Agrarmärkte
Getreide

Getreide fällt aus einem Rohr

Beginnend ab 2013/14 bis 2016/17 konnte die Welt vier satte Getreideüberschussjahre verzeichnen. Die vormals engen Jahresendbestände konnten wieder aufgefüllt werden und erreichten Mitte 2017 den bislang höchsten Stand mit knapp 660 Mio. t. Diese in Summe soliden Entwicklungen in den 20er-Jahren des neuen Jahrtausends waren begleitet von einem Abwärtstrend der Getreidepreise auf breiter Front. Die Weizenkurse in Chicago fielen über lange Strecken auf ein Niveau unter 500 US-Cent pro Bushel zurück. An der Euronext in Paris (ehemals MATIF) fiel der Kursrückgang bei europäischem Weizen nicht ganz so dramatisch aus. Er verlor zwar ebenfalls an Wert, notierte aber wegen des ab Ende 2014 deutlich schwächeren Euros gegenüber dem US-Dollar in einem Band zwischen 150 bis 170 Euro/t.

Mit 2017/18 und 2019/20 folgten weitgehend ausgeglichene Bilanzen unterbrochen von dem Trockenjahr 2018/19, welches erstmals nach Langem wieder ein Defizit mit sich brachte. Aber mit Blick auf die weiter soliden Bestände bewegten sich die Kurse und Preise für Getreide weltweit in der Tendenz dennoch seitwärts.
Das Jahr 2020/2021 aber hatte gleich zwei ungünstige Faktoren im Gepäck. Zum einen grassierte mit dem Corona-Virus eine Pandemie auf dieser Erde, zum zweiten brachte das Jahr entgegen den ursprünglichen Erwartungen eine deutlich defizitäre Bilanz mit sich. Die Bestände näherten sich der 600 Mio.t Marke von oben her gefährlich an. Kurse und Preise für Getreide zogen deutlich an. Auch 2021/22 brachte keine wirkliche Entlastung. Hoffnungsvoll gestartet fiel auch diese Getreidebilanz leicht defizitär aus. Einer der Auslöser für diese Entwicklungen war, dass China seine Getreideimporte von durchschnittlich 20 Mio.t in der Saison 2020/21 auf gut 60 Mio.t verdreifachte. Dieser so vom Markt nicht erwartete, sehr kurzfristig auftretende Effekt, brachte das bekannte Gefüge ins Wanken. 2021/22 strebte die Weizenkurse nach Norden und bis nahe an die 300 Euro/t-Marke. Und am 24. Februar 2022, gerade als sich Kurse und Preise im Getreidesektor wieder leicht konsolidiert hatten, würfelte der militärische Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine erneut alles durcheinander. Die Weizenkurse schossen binnen weniger Tage durch die Decke und durchbrachen kurzfristig sogar die 400 Euro/t-Marke.