Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2019 – Zoologie und Vorratsschutz

Die exakte Diagnose von Schädlingen ist Voraussetzung für zielgerichtete Maßnahmen.
Die entomologische Diagnostik untersucht Proben aus Landwirtschaft, Gartenbau und Vorratsschutz sowie Verpackungsholz im internationalen Handel auf Schädlinge, vor allem auf gebietsfremde Quarantäneschadorganismen.

Die nematologische Diagnostik der Arbeitsgruppe untersucht in drei wesentlichen Bereichen Boden-, Pflanzen- und Saatgutproben auf das Vorkommen von pflanzenparasitären Nematoden:

  • im Rahmen des Hoheitsvollzugs
  • für Berater und private Betriebe
  • für Pflanzenzüchter zur Testung von Kartoffelstämmen auf Resistenz gegen Virulenzen des Kartoffelzystennematoden

Entomologische Untersuchungen

Interessante Ergebnisse aus der entomologischen Diagnostik 2019

Insgesamt wurden 285 Proben zur Diagnose angeliefert, davon 201 Proben von amtlicher Seite und 84 Proben von Privatpersonen. Nachfolgend sind besondere Funde des Jahres 2019 aufgeführt.

  • Die Grüne Reiswanze Nezara viridula (Pentatomidae, Heteroptera) wurde am 29.07.2019 zum ersten Mal in Bayern festgestellt. Im unterfränkischen Kleinostheim ist eine ganze Kolonie an Tomaten aufgefallen.
  • Ein Exemplar des Mango-Rüsselkäfers Sternochetus mangiferae (Curculionidae, Coleoptera) ist am 14.02.19 in Ampfing östlich von München aus einem Mango-Kern geschlüpft und wurde zur Diagnose übergeben.
  • Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys (Familie Pentatomidae, Baumwanzen) hat sich in Bayern weiter ausgebreitet. Mehrere Funde wurden 2019 bereits im Stadtgebiet München registriert. Eine Marmorierte Baumwanze wurde im Juli im fränkischen Erlangen gefangen (siehe auch Bericht aus „Spezieller Pflanzenschutz: Krankheiten und Schädlinge im Gartenbau“).

Im Freiland 2019 aufgefallen: Maikäfer-Engerlingsbekämpfung – Versuche am Jochberg

Auf Wiesen des Jochberges in der Gemeinde Schneizlreuth traten bereits Anfang Mai 2019 starke Schäden durch Engerlinge des Feldmaikäfers auf. Bei einzelnen Zählungen wurden bis über 250 Engerlinge/qm gezählt, im Durchschnitt war die Schadschwelle von 40 Engerlingen/qm doppelt bis teilweise vierfach überschritten. Auf Veranlassung des StMELF wurde ein Versuch zur Kontrolle der Engerlinge durchgeführt, da man es hier mit besonderen steilen Lagen zu tun hatte. Bis dato gab es noch keine Erfahrungen in Bayern, welche Maßnahmen bei Steillagen am geeignetsten sind.

Die Versuchs-Varianten umfassten:

  • eine mechanische Bodenbearbeitung mittels Kreiselegge plus Nachsaat
  • den Einsatz eines biologischen Gegenspielers, des insektenpathogenen Pilzes Beauveria brongniartii (Produkt: Melocont Pilzgerste)
  • Beweidung mit Jungtieren
  • Beweidung plus Pilzgerste
  • eine unbehandelte Kontrolle
Die relativ großen Beweidungsflächen wurden bei zwei Landwirten angelegt. Bei vier Landwirten wurden Kleinparzellen-Versuche mit je zwei Wiederholungen pro Variante angelegt – insgesamt 24 Parzellen mit je 400 qm Parzellengröße.
Abgesammelte und ausgezählte Engerlinge, die unter der Grasnarbe ihr Unwesen trieben

Absammeln der Engerlinge

Einsatz der Kreiselegge – direkte mechanische Bekämpfung und Hochschleudern der Engerlinge ans Sonnenlicht (Absterben durch UV-Strahlung)

Einsatz der Kreiselegge

Die Parzelle mit dem Kreiseleggeneinsatz ragt aus der von Maikäfer-Engerlingen zerstörten Almwiese heraus

Versuchsparzellen

Ergebnisse

  • Am effektivsten zeigte sich die mechanische Bearbeitung mittels Kreiselegge, obwohl sie zum relativ späten Zeitpunkt 05./06. August durchgeführt wurde. Die bereinigten Wirkungsgrade, bei denen die natürliche Abnahme der Engerlingszahlen in den unbehandelten Parzellen mit einberechnet wurde, betrugen beim Kreiseleggeneinsatz 65%, 72%, 77%, 79% und einmal sogar 90%. Bei einer zweifachen Anwendung der Kreiselegge, die ein Landwirt im Eigeninteresse vorgenommen hat, wurden 84% erreicht. In allen Fällen reichte es aus, die Engerlingszahlen unter die Schadschwelle zu drücken. Innerhalb weniger Wochen bildete sich wieder eine stabile neue Grasnarbe aus, welche die Flächen vor Erosion schützte.
  • Die Wirkung des natürlichen Gegenspielers Beauveria brongniartii kann erst im Frühjahr 2020 bewertet werden. Durch den trockenen Sommer 2019 konnte die Pilzgerste erst sehr spät in den Boden eingearbeitet werden (Mitte bis Ende September). Bis zum Abbruch der Datenaufnahme am 07.10. wurden noch keine verpilzten Engerlinge registriert. Es ist aber eine Langzeitwirkung gegeben.
  • Die Beweidung erbrachte nur eine Abnahme der Engerlingszahlen um 13%. Allerdings wurde durch den Tritt der Jungrinder der Boden stark verdichtet. Diese Verdichtung würde bei Starkregen ebenfalls die Gefahr von Erdabgängen reduzieren.
  • Ein zusätzliches Ergebnis der Untersuchungen war, dass ab den Grabungen am 24.09.19 sich die Maikäfer-Population am Jochberg nach dem Abwandern in tiefere Bodenschichten aufgeteilt hat. Etwa 10-20 % der Tiere liegen aktuell als Käfer vor und dies lässt 2020 einen mäßig starken Flug erwarten. Der Großteil der Population überwintert aber im späten Engerlingsstadium und wird sich erst etwa Ende Juli bis Ende September 2020, je nach Witterung, zum Käfer fertig entwickeln. Das nächste Hauptflugjahr am Jochberg wird mit Sicherheit 2021 sein.

Nematologische Untersuchungen

Untersuchungen im Rahmen der Pflanzengesundheit (Hoheitsvollzug)

Untersuchungen im Rahmen der Pflanzkartoffelvermehrung
Mehr als 99 % der im Hoheitsvollzug nematologisch untersuchten Proben entfielen auf die Untersuchung von Bodenproben auf das Vorkommen des Kartoffelzystennematodens (Globodera spp.). Die Untersuchungen sind bei der Vermehrung von Pflanzkartoffeln (Pflanzkartoffelanerkennung, Löschungsuntersuchungen) und im Rahmen eines Monitoring zur Ermittlung der Verbreitung des Nematodens gesetzlich vorgeschrieben. Die Gesamtgröße der zur Pflanzkartoffelvermehrung untersuchten Anbaufläche hat sich um 185 ha auf 2.784 ha reduziert (2.969 ha in 2018). Auch die Anzahl untersuchter Schläge ist von 1.125 auf 1.051 gesunken. Damit setzt sich der langjährige Trend einer abnehmenden Pflanzkartoffelproduktion in Bayern fort. Gegenläufig dazu ist trotz der langen Trockenphasen die Zahl an befallenen Schlägen von 25 auf 32 gestiegen. In einigen Regionen Bayerns wird wegen hoher Befallsdichten die Verfügbarkeit von befallsfreien Flächen immer schwieriger, was sich mitunter auch in den Befallszahlen bei den Löschungsuntersuchungen widerspiegelt.
Amtliche Erhebung (EU-weites Monitoring)
Im Rahmen der Amtlichen Erhebung (EU-weites Monitoring) wurden 0,5 % der Anbaufläche von Speise- und Wirtschaftskartoffeln auf das Vorkommen des Kartoffelzystennematodens hin beprobt. Bei der Verteilung der Pathotypen in den Befallsproben wurden wieder mehr weiße (Pa) als gelbe (Ro) Kartoffelzystennematoden gefunden. Ursächlich ist wohl die über lange Zeit fehlende Verfügbarkeit von Pa resistenten Speisesorten, was zum einseitigen Anbau von Ro vollresistenten Speisesorten und zur Selektion von Globodera pallida auf den Schlägen führte. Auf eine Entspannung ist durch das stetig waschsende Sortiment an Pa resistenten Speisesorten zu hoffen.
Löschuntersuchungen
Flächen, die mit Kartoffelzystennematoden befallen sind, können nach der Durchführung eines Bekämpfungsprogramms zur erneuten Untersuchung und der Löschung aus dem amtlichen Verzeichnis angemeldet werden (Löschungsuntersuchungen). Ist die Fläche frei von Zysten mit lebensfähigem Inhalt, dann kann diese wieder für den Anbau von Kartoffeln verwendet werden. Die Zahl der für die Löschungsuntersuchung angemeldeten Flächen sind mit 116 ha in 2019 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (112 ha) in etwa gleich geblieben. Auf 26 von 76 Flächen wurde trotz Bekämpfungsprogramm wiederholt ein Befall mit Globodera spp. nachgewiesen. Damit ist der Anteil nicht zur Löschung freigegebener Flächen von 11,4% in 2018 auf 34 % in 2019 gestiegen. Die Flächen bleiben weiterhin für die Pflanzkartoffelvermehrung gesperrt. Auf den Flächen muss ein weiteres Mal ein Bekämpfungsprogramm mit dem Anbau von resistenten Sorten oder einer mehrjährige Anbaupause durchführt werden.
Übersicht 1: Untersuchungen im Rahmen der Pflanzkartoffelanerkennung, von Löschungsuntersuchungen und der amtlichen Erhebung zur Feststellung der Verbreitung des Kartoffelzystennematodens für das Anbaujahr 2019 (Teil 1)
 ProbenanzahlUntersuchte
Fläche (ha)
Anzahl
Schläge
Anzahl
Schläge
mit Befall
Pflanzkartoffelvermehrung23.0052.7841.05132
Amtliche Erhebung4692111015
Löschungsuntersuchung1.0001167626
Übersicht 1: Untersuchungen im Rahmen der Pflanzkartoffelanerkennung, von Löschungsuntersuchungen und der amtlichen Erhebung zur Feststellung der Verbreitung des Kartoffelzystennematodens für das Anbaujahr 2019 (Teil 2)
 Befallsschläge mit
Globodera
rostochiensis
Befallsschläge mit
Globodera
pallida
Befallsschläge mit
Mischpopulationen
Art nicht
feststellbar
Pflanzkartoffelvermehrung20912
Amtliche Erhebung221 
Löschungsuntersuchung141011
Weitere Untersuchungen im Rahmen des Hoheitsvollzugs
Andere im Auftrag des Hoheitsvollzugs untersuchte Boden- und Pflanzenproben blieben ohne Befund auf gebietsfremde oder geregelte Nematodenarten. In einer Probe des seit einigen Jahren in der EU durchgeführten Monitorings zur Feststellung der Verbreitung des Kiefernholznematodens (Bursaphelenchus xylophilus) wurde das Vorkommen der Art Bursaphelenchus mucronatus nachgewiesen. Diese Art ist jedoch nicht geregelt und deshalb ohne Bedeutung.
Untersuchungen im Rahmen der Rebpflanzgutanerkennunng
Bei Untersuchungen zur Rebpflanzgutanerkennung wurde in 6 Proben die virusübertragende und geregelte Nematodenart Xiphinema index diagnostiziert. Die Flächen wurden daraufhin für ein Vermehrungsvorhaben gesperrt.
Übersicht 2: Weitere Untersuchungen im Rahmen der Pflanzengesundheit
AuftraggeberKulturpflanzeAnzahl Proben
gesamt
Anzahl Proben
mit Befund
Untersuchungs-
methode
Phytosanitäre und
Quarantäne-
Nematoden
IPS4 - EU-MonitoringKiefernholznematoden -
Rindensubstrat
551Sprühnebel/PCRBursaphelenchus mucronatus
IPS4 - Import/ExportWasserpflanzen, Koniferen, Rhizome, Saatgut, Orchideen, Holz, Substrat 76 MEKU-Bodenprobenextraktor, Quellmethode, Baermann, Sprühnebelohne Befund
 Kartoffel36 MEKU-Bodenprobenextraktorohne Befund
IPS4 - Export WeinbauringRebenpflanzgutvermehrung126MEKU-BodenprobenextraktorXiphinema index

Untersuchungen für Berater und Betriebe

Im Garten- und Ackerbau in Bayern wurden 2019 insgesamt 628 Boden-, Saatgut- und Pflanzenproben auf pflanzenparasitäre Nematoden hin untersucht. Auf Befallsflächen waren wie auch im Vorjahr hohe Nematodenpopulationen der Gattungen Ditylenchus spp. und Pratylenchus spp. zu beobachten, die zum Teil zu erheblichen Ertragsausfällen führten. Der Wurzelläsionsnematode (Pratylenchus spp.) war auch in allen Bodenproben von Versuchsflächen zur Nematodenbekämpfung im Maisanbau die vorherrschende Gattung.
Übersicht 3: In 2019 von IPS 2d durchgeführte nematologische Untersuchungen
AuftraggeberKulturpflanzeAnzahl Proben
gesamt
Anzahl Proben
mit Befund
Untersuchungs-
methode
Phytoparasitäre
Nematoden
LfLHeilkräuter77BaermannPratylenchus spp., Paratylenchus spp., Meloidogyne hapla
LfLSaatgutuntersuchungen58 Quellmethodeohne Befund
LfLLaborvergleichsuntersuchung JKI3426MEKU-Bodenprobenextraktor, PCRGlobodera pallida, G. rostochiensis
LfLZuckerrübe (Monitoring)5243Acetox-VerfahrenHeterodera schachtii
LfLVersuchsflächen127Acetox-VerfahrenHeterodera schachtii
PrivatKartoffel53MEKU-Bodenprobenextraktor, Baermann Pratylenchus spp.
PrivatMais372372Baermann, SprühnebelPratylenchus spp.
PrivatReben42Baermann, SteinhorstXiphinema index
PrivatEfeu11Baermann[Helicotylenchus[/i] spp.
PrivatKlärschlamm1 MEKU-Bodenprobenextraktorohne Befund
PrivatZuckerrübe1 Sprühnebelohne Befund
PrivatZwischenfrucht11BaermannPratylenchus spp., Ditylenchus spp.
AELFSpargel30 MEKU-Bodenprobenextraktorohne Befund
AELFKartoffel30 MEKU-Bodenprobenextraktorohne Befund
AELFMais33SprühnebelPratylenchus spp.
AELFHerbstanemone11SprühnebelDitylenchus spp.
ErzeugerringRote Beete22Baermann, SprühnebelHeterodera spp.
ErzeugerringZwiebel22Baermann, SprühnebelDitylenchus spp.,
Meloidogyne[/i} spp.
ErzeugerringSellerie11Baermann, Sprühnebel[i]Helicotylenchus spp.
ErzeugerringMöhre11Baermann, SprühnebelHeterodera spp.
ErzeugerringWeißkraut11Baermann, SprühnebelPratylenchus penetrans
Heterodera spp.
LWGReben99MEKU-Bodenprobenextraktorohne Befall

Züchterprüfungen zur Testung von Kartoffelstämmen gegen den Kartoffelzystennematoden (Globodera spp.)

Das Institut für Pflanzenschutz (IPS) der LfL bietet privaten Züchter und dem Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der LfL (IPZ) die Prüfung von Kartoffelzuchtstämmen auf Resistenzen gegen verschiedene Pathotypen des Kartoffelzystennematodens als Dienstleistung an. Die Zahl an Testungen nahm im Vergleich zum Vorjahr von 16.677 auf 13.024 in 2019 ab. Ursächlicher Faktor für die Abnahme war wie auch in 2018 die zeitlich begrenzte Verfügbarkeit von Stellplätzen für Biotestgefäße. Trotz des großen Bedarfs an Prüfkapazitäten seitens der Züchter wird sich die Situation auch in 2020 nicht wesentlich ändern, da sich die Gewächshausarbeiten vermutlich bis 2021 hinziehen werden. Von der Gesamtzahl an Prüfungen entfielen 11.457 auf private Züchter und 1.567 auf IPZ. Die meisten Prüfungen wurden bei der Art Globodera pallida (54 %) durchgeführt. Die Anzahl an Prüfungen auf den Pathotyp Ro1 stieg von 27% aller Prüfungen auf 40 % an. Die Pathotypen Ro 3,4 und 5 spielen auch weiterhin eine nur geringfügige Rolle in der Kartoffelzüchtung.
Übersicht 4: Züchterprüfungen
AuftraggeberUntersuchungsobjektAnzahl Proben
Untersuchungs-
methode
Phytoparasitäre
Nematoden
private ZüchterKartoffelstämme11.457TopfballenmethodeGlobodera palida, G. rostochiensis
LfL - Institut für Pflanzenzüchtung (IPZ)Kartoffelstämme1.567TopfballenmethodeGlobodera palida, G. rostochiensis