Mobile Geodaten-App als Beratungstool im Gewässerschutz

Visualisierung der Zwischenfrucht-Bonitur auf einem Tablet am FeldZoombild vorhanden

Gewässerschutz-App in Nah-Aufnahme

Der Gewässerschutz geht digital! Das Potential des Gewässerschutzes in der Fläche entdecken

Mit der neuen Gewässerschutz-App der LfL können Beraterinnen und Berater relevante landwirtschaftliche Fachdaten-Kulissen mobil vor Ort auf dem Tablet einsehen, ihre fachliche Experteneinschätzung digital als Geodaten erfassen und das Ergebnis unmittelbar mit dem Landwirt im persönlichen Beratungsgespräch direkt am Feldrand besprechen.
Die in der App visualisierten Informationen bilden eine fundierte Basis für eine effiziente, zielorientierte Beratung der Landwirte zur gewässerschonenden Landbewirtschaftung.

Beispielhafte Bildschirmausschnitte aus der App

Bisher wurden drei unterschiedliche Anwendungsbereiche in der App für die Gewässerschutzberatung in Bayern umgesetzt:

  • Erfassung und Bonitur der Bodenbedeckung von Zwischenfrüchten und Mulch
  • Koordinierung von freiwilligen Nmin-Probennahmen in ausgewählten Grundwasser-Beratungsgebieten
  • Fachlich standardisierte Kartierung von Erosionsereignissen und -Schutzmaßnahmen

Bodenbedeckung

Zwischenfrüchte – Schlüsselkultur im landwirtschaftlichen Betrieb für einen effizienten Erosionsschutz auf der Fläche

Ablaufschema Kartierung 3mal im JahrZoombild vorhanden

Bonitur der Zwischenfrüchte im Jahresverlauf (LfL-IAB2c,Freising)

Mit der App werden zu drei verschiedenen Zeitpunkten im Jahr - Ende September, Ausgang Winter und Ende Mai – die Bodenbedeckungsgrade auf einer repräsentativen Auswahl von Zwischenfruchtflächen im Beratungsgebiet nach bayernweit einheitlichen Vorgaben digital erfasst.
Bonitur im Herbst

Im Herbst wird der Aufwuchs der Zwischenfrucht beurteilt

Bonitur im Winter

Abgefrorene Zwischenfrüchte im Winter

Bonitur Mai/Juni

Vorbildliche Mulchsaat bei Mais

Fachliche Hintergrundinfo

Zwischenfrüchte, die im (Spät-)Sommer nach der diesjährigen Hauptkultur ausgesät werden, bilden die Basis für einen effektiven flächenhaften Erosionsschutz auf der landwirtschaftlichen Fläche.
Nur ein hinreichend gut entwickelter Bestand einer Zwischenfrucht kann ausreichend Mulch - abgestorbenes, organisches Pflanzenmaterial an der Oberfläche – für eine Mulchsaat der nachfolgenden Hauptkultur im nächsten Jahr liefern.
Beispiele für unterschiedliche Bodenbedeckungsgrade und Wuchshöhen im Herbst 2021
Sehr guter Bedeckungsgrad der Zwischenfrucht

sehr gut

Mittler Bedeckungsgrad der Zwischenfrucht

mittel

geringe Bodenbedeckung der Zwischenfrucht

gering

Unzureichende Bodenbececkung der Zwischenfrucht

sehr gering

Nmin-Beprobung

Herbst-Nmin-Untersuchung als Hinweis auf die aktuelle Bewirtschaftungsweise

Nmin Logo
In ausgewählten Grundwasser-Gebieten nach WRRL umfasst das Beratungsangebot der Gewässerschutzberatung auch die Möglichkeit für den Landwirt, einzelne Betriebsflächen freiwillig auf Herbst-Nmin-Gehalte untersuchen zu lassen.
Mit der App wird die Auswahl der Flächen, der Abwicklungsprozess mit dem Labor und die Darstellung der Ergebnisse für alle Beteiligten sehr schnell und effizient.
Die Nmin-Untersuchungsergebnisse eignen sich bestens für eine umfassende einzelbetriebliche Beratung des Landwirts im Bereich gewässerschonendes Betriebsmanagement.

Fachliche Hintergrundinfo

Die Herbst-Nmin-Beprobung stellt eine allgemein anerkannte Methode zur Beurteilung von Gewässerschutzmaßnahmen dar. Bei bedarfsgerechter Stickstoff-Düngung hinterlassen die meisten Kulturen nach der Ernte nur geringe Nitratreste im Boden. Bis Vegetationsende können sich diese auf Grund von Mineralisierung und Immobilisation bedingt durch Bodenbearbeitung, Nachlieferung aus der organischen Substanz sowie weiteren Anbau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen noch verändern. Diese Restnitratmengen können je nach Standort während der Hauptsickerwasserperiode im Winter verlagert und ausgewaschen werden. Eine Nmin-Beprobung am Ende der Vegetationsperiode kann somit wichtige Hinweise über den momentanen Stand der Bewirtschaftungsweise und potentieller Anpassungsmöglichkeiten für den Gewässerschutz geben.

Erosionskartierung

Aktuelle Erosionsereignisse als Indikator für Phosphoreinträge in Gewässer aus der Landwirtschaft

Logo Erosion
Mit der App können Flächen, die ein höheres Erosions- und Abflusspotential haben, im Beratungsgebiet identifiziert werden. Eintragspfade in Gewässer durch Bodenerosion und Oberflächenabfluss im Einzugsgebiet werden besser erkannt und können auf einer Karte bildlich dargestellt werden. Komplexe Zusammenhänge zwischen Landnutzung und der Gelände-Topographie können ebenso wie örtlich spezifische Schwachstellen im Oberflächenabfluss grafisch abgebildet und dadurch sehr gut nachvollzogen werden.
Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden mit dem Landwirt in einem Beratungsgespräch erörtert. Zusammen mit ihm bespricht die Gewässerschutzberatung mögliche effektive Erosionsschutzmaßnahmen, um den Eintrag von Bodenmaterial und Nährstoffen wirksam zu verringern.

Fachliche Hintergrundinfo

Hohe Niederschlagsmengen können ebenso wie ungünstige Witterungsbedingungen zu Erosion auf landwirtschaftlichen Flächen führen. Mit dem abgeschwemmten Ackerboden gelangen nicht nur Sediment, sondern auch Nährstoffe in evtl. angrenzende Gewässer, die sich dort negativ auf gewässertypische Tier- und Pflanzenwelt auswirken.
Wissenschaftliche Untersuchungen an der LfL in Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst und der Technischen Universität München belegen eine mittlere Zunahme der Regenerosivität seit 1970 um 50 Prozent, bezogen auf die Ackerflächen Bayerns. Regional ist der Trend deutlich unterschiedlich ausgeprägt. Mit dem Klimawandel wird erwartet, dass Intensität und Häufigkeit von Starkregenereignissen noch weiter zunehmen werden.
Ohne wirksame Gegenmaßnahmen wird der Abtrag fruchtbarer Böden in Zukunft allein aufgrund der zunehmenden Regenerosivität weiter drastisch zunehmen. Um dies zu verhindern, müssen Anpassungen im Sinne einer guten landwirtschaftlichen Praxis konsequent umgesetzt werden.

Die Gewässerschutz-App ist ein zukunftweisendes, effizientes Beratungsinstrument. Ziel ist, Landwirte leichter von einer gewässerschonenden Landbewirtschaftung zu überzeugen und für individuelle und hocheffiziente Erosions- und Gewässerschutzmaßnahmen im Beratungsgebiet zu gewinnen.

Die App beschleunigt die Arbeit im Außendienst der Gewässerschutzberatung um ein Vielfaches. Wichtigen Funktionen für die Beratung vor Ort vereint in einer einzigen App – von der hochwertigen Kartenanzeige mit Skizziermöglichkeiten über hochpräzise Datenerfassung bis zur Navigation zu den Arbeitsorten. Die vor Ort erhobenen Daten werden automatisch über ein Online-Datenportal synchronisiert und stehen somit auch am Büro-Arbeitsplatz den Beratern für weitere, umfassendere Beratungsgespräche zur Verfügung.

Ausblick in die Zukunft

Wie wird die Gewässerschutz-App der LfL noch effektiver?

Der Umfang der in der App zur Verfügung gestellten Fachinformationen soll zukünftig weiter ausgebaut werden.

Erosionsatlas Bayern

Angedacht ist eine direkte Integration des LfL-Erosionsatlasses Bayern, d.h. weitere Geo-Fachkarten zur Erosionsgefährdung von Ackerflächen in Bayern

Erosionsatlas Bayern

Fließgewässernetz und unsichtbare Fließwege

Auch an einer verbesserten Darstellung von Oberflächengewässern - Bächen, Gräben und abflussbedingten Fließwegen - im Gelände wird gearbeitet, so dass die Komplexität der vorhandenen Gewässer-Netzstrukturen in den Beratungsgebieten nochmals deutlicher wird.

RADOLAN-Daten des Deutschen Wetterdienstes

RADOLAN, das DWD-Routineverfahren zur Online-Aneichung von Radarniederschlagsdaten mithilfe automatischer Bodenniederschlagsstationen, liefert flächendeckende, räumlich und zeitlich hoch aufgelöste quantitative Niederschlagsdaten im Echtzeitbetrieb für Bayern bzw. für Deutschland.

Deutscher Wetterdienst:RADOLAN-Daten Externer Link

Aktuell steht die Gewässerschutz-App, die an der Landesanstalt für Landwirtschaft in Freising von der Arbeitsgruppe "Umsetzung Wasserrahmenrichtlinie und Gewässerschutz" entwickelt wurde, ausschließlich der Gewässerschutzberatung an den 32 bayerischen Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Verfügung.

Für weiterführende Informationen und inhaltliche Details der Gewässerschutz-App wenden Sie sich bitte an:
Friedrich Nüsslein
Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft,
Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz
Lange Point 12, 85354 Freising
E-Mail: gewaesserschutz@lfl.bayern.de