Wertschöpfungspartnerschaften Donau Soja in der Eierproduktion

Logo Donau Soja
Mit einer grenzüberschreitenden Tagung zu Wertschöpfungspartnerschaften in der Eierproduktion leistete das Institut für Ernährungswirtschaft und Märkte sowie die Initative Donau Soja einen Beitrag zur Vernetzung der Eiweißfuttererzeuger in Bayern, Österreich und den angrenzenden südöstlichen europäischen EU-Staaten mit den Eiererzeugern in unserem Raum. Heimisches, gentechnikfei erzeugtes Soja, wie es die Initiative Donau Soja anbietet, ist ein attraktives Futtermittel für die Eiererzeugung, das beim Verbraucher Vertrauen schafft. Ziel der Veranstaltung war ein erster Informationsaustausch und damit der Anstoß zur Zusammenarbeit zwischen Eier- und Sojaerzeugern.
Die Veranstaltung gliederte sich nahtlos in die im Jahr 2011 ins Leben gerufene Bayerische Eiweißstrategie ein, die die Eigenversorgung mit Eiweißfuttermitteln im Freistaat verbessern und Importe aus anderen Kontinenten verringern will. Eierproduzenten (Legehennenhalter), Sojaanbauer und -verarbeiter sowie Berater und die einschlägige angewandte Forschung waren gleichermaßen angesprochen.

Soja

Matthias Krön, Vorsitzender des Vereins Donau Soja, Wien
Was ist „Donau Soja“?

Donau Soja ist eine Marke für gentechnischfrei produzierte Sojabohnen im Donauraum. Sie stammen aus der gesamten Donau Region und sind nach einem eigenen Qualitätsstandard zertifiziert, der Herkunft, Nachhaltigkeit und Gentechnikfreihet garantiert (nicht den Rohproteingehalt!). Markeninhaber ist der in Österreich (Wien) ansässige Verein Donau Soja, dem zwischenzeitlich 12 europäische Länder angehören. Ein weiterer Vorteil von regionalem Soja-Anbau ist laut Geschäftsführer Krön die Reduzierung von CO2-Emissionen: Nach einer Studie von Spar (März 2011) würde die Umstellung auf regional produziertes Soja die CO2-Emissionen von 1 kg produzierten Schweinefleisch um etwa 50% auf 1,8 kg CO2 reduzieren. Für Österreich bedeutetet das allein beim Schweinefleisch eine Einsparungen von 1,1 Mio. t CO2.
Die selbstgestellte Frage "Woher soll das Soja in 30 Jahren kommen?" beantwortete Herr Krön mit der Darstellung der Ist- und Kann-Situation in der europäischen Sojaproduktion. Donau Soja ist ein Teil einer vernünftigen Versorgungsstrategie. Die "Eiweißwende" kommt nicht von Heute auf Morgen. Auf eine nationale Eiweißversorgung kann aber sukzessive umgestellt werden. Von den Anbauländern der EU-27 und Serbien, Bosnien, Mazedonien produziert Serbien ein Drittel des gesamten Sojas. Das ist mehr, als es verbraucht, folglich kann es Soja exportieren. Mittelfristig (in den nächsten fünf Jahren) können 16 % der Maisanbauflächen durch Soja ersetzt werden. Entlang der Donau hat die Sojaproduktion ein hohes Potential, v.a. in Kroatien, Serbien, Rumänien und Ungarn. Die Frage, warum der Sojaanbau in Österreich funktioniert aber nicht in ganz Europa begründet Krön mit den zur Verfügung stehenden Sorten.
80% aller Legehennenbetriebe in Österreich haben auf Donau Soja umgestellt (Vermarktung über Billa, Penny, Spar und Hofer). Wichtig dabei ist, dass das Logo "Donau Soja" kommuniziert wird. Für Legehennenhalter und Eierpackstellen gilt: Eine Produktkennzeichnung darf nur erfolgen, wenn zum einen der Soja-Anteil in der Futterration mindestens 10 % beträgt und zum anderen der gesamte Soja-Anteil aus Donau Soja besteht.
Weitere Ziele
Als weitere Ziele von "Donau Soja" nannte der Referent die Gewinnung von weiteren Erstverarbeitern (vor allem in Österreich, Bosnien und Herzegowina und Ungarn) sowie die Umsetzung neuer Projekte in Bayern und Baden-Württemberg. Weitere projekte sind die Produktzertifizierung von Speisesoja und die Einführung eines Bio-Donau Soja-Standards. Die Aussichten: 2013 wurden ca. 70.000 Tonnen zertifiziertes Donau Soja vermarktet, 2014 rechnet man mit ca. 200.000 Tonnen.
Fazit
Ein erkennbares Warenzeichen schaffen, um einen nötigen Mehrpreis (z.B. Eier) zu kommunizieren (Logo Donau Soja). Der Erfolg hängt davon ab, wie sich die Partnerschaften mit Bayern und den angrenzenden Ländern weiterentwickeln.

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Ilija Mikulic, Fa. Seges, Kroatien
Sojaproduktion in Kroatien

Ilija Mikulic gab zunächst einen historischen Rückblick über die politischen Entwicklungen vom Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien (1991) - über den Heimatkrieg in Kroatien (1991 - 1997) bis zum Wiederaufbau und der Entwicklung Kroatiens nach dem Krieg. Die Entwicklung der Landwirtschaft war durch die politischen Gegebenheiten stark gehemmt und ein ständiger Kampf ums Überleben. Heute fördert der Staat Investitionen in der Landwirtschaft (Maschinen, Betriebsvorrichtungen, Farmen, Obstgärten, Weingärten) mit Fördermitteln von 25 % bis 50 %, die nicht zürückgezahlt werden müssen. Ergebnis dieser Förderung sind eine modernere Mechanisierung und besser ausgestattete Betriebe. Die älteren Generationen nutzen jedoch die Förderungsmaßnahmen kaum und entwickeln sich infolgedessen nicht weiter. Auf dem Sojamarkt sind heute junge, besser gebildete, ambitionierte Landwirte , die über eine gute Mechanisierung verfügen. Die zu schnelle Erweiterung (Erwerb von Maschinen und Agrarland) führte jedoch zu hoher Verschuldung. In der Folge entstandenehen Dienstleister in der landwirtschaftlichen Produktion wie die Firma SEGES, die - vom Anbau inkl. Finanzierung bis zur Lagerung und dem Verkauf - alles organisieren. Dies gilt auch für Seminare und Schulungen.
Das beste Gebiet: Nordostkroatien
Nordostkroatien ist das beste Gebiet für den Anbau von Soja, so Mikulic. Wichtige Voraussetzung für den erfolgreichen Sojaanbau bieten die beiden Flüsse. Auf mehr als 3 500 ha wurden 2013 ca. 1 600 t Soja geerntet, für die neue Ernte erwartet man 5 000 t. Kroatien nutzt die spätesten Sojasorten, weil der Sommer sehr heiß ist und die Ertragsbildung im Herbst genutzt wird. Der Ertrag beträgt 3,5 bis 5 t Sojabohnen je ha. 2013 ist SEGES dem Verein Donau Soja beigetreten, im Herbst 2014 wird ausschließlich zertifizierter Donau Soja geerntet. und getoastet oder gepresst (Sojaflocken) vermarktet. Der Futtereinsatz erfolgt an Hühner und Kühe.
Aussichten
SEGES sucht Partner, um sich die Marktposition für die Zukunft zu sichern und die geplanten Investitionen in Mio.-Höhe tätigen zu können.

Präsentation: Sojaproduktion in Kroatien pdf 4,7 MB

Christian Krumphuber, Abteilungsleiter Pflanzenproduktion der Landwirtschaftskammer Oberösterreich
Sojaanbau zielgerichtet umsetzen

Bereits 1992 hatte die Sojabohne in der österreichischen Bodennutzung einen festen Platz. Von 2002 bis 2013 sind die Anbauflächen in Österreich von 13 000 auf 42 000 ha angestiegen (2014: 45 000 ha), der Fokus liegt dabei auf Oberösterreich und dem Burgenland. Im Ranking der Kulturpflanzen steht Soja in Österreich bereits an siebter Stelle. Das Anbaugebiet deckt sich mit dem der Zuckerrüben und guten Körnermaislagen, die immer auch gute Sojabohnenlagen sind, so der Pflanzenbauexperte. Sojaanbau könnte u.a. die Lösung für Maiswurzelbohrer-Probleme bieten (Fruchtfolge). Strategisches Ziel ist laut Krumphuber allerdings eine bessere Eiweißversorgung der österreichischen/EU-Landwirtschaft. Daneben kommt die in Österreich extrem aufgeheizte Gentechnikdiskussion dem heimischen Sojaanbau zugute. Ein weiterer Vorteil der Sojabohne ist der geringe Betriebsmittelaufwand, v.a. wenn mineralischer Stickstoff teuer ist. Krumphuber betont die Sortenwahl als Voraussetzung für einen erfolgreichen Anbau. Er empfiehlt Sorten mit höherem Hülsenansatz (bis zu 10 % Ernteverlust). In Österreich sind ca. 40 Sorten eingetragen (je 1000 ha Anbaufläche eine Sorte), jährlich kommen drei bis vier Sorten hinzu. Soja ist in der Jugendentwicklung eine konkurrenzschwache Kulturpflanze. Eine konsequente mechanische und Fruchtfolge orientierte Unkrautbekämpfung ist der Schlüssel für einen erfolgreichen Sojaanbau. Das Angebot geeigneter Pflanzenschutzmittel ist unbefriedigend.
Fleischproduktion steigt
Laut Prognosen des "Fleischatlas der Heinrich Böll Stiftung ("Mit geringerem Ressourcenverbrauch und weniger Umweltschäden müssen weltweit immer mehr Menschen ernährt werden") steigt die weltweite Fleischproduktion von 308 Mio. t (2013) auf 500 Mio. t (2050). Die benötigten Futtermittel (Mais, Soja) werden knapper und teurer. Soja aus Übersee wird hinsichtlich der Gentechnikfrage unter Druck geraten. Verantwortungsbewußte Landwirte (Fleisch- und Eiererzeuger) müssen sich fragen, woher unser Soja kommt. Die fortschreitende Schädigung des Regenwaldes und der daraus resultierende Negativbeitrag zum Treibhauseffekt fordern globale Verantwortung. Krumphuber's Perspektiven: Die Nachfrage nach GVO-freiem Soja steigt, Europa bietet hierfür einen klassischen Markt, ein neuer Markt entsteht in China. Die Preisdifferenz GVO-freier zu GVO-Ware beträgt laut Krumphuber tendenziell 100 €/t, alternativ ist GVO-freier Soja nicht ausreichend verfügbar. Der Vertreter der oberösterreichischen Landwirtschaftskammer endete sein Plädoyer für heimischen Soja mit den Worten "Sojaanbau ist in Österreich so normal wie Getreide und Raps".

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Soja in der Eierproduktion

Walter Emathinger, Leiter Produktentwicklung bei der Fixkraft-Futtermittel GmbH, Enns
Legehennen – Möglickeiten, Methoden und Grenzen der Vollfettfütterung

Walter Emathinger beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit der Leitung der Produktentwicklung, schwerpunktmäßig mit der Rezepturgestaltung von Geflügelfutter. Seiner Einschätzung nach werden in Österreich 50 000 t Soja in der Legehennenhaltung eingesetzt (Geflügel insg. 125 000 t). Als Knackpunkt benannte der Referent in erster Linie Soja als Trypsininhibitor. Das Enzym Trypsin bewirkt die Eiweißverdauung beim Geflügel. Soja enthält Substanzen, die dieses Enzym behindern. Mittels hoher Temperaturen (= Toasten) lassen sich diese Inhibitoren zerstören. Eine indirekte Analyse ist über den Ureasegehalt möglich.
Schwankenden Nährstoffgehalte
Ein weiterer Knackpunkt von Donau Soja sind die schwankenden Nährstoffgehalte. Für den Einsatz der vollfetten Sojabohne im Bereich der eiererzeugung sind laufende Anylysen notwendig. Emathinger wies auf den höheren Anteil von Lysinsäure (55 %) im Öl im Vgl. zu anderen Eiweißfuttermitteln hin. Dieser erhöht die Verdaulichkeit, beugt der Fettleber vor und beeinflusst die Eigröße positiv.
Ein viermonatiger Legehennenversuch (2010) mit einem Anteil von 26 % vollfetter Sojabohnen in der Ration ergab keine Unterschiede zwischen der Test- und Kontrollgruppe. Nach aktuellen Praxiserfahrungen steigt durch den Einsatz von vollfetten Donau-Sojabohnen das Eigewicht, die Eischale ist folglich etwas dünner, die Legeleistung bleibt gleich, der Futterverbrauch ist aufgrund des höheren Eigewichtes etwas höher und die Einstreu etwas feuchter.
Fazit
Zusammenfassend ist der Einsatz getoasteter (Vollfett-)Sojabohnen in Kombination mit anderen Eiweißquellen (Ausgleich des Energieüberschusses) in der Legehennenfütterung sehr gut möglich, der positive Linolsäureeffekt kann genutzt werden. Ein weiterer Fettzusatz (wie bei der herkömmlichen Fütterung) ist nicht nötig.

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Konstanze Kraft, Lehr-, Doktorandin des Versuchs- und Fachzentrums für Geflügel- und Kleintierhaltung in Kitzingen
Möglichkeiten alternativer Proteinträger

Konstanze Kraft betreut die wissenschaftlichen Versuche zum Einsatz regionaler Proteinquellen in der Geflügelfütterung im Rahmen des Projektes "Eiweißstrategie" und promoviert an der Universität Hohenheim zu diesem Thema. Einleitend stellte sie den Proteinbedarf in der Tierernährung (für Deutschland und Bayern) vor. Dieser Bedarf an Proteinfuttermitteln ist sehr hoch und erfordert hohen Import von Proteinfuttermitteln. Dies schafft Abhängigkeit vom Angebotspreis und von der angebotener Ware (90 % des gesamten Sojaangebotes aus Übersee ist GVO-Ware).
Die Etablierung von Fütterungskonzepten mit alternativen Proteinquellen, die Nutzung betriebseigener Ressourcen, der Einsatz freier Aminosäuren (weiße Biotechnologie) sowie N-reduzierte Fütterungskonzepte (Ressourceneffizienz) können in Kombination die Proteineffizienz (-verwertung) steigern, so Frau Kraft. Die Leistungsdaten des Fütterungsversuches mit zwei unterschiedlichen Legehennengruppen (über ein Legejahr) ergaben keinen Unterschied zwischen der Standardfütterung (Sojaextraktionsschrot + Aminosäurenzusatz) und der Fütterung mit 100 % heimischem Eiweiß hinsichtlich Legeleistung, Eimasse und Futterverbrauch. Ihre Schlussfolgerung: Vielfalt an regional erzeugten Proteinquellen ist vorhanden, frühere Bedenken gegen den Einsatz von regionalen Proteinquellen haben sich nicht bestätigt, das Potential zur Steigerung der Ressourceneffizienz ist vorhanden.
Als Ziel beschrieb Frau Kraft die Steigerung der Proteinverwertung

Präsentation: Möglichkeiten alternativer Proteinträger

Manfred Söllradl, Geschäftsführer der Geflügel GmbH in Schlierbach, Österreich („Die Eiermacher“ )
Mit Donausoja gefüttert – Risiken und Kosten für die österreichische Eierproduktion und deren Vermarktung

Manfred Söllradl schilderte seine Erfahrungen mit der (heimischen) Sojafütterung in der österreichische Eierproduktion. Die Betriebsgrößen der Legehennenhalter sind in Österreich im Vergleich zu Deutschland gering.
Ca. 4 Mio. Hennen werden mit Donau Soja gefüttert (87 % der AMA-Gütesiegel-Betriebe). Im November 2013 wurde das AMA-Gütesiegel - innerhalb nur weniger Wochen - auf Donau Soja-Fütterung umgestellt (Pflicht!). Ein Drittel des österreichischen Eierverbrauchs wird über den LEH umgesetzt, hier ist die Fütterung mit Donau Soja interessant, so Söllradl. Die Eierpreise waren in 2013 im LEH konstant (Bio-Freilandeier) bzw. rückläufig (Bodenhaltung; verbreitetste Haltungsart in Österreich). Dem stellt Söllradl die Mehrkosten für die Erzeugung/Vermarktung von Donau-Soja-Eiern von 0,25 Ct. pro Ei gegenüber, wovon der LEH aber nur 50 %, also 0,12 Ct. pro Ei (oder 0,35 € pro Henne und Jahr) realisiert. Zudem entstehen zusätzliche Kontrollkosten und mehr bürokratischer Aufwand in der Packstelle (ein Gütesiegel mehr), so der Eiererzeuger Söllradl.
Risiken
Als derzeitige Risiken - und damit höhere Kosten - in der Eiererzeugung mit Donau Soja nannte der Referent die schwankenden Inhaltsstoffe (Eiweißqualität), einen ca. drei bis fünf Prozent höheren Futterverbrauch (dafür aber mehr XL-Eier!), rund fünf Prozent höhere Futterkosten gegenüber herkömmlichem GVO-freiem Soja und geringere Netto-Erzeugerpreise als vor einem Jahr. In der von Söllradl erstellten Rechnung verringert sich der Deckungsbeitrag bei Verfütterung von Donau Soja auf 0,14 € /Henne gegenüber einem Deckungsbeitrag bei herkömmlichem GVO-Futter von 1,43 €/Henne. Diese Rechnung basiert allerdings auf einem angenommenen Futtermehrverbrauch von 2,1 kg/Henne, was die beiden Vorreferenten nicht bestätigen konnten.
Fazit
Zusammenfassend hielt der Referent fest, dass die Mehrkosten von Donau Soja im LEH nicht weitergegeben werden konnten (zu schnelle Umstellung). Weiter besteht ein Wettbewerbsnachteil in der Gastronomie und bei Aufschlagware. Auf der anderen Seite zeichnen sich steigende Produktionskosten, zusätzlicher Kontrollaufwand und sehr unterschiedliche Futterqualitäten (abhängig von der Erfahrung der Futtermühle) ab. Sein Fazit : Die (Mehr-)Kosten für Donau-Soja-Fütterung trägt derzeit der Eierproduzent, der Einsatz ist erst rentabel, wenn Lebensmitteleinzelhandel und Verbraucher diesen Mehraufwand mittragen.

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Formen und Methoden der Sojaaufbereitung

Bernhard Monschein, bäuerlicher Sojakuchenproduzent, MH Agrarhandel GmbH
Sojapresskuchen

Bernhard Monschein betreibt eine kleinstrukturierte Landwirtschaft in der Steiermark mit 35 000 Legehennen (Volierenhaltung) und eigenem Sojaanbau. 2012 gründete er die MH Agrarhandel GmbH und suchte nach einer geeigneten (erprobten) Technik für die Verarbeitung (Toastung) von 900 t Soja jährlich. Die Folge einer anfänglich unzureichenden Toastung waren verminderte Futteraufnahme und Legeleistung (-10 %), geringeres Eigewicht (-1,8 g) und der vermehrte Anfall von Schmutzeiern. Im darauffolgenden Frühjahr investierte der Betrieb in eine neue Toastanlage. Mit dem Verkauf von Sojapresskuchen, Sojaschalenpellets und Sojaöl als Nebenprodukte der Toastung werden 522 €/t geernteter Sojabohne erzielt, die Ausgaben betragen 490 €/t . Nach den Laboruntersuchungen weist der Sojapresskuchen - je nach Trockenmassegehalt - 40-45 % Rohproteingehalt auf. Seine Erfahrung: Mit Sojakuchen ist die Eiweisversorgung der Legehennen zu 100% möglich, Voraussetzung ist eine ausreichende Toastung.
Bei der Verfütterung von Vollfettbohnen muss dagegen eine weitere Eiweißkomponente eingesetzt werden. Als Vorteile des eigenen Sojaanbaus nennt der Landwirt ganzjährig gleichmäßige und kalkulierbare Kosten, Unabhängigkeit vom Weltmarkt, eine Wertschöpfung in der Region, Soja als Fruchtfolgekultur gegen Maiswurzelbohrer und Stickstoffsammler (jedoch nur für Marktfruchtbetriebe, nicht für Betriebe mit hohem Wirtschaftsdüngeranfall). Probleme sieht Monschein im teilweise niedrigen RP-Gehalt der Sojabohnen (Sorten abhängig) und in der Stagnation der Errträge.

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Hans-Jörg Hartmetz, Kundenberater Soja bei der Stadelhuber Agrarservice GmbH & Co. KG, Aschau
Die thermische Sojaaufbereitung am Betrieb Stadlhuber

Am Betrieb Stadlhuber wurde 1985 erstmals Soja angebaut. 1992 wurde in einen Toaster investiert, darauf folgten laufende Verbesserungen an der Aufbereitung (thermisch), in der Annahme und Lagerung (N). Der Kundenstamm wurde erweitert und die Anbaufläche mittels Anbauer in der Region vergrößert (2013 ca. 300 ha). Bei der thermischen Aufbereitung fallen die Bohnen mehrfach durch die Flamme im Toaster. Die Fa. Stadlhuber hat sich für diese Aufbereitungsart entschieden, weil die antinutritiven Inhaltsstoffe abgebaut werden (Trypsininhibitoraktivität unter 4 mg TIA/g); wichtig bei Monogastriden), eine bessere Eiweißverwertbarkeit (bei allen Tieren) erzielt und die Schmackhaftigkeit erhöht wird. Nach der Markteinschätzung des Referenten steigt die Nachfrage nach regionalen und GVO-freien Futtermutteln. Eine stetige Flächenausweitung ist erkennbar. Aktuell werden im Betrieb Stadlhuber ca. 3 000 t Soja verarbeitet, Kapazitäten für 8 000 - 10 000 t sind vorhanden. Neben der Sojaverarbeitung (Toastung) werden auch Dienstleistungen wie Pflanzenschutz, Anbauberatung und Vermarktung angeboten.

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Stefan Thurner, für Landtechnik und Tierhaltung, Projekt „Sojaaufbereitung – Dokumentation und Evaluierung“ im Rahmen der Eiweißstrategie
Vergleich der Verfahrenstechnik zur Sojaaufbereitung

Stefan Thurner von der LfL übernahm die verfahrenstechnische Darstellung der verschiedenen Sojaaufbereitungsanlagen in Bayern. Es wurde untersucht, wie die einzelnen Anlagenkonzepte und Prozessabläufe die Qualität der heimischen Sojafuttermittel mitbestimmen. Dafür wurde sowohl die Qualität der Rohbohne als auch die Qualität der aufbereiteten Sojabohnen bzw. des aufbereiteten Sojakuchens anhand umfangreicher Analysen von den Rohnährstoffen bis zur Aminosäurenzusammensetzung, der Fettzusammensetzung, der antinutritiven Inhaltstoffe und möglicher Hitzeschädigungen untersucht. Des Weiteren wurden die Produkte aus heimischer Verarbeitung mit importiertem Sojaextraktionsschrot bezüglich der antinutritiven Inhaltstoffe und möglicher Hitzeschädigungen verglichen.
Ergebnis
Thurner's Untersuchungen ergaben folgendes Ergebnis: Sojabohnen aus bayerischem Anbau liefern eine hohe Qualität, die beim Rohproteingehalt sogar die außerbayerischen Sojabohnen übertrifft. Sofern die Marktleistung des Sojabohnen-Anbaus in den bayerischen Gunstlagen mit Alternativkulturen konkurrieren kann ist der Anbau lohnenswert und eine wertvolle Ergänzung für die Fruchtfolge. Für die Verarbeitung und Aufbereitung der immer noch geringen Erntemenge aus heimischem Anbau sind große Extraktionsanlagen aufgrund der hohen Verarbeitungsmenge noch ungeeignet. Derzeit stehen vier Anlagen mit drei verschiedenen Aufbereitungsverfahren in Bayern zur Verfügung.
Die Intensität der Aufbereitung in diesen Anlagen ist derzeit noch nicht optimal, da bei rund 33 % der Endprodukte ein zu hoher TIA-Wert gemessen wurde, der zu Leistungsminderungen v.a. bei Monogastriden beiträgt. Alle Aufbereitungsanlagen konnten die Prozessparameter aufgrund der vorliegenden Ergebnisse optimieren. Die hohen Ölgehalte der vollfetten Sojaprodukte verhindern einen 100 %-igen Einsatz in den Futterrationen. Die an zwei Aufbereitungsanlagen zur Verfügung stehenden Schneckenpressen können die Sojabohnen nur teilentölen. Durch den mittleren Restölgehalt bei Sojakuchen von 8-13 % sind Einsatzgrenzen in Rationen für Schweine oder Mastgeflügel zu beachten.

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Dr. Peter Sutor, Leiter des Instituts für Ernährungswirtschaft und Märkte an der LfL
Wertschöpfungsketten umsetzen

Nach Auffassung von Dr. Sutor sollte die Wertschöpfungskette bei Donau Soja möglichst wenige Stufen umfassen um auf diese Weise Kosten einzusparen und einen gesamtwirtschaftlicher Vorteil für Erzeuger und Verbraucher zu erlangen. Da Eier in den Augen der Verbraucher ein typisch regionales Produkt darstellen, eignet sich der Einsatz von Donau Soja für Eierproduzenten, die ihre Eier direkt im Erzeuger-Verbraucher-Direktverkehr vermarkten. Allerdings ist es dann auch Aufgabe der Eiererzeuger, die Qualität der Futterrohstoffe, die Gentechnikfreiheit und die umweltfreundliche Erzeugungsweise an den Verbraucher zu kommunizieren. Auf diese Weise können ggf. die höheren Preise dem Verbraucher verständlich gemacht werden.

Eine Wertschöpfungspartnerschaft „Eier – Donausoja“ könnte die bestehenden Rahmenbedingungen für Produzenten und Verbrauchervorstellungen gezielt miteinander vernetzen:

  • Eier sind ein Produkt mit hohem regionalen Bezug. Hier wird der Regionalität Vorrang eingeräumt und Aufpreise sind denkbar.
  • Handelsspannen „freßende“ Vermarktungsstufen im Bereich der Roheier können reduziert bzw. durch Direktvermarktung ersetzt werden.
  • Die Verarbeitung und aktive Vermarktung ist eine für den Erzeuger umsetzbare Form des vertikalen Wachstums.
  • Kommunikation des Tierwohls durch „kleine“ Bestände, ggf. als Diversifikationsmaßnahme
  • Eiererzeugung auf der Basis „GVO freier Fütterung“ aus Europa mit kurzen Wegen.
  • Aufbau einer ökologischen Eiererzeugung mit regionalem Bezug.
Dr. Sutor hält für eine Wertschöpfungskette „Eier – Donausoja“ allerdings noch weitere Anstrengungen wie der Aufbau einer konventionellen und ökologischen Futterlinie, wissenschaftliche Begleitung in Haltungs- und Fütterungsfragen sowie eine Informationsplattform für Angebot und Nachfrage von Donau Soja-Produkten als Hilfestellung für Eiererzeuger, Sojaanbauer und -vermarkter für notwendig.

Präsentation: Wertschöpfungsketten umsetzen pdf 1,1 MB

Diskussion

  • Regeln für Donau Soja: Mindestanteil Donau Soja an der Futterration ist 10 %, keine anderen Soja-Eiweißquellen (aber: Raps-/Sonnenblumenschrot etc.) einsetzen. Falls Donau Soja ausgelobt wird (Logo), muss diese Regel eingehalten werden (Auslobung ist aber nicht verpflichtend).
  • Donau Soja soll eingesetzt werden, um Wertschöpfung zu ertzeugen, nicht, um Wertschöpfung zu vernichten.
  • Mehrkosten für Donau Soja im Vergleich zu konventionellem (Übersee)Soja: ca. 70 €/t, Preis für Donau Soja-Extraktionsschrot: ca. 5-20 € über dem Preis für GVO-Ware aus Übersee.
Sojaanbau in Deutschland

Mehr zum Thema

Arbeitsschwerpunkt der LfL
Eiweiß - Bayerische Eiweißinitiative

Futtermittelimporte aus Übersee spielen derzeit für die Versorgung landwirtschaftlicher Nutztiere mit Eiweißträgern eine große Rolle. Insbesondere der Import von Sojabohnen und Sojaschrot gleicht die Unterversorgung Europas an Eiweißfutter aus. Der Einfuhrbedarf an Futtereiweiß lässt sich vermindern. Anstrengungen in unterschiedlichen Bereichen der Tierernährung und des Pflanzenbaus sind gefragt. Mehr