Beurteilung von Zitzen- und Euterreinigungsverfahren bei automatischen Melksystemen

Von den Herstellern von Automatischen Melksystemen (AMS) werden unterschiedliche Zitzen- bzw. Euterreinigungssysteme zum Einsatz gebracht. In der, erstmals im April 2008 veröffentlichten, DIN ISO 20966 „Automatische Melksysteme - Anforderungen und Prüfung“ wird im Anhang B ein Verfahren beschrieben, mit dessen Hilfe eine Beurteilung des Erfolges von Zitzenreinigungsverfahren bei AMS ermöglicht werden soll. Es wird unterschieden in eine visuelle Einstufung des Reinigungserfolges (Zitzensauberkeit vor / nach der Reinigung) oder eine Beurteilung aufgrund der Kontamination der ermolkenen Milch mit Coliformen Keimen.

Zielsetzung

Im Rahmen einer Masterarbeit wurde eine Evaluierung dieses Verfahrens in Bezug auf praktische Durchführbarkeit in verschiedenen AMS-Systemen durchgeführt und eine Einschätzung der so ermittelten Ergebnisse erarbeitet. Die Masterarbeit wurde gemeinsam von Institut für Landtechnik und Tierhaltung und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel betreut.

Fotos von verschiedenen Zitzenreinigungssystemen in AMS (links: Schwarzbunte Kuh wird am Euter mit Reinigungsbecher gereinigt; rechts: orange-rote Reinigungsbürsten)

Methodik

Für die visuelle Beurteilung des Reinigungserfolges wurde ein differenziertes Erhebungsprotokoll erarbeitet. Problembereiche und technische Umsetzbarkeit des Beurteilungsverfahrens, sowie der Reinigungserfolg wurden in sechs ausgewählten Betrieben mit zwei verschiedenen Reinigungssystemen beurteilt.

Die Beurteilung des Reinigungserfolges wurde nach Vorversuchen nach folgenden zwei Schemata vorgenommen:

  1. In Anlehnung an DIN ISO: Zitzenvorderseite flächig betrachtet, Einstufung in 4 Sauberkeitskategorien entsprechend des Anteils der kontaminierten Zitzenfläche
    1. Stufe 1: < 1 %
    2. Stufe 2: 1 - 10 %
    3. Stufe 3: 11 - 25 %
    4. Stufe 4: > 25 %
  2. Einzelbeurteilung von vier Zitzenzonen (Vorderseite, Basis, Spitze, Rückseite) und Einstufung der Verschmutzung der Zonen in
    7 Sauberkeitskategorien
    1. 0 %
    2. bis 5 %
    3. bis 10 %
    4. bis 25 %
    5. bis 50 %
    6. bis 75 %
    7. bis 100 %
Die Bewertung erfolgte in beiden Fällen jeweils vor und nach der Zitzenreinigung durch das AMS, sowie nochmals nach dem Melken der Tiere.

Ergebnisse

Vergleich der Bewertungsschemata
Der Vergleich der beiden Bewertungsschemata zeigt, dass die prozentuale Verschmutzung der Zitzen mithilfe von Schema 1 in 4 Stufen hinreichend genau eingestuft werden kann. Die Übereinstimmung der beiden Schemata in der Beurteilung der Zitzen ist insgesamt hoch, wobei im Einzelfall Zitzen, die im Verschmutzungsgrad der Hinterseite stark vom Schnitt der Vorderseite abweichen, zu einer abweichenden Einstufung gelangen. Bei der Beurteilung des Reinigungsverfahrens muss somit durchgängig mit einem Beurteilungsschema gearbeitet werden, wobei Schema 1 als „vereinfachtes“ Verfahren bei der visuellen Beurteilung zu ausreichend genauen Ergebnisse führt.
Beeinflussung des ermittelten Reinigungserfolgs
Der erzielte Reinigungserfolg ist stark von der Art der Vorverschmutzung abhängig (trocken / feucht, dünner Belag oder verkrustete, angetrocknete Verschmutzung usw.). In Bezug auf eine einheitliche Beurteilung des Reinigungserfolges muss die Art der Verschmutzung bzw. deren Berücksichtigung definiert werden.
Die im Anhang B zur DIN ISO 20966 beschriebene Beurteilung des Reinigungserfolges kann zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, je nachdem:
  • wieviele Zitzen vor der Reinigung bereits in der Stufe 1 beurteilt wurden (dies kann zwischen 0 und 50 % liegen)
  • welche Zitzenzonen in die Beurteilung des Reinigungserfolges mit einbezogen werden.
Reinigungserfolg der Systeme
In Abhängigkeit der oben aufgeführten Einflussfaktoren verfehlten oder erreichten die untersuchten Systeme die in der DIN ISO 20966 für den Reinigungserfolg geforderten Grenzwerte jeweils knapp.
Es zeigte sich weiterhin, dass Zitzen, die vor der Reinigung in der Stufe 4 eingestuft wurden, von den Systemen insgesamt nur unzufriedenstellend gereinigt wurden. Dies betont die Notwendigkeit eines konsequenten Hygienemanagements im Bereich der Haltung (z.B. Liegeboxenpflege usw.), so dass möglichst wenige Tiere mit einem hohen Verschmutzungsgrad im AMS gemolken werden.

Schlussfolgerungen

Technische Verbesserungen könnten durch Sensoren erzielt werden, die den Verschmutzungsgrad der Zitzen erfassen können und damit eine entsprechende Anpassung der Reinigung ermöglichen würden.
Hinsichtlich der Beurteilung des Reinigungserfolgs in AMS bedarf das in der DIN ISO 20966 beschriebene Verfahren bezüglich der oben beschriebenen Punkte einer exakteren Definition um die Ergebnisse vergleichbar und in ihrer Aussage eindeutig zu machen.