einer geringen Standortrepräsentativität beruhen.
Mit der verbesserten Datenbasis soll die Düngeplanung für praxisübliche Erträge und notwendige Qualitäten sowie für die Nährstoffbilanzierung in der betrieblichen Praxis verlässlicher werden. Auch Überschätzungen sollen aufgedeckt und künftig umweltbelastende Verluste vermieden werden. Zudem soll der Beratungsaufwand z. B. für einzelbetriebliche Bewertungen sowohl während der Düngeplanung als auch im Zuge der künftigen Kontrollen reduziert werden.
Abgrenzung: Das Projekt soll keine grundlegenden Fragen zum Einfluss der Nährstoffe (N oder P) auf den Ertrag oder auf die Qualität verschiedener Kulturen klären.

Material und Methoden

Zu Beginn des Projekts 2019 erfolgte zunächst eine genaue Datenrecherche zu in Deutschland angebauten Kulturen von Arznei- und Gewürzpflanzen durch Auswertung von Fachliteratur, einer Expertenbefragung bei Beratern und Forschungsstellen und dem fachöffentlichen Aufruf, Daten- oder Anpassungsbedarf zu melden. Auf dieser Grundlage wurde eine priorisierte Kulturliste für die Probenerhebung zusammengestellt, welche mit den bundesweiten Kooperationspartnern beurteilt und abgestimmt wurde. Ebenso wurde eine Anleitung zur Probennahme von Biomasse erstellt, um die Proben bei möglichst gleichen Bedingungen zu entnehmen.
Die anschließende Praxiserhebung durch Probennahmen bei den jeweiligen Anbaubetrieben ergab sich in Abhängigkeit von Erntezeitpunkt der verschiedenen Kulturen vor Ort oder durch Bereitstellung von Erntemustern durch die Betriebe. Hierbei wurden zunächst diese Kulturen bevorzugt beprobt, welche mit hoher Priorität ausgewiesen wurden, da für diese keine bzw. unzureichende Daten vorliegen.
Die Erhebung neuer Daten erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den bundesweiten Kooperationspartnern in Praxisbetrieben durch Musterzug (vor Ort oder per Zusenden von Erntemustern), Abfrage der Ertragsdaten und der erfolgten Düngung sowie durch die nachfolgende Untersuchung auf den Nährstoffgehalt an N, P, K, Mg und Ca. Artspezifisch werden auch die S-Gehalte ermittelt. Nach ausgewählten Arznei- und Gewürzpflanzen-Vorkulturen mit hoher Masse an Ernterückständen wurden Bodenproben auf den Praxisschlägen gezogen. Anschließend erfolgt eine Untersuchung auf Nmin und ein Abschätzen der Freisetzung.
Aufgrund dieser Datenerhebung ist eine Neuberechnung von Entzugszahlen und N-Bedarfswerten sowie das Anpassen der Ertragserwartungen und Ableiten von Vorfruchtwerten möglich.

Ergebnis und Stand des Projekts

Die Praxiserhebung zum Nährstoffbedarf bei Arznei- und Gewürzpflanzen befindet sich im dritten Projektjahr. Während der Saisons 2019 und 2020 wurden knapp 100 verschiedene Kulturen in einem oder mehreren Beständen beprobt. Die Erhebung erfolgte in insgesamt 34 konventionell und 32 ökologisch wirtschaftenden Praxisbetrieben mit Schwerpunkt in Bayern sowie über die Kooperationspartner in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Österreich. Knapp 700 Proben wurden auf ihren Gehalt an N, P, K, Ca und Mg, sowie Arten der Brassicaceen, Apiaceen und Alliaceen auch auf den S-Gehalt nach DIN-Methoden und Methoden des Verbandes Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten (VDLUFA) untersucht. Die Erträge der beprobten Ernteprodukte und gegebenenfalls der Ernterückstände wurden aus den Beständen ermittelt oder von den Betrieben angegeben.
Alle Analyseergebnisse der Beprobungen werden derzeit ausgewertet und mit den kooperierenden Kollegen anderer Bundesländer abgestimmt. Auf dieser Grundlage werden die Dünge-Basisdaten optimiert und bundesweit veröffentlicht werden.
Im bayerischen Hoheitsbereich wurden die ersten Daten bereits genutzt, um neue Verfahren für Petersilie, Schnittlauch und vier Küchenkräuter-Kulturen als Zweitfrucht sowie den organischen Dünger "Heil- und Gewürzpflanzenstiele, frisch" zu definieren. Diese wurden bereits in die Rechen- und Dokumentationsprogramme der LfL für die Saison 2021 aufgenommen.
Mit der verbesserten Datenbasis, die ab Düngesaison 2022 nutzbar sein wird, wird die Düngeplanung für praxisübliche Erträge und die notwendigen Qualitäten sowie die Nährstoffbilanzierung in der betrieblichen Praxis noch verlässlicher werden. Überschätzungen, die zu umweltbelastenden Verlusten führen, können künftig vermieden werden. Zudem sollte damit der Beratungsbedarf z. B. für einzelbetriebliche Bewertungen sowohl während der Düngeplanung als auch im Zuge künftiger Kontrollen reduziert werden.
Den ausführlichen Projektbericht können Sie hier herunterladen:

Projektinformation
Projektleitung und -bearbeitung: Dr. Heidi Heuberger, Maria Baier, Selina Volkmer
Projektlaufzeit: 01.01.2019 bis 31.05.2021
Finanzierung: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
Förderkennzeichen: G2/N/18/08

Projekt- und Kooperationspartner
  • Verantwortliche für die Düngung von Arznei- und Gewürzpflanzen in anderen Bundesländern: Dr. Karin Rather, LVG Heidelberg; Andrea Biertümpfel und Dr. Wilfried Zorn, TLLLR Jena;
    Dr. Heike Schimpf, LLG Sachsen-Anhalt; Kerstin Mahler und Ingo Stöcker, DLR Rheinland-Pfalz; Dr. Hermann Laber, SMUL Sachsen; Dierk Koch, LLH Hessen; Andreas Schmitt, LWG;
    Kurt Graaff, LWK Nordrhein-Westfalen; Hanna Blum, Universität Bonn; Dr. Kai-Uwe Katroschan, LFA Mecklenburg-Vorpommern; Dr. Carmen Feller, Bundeskoordinatorin Düngung im Gartenbau
  • Labor, Günther Henkelmann (LfL), AQU; Arbeitsgruppe Düngung, Maria Brandl (LfL), IAB und weitere Abteilungen und Arbeitsgruppen der LfL
  • Verein zur Förderung des Arznei- und Gewürzpflanzenanbaus in Bayern e.V.
  • Ökoplant e.V.
  • Deutscher Fachausschuss für Arznei-, Gewürz- und Aromapflanzen
  • Forschungsvereinigung der Arzneimittel-Hersteller FAH e.V.
  • Bolap GmbH
  • Martin Bauer Group
  • SALUS Haus Dr. med. Otto Greither Nachf. GmbH & Co. KG
  • PHARMAPLANT Arznei- und Gewürzpflanzen Forschungs- und Saatzucht GmbH
  • Landwirtschaftliche Betriebe und Verarbeiter