Wintergerste – Aktuelle Ergebnisse aus der Praxis und den Landessortenversuchen

Sechszeilige Wintergerste, grüne Ähren.

In diesem Jahr stand auf rund 211.000 Hektar Wintergerste als Druschfrucht in Bayern.

Nach den bayernweit ausgiebigen Regenfällen von Mitte September bis Anfang Oktober konnte die Wintergerste unter meist guten Bedingungen, wenn auch z. T verspätet, gesät werden. Im außergewöhnlich warmen Herbst und nachfolgend milden Winter bestockten die Bestände gut, kamen teilweise sogar üppig aus dem Winter. Das ungewohnt nasse und kühle Frühjahr (März bis Mitte Mai) sorgte für eine langsame stetige Weiterentwicklung der Bestände. Das nasse Wetter förderte zwar früh Pilzkrankheiten, die kühlen Temperaturen mit teils lokalen Nachtfrösten und die trockene Witterung ab Mitte Mai hemmten allerdings ihre unkontrollierte Ausbreitung. Wie in den Jahren zuvor dominierte auch heuer Ramularia das Krankheitsgeschehen.
Die Trockenheit ab Anfang/Mitte Mai hatte ganz Bayern fest im Griff. Im Juni fiel im bayerischen Mittel nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Regenmenge. Auf leichten und strukturgeschädigten Standorten zeichnete Wassermangel die Kulturen, mitunter wurde vorzeitig siliert. Lokale Gewitter sorgten nur teils für etwas Entspannung, örtlich führten Starkregen zu Lager. Ab 20. Juni leitete die Hitze mit teils über 30 °C die Abreife ein, erste Wintergersten wurden in der letzten Juniwoche gedroschen.

Ertrag und Qualität

In Bayern wurde heuer in der Praxis im Schnitt mit über 70 dt/ha ein gutes Wintergerstenergebnis erzielt. Die Erträge liegen um 2 bis 3 dt/ha über dem Vorjahr bzw. dem Zehnjahresmittel. Anhand von etwas mehr als 100 zufällig ausgewählten Wintergerstenschlägen wird jährlich der bayerische Durchschnittsertrag und die Kornqualität in der Praxis ermittelt. Die Sortierung ist heuer deutlich schlechter als in den Vorjahren. Während der Marktwareanteil (>2,2 mm) mit 95 % nur leicht schwächer als das Zehnjahresmittel (97 %) ausfällt, liegt die Sortierung über dem 2,5 mm Sieb mit 76 % deutlich unter dem mehrjährigen Schnitt von 86 %. Und auch das Tausendkorngewicht (TKG) verfehlt mit rund 45 g das Mittel von 49,5 g deutlich. Das Hektolitergewicht (Hl-Gewicht) übertrifft mit 69 kg den langjährigen Schnitt dagegen um knapp 2 kg.

Landessortenversuche

In den Landessortenversuchen (LSV) werden ausgewählte Wintergerstensorten neben einer intensiven Stufe - entsprechend der gängigen Praxis im Ackerbau - in einer extensiven Variante, d.h. ohne Fungizid- und ohne bzw. reduzierten Wachstumsreglereinsatz, auf ihre Anbaueignung in Bayern geprüft. Das zweizeilige Sortiment stand auf neun und das mehrzeilige auf sechs Standorten. Ein Standort war bei den Zweizeilern nicht auswertbar.

Wirtschaftlichkeit des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

Die gezielten Wachstumsregler- und Fungizidmaßnahmen brachten bei den Mehr- und Zweizeiligen im Mittel über alle Orte Mehrerträge von rund 9 bzw. 10 dt/ha. Der zusätzliche Pflanzenschutzeinsatz rentierte sich heuer im Schnitt über alle Standorte bei den Zweizeilern mit 32, bei den Mehrzeilern mit nur knapp 5 Euro/ha. Bei beiden Versuchen war die Intensivierung nicht auf allen Standorten rentabel. Bei den Zweizeilern konnten die Kosten für den Mehraufwand für Mittel und Ausbringung (Eigenmechanisierung) an vier Standorten bei den Mehrzeilern auf zwei Standorten nicht gedeckt werden.

Ertragsergebnisse nach Anbaugebieten

Da die Anbaugebiete sich nicht an politischen Grenzen orientieren, sondern nur nach pflanzenbaulichen Gesichtspunkten eingeteilt wurden und somit über Bayern hinausreichen, fließen in die Ertragstabellen auch außerbayerische Werte mit ein. Bei der mehrjährigen Ertragsberechnung werden neben den LSV-Ergebnissen auch die dreijährigen Ergebnisse, die im Rahmen der Sortenzulassung ermittelt wurden, mit einbezogen.

Aktuelle Ergebnisse und Sortenempfehlungen