Institut für Pflanzenschutz
Jahresbericht 2017 - Mykologie

Diagnose von pilzlichen Schaderregern an Kulturpflanzen: Ein Rückblick auf das Jahr 2017

Insgesamt wurden 1.800 Pflanzenproben zur Untersuchung an die Arbeitsgruppe „Mykologie“ mit einem Verdacht auf eine pilzliche Schadursache eingesandt. Diese waren nicht auf bestimmte Pflanzengruppen beschränkt, sondern verteilten sich auf Obst, Gemüse und Zierpflanzen sowie auf Gehölze und landwirtschaftliche Kulturen. Mit der Zunahme des Ökolandbaus spielen Gesundheitsprüfungen an Saatgut eine große Rolle. Sie machen mittlerweile zirka 50 Prozent des Probenaufkommens aus. Ein weiterer Schwerpunkt sind Arbeiten im Rahmen des Hoheitsvollzuges – insbesondere zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses – einer gefürchteten Quarantäneerkrankung.
Im Folgenden sollen einige Schlaglichter auf ausgewählte Erkrankungen geworfen werden.

Untersuchung auf Ascochyta pisi-Befall bei Futtererbsen und Anthraknose-Erkrankungen bei anderen Körnerleguminosen

In Auftrag von IPZ 6c, der LWG in Veitshöchheim und der Landwirtschaftskammer (LWK) in Nordrhein-Westfalen (NRW) in Münster wurden insgesamt 65 Proben auf Befall mit Ascochyta pisi untersucht. Daneben sind weitere 89 Leguminosen-Saatgutproben (Ackerbohne, Lupine, Soja) auf Brennfleckenerkrankungen zur Untersuchung vorgelegt worden.
Diese samenübertragbare Erkrankung (Anthraknose) spielt bei Futtererbsen z. T. eine große Rolle und kann zu hohen Ertragsausfällen führen. Keine der Partien zeigte einen Befallsgrad von 13 Prozent und mehr. Ab diesem Wert ist die Verwendung als Saatgut als bedenklich anzusehen. Im Vergleich zu 2008 ist das Befallsgeschehen weiterhin rückläufig bzw. hat sich auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert. Während 2008 noch gut 50 Prozent der bayerischen Partien beanstandet wurden, waren es 2009 17 Prozent, 2010 knapp 9 Prozent, 2011 nur noch gut 3 Prozent und in den letzten 5 Jahren lediglich jeweils eine oder zwei, in 2017 keine.
Petrischale mit SporeZoombild vorhanden

Anthraknose Lupine: Sporenlager

Darüber hinaus sind im mykologischen Labor noch weitere 89 Saatgutproben anderer Körnerleguminosen wie Ackerbohne und Lupine auf Anthraknose-Erkrankungen untersucht worden. Eine Partie bei Lupinen wurde bei der Gesundheitsprüfung beanstandet. Es konnte Colletotrichum lupini nachgewiesen werden.

Die untersuchten Ackerbohnenproben waren befallsfrei.
Sehr stark hinzugekommen haben in den vergangenen Jahren Untersuchungen von Sojasaatgut. Es wurden 36 Proben vorgelegt; bei 22 Prozent konnte der Erreger von Brennflecken (Phomopsis-Komplex) nachgewiesen werden.

Untersuchungen auf Tilletia-Besatz bei Weizen (Weizensteinbrand) und Gerstenflugbrand

Im abgelaufenen Jahr wurden überwiegend von IPZ 6c und der LWK NRW im Rahmen eines gemeinsamen Projektes insgesamt 557 Weizen- bzw. Dinkelproben (474 aus BY, 83 aus NRW), meist aus dem ökologischen Landbau, zur Untersuchung auf Steinbrand bzw. Zwergsteinbrand vorgelegt
WeizenährenZoombild vorhanden

Weizensteinbrand, Foto: W. Richter

Im Jahr 2017 wiesen zirka 21 Prozent der Weizenproben aus Bayern Besatzwerte von durchschnittlich über 20 Sporen pro Korn (T. caries und/oder T. controversa) auf, sodass die entsprechenden Partien als Saatgut ungeeignet waren. Ein deutlich höheres Niveau konnte bei den untersuchten Dinkelpartien beobachtet werden. Hier waren 86 Prozent der Proben zu beanstanden.
Ergebnisse der Untersuchungen von Weizen- und Dinkelsaatgut auf Tilletia-Besatz in Bayern in den Jahren 2004 bis 2017
 20042005200620072008200920102011201220132014201520162017
Anzahl Proben1051129373110233273492341326333370303474
Anteil Proben mit Besatzwerten über 20 Sporen/Korn in Prozent4814171939363350384630,334,63321
Anteil Tilletia-freier Proben in Prozent1447767 96123,5919
Sporen in einem MikroskopZoombild vorhanden

Weizensteinbrandsporen bei 320-facher Vergrößerung

T. controversa (Zwergsteinbrand) trat 2017 im Vergleich zum Vorjahr deutlich stark in Erscheinung. Bei zirka 86 Prozent der Proben konnte der Erreger festgestellt werden (2016: zirka 39 Prozent). Bei gut 13 Prozent traten Besatzwerte von über 20 Sporen pro Korn auf. Auffällig war ferner, dass häufig auch Mischinfektionen mit beiden Tilletia-Arten beobachtet werden konnten.
Daneben wurden 2017 insgesamt 139 Gerstenproben aus ökologischem Anbau davon 118 aus Bayern auf Flugbrand (Ustilago nuda) untersucht. Im Vergleich zum Vorjahr wurde U. nuda in einem größerem Umfang beobachtet. Bei zirka 12 Prozent der Partien ließ sich der Erreger mit einer Befallsstärke von 0,1 Prozent oder mehr nachweisen. Ab diesem Wert ist eine Verwendung als Saatgut ausgeschlossen. Im Jahr 2016 zeigten zum Vergleich ähnlich viele Proben eine Infektion mit Flugbrand.
Gewebe bei Blick durch MikroskopZoombild vorhanden

Ustilago nuda bei 320-facher Vergrößerung

Von anderen Versuchseinrichtungen kamen weitere 21 Gerstenpartien zur Untersuchung auf Gerstenflugbrand hinzu. Hier konnte eine maximale Befallsstärke von 44 Prozent infizierter Embryonen nachgewiesen werden.

Nachernte-Monitoring von Ährenfusariosen 2017

Zusammenfassend für das Jahr 2017 lässt sich sagen, dass generell die Infektionen der untersuchten Getreidesorten mit diversen Fusarium-Arten verglichen mit dem Vorjahr auf einem deutlich niedrigeren Niveau lagen. Die Belastung des Erntegutes mit Mykotoxinen, insbes. DON, war dem entsprechend auch geringer (vgl. Jahresbericht AQU 2).

Hintergrund

WeizenähreZoombild vorhanden

Ähre infiziert mit Fusarium graminearum

Ährenfusariosen haben insbesondere bei Weizen eine hohe Bedeutung. Ein besonderes Problem ist dabei die Produktion von Mykotoxinen durch bestimmte Fusarium-Arten, die durch Risikofaktoren wie Vorfrucht Mais, nicht-wendende Bodenbearbeitung nach Mais, Anbau mittel- und hochanfälliger Weizensorten, Einsatz bestimmter Fungizide und warm-feuchte Witterung vor und zur Weizenblüte gefördert wird. Die Mykotoxine können in die Nahrungskette gelangen und Tiere sowie Menschen gefährden (siehe auch die Beiträge von IPS 3a sowie den AQU-Jahresbericht). Ziel des „Nach-Ernte-Monitoring“ ist die Ermittlung des mikrobiellen Besatzes sowie der Mykotoxinbelastung des Erntegutes, insbesondere mit Deoxynivalenol (DON). Durch die Untersuchung von Weizen- und Roggenproben nach der Ernte soll Landwirten, Händlern und Verarbeitern der beiden Brotgetreidearten ein Überblick über den mikrobiellen Status gegeben werden. Darüber hinaus sollen langfristig Informationen über etwaige Veränderungen des Fusarium-Artenspektrums und dem damit verbundenen Auftreten anderer Toxine erhalten werden.
Petrischale mit rosafarbigem InhaltZoombild vorhanden

Reinkultur Fusarium graminearum

Vor 8 Jahren wurde die Gerste in das Monitoring aufgenommen, da in den letzten Jahren immer wieder Befürchtungen geäußert wurden, dass auch hier mit nicht unerheblichen Fusarium spp.-Infektionen zu rechnen sei. Ab dem Erntejahr 2010 ist auch Mais in das Untersuchungsprogramm integriert worden.

Weizen

Beim Weizen waren 2017 zirka 37 Prozent der insgesamt 150 untersuchten Proben mit F. graminearum infiziert. Die Befallsstärke der einzelnen Proben erreichte maximal 21 Prozent. F. culmorum konnte lediglich bei 8 Prozent der Proben isoliert werden. Die höchste Befallsstärke lag bei 4 Prozent befallener Körner. Insgesamt war damit die Belastung des Weizens mit DON-bildenden Fusarium-Arten auf einem deutlich geringeren Niveau als im Vorjahr.
Neben diesen beiden Arten konnten beim Weizen noch F. poae, F. tricinctum und F. sporotrichioides sowie in geringerem Umfang F. avenaceum, F. equiseti, und Monographella nivalis (Schneeschimmel) beobachtet werden. Auch hier war die Belastung auf einem äußerst geringen Niveau. F. poae konnte bei gut 78 Prozent der untersuchten Proben nachgewiesen werden. F. sporotrichioides kam bei 81 Prozent der Proben vor; ebenso F. langsethiae bei 89 Prozent. Dabei lag die Befallsstärke bei beiden zuletzt genannten Arten höchstens bei 38 Prozent befallener Körner.

Roggen

Die Untersuchungen der 80 Roggenproben zeigten im Vergleich zum Vorjahr einen deutlich geringeren Befall mit DON-Bildnern. Auch andere Arten wie F. sporotrichioides traten weit weniger in Erscheinung.

Gerste

Bei der Sommergerste (113 Proben) spielten die DON-bildenden Fusarium-Arten eine untergeordnete Rolle im Vergleich zum Weizen. Bei 34 Prozent der Proben konnte F. graminearum mit einer maximalen Befallsstärke von 21 Prozent beobachtet werden. [i]F. culmorum trat bei 19 Prozent mit einer maximalen Befallsstärke von 5 Prozent auf. Gehäufter traten F. sporotrichioides und F. langsethiae in Erscheinung. Bei 80 bzw. 88 Prozent der Proben konnten die angesprochenen Arten bis zu einer maximalen Befallsstärke von 34 Prozent infizierter Körner beobachtet werden.

Vollzug der Verordung (VO) zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses

Um eine Ausbreitung von Quarantäne-Schadorganismen zu verhindern bzw. einzudämmen, sind Untersuchungen und eine Vielzahl von restriktiven Maßnahmen notwendig, die z. T. große wirtschaftliche Folgen (z.B. ein Verbot des Kartoffelanbaus auf der Befallsfläche) für betroffene Landwirte haben können. Erschwerend kommt im Falle des Kartoffelkrebses (Erreger: Synchytrium endobioticum) hinzu, dass die Überdauerungsformen (Dauersori) mindestens 20 Jahre im Boden lebens- und infektionsfähig bleiben. In enger Zusammenarbeit mit IPS 4b (Quarantänemaßnahmen bei Kartoffeln) erfolgen Bodenuntersuchungen zur Aufhebung der Sperrmaßnahmen betroffener Flächen.

Maßnahmen

Bei Befallsfeststellung wird mittels eines amtlichen Bescheides die Befallsfläche für den Kartoffelanbau gesperrt. Zusätzlich wird um diese Fläche ein Sicherheitsbereich abgegrenzt, in dem nur krebsresistente Kartoffeln angebaut werden dürfen. Ferner sind eventuell befallene Knollen so zu behandeln, dass eine Ausbreitung des Erregers ausgeschlossen ist.

Löschung

Knolle einer KartoffelZoombild vorhanden

Kartoffelkrebs: befallene Kartoffelknolle

Eine Aufhebung der Sperrmaßnahmen ist nur möglich, wenn Untersuchungen des Bodens nach EPPO-Richtlinien Befallsfreiheit ergeben haben. Bei dieser Laboruntersuchung werden die Dauersori mittels eines Nass-Siebverfahrens aus Bodenproben ausgewaschen und deren Anzahl wird mikroskopisch bestimmt. Pro 0,3 ha ist eine Mischprobe bestehend aus 20 Einstichen in 20 cm Tiefe zu ziehen.
Ist das Ergebnis des Testverfahrens negativ, kann der Sperrbescheid aufgehoben werden. Daneben werden auch immer wieder Untersuchungsanfragen von kartoffelverarbeitenden Betrieben an IPS 2a gerichtet, bei denen es z.B. um die evtl. Belastung von Feststoffresten aus dem Waschprozess mit Dauersori geht.
brauner FleckZoombild vorhanden

Dauersorus bei 320-facher Vergrößerung

Im Jahr 2017 wurden insgesamt 18 Bodenproben von 5 Flurstücken auf Vorhandensein von S. endobioticum untersucht. Dabei handelt es sich überwiegend um Flächen, auf denen vor mehr als 20 Jahren Kartoffelkrebs beobachtet wurde. In keinem Fall waren noch lebensfähige Dauersori nachweisbar.

Fazit

Vor dem Hintergrund immer wieder auftretender Krankheitsfälle in den letzten Jahren und in Anbetracht des Verbreitungsweges des Pilzes vor allem durch verseuchtes Pflanzgut ist gerade auch im Rahmen der Anerkennung eine genaue Prüfung des Pflanzgutes auf Knollenwucherungen unverzichtbar.