Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2020 – Herbologie

Regulierung von Acker-Fuchsschwanz in Wintergerste

– warum eine langjährige Versuchsserie beendet wird –

Acker-Fuchsschwanz als Problemungras im Wintergerstenanbau

Acker-Fuchsschwanz ist das problematischste Ungras im Wintergetreideanbau. Die Befallsflächen haben sich in Bayern in den vergangenen Jahrzehnten deutlich ausgebreitet, die Besatzdichten haben vielfach zugenommen und es hat eine erhebliche Entwicklung von herbizidresistenten Populationen stattgefunden. Der Wintergerstenanbau ist besonders betroffen, weil sich Acker-Fuchsschwanz in der Kultur besonders gut entwickeln kann und die Anzahl verfügbarer Herbizide begrenzt ist.

Abreifende Wintergerste mit extremem Besatz an Ackerfuchsschwanz-Ähren

Abreifende Wintergerste mit extremem Besatz an Ackerfuchsschwanz-Ähren

Langjährige Versuchsdaten zur Kontrolle von Acker-Fuchsschwanz in Wintergerste

Unter diesen Rahmenbedingungen hat der Bayerische Pflanzenschutzdienst seit den 1980er Jahren ein produktionstechnisches Versuchsprogramm zur chemischen Regulierung von Acker-Fuchsschwanz in der Wintergerste durchgeführt. Seit 1990 sind die Versuchsergebnisse digital erfasst und werden hier zusammenfassend dargestellt.
Die Versuche wurden nach den Vorgaben der EPPO-Richtlinie PP 1/93(3) als randomisierte Kleinparzellenanlagen in vierfacher Wiederholung von den Fach- und Versuchszentren für Pflanzenbau der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durchgeführt. Der Versuchsumfang im Zeitraum von 1990 bis 2019 betrug 138 Feldversuche mit über 1.500 Prüfvarianten. Aufgrund der regionalen Bedeutung wurde die Mehrzahl der Versuche in Franken (60 %), ein weiterer Teil in Schwaben (23 %) und nur ein geringer Anteil in Oberbayern (7 %) und Niederbayern (10 %) durchgeführt. Die Prüfvarianten waren so konzipiert, dass mit den jeweils verfügbaren Herbiziden eine möglichst sichere Regulierung von Acker-Fuchsschwanz erzielt wurde. Im Mittel der Varianten lag die Bekämpfungsleistung in der Versuchsperiode 1990 bis 2019 bei 85 % (Mittelwert) bzw. 91 % (Median). Zwischen den Jahrgängen trat eine deutliche Variation in der Bekämpfungsleistung (Standardabweichung: 16 % Wirkung) auf. In der Trendanalyse ist überraschend, dass im Verlauf des Versuchsprogramms, trotz einer veränderten Ausstattung mit Basiswirkstoffen, keine Veränderung in der Regulierungsleistung festgestellt werden konnte.

Wirtschaftlichkeit des Herbizideinsatz gegen Ackerfuchsschwanz

Im Mittel erzielte die Herbizidbehandlung eine Ertragsabsicherung von 18,5 dt/ha, was einer aktuellen Marktleistung von rund 300 Euro entspricht.

Bekämpfungsleistung hängt von mehreren Faktoren ab

Die erzielbare Bekämpfungsleistung war in der Analyse über alle Varianten und Versuche von mehreren Faktoren abhängig. Den relativ stärksten Einfluss auf die erzielbare Bekämpfungsleistung hatte der Resistenzstatus der jeweiligen Population. Während bei sensitiven Populationen ein mittlerer Wirkungsgrad von 99 % erzielt wurde, lag er bei hoch resistenten Populationen nur noch bei 58 %. Im Vergleich der Anwendungsverfahren konnten klassische Einfachbehandlungen mit bodenaktiven Herbiziden im Vorauflauf bis sehr frühen Nachauflauf mit im Mittel 86 % Wirkung keine ausreichende Regulierungsleistung erzielen. Anwendungen im Nachauflauf in Kombination mit blattaktiven Wirkstoffen erzielten als Einzelbehandlung oder Spritzfolgen mittlere Wirkungsgrade im Bereich von 92 - 95 %. Ein ebenfalls für den Regulierungserfolg ausschlaggebender Faktor war die Besatzdichte von Acker-Fuchsschwanz. Bei niedrigen Dichten von <100 Ähren/m² wurde eine mittlere Wirkung von 96 % erreicht, während bei hohen Besatzdichten von >500 Ähren/m² im Mittel nur eine Wirkung von 89 % zu erzielen war. Im Vergleich der Ausstattung der Behandlungen mit blattaktiven Wirkstoffen konnten keine Unterschiede zwischen Fenoxaprop-P und Pinoxaden festgestellt werden (Durchschnitt 96 bzw. 97 % Wirkung). Nachauflaufanwendungen auf der Basis von Isoproturon erzielten dagegen nur eine mittlere Wirkung von 90 %.

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit des Jahrgangs und des eingesetzten Basiswirkstoff

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit des Jahrgangs und des eingesetzten Basiswirkstoff

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit von der Besatzstärke

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit von der Besatzstärke

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die erfolgreiche chemische Regulierung von Acker-Fuchsschwanz eine ökonomische unverzichtbare Produktionsmaßnahme ist. Für die nachhaltige Regulierung sind Bekämpfungsleistungen im Bereich von ≥ 98 % Wirkung erforderlich. Dieses Bekämpfungsniveau kann regelmäßig nur bei niedrigen Besatzdichten und in sensitiven Populationen erzielt werden. Für die Herbizidbehandlung ist der Einsatz von Pinoxaden als blattaktive Wirkstoffkomponente in Nachauflaufbehandlungen unverzichtbar.

Risikofaktor ACCase-Resistenz

Aus aktueller Sicht besteht ein hohes Risiko in der Entwicklung von Populationen mit Resistenzen gegenüber Herbiziden aus der Gruppe der ACCase-Hemmer (HRAC-Klasse 1). Hierdurch würde die Effizienz von Pinoxaden verloren gehen, wobei für diesen Wirkstoff derzeit keine Alternativen vorhanden sind und auf absehbare Zeit vorhanden sein werden. Für eine nachhaltige Regulierung von Acker-Fuchsschwanz in der Wintergerste sind daher proaktive Maßnahmen des integrierten Pflanzenschutzes und ein strategisches Resistenzmanagement absolut unverzichtbar.

Ende des Versuchsprogramms

Abschließend eine Erklärung für das Auslaufen des Versuchsprogramms: Es stehen einfach keine neuen und leistungsfähigen Präparate bzw. Wirkstoffe zur Verfügung.

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit von der ACCase-Resistenz

Herbizidwirkung gegen Ackerfuchsschwanz in Abhängigkeit von der ACCase-Resistenz