Management von Wildgänsen

Graugänse, Kanadagänse und Nilgänse breiten sich in Bayern aus. In einigen Regionen führt dies zu Konflikten in der Landwirtschaft oder im Tourismus. Deswegen wurde im Herbst 2014 an der LfL das dreijährige Umsetzungsprojekt Gänsemanagement gestartet. In dem Projekt wurden räumlich konkrete und gesellschaftlich akzeptierte Konzepte zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet und umgesetzt. Seit 2018 wird das bayernweite Management von Wildgänsen als Aufgabe an der LfL etabliert. Es gliedert sich in zwei Schwerpunkte. Es werden erstens weiterhin in den beiden Projektgebieten Altmühlsee und Maintal Lösungen zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet und umgesetzt, und es wird zweitens auf Grundlage der Projektarbeit eine bayernweite Beratung in Konfliktregionen angeboten.

Management von Wildgänsen in Bayern – ein Leitfaden

Foto einer GraugansZoombild vorhanden

Adulte Graugans

In der gut 200 Seiten starken Veröffentlichung sind die Erfahrungen aus fünf Jahren Projektarbeit zusammengefasst. Es werden verschiedene Managementoptionen vorgestellt und hinsichtlich ihrer Wirkung und ihres Aufwands thematisiert. Dies ermöglicht einen eigenverantwortlichen Umgang mit durch Gänse verursachten Schäden.
Das Gänsemanagement erfordert eine Problemanalyse, eine Zieldefinition, Wissen über das Auftreten der Gänse sowie der Wechselwirkungen mit der umgebenden Landschaft und eine Wertung der Schäden beziehungsweise Probleme. Zentral berücksichtigt werden die Bedürfnisse der beteiligten Akteure. Alle Aspekte beeinflussen die Auswahl von möglichen und zielführenden Maßnahmen. Wichtig ist es, mit allen betroffenen Akteuren ein Maßnahmenkonzept mit erfolgsversprechenden Maßnahmen zu erarbeiten und umzusetzen. Mit einer einzelnen Maßnahme wird man dem Problem meist nicht gerecht.

Management von Wildgänsen in Bayern: ein Leitfaden – LfL-Schriftenreihe: zum Ausdrucken und Bestellen

Wildgänse in Bayern nehmen zu

Graugans auf einer WieseZoombild vorhanden

Junge Graugans (Anser anser).
Foto: Christian Wagner

Die Populationen von Wildgänsen nehmen in Bayern seit Jahrzehnten – und verstärkt in den letzten Jahren – zu. So war die Graugans vor 1955 kein Brutvogel, brütete aber zum Ende des 20. Jahrhunderts schon mit zirka 250 bis 350 Paaren in Bayern. Bei der Brutvogelkartierung zwischen 2005 und 2009 (Rödl et al. 2012) wurde der bayerische Bestand der Graugans auf 1800 bis 3100 Paare geschätzt. Ihr Bestand wird wahrscheinlich weiter zunehmen.
Neben Graugänsen sieht man auch immer häufiger Kanada- und Nilgänse. Kanadagänse brüteten schon zwischen den Weltkriegen im Raum München und wurden 1954 wieder im Nymphenburger Park ausgesetzt. Weitere Aussetzungen folgten. Seitdem nimmt die Art zu.
Nilgänse sind, erst seit 1996 in Bayern brütend, die Art mit der schnellsten Ausbreitung und in der Zwischenzeit in ganz Bayern anzutreffen.

Konflikte mit Wildgänsen

Kanadagans von der Seite. Sie steht am Rand eines Gewässers im Nymphenburger Park.Zoombild vorhanden

Kanadagans (Branta canadensis).
Foto: Christian Wagner

Viele Menschen freuen sich über die Beobachtung von Wildgänsen.
Das verstärkte Auftreten der Wildgänse in Bayern führt aber auch zu Konflikten.
So können Wildgänse in landwirtschaftlichen Kulturen Fraßschäden anrichten oder in Erholungseinrichtungen die Liegewiesen verkoten.
In München werden zusätzlich zur Verkotung von Grünanlagen auch Schäden an Blumenbeeten in Parks gemeldet.

Konflikte auf landwirtschaftlichen Flächen

Foto: durch Gänse verursachte Tritt- und Fraßschäden.Zoombild vorhanden

Tritt- und Fraßschäden.
Foto: Christian Wagner

Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden von Gänsen gerne zur Äsung aufgesucht. Beliebt sind Mähwiesen, aber auch Mais, Winterweizen und Sonderfrüchte wie Karotten werden beweidet. Je nach Feldfrucht und Äsungszeitpunkt können dem Landwirt finanzielle Einbußen in unterschiedlicher Höhe entstehen.

Konflikte in Freizeitanlagen

Kanadagänse weiden auf einer Liegewiese.Zoombild vorhanden

Kanadagänse weiden auf einer Liegewiese.
Foto: Christian Wagner

Freizeitanlagen und hier vor allem Badestrände sind mit ihrem flachen Zugang zum Wasser und der kurz gehaltenen Liegewiese optimale Nahrungsflächen für Gänse. Konfliktträchtig ist hier vor allem der von den Gänsen ausgeschiedene Kot.

Wildgansproblematik an Badeseen

Managementmaßnahmen

MaßnahmenübersichtZoombild vorhanden

Maßnahmenübersicht

„Die Auswahl von geeigneten Managementmaßnahmen und deren konsequente Umsetzung sind wichtige Bausteine für ein erfolgreiches Gänsemanagement. Je nach Auswirkung können Maßnahmen in letale (tödliche) und nicht letale Maßnahmen unterschieden werden. Dies macht einen Unterschied in der öffentlichen Wahrnehmung. Im Folgenden werden die verschiedenen Maßnahmen allerdings nach ihrer Wirkung unterteilt. Dies sind 1) Eingriff in die Mortalität (adulter) Individuen, 2) Eingriff in die Reproduktion, 3) Vergrämung und 4) Biotopmanagement.
Die Maßnahmen wirken unterschiedlich, sind unterschiedlich aufwändig in der Durchführung und haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile. Dazu hängt der Erfolg des Managements neben den auftretenden Wildgänsen und der Landschaft immer auch von der Intensität und Variabilität der getroffenen Maßnahmen ab. Dabei ist es ratsam, ein integriertes Management mit verschiedenen Maßnahmen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten durchzuführen.
Auf den folgenden Seiten sind die gängigsten Maßnahmen beschrieben. Maßnahmen, die in Bayern keine Rechtsgrundlage haben oder keinen Sinn machen, werden nicht berücksichtigt. Dies sind insbesondere Bejagung von Junggesellentrupps, Junggansentnahme, Fang mausernder Nichtbrüter, Vergasung mausernder Gänse, Schießen von Altvögeln auf dem Nest, Verhütung, chemische Vergrämung und Umsiedlungen.“

Projektarbeit

Bayernkarte mit Verortung der beiden Modellregionen Gänsemanagement "Altmühlsee" und "Main zwischen Bamberg und Haßfurt"Zoombild vorhanden

Lage der Projektgebiete

Seit 2014 koordiniert die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) die Projektarbeit am Main (Lkr. Bamberg und Haßberge) und am Altmühlsee. In den beiden von der Ausgangslage her sehr unterschiedlichen Gebieten werden Gesamtkonzepte zur Minimierung von Konflikten mit Wildgänsen erarbeitet und umgesetzt. Durch die intensive Projektarbeit können bekannte Maßnahmen optimiert und neue Wege beschritten werden. Grundlegend ist eine konstruktive Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure.

Wildgänse – ein hochwertiges Wildbret

Wildgänse haben Jagdzeit vom 1. August bis zum 15. Januar. Nicht überall ist bekannt, dass Wildgänse ein hochwertiges Wildbret sind. Nicht nur die Junggänse schmecken hervorragend, auch Gänse mit mehr Flugstunden geben einen exzellenten Braten. Wildgänse sind am Besten direkt von einem Jäger zu beziehen.

Die Zubereitung einer Wildgans unterscheidet sich in zwei Dingen von der einer Hausgans:
1) Man kann das Alter einer Wildgans oft nicht erkennen. Da ältere Gänse mehr Zeit benötigen, um gar zu werden, als junge Gänse, ist es wichtig, Wildgänse nicht unter Zeitdruck zu kochen.
2) Wildgänse besitzen keine ausgeprägte Fettschicht. Um zu vermeiden, dass das Fleisch zäh und trocken wird, muss man Wildgänse in einem geschlossenen Gefäß zubereiten. Die Feuchtigkeit kann nicht entweichen und das Fleisch bleibt saftig.

Wildgänse – ein hochwertiges Wildbret

Wildgänse in Bayern

Mobiler Weidezaun an einem Badestrand.Zoombild vorhanden

Mobiler Weidezaun

Im Juni 2020 haben wir eine stark überarbeitete LfL-Information zum Gänsemanagement in Bayern veröffentlicht. In dieser wird in kurzer Form erläutert, welche Möglichkeiten es gibt, Konflikte mit Gänsen zu entschärfen.
Dabei unterscheiden wir zwischen Maßnahmen, die in die Mortalität (adulter) Individuen eingreifen, die in die Reproduktion eingreifen, die eine vergrämende Wirkung haben und Maßnahmen des Biotopmanagements. Wenn Gänse an einer Stelle vergrämt werden sollen, sollten im Gegenzug Flächen, die Gänsen Nahrung und Ruhe bieten (z. B. jagdliche Ruhezonen, angelegte Gänseweiden) zur Verfügung gestellt werden. Eine bereits im Vorfeld enge Zusammenarbeit der betroffenen lokalen Akteure bei der Umsetzung von Maßnahmen ist für eine allgemein akzeptierte Lösung notwendig. Hauptakteure sind meist Landwirte, Naturschützer, Jäger, Behörden (Landratsämter) und Kommunen (Stadt- und Gemeinderäte).

Wildgänse in Bayern (LfL-Information)