Forschungs- und Innovationsprojekt
Regionale Wertschöpfungsketten für Öko-Geflügel- und Öko-Schweinefleisch in Bayern

Einem großen Verbraucherinteresse an regionalen Öko-Lebensmitteln und einer stetig steigenden Nachfrage nach Öko-Produkten steht aktuell in Deutschland und Bayern keine entsprechende Öko-Produktion gegenüber. Gerade bei ökologisch erzeugtem Geflügel- und Schweinefleisch hinkt die heimische Produktion der Nachfrage deutlich hinterher. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen der BioRegio 2020 ein Kooperationsprojekt der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) und der Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V. (LVÖ) initiiert.

Ziel

Ferkel - Freilandhaltung
Um das Angebot an regional erzeugtem Öko-Geflügel- und Öko-Schweinefleisch in Bayern der Nachfrage anzupassen, ist eine Ausweitung und Optimierung der Erzeugung notwendig. Gleichzeitig müssen Strukturen für die Schlachtung, Verarbeitung und Vermarktung in Bayern verbessert und ggf. geschaffen werden. Eine Abnahme des bayerischen Öko-Fleisches durch Handelsunternehmen muss gewährleistet sein. Diese wiederum sind auf eine kontinuierliche Belieferung mit ausreichenden Mengen angewiesen. Angesichts dieser Zusammenhänge wird deutlich, dass Lösungsansätze zur Schließung der Angebotslücke die gesamte Wertschöpfungskette umfassen müssen.
Ziel des Projekts ist es daher, Wertschöpfungsketten für regional erzeugtes Öko-Geflügel- und Öko-Schweinefleisch von der landwirtschaftlichen Tierhaltung, über Schlachtung und Verarbeitung bis hin zum Absatz von bayerischem Öko-Geflügel und Öko-Schweinefleisch in den Handel zu analysieren und Optimierungspotentiale aufzuzeigen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in Kooperation mit Marktakteuren modellhaft umgesetzt werden, so dass Geflügel- und Schweinefleischprodukte am Markt verfügbar werden, die die Voraussetzungen des Bayerischen Bio-Siegels erfüllen.

Methoden

Für die Analyse wurden zum einen auf Datenbankinformationen (InVeKoS) ausgewertet, zum anderen Experteninterviews auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette durchgeführt. Anhand der InVeKoS-Daten konnten die Erzeugungsstrukturen für Öko-Geflügel und Öko-Schweine in Bayern dargestellt werden. Mit den Experteninterviews wurden Informationen zu vier ausgewählten Wertschöpfungsketten für ökologisches Geflügel- und Schweinefleisch erhoben (je zwei für Geflügel und Schwein). Neben Daten zum jeweiligen Betrieb bzw. Unternehmen wurden (Vertrags-)Beziehungen, Qualitätsansprüche, Informationsflüsse, Warenströme, Preise und Markteinschätzungen erfragt.
Die Daten aus Literatur, Datenbanken und Experteninterviews flossen in eine SWOT-Analyse ein, die Stärken und Schwächen sowie Chancen und Risiken auf den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette beschreibt. Anhand der SWOT-Analyse konnten Optimierungsansätze für die regionalen Wertschöpfungsketten entwickelt werden. Im gesamten Projektverlauf fand ein enger Austausch mit Praktikern (Berater, Verbandsvertreter, Verarbeiter, Bündler, Händler) statt, um die Ergebnisse zu diskutieren und zu reflektieren.
Die modellhafte Umsetzung von rein bayerischen Wertschöpfungsketten erforderte einen intensiven Austausch mit den beteiligten Marktakteuren, um die Voraussetzungen für Öko-Geflügel- und Öko-Schweinefleischprodukte mit bayerischer Herkunft zu erfüllen.

Ergebnisse

Innerhalb der Wertschöpfungskette Öko-Schweine konnte gezeigt werden, dass Schwächen in der Erzeugungsstruktur vorliegen (viele sehr kleine Betriebe, nur wenige größere). Für Betriebe, die die in die Öko-Schweinehaltung einsteigen oder sie ausweiten wollen, besteht ein hohes Investitionsrisiko. Auch im Öko-Schweinemarkt sind Anzeichen eines Schweinezyklus zu beobachten. Eine nachhaltige Ausweitung der Produktion und eine Stabilisierung des Markts und der Preise könnte durch eine mehrjährige vertragliche Absicherung der Erzeuger durch die Abnehmer erreicht werden. Dies dient gleichzeitig der Rohstoffsicherung der Verarbeiter. Im Rahmen der modellhaften Umsetzung regionaler Wertschöpfungsketten wurde ein mittelständisches Verarbeitungsunternehmen bei der Einführung einer rein bayerischen Produktlinie für Schweinefleischprodukte begleitet und unterstützt. Die Produkte sind nach den Vorgaben des Bayerischen Bio-Siegels zertifiziert und seit Anfang 2016 im Handel erhältlich.
Innerhalb der Wertschöpfungskette Öko-Geflügel zeigten sich die größten Defizite in der Infrastruktur für den Kükenbezug und die Schlachtung. Es stehen nicht genug (Hähnchen) bzw. keine (Pute) Küken aus bayerischen Brütereien zur Verfügung. Außerdem fehlen Geflügelschlachtbetriebe, insbesondere im Norden von Bayern. In Kooperation mit der Öko-Modellregion Nürnberg, Nürnberger Land, Roth wird aktuell ein Geflügelschlachthof für Nordbayern konzipiert, der Betrieben, die an einem Einstieg in die Öko-Mastgeflügelerzeugung interessiert sind, eine Absatzmöglichkeit bieten würde.

Projektinformation
Projektleitung: Johannes Enzler (LfL), Harald Ulmer (LVÖ)
Projektkoordination: Dr. Astrid Heid (LfL)
Projektbearbeitung: Sabine Neuberger (LfL), Franziska Schlick (LVÖ)
Laufzeit: 2014 bis 2016
Finanzierung: StMELF
Projektpartner: Landesvereinigung für den ökologischen Landbau in Bayern e.V.
Förderkennzeichen/Fördernummer: A/13/42

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