Info-Tag "Bewegungsbuchten in der Ferkelerzeugung"

Menschen stehen um eine Bewegungsbucht

Der Info-Tag "Bewegungsbuchten in der Ferkelerzeugung" musste leider auf Grund zu geringer Teilnehmerzahlen abgesagt werden. Wegen der unbeständigen Wetteraussichten stand für viele potentielle Besucher die Ernte der Gerste im Vordergrund.
Wir möchten Ihnen dennoch ermöglichen, die ursprünglich geplanten Vorträge nachzulesen und zu den ausstellenden Firmen Kontakt aufzunehmen.

Tagungsband

Den Tagungsband können Sie gerne downloaden und ausdrucken oder in gebundener Form (10 Euro pro Stück zuzügl. 3 Euro Versand, auf Rechnung) bei uns bestellen. Bitte senden Sie uns dazu eine E-Mail mit Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse.

Zusammenfassung der Vorträge

Analyse der Ferkelverluste in den Bewegungsbuchten des LfL-Projektes
Im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Schweinehaltung Schwarzenau der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft wurden seit Oktober 2014 Versuche mit Bewegungsbuchten in der konventionellen Ferkelerzeugung durchgeführt. Insgesamt standen sechs verschiedene Buchtentypen im Fokus der Untersuchungen. Die getesteten Buchtentypen verfügten in Anlehnung an die aktuellen Förderrichtlinien - bis auf eine Ausnahme - über die gleiche Größe von 6 m². Die Buchten unterschieden sich vor allem in der Ausrichtung des Ferkelschutzkorbs - diagonal oder gerade, Sauentrog zur Abteilwand oder zum Betreuungsgang bzw. parallel zum Gang - sowie in ihren Außenabmessungen.

Jeweils im Juni 2015 und 2016 veranstaltete die LfL in Grub bereits die ersten Info-Tage zum Thema Bewegungsbuchten. Hier wurden die Schwarzenauer Versuchsbuchten schon eingehend vorgestellt und über Ergebnisse zur Gestaltung der Einbauten, Dimensionierung der Buchten und ihrer Abmessungen sowie zu Kriterien zur Handhabung im praktischen Einsatz berichtet.

Weitere wesentliche Teile der Untersuchungen befassten sich mit der Erhebung von Daten zur Produktionsleistung und zu Ferkelverlusten sowie zum Liegeverhalten der Tiere, die zum diesjährigen Info-Tag detailliert vorgestellt werden sollen.

Ferkelverluste und Ursachen

Zur Erfassung der Ferkelverluste wurden alle Ferkel nach der Geburt, im Zuge der Wurfbehandlung, mit Einzeltierohrmarken gekennzeichnet. In einem Anhang an die Sauenkarte wurden dann die Verlustferkel tierindividuell mit Verlustursache, Fundzeitpunkt und -ort in der Bucht erfasst. Zur näheren Untersuchung der Erdrückungsverluste wurden in sieben Abferkeldurchgängen Videoaufzeichnungen erstellt und die Aufnahmen im Hinblick auf die genauen Umstände der Erdrückung beurteilt.

Laut den Sauenkarten wurden während der Abferkeldurchgänge, zu denen Videoaufzeichnungen durchgeführt wurden, insgesamt 124 Ferkel in den Versuchsbuchten erdrückt. Von diesen 124 vermuteten Erdrückungsvorfällen wurden insgesamt 58 Erdrückungen per Video aufgezeichnet.

Im Zuge der Auswertungen bestätigte sich die Todesursache Erdrückung in 52 Fällen, vier weitere Ferkel erwiesen sich als falsch deklariert und zwei Todesursachen konnten anhand des Bildmaterials nicht eindeutig geklärt werden. Damit ergab sich eine Bestätigung der vermuteten Todesursache „Erdrückung“ in 93 % der Fälle.

Von den erdrückten Ferkeln hatten 49 Tiere bzw. 94 % unmittelbar vor der Erdrückung einen vitalen Eindruck gemacht, sechs Prozent erschienen schwach oder waren Grätscherferkel.

In den Buchten mit durchgehender Fixierung ereigneten sich 77 % der Erdrückungen in den ersten zwei Lebenstagen. In den Bewegungsbuchten betrug dieser Anteil 55 % im gleichen Zeitraum. Nach dem Öffnen der Ferkelschutzkörbe nahmen die Erdrückungen in den Bewegungsbuchten nochmal zu. 36 % der Ferkelerdrückungen geschahen in der Haltungsphase bei geöffnetem Schutzkorb. In den Buchten mit durchgehender Fixierung war dieser Anstieg hingegen nicht zu verzeichnen.

Mit 75 % ereigneten sich die meisten Erdückungen beim Abbliegen der Muttersau, lediglich 25 % traten durch Positionsänderungen der liegenden Sau auf. Ein auffälliger Gefahrenbereich in Form von Aufstallungselementen hatte sich in keiner der Buchten gezeigt.

Als eine bedeutende Einflussgröße zeigte sich jedoch die einzelne Sau bzw. der einzelne Wurf. Die Anzahl der erdrückten Ferkel schwankte insgesamt zwischen null und acht zwischen den verschiedenen Würfen und auch zwischen den Würfen, die im selben Buchtentyp aufwuchsen, so erheblich, dass ein direkter Vergleich der im Versuch geprüften Bewegungsbuchten sowie Fixierbuchten hinsichtlich ihres Einflusses auf die Höhe der Ferkelverluste nicht möglich war.

Insgesamt wurden in den Bewegungsbuchten 1,3 Ferkel je Wurf erdrückt, 0,4 Ferkel davon während der Bewegungsphase. In den Fixierbuchten wurden insgesamt 0,7 Ferkel/Wurf erdrückt, 0,1 Ferkel davon ab dem siebten Lebenstag. Insgesamt wurden in den Bewegungsbuchten damit 0,3 Ferkel mehr während der Bewegungsphase erdrückt als im vergleichbaren Zeitraum in den Fixierbuchten. Die Verluste von lebensschwachen Ferkeln betrugen in den Bewegungsbuchten 0,4 Tiere und in den konventionellen Buchten 0,7 Tiere je Wurf.

Liegeverhalten der Sauen

Die Beobachtungen zum Liegeverhalten sollten unter anderem Aufschluss darüber geben, nach welchen Kriterien Sauen in Bewegungsbuchten ihren Liegeplatz wählen. Dies könnte für die Gestaltung der Buchten wichtige Hinweise geben.

Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchung zum Liegeverhalten der Tiere zeigen eindeutig, dass die Muttersauen sich dort ablegen, wo ihnen ausreichend Platz zur Verfügung steht. Zudem legen sie sich bevorzugt so ab, dass sie mit dem Rücken an einer Buchtenwand abgleiten und im Liegen genug Freiraum für ihre Vorder- und Hinterläufe zur Verfügung haben. Für ein bequemes Liegen scheinen dabei Längen von deutlich über 2 m erforderlich zu sein.

Am Liegeplatz orientieren sich die Sauen bevorzugt mit dem Kopf in Richtung des Futtertroges. Eine gezielte Ausrichtung mit dem Kopf zum Kontrollgang, etwa um „mögliche Gefahren“ frühzeitig erkennen zu können oder in Richtung der Eintrittsstelle der Frischluft (Zuluftöffnung) war dagegen nicht zu erkennen. Auch die Ausrichtung des Gesäuges zum Ferkelnest geschah eher zufällig oder als Folge des Abliegens mit dem Rücken zu einer Buchtenwand als beabsichtigt.

Auch die Bodenelemente spielten für die Wahl des Liegeplatzes nicht merklich eine Rolle. Die mögliche Kühlung durch Beton- und/ oder Gussrostelemente bot offenbar nicht genug Anreize. Die Sauen lagen zu 47 % gar nicht und zu weiteren 26 % nur zum Teil auf den Gussrost- und Betonelementen. Die Sauen lagen auf diesen speziellen Elementen eher nur zufällig, wenn Gussrost- und Betonelemente im Bereich der bevorzugten „Abliegewand“ positioniert waren.

Insgesamt lagen die Sauen auch nach dem Öffnen des Ferkelschutzkorbes, d. h. nach 7 Säugetagen, noch während 89 % der gesamten Zeit.

Die Akzeptanz des Ferkelnests ging mit zunehmendem Alter der Jungtiere zurück. Während der ersten Lebenswoche, noch bei geschlossenem Ferkelschutzkorb, ruhten die Saugferkel zu 54 % der Zeit im Nest, zu 9 % am Gesäuge der Sau und zu 36 % der Zeit in sonstigen Buchtenbereichen. Während der Bewegungsphase, ab dem 7. Säugetag, lagen sie nur noch zu 30 % im Nest, zu 14 % am Gesäuge der Sau und zu 53 % in sonstigen Buchtenbereichen. Ob dieser Rückgang der Nestakzeptanz auf das abnehmende Wärmebedürfnis der Ferkel zurückzuführen ist oder auf ihr Bedürfnis, nicht zu weit weg von der Mutter zu ruhen, kann nicht zweifelsfrei beantwortet werden. Während der Bewegungsphase war ein zumeist größerer Abstand zwischen dem Ferkelnest und dem von der Muttersau gewählten Liegeplatz als während der Fixierungsphase der Sau im Ferkelschutzkorb zu beobachten.

Frank Schneider, Institut für Landtechnik und Tierhaltung der LfL

Erfahrungen mit Bewegungsbuchten im Abferkelstall

Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Mayer befindet sich in Suppingen einem Ortsteil der Gemeinde Laichingen, auf der schwäbischen Alb, ca. 25 km westlich von Ulm und der bayerisch-württembergischen Landesgrenze.

Der Betrieb bewirtschaftet neben 150 ha Ackerbau eine Herde von 175 Zuchtsauen im geschlossenen System, wobei die Sauenherde im 3-Wochen-Rhythmus geführt wird. Zusätzlich werden 460 Legehennen in zwei mobilen Hühnerstellen gehalten sowie ein Hofladen betrieben.

In 2015 wurde ein Neubau des Abferkelstalls als Erweiterung einer Betriebsteilaussiedlung in ca. 500 m Entfernung vom Ortsteil - im Außenbereich - realisiert. Die Ställe für Wartesauen sowie das Deckzentrum befanden sich bereits an diesem Standort, was der arbeitswirtschaftlichen Situation des Betriebes sehr entgegen kam. Zuvor befand sich der sanierungsbedürftige Abferkelstall noch an der Althofstelle im Ortskern.

Die damalig hohe staatliche Förderung und niedrige Zinsangebote, verbunden mit der Möglichkeit der besseren Vermarktung der Tiere in Zusammenhang mit einem neuen Maststall (Festfläche mit Außenausläufen), bewogen die Betriebsleiterfamilie damals zum Neubau. Kurz vor Jahresende 2015 wurde der neue Abferkelstall dann fertiggestellt und bezogen.

Stallgebäude und Aufstallung

Die Gebäudehülle wurde von der Firma Farmbau errichtet. Die Außenwände sind aus Betonfertigteilen mit 16 cm Wärmedämmung erstellt, in die anschließend die Sohle des Güllekellers hineingegossen wurde. Auf dem Gebäude wurde ein Dachstuhl aus Nagelplattenbindern errichtet. Dachraum und Stall sind durch eine, im Deckenbereich montierte Wärmedämmung, thermisch voneinander getrennt.

Die Aufstallung in den Abteilen mit 2 x 28 Abferkeplätzen wurde von der Firma Schauer geliefert. Die Abferkelbuchten des Typs „BeFree“ verfügen über die Abmessungen von 2,50 x 2,50 m (= 6,25 m²). Die Aufstallung der Muttersau in der fixierten Haltungsphase erfolgt in gerader Ausrichtung mit Kopf zum Gang. Der Buchtenboden besteht aus einer Kombination von Betonspalten unter dem Sauenstand bzw. -liegeplatz, einer größer angelegten Gussrostfläche direkt daneben sowie einer Betonfestfläche direkt vor dem Ferkelnest. Die verbleibende Restfläche, im gegenüberliegenden Bereich des Sauenstands ist mit Kunststoffrosten der Firma MIK ausgelegt. Das am Gang befindliche Ferkelnest ist eingehaust und wird über Warmwasserwärmeplatten beheizt. Die ebenfalls am Gang befindlichen Sauentröge werden mittels einer Spotmix-Fütterung versorgt. Der Ein- bzw. Austrieb der Sau erfolgt neben dem Ferkelnest und kann zwischenzeitlich zum Anfüttern der Ferkel genutzt werden.

Das Stallgebäude ist mit einer Unterdrucklüftung mit Zentralabsaugung ausgestattet. Die Kühlung der Zuluft erfolgt über ein Cool-Pad. Die aufbereitete Zuluft wird über Porenplatten in die Abteile geleitet. Ab einer Luftrate von über 50% werden zusätzlich Zuluftventile zur besseren Abteilbelüftung geöffnet.

Die Beweggründe, die seinerzeit dazu führten, dass die „BeFree“ ausgewählt wurde, waren unter anderem die sehr gute Erreichbarkeit des Ferkelnests und des Sauentrogs direkt vom Gang aus sowie, dass zum Betreuungsgang keine hohen Trennwände oder Absperrgitter verbaut sind. Hierdurch gestaltet sich die Bucht sehr übersichtlich. Ebenfalls wichtig bei der Buchtenwahl war, dass die Möglichkeit besteht, die Sau zum Abferkeln in einem Ferkelschutzkorb fixieren zu können, was sich in dieser Bucht problemlos durchführen lässt. Weiterhin positiv ist, dass der Muttersau nach dem Öffnen des Ferkelschutzkorbs ein sehr großer Bewegungsraum zur Verfügung steht.

Bereits nach den ersten Abferkelungen stellten sich jedoch ein paar Problembereiche in den Buchten heraus, die dann über die nachfolgenden Abferkelwellen zu mehreren Anpassungs- bzw. Umbaumaßnahmen geführt haben. So wurde u. a. der Ferkelschutzkorb an der geschlossenen Buchtentrennwand durch einen speziellen Ferkelabweisbügel ergänzt, um während der fixierten Haltungsphase der Sau in diesem Bereich mehr Platz zu schaffen. Durch diese Maßnahme wurde das Säugen in beiden Seitenlagen der Sau gleichermaßen ermöglicht. Weiterhin wurden die Mutter-Kind-Tränke wegen Platzmangels und häufiger Verschmutzung ausgebaut sowie die Trennwände zwischen den Buchten, die zunächst als zu niedrig ausgelegt waren, nachträglich erhöht.

Management, Produktionsergebnis und Tiergesundheit

Regulär werden die Sauen donnerstags vor der Geburtswoche eingestallt. Am folgenden Montagabend werden dann die Schutzkörbe geschlossen und die Geburten erfolgen in fixierter Haltung. Um erste Erdrückungsverluste zu minimieren, werden die Ferkel bis zum 3. Lebenstag nach der Geburt zweimal täglich - während der Fütterung im Nest „eingesperrt“. Dies dient zusätzlich dazu, dass die Ferkel das Nest als geschützten Rückzugsort und „Wärmequelle“ besser kennen lernen.

Nach den zuvor beschriebenen Umbaumaßnahmen an den Buchten hat sich die Verlustrate durch Erdrücken während der fixierten Haltungsphase um ca. 0,2 Ferkel je Wurf verringert. In der Regel werden die Ferkelschutzkörbe dann am 7. Tag nach der Geburt geöffnet. Ab dann belaufen sich die Erdrückungen auf ca. 3 bis 10 Tiere je Abferkelgruppe. In den ersten Tagen nach dem „Freilassen der Sau“ kommt es merkbar zu Trittverletzungen bei den Ferkeln. Bei den Sauen hingegen ist eine starke Verringerung der Fundamentschäden zu beobachten. Der Beton- und Gussrostenboden bietet den Tieren eine gute Trittsicherheit, die zusätzlich einen guten Kotdurchtritt zur Folge hat. Weiterhin sind deutlich geringere Zitzenverletzungen als im vorherigen konventionellen System bei den Sauen zu beobachten.

Tierbehandlungen lassen sich insgesamt schneller durchführen als früher, jedoch ist bis zu 30 % mehr Zeitaufwand zum Reinigen der Buchten nach dem Absetzen und Ausstallen einzukalkulieren.

Fazit

Nach anfänglich größeren „Startschwierigkeiten“ kann in der jetzigen Bucht ein ähnliches Leistungsniveau wie in einer konventionellen Abferkelbucht erzielt werden.
Im Vortrag wird über die einschlägigen Erfahrungen des Betriebsleiters und detailliert über weitere Umbaumaßnahmen mit den daraus erzielten Erfolgen aus dem bisherigen Praxiseinsatz dieser Bewegungsbuchten mit Vor- und Nachteilen berichtet.

Mathias Mayer, Ferkelerzeuger aus Laichingen, Baden-Württemberg

Deckzentrum – welche Haltungsverfahren haben Zukunft?

Die Diskussion um Einzelhaltung und Fixierung von Sauen besonders im Deckzentrum hat seit dem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg (Kastenstandurteil) und der Nichtzulassung der Revision durch das Bundesverwaltungsgericht eine ganz neue Brisanz und Aktualität bekommen und wirft eine Reihe von Fragen auf. Welche Haltungsverfahren sind im Deckzentrum noch erlaubt, wie kann das Belegmanagement vor diesem Hintergrund organisiert werden? Wie kann in bestehenden Stallungen der Verzicht auf eine Fixierung in der Frühträchtigkeit umgesetzt werden?

Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Magdeburg legt Mindestbedingungen fest, die für jedes in einem Kastenstand gehaltene Schwein gelten. Laut dem Urteil müssen, entsprechend dem § 24 Abs. 4. Nr. 2, Kastenstände so beschaffen sein, dass jedes Schwein ungehindert aufstehen, sich hinlegen sowie den Kopf und in Seitenlage die Gliedmaßen ausstrecken kann. Dabei dürfen ihre Gliedmaßen auch an dem vom Körper entferntesten Punkt nicht an Hindernisse stoßen.
Das bedeutet, dass die heute üblichen Kastenstandbreiten von 70 cm, bei der die Sauen die Gliedmaßen mit in den benachbarten Kastenstand strecken, nicht ausreichen, da sie dort eine andere Sau behindern würde.

Nach der Bestätigung des Magdeburger Urteils bzw. der Nichtzulassung einer Revision durch das Bundesverwaltungsgericht hat das Urteil bundesweit Bedeutung bekommen. Auf der Basis dieses Urteils hat beispielsweise das Land Hessen den ersten Erlass zum Kastenstandurteil in Deutschland herausgegeben. Einige Amtsveterinärämter in Deutschland drängen auf sofortigen Umbau der Kastenstände, während andere Veterinärämter noch abwarten. Dies führt bei Sauenhaltern bundesweit zu einer starken Verunsicherung. Dazu kommen entsprechende Äußerungen aus der Politik, die sich für einen weiteren Ausstieg aus der Kastenstandhaltung bei Sauen aussprechen.
Dürfen in Deutschland derzeit Sauen bis zu 28 Tage nach dem Belegen im Kastenstand gehalten werden, wird gefordert, dass sich Deutschland an Dänemark, oder an den in den Niederlanden geltenden Regelungen orientieren sollte. Hier werden deutliche kürzere Fixierungszeiten vorgeschrieben. So dürfen in den Niederlanden die Sauen nach dem Absetzen nur noch 4 bis 10 Tage im Einzelstand fixiert werden. Überlegt werden aber auch deutlich kürzer Fixierungszeiträume.
Dies bedeutet für die meisten Betriebe, dass ihre bisherigen Haltungsverfahren im Deckzentrum nicht mehr zulässig sein werden und sie nach einer für ihren Betrieb geeigneten Lösung suchen müssen. Diese reichen von einer Bestandsabstockung mit dann breiteren Einzelständen bis hin zu Gruppenhaltungsverfahren mit oder ohne die Möglichkeit, Sauen kurzfristig (für einige Minuten) bis hin zu einigen Tagen fixieren zu können. Um den Abbau der Sauenhaltung in Deutschland nicht noch zu verschärfen, werden Übergangsregelungen von 10 bis 20 Jahren für bestehende Anlagen diskutiert.
Für Betriebe die bisher keinen Umbau oder Neubau planen und vom Veterinäramt nicht zur Änderung aufgefordert worden sind, empfiehlt es sich zunächst einmal, die weitere Entwicklung abzuwarten. Wer einen Umbau oder Neubau plant, sollte beachten, dass sich die maximale Dauer der Einzeltierfixierung im Kastenstand deutlich verkürzen wird. Deshalb wird die frühzeitige Gruppierung der Sauen möglichst direkt nach dem Absetzen empfohlen um Rangkämpfe in der empfindlichen Phase der Frühträchtigkeit so gering wie möglich zu halten. Gruppenhaltung erfordert einen höheren Platzbedarf. In Gruppen von 5 – 8 Sauen sollte ein Flächenangebot von mindestens 3 m²/ Sau besser 4 – 5 m²/ Sau angeboten werden, um den größeren Bewegungsdrang der hormongetriebenen Tiere gerecht zu werden. Um einzelne flüchtenden Tieren, die während der Brunst übermäßig besprungen werden, eine Flucht in einen Schutzbereich zu ermöglichen, sind Gruppenhaltungen mit Selbstfangbuchten vorzuziehen. Abschließend sollte neben dem reinen baulichen Aspekt auch der Bereich des Besamungsmanagement bedacht werden. Dazu gehört beispielsweise die Frage, wie leicht es ist, in die nächste Bucht zu wechseln - z.B. über Durchstiege - genauso wie die Frage, ob die Utensilien für die Besamung immer griffbereit sind.
Betriebliche Lösungen sollten daher, besonders aufgrund der zum Teil noch nicht einheitlich gelösten Umsetzungsvorschriften und der betrieblichen Besonderheiten, immer in enger Abstimmung mit der örtlichen Beratung bzw. der Genehmigungsbehörde abgestimmt werden.

Reinhard Schulte Sutrum, Versuchs- und Bildungszentrum – Haus Düsse, Landwirtschaftskammer NRW