Beratungshilfe
Blüh- und Zwischenfruchtmischungen – Biodiversität im und am Acker

Buntblühende, einjährige Blühstreifen entlang von Wegen und neben den Hauptfrüchten stellen einen besonderen Blickfang dar. Einen größeren ökologischen Beitrag liefern jedoch mehrjährige Blühflächen.

Allerdings nimmt man diese manchmal erst auf den zweiten Blick wahr, insbesondere, wenn sie im Winterhalbjahr wie graue Teppiche abgestorbener Pflanzen aussehen.

Nachschlagewerk und Beratungshilfe für alle

In dem hier vorliegenden Nachschlagewerk "Blüh- und Zwischenfruchtmischungen – Biodiversität im und am Acker" werden 168 bundesweit in Blühmischungen angebotene Arten differenziert und in allen Entwicklungsstadien vorgestellt. In der Darstellung dieser Arten sind zusätzlich Hinweise auf deren ökologischen Nutzen für die Förderung der Biodiversität enthalten, soweit dies recherchierbar war (manche Arten sind gut, andere kaum untersucht).
Da keine Pflanzenart nur "für sich" lebt, sondern in Beziehungen zur belebten Umwelt, war es den Autoren aus didaktischen Gründen wichtig, exemplarisch die Insekten im Bild zu zeigen, die auf die jeweilige Pflanze als Nahrungsquelle (grüne Teile, Pollen, Nektar) angewiesen bzw. auf ihr zu finden sind, wenn auch zuweilen nur, wenn in der Nähe der Felder natürliche Lebensräume zur Entwicklung vorhanden sind. Dabei hat man sich auf Schmetterlinge (ca. 80 Arten) und Wildbienen (ca. 90 Arten) beschränkt, die beispielhaft für die gesamte Insektenwelt stehen.

Das Buch kann an der LfL und beim Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg bezogen werden.
Der Preis beträgt 5 Euro plus 2,50 Euro Versandkostenpauschale. Bitte senden Sie eine E-Mail mit Angabe einer Rechnungsadresse an
E-Mail: bestell@LfL.bayern.de

Entwicklung der Bedeutung des Zwischenfruchtanbaus

Während der Zwischenfruchtbau einst hauptsächlich der Futtergewinnung diente, rückte später die langfristige Ertragsstabilität in den Vordergrund. So konnte die Bodenerosion in Hanglagen durch Senfzwischensaat kombiniert mit pfluglosem Anbau verringert, der Bodenwasserhaushalt verbessert und die Tragfähigkeit des Bodens gegenüber den steigenden Radlasten der eingesetzten Maschinen erhöht werden.
Heute geht es beim Anbau von Zwischenfrüchten fast ausschließlich um Fragen der Nachhaltigkeit des Ackerbaus im Produktionssystem Pflanze und Pflanze/Tier und um die Befriedigung des gesamtgesellschaftlichen Anspruchs nach einer gesunden Umwelt.
Erhalt der Biodiversität
Der Nachhaltigkeitsbegriff in der Landwirtschaft ist heute unmittelbar auch mit dem Schutz der Biodiversität verbunden, denn es kann nicht nachhaltig sein, wenn vormals typische Arten und Lebensgemeinschaften aus unserer Kulturlandschaft verschwinden.
Die Einrichtung von ein- und mehrjährigen Blühflächen und Veränderungen im Zwischenfruchtanbau können dementsprechend erste Maßnahmen sein zur Förderung und zum Erhalt der Biodiversität.

Positive Wirkungen auf die Umwelt

  • Klimaschutz: Erhöhung des Humusgehaltes und einer damit erhöhten CO2-Bindung im Boden
  • Bodenschutz: Verringerung von Abschwemmungen und Verdichtungen
  • Grundwasserschutz: Vermeidung von Nitratauswaschungen
  • Schutz der Oberflächengewässer: Verringerung der Einträge von Phosphaten und Pflanzenschutzmitteln
Positive Wirkung auf das Bodenleben
Der Anbau vielfältiger und unterschiedlicher Arten hat nicht nur einen tierökologischen Nutzen. Zwischenfruchtmischungen bringen im Vergleich zu Reinsaaten auch deutlich höhere Biomasse- und Wurzelerträge. Die verschiedenen Wurzeltypen und -tiefen führen zu einer vielschichtigeren Bodendurchwurzelung, zu einem besseren Bodenaufschluss sowie zu einer besseren Bodenlockerung. Dadurch kann die Intensität der Bodenbearbeitung entsprechend verringert werden. Ein großer Vorteil sind auch die deutlich erhöhten und vielfältigeren Wurzelausscheidungen (Wurzelexsudate). Diese "füttern" das Bodenleben und sorgen dadurch für eine deutlich höhere mikrobielle Aktivität und eine bessere Ausnutzung der im Boden gebundenen Nährstoffe. Dies kann sich zusätzlich positiv auf die Abwehr von Krankheiten und Schädlingen auswirken.
Artenvielfalt im Zwischenfruchtanbau
"Alleskönner" unter den Zwischenfrucht- und Blühmischungsarten gibt es nicht. Es braucht daher ein Gemenge an Einzelarten, das den jeweiligen Anbauzielen am Standort entspricht. Wie differenziert die Auswahl von Pflanzen aus tierökologischer Sicht zu betrachten ist, zeigt folgendes Beispiel:
Von den 16 auf dem Gemeinen Beifuß (Artemisia vulgaris) nachgewiesenen Blattlausarten gelten sechs als potenziell schädlich auf Kulturpflanzen. Diese treten hier aber nur vergleichsweise selten auf. Den überwiegenden Anteil der Blattläuse auf einer Beifußstaude bestreiten vier wirtsspezifische, d.h. auf die Gattung Artemisia angewiesene Arten. Da ihre Kolonien eine Entwicklungsgrundlage für zahlreiche blattlausvertilgende Insekten darstellen (u.a. Marienkäfer, Florfliegen, Schwebfliegenlarven, Blattlausschlupfwespen), geht von Beifußstauden am Rande der Felder (oder in Aussaaten) eine blattlausreduzierende Fernwirkung aus.