Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2021 – Herbologie

Kamille in SommergersteZoombild vorhanden

Kamille als Unkraut in Sommergerste

Langjährige Versuchsserie zur chemischen Unkrautregulierung in Sommergerste abgeschlossen

Die Versuchsserie zur chemischen Unkrautregulierung in Sommergetreide, respektive in Sommergerste, wurde im Jahr 2021 nach über zwei Jahrzehnten Laufzeit beendet. Die wesentlichen Gründe hierfür waren die fehlenden Produktinnovationen, keine Aussicht auf neue Wirkstoffe oder Wirkmechanismen und nicht zuletzt die rückläufigen Kapazitäten bei den Versuchsanstellern. Im Zeitraum von 2000 bis 2021 wurden 52 Feldversuche durchgeführt. Schwerpunktregion der Versuchsdurchführung war die Oberpfalz (49 %), gefolgt von Oberfranken (31 %) und Mittelfranken (20 %).

Diagramm mit Darstellung der Leitunkräuter in Sommergerste, 52 Feldversuche, 2000 - 2021Zoombild vorhanden

Abb.1: Leitunkräuter in Sommergerste

Unkrautspektrum in Sommergerste
Als häufigste Leitunkräuter traten Acker-Stiefmütterchen, Klettenlabkraut, Windenknöterich sowie Gänsefuß-Arten auf (Abb. 1). An den einzelnen Standorten war ein relativ breites Spektrum an Leitunkräutern vorhanden. Noch über 20 % der Versuchsstandorte hatte 5 bis 6 unterschiedliche Leitunkräuter. Die mittlere Leitunkrautwirkung über alle Prüfvarianten lag bei 92 %. Als schwieriger regulierbar zeigten sich Ehrenpreis- und Taubnessel-Arten sowie Acker-Stiefmütterchen (Abb. 2).
Diagramm mit Darstellung der Bekämpfungsleistungen gegenüber wichtigen LeitunkräuternZoombild vorhanden

Abb.2: Herbizidwirkung gegen Leitunkräuter

Behandlungsindex der Prüfvarianten
Die geprüften Herbizidvarianten bestanden aus aktuellen Präparaten der jeweiligen Prüfperiode. Die Prüfung wurde grundsätzlich über drei Vegetationsperioden vorgenommen. Neben dem Ziel einer weitgehend erfolgreichen Regulierung der Leitunkräuter wurde ein möglichst niedriger Präparate- und Kostenaufwand angestrebt. Teilweise wurden auch Tankmischungen mit stark reduzierten Aufwandmengen eingesetzt, wobei eine Ergänzung mit Zusatzstoffen die Wirkung absichern sollte. Der Behandlungsindex der Prüfvarianten lag in einer Spannbreite von 0,3 bis 2,0 (MW 1,1 bei einer Standardabweichung von 0,3). Ein Zusammenhang zwischen Behandlungsindex und Gesamt-Unkrautwirkung konnte nicht festgestellt werden (R² = 0,008).
Ertragsabsicherung und Wirtschaftlichkeit
Im Mittel wurde durch die Herbizidbehandlungen eine Ertragsabsicherung von +5,1 dt/ha ermöglicht (MW 59,6 dt/ha +- 14,2 dt/ha, n=224). Dies entspricht einen bereinigten Mehrerlös von Ø 102 €/ha.
Einteilung der Behandlungsvarianten nach Wirkmechanismen
Die Behandlungsvarianten bestanden vorwiegend aus Tankmischungen mit zwei Präparaten (61 %) gegenüber Einfachbehandlungen (39 %). Über alle Varianten wurden 23 unterschiedliche Wirkstoffe eingesetzt, wobei 6 Wirkstoffe inzwischen keine Zulassung mehr besitzen. 34 % der Anwendungen bestanden aus Wirkstoffen einer einzigen Wirkmechanismusgruppe. Der Anteil aus kombinierten Behandlungen lag bei 38 % (zwei Wirkmechanismen) bzw. 26 % (drei Wirkmechanismen). Mit einem Anteil von 36 bzw. 37 % war die Anwendungshäufigkeit von Wirkstoffen aus der HRAC-Gruppe 2 (ALS-Hemmer) bzw. 4 (Wuchsstoffe) gleichwertig hoch. Weiterhin lag der Anteil von Wirkstoffen aus der HRAC-Gruppe 14 bei 12 %, der Gruppe 12 bei 8 % und der Gruppe 6 bei 7 %.
Diagramm mit Darstellung der Gesamtunkrautwirkung der wichtigsten Prüfvarianten.Zoombild vorhanden

Abb.3: Gesamtunkrautwirkung der Prüfvarianten

Erfolgreiche Behandlungsstrategien
Einen Vergleich der Gesamt-Unkrautwirkung aktuell verfügbarer Präparate bzw. Kombinationen zeigt Abbildung 3. Eine herausragende Leistung konnte das Einzelpräparat Omnera LQM® in Standardaufwandmengen erzielen. Im Weiteren konnten überdurchschnittliche Gesamtwirkungen vor allem durch Tankmischungen mit verschiedenen Wirkstoffen aus unterschiedlichen Wirkmechanismusgruppen erzielt werden. Als Soloanwendungen konnten auch die Präparate Husar OD® (+ Mero® als Zusatzstoff) und Artus® (40g/ha = 80 % der Standarddosis) überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen.
Da es sich bei Omnera LQM® und Artus® ebenfalls um Kombipräparate handelt, ist das Erfolgskonzept für eine erfolgreiche chemische Unkrautregulierung in der Sommergerste offensichtlich eine geeignete Wirkstoffkombination aus unterschiedlichen Wirkmechanismusgruppen (z.B. HRAC 2 + 4) in angepasster Aufwandmenge. Aufgrund des relativ vielfältigen Unkrautspektrums muss die Präparate- bzw. Wirkstoffauswahl an die standortspezifische Verunkrautung angepasst werden. Mögliche Aufwandmengenreduzierungen sollten genutzt werden, um den relativ geringen ökonomischen Spielraum nicht zu stark zu belasten.