Ökonomische Bedeutung von Glyphosat im Ackerbau

Aufgrund der hohen internationalen Bedeutung von Glyphosat gibt es eine Fülle von Veröf-fentlichungen zu diesem Wirkstoff. Analysen und Bewertungen zur Wirtschaftlichkeit sind darunter allerdings nur sehr spärlich vertreten. Die ökonomischen Vorteile von Glyphosat-resistenten Ackerbaukulturen werden trotz der Entwicklung von Glyphosat-resistenten Unkräutern nicht in Frage gestellt. Eine effektivere Unkrautbekämpfung mit niedrigeren Produk-tionskosten und höheren Erträgen sind die entscheidenden Faktoren für die vorherrschende Anwendung im Ackerbau in Nord-, Südamerika und Australien. Der wirtschaftliche Nutzen von Glyphosat-resistenten Kulturen bei Mais, Sojabohnen, Baumwolle und Zuckerrüben wird für US-amerikanische Landwirte auf etwa 1,3 Milliarden US-Dollar ($) pro Jahr geschätzt. Selbst für die Europäische Union (EU), in der der Anbau von Glyphosat-resistenten Kulturen keine Bedeutung hat, wird der Einkommensbeitrag durch den konventionellen Einsatz von Glyphosat in der Landwirtschaft mit ca. 1,3 Milliarden Euro (€) pro Jahr bewertet.

Bedeutung für den deutschen Ackerbau

Feld

Mulchsaat von Mais – auf Hanglagen für den Erosionsschutz unverzichtbar

Säulendiagramm

Ertragswirkungen von Glyphosat in wichtigen Ackerbaukulturen, Quelle: Kim, Ruster & Eggeling, 2017

Im deutschen Ackerbau liegt der Nutzen von Glyphosat vor allem in der Unterstützung von konservierenden Bodenbearbeitungsverfahren, der effektiven Bekämpfung von Unkräutern und Ausfallkulturen mit entsprechenden Ertragswirkungen, dem Resistenzmanagement und der Wiederherstellung der Erntefähigkeit von verunkrauteten und lagernden oder zwiewüchsigen Getreidebeständen. Der Nutzen für deutsche Landwirte wird auf rund 145 Mio. € pro Jahr geschätzt. In dieser Kalkulation sind die unmittelbaren verfahrenstechnischen Einsparungen (vor allem Arbeitszeit- und Maschinenkosten) und Ertragswirkungen berücksichtigt. Mittelbare und langfristige Effekte im Bereich des Boden-, Gewässer- und Klimaschutzes sind nicht einkalkuliert, obwohl die Vermeidung von externen Kosten durch Bodenverdichtung, Erosion, Hochwasser, Nährstoff- und Wirkstoffbelastung sowie Klimawandel den vorstehenden Betrag um ein Mehrfaches übersteigen können.

Betriebliche und produktionstechnische Aspekte

Auf regionaler und einzelbetrieblicher Ebene ist der Nutzen von Glyphosat sehr unterschiedlich. Einerseits bewegt sich die Einsatzpraxis von sporadischen Anwendungen gegen Problemunkräuter bis hin zum systematischen Einsatz im Mulch- und Direktsaatverfahren. Andererseits sind auch die einzelbetrieblichen Möglichkeiten für die Anwendung von alternativen Verfahren sehr unterschiedlich ausgeprägt. Eine aktuelle bundesweite Betriebsbefragung zeigt eine betriebsspezifische Charakterisierung in der Anwendung und Wertigkeit von Glyphosat für den Ackerbau. Die geringste ökonomische Bedeutung findet sich in kleineren Betrieben (Durchschnitt 68 ha AF) und Betrieben mit regelmäßigem Pflugeinsatz (Pfluganteil durchschnittlich 60-80 %), unabhängig von der Fruchtfolgegestaltung. Demgegenüber stehen Betriebe, die standort- oder betriebsbedingt vorwiegend konservierende Bodenbearbeitung betreiben (Pfluganteil durchschnittlich 15-30 %). Einen hohen Stellenwert für den Betriebserfolg hat die Glyphosat-Anwendung insbesondere für Großbetriebe (durchschnittlich 1600 ha AF) und stark rationalisierte Betriebe (durchschnittlich 0,7 AK/100 ha) aufgrund der Kosteneinsparung, dem Erosionsschutz und Resistenzmanagement. Typische Mulchsaatbetriebe schätzen die Notwendigkeit und Abhängigkeit von Glyphosat-Anwendungen für den Betriebserfolg dagegen eher geringer ein.
Rübenfeld

Direktsaat von Rüben im Strip-Till-Verfahren ist auf eine sichere Bekämpfung der Altverunkrautung vor der Saat angewiesen

Säulendiagramm

Wirtschaftlicher Nutzen der Anwendung von Glyphosat in verschiedenen Ackerbaukulturen in Deutschland, Quelle: Steinmann, Dickeduisberg & Theuvsen, 2012

Dennoch hat Glyphosat zur Unterstützung der konservierenden Bodenbearbeitung bei Mulchsaatanbau verschiedener Ackerbaukulturen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. Für das Direktsaatverfahren ist Glyphosat systemrelevant, da Altunkräuter und Ausfallkulturen im Nachauflauf mit den verfügbaren Herbiziden nicht ausreichend bekämpft werden können. Dieses Anbauverfahren wird in Deutschland allerdings nur relativ selten im Ackerbau angewendet. Der wirtschaftliche Nutzen von Glyphosat für das Mulchsaatverfahren ergibt sich aus den Kosten für alternative Maßnahmen zur Unkrautregulierung unter Beibehaltung der Mulchsaat oder für die Umstellung auf eine wendende Bodenbearbeitung ohne Glyphosat. In beiden Fällen würde sich im Mittel über verschiedene, praxisübliche Fruchtfolgen ein Verlust der Direktkosten- und arbeitserledigungskostenfreien Leistung von durchschnittlich 75 bis 98 €/ha ergeben. Die Beibehaltung der Mulchsaat würde aufgrund der zusätzlichen Bodenbear-beitungsmaßnahmen hierbei relativ höhere Kosten verursachen als die Umstellung auf den Pflugeinsatz.

Bedeutung für die bayerische Landwirtschaft

SäulendiagrammZoombild vorhanden

Wirtschaftlicher Nutzen der Anwendung von Glyphosat in der bayerischen Landwirtschaft je nach Einsatzgebiet und Anwendungsverfahren (eigene Berechnungen)

Der wirtschaftliche Vorteil für den Einsatzes von Glyphosat im Ackerbau liegt für die bayerische Landwirtschaft nach eigenen Berechnungen bei etwa 11 Mio. € pro Jahr . In dieser Kalkulation sind keine Ertragswirkungen aufgrund geringerer Unkrautbekämpfungsleistung durch einen Verzicht auf Glyphosat und langfristige, externe Effekte im Bereich Boden- und Gewässerschutz berücksichtigt. Die relativ höchste wirtschaftliche Bedeutung hat die Stoppel- und Vorsaatbehandlung mit einem Nutzwert von jeweils ca. 5,3 bzw. 3,3 Mio. Euro pro Jahr. Im Weiteren sind noch die umbruchlose Grünlanderneuerung und die Vorerntebehandlung trotz eines sehr geringen Einsatzumfangs mit einem Nutzwert von etwa 1,0 bzw. 0,9 Mio. € pro Jahr von Bedeutung.
Auf einzelbetrieblicher Ebene ist die Bedeutung von Glyphosat für Betriebe mit konservierender Bodenbearbeitung besonders hoch. Die betrifft sowohl die Regulierung von Altver-unkrautung vor der Saat, als auch die Bekämpfung von Wurzelunkräutern, die in diesen Anbausystem relativ häufiger auftreten. Die wirtschaftliche Relevanz konzentriert sich auf Regionen und Standorte mit hohem Erosionsrisiko, wie etwa das Tertiäre Hügelland, oder mit besonders schwierig zu bearbeitenden Böden, wie z.B. Gips-Keuper-Standorte in Franken. Ansonsten gibt es in Bayern auch viele Betriebe, für die das Herbizide Glyphosat keine, oder nur eine sehr geringe Bedeutung für die sporadische Bekämpfung von Wurzelunkräutern hat.