Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne
Demonstrationsflächen auf dem Betrieb Gerstl

Besucher am Feldtag Gerstl 2019
Der Betrieb baut seit 2015 Sommerackerbohnen für seine 550 Mastschweine an. 2018 kam dann die Idee, der Frühjahrstrockenheit mit dem Anbau von Winterackerbohnen zu begegnen und zu prüfen, wie sich Bodenbearbeitung, Sortenwahl und Saatgutqualität auf den Ertrag auswirken. Für das Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne baute der Betrieb vier verschiedene Flächen mit Erbsen und Ackerbohnen an. Zusätzlich dazu sind neben der Sojabohne die neue Sorte der Weißen Lupine (Celina) an.

Anbautelegramm Ackerbohnen

Ackerbohnen eignen sich gut für mittlere bis schwere Böden, bei pH-Werten zwischen 6,5 und 7,2. Vor allem während Blütezeit und Hülsenansatz ist eine ausreichende Wasserversorgung wichtig. Bei der Sortenwahl sind folgende Kriterien zu beachten: Reife, Standfestigkeit und Toleranz gegenüber Krankheiten. Da sie mit sich selbst unverträglich sind, sollten Anbaupausen von mindestens 4 - 5 Jahren eingehalten werden. Als Vorfrucht ungeeignet sind Roggen und Hafer, da Nematoden übertragen werden können. Wenn eine mechanische Unkrautregulierung angedacht ist, ist es wichtig die Ackerbohnen tief zu säen. So wird bei der Überfahrt im Vorauflauf das Risiko gesenkt, Keimlinge zu beschädigen oder herauszureißen.
Grundsätzlich gilt, Ackerbohnen brauchen einen guten Bodenzustand. Schmierschichten und Schadverdichtungen kann man sich sowohl mit dem Grubber als auch dem Pflug auf den Schlag holen. Wichtig ist die Ackerbohne früh auf den rückgetrockneten Boden auszubringen und tief zu säen, damit sie ihren hohen Keimwasserbedarf decken kann. 8 bis 10 cm sollten durchaus angestrebt werden, denn der Boden setzt sich nach der Aussaat nochmals ab. 30-40 Körner/qm sollte man bei der Sommerackerbohne einplanen. Da die Tausendkorngewichte und Keimfähigkeiten sehr schwanken können, ist es unabdingbar, das Saatgewicht exakt auszurechnen.

Ackerbohne – heimischer Eiweiß- und Stärkelieferant (LfL-Information)

Anbautelegramm Erbse

Erbsen bevorzugen leichte, durchlässige Böden mit einem neutralen bis schwach sauren pH-Wert. Wie die Ackerbohne auch, benötigen sie speziell zur Blüte ausreichend Wasser. Trockene Abreifebedingungen begünstigen die Ernte. Wichtig bei der Sortenwahl ist auf eine gute, krankheitstolerante Saatgutqualität zu achten. Auch hier sollte, auf Grund der Gefahr, dass Nematoden übertragen werden können, auf Roggen und Hafer als Vorfrucht verzichtet werden.
Beim Säen gelten ähnliche Gesetze wie bei der Ackerbohne. Auch hier verhindert eine tiefere Saat das Herausstriegeln der Pflänzchen. Wichtig ist zu beachten, dass Erbsensorten anfällig für Fußkrankheiten sind, stellte Mario Hümpfer fest. Vorwiegend treten Phoma-, Fusarium- und Rhizoctonia-Arten auf. Um den Krankheitsdruck zu senken, ist eine weite Fruchtfolge mit Anbaupausen von bis zu 10 Jahren essentiell. Wichtig sei aber auch, so die Aussage von Mario Hümpfer, auf die angebauten Kulturen dazwischen zu achten, da davon ausgegeganen wird, dass hier ebenfalls Kulturen als potentielle Krankheitsüberträger gelten können

Erbse – heimischer Eiweiß- und Stärkelieferant (LfL-Information)

Demoanlagen

Die Demoanlage zeigt vier verschiedenen Varianten (V) mit Winter- und Sommerackerbohnen sowie Erbsen. Zusätzlich sind zwei Demostreifen mit Soja und Lupinen zu sehen. Der Landwirt baute alle Demostreifen in Drillsaat mit einem Reihenabstand von 13 cm an. Im Vorauflauf erfolgte eine chemische Unkrautregulierung mit 4,0l Bandur bei Erbsen und Ackerbohnen. Bei den Lupinen wurde 2,5 l Gardo Gold, bei den Sojabohnen Spectrum1,5 l Centium 0,25 l Sencor Liquid eingesetzt. Die Winterrungen wurden am 15.10.2019 ausgesät, die Sommerungen der Erbse und Ackerbohne folgte am 30.03.2020. Lupinen und Soja sind standarmäßig später dran und kam am 15.04 bzw. am 18.04.2020 in den Boden.
  • V1: Winterackerbohne, Sorte Augusta
  • V2: Winterackerbohne, Sorte Arabelle
  • V3: Ackerbohne, Sorte Tiffany
  • V4: Erbse, Sorte Salamanca
  • V5: Weiße Lupine, Sorte Celina
  • V6: Soja, Sorte Merlin

Exkurs zur Weißen Lupine

Die Weiße Lupine (Lupinus albus) liefert einen höheren Rohproteinertrag als Erbsen oder Ackerbohnen. Ihr Anbau kam in den 90er Jahren durch die Anthraknose fast vollständig zum Erliegen. Pflanzenzüchter der LLA Triesdorf prüften bereits ab 2001 Genbankmaterial aus aller Welt, um einen Genpool mit einer Resistenz gegenüber Anthraknose aufzubauen. 2019 zahlte sich die Züchtungsarbeit aus: die Sorten Frieda und Celina (beide DSV) wurden offizielle durch das Bundessortenamt zugelassen. Ebenfalls im Jahr 2019 zugelassen wurde die Sorte Victor Baer (I.G. Pflanzenzucht).

Vom Feld in den Futtertrog – die Ackerbohne

Bei der Fütterung von Schweinen ist nicht der Eiweißgehalt an sich entscheidend, sondern die Gehalte der verschiedenen Aminosäuren. Im Vergleich zu Sojaschrot (44%) ist der prozentuale Gehalt an Lysin im Rohprotein von Ackerbohnen und Erbsen höher. Umgekehrt sieht es beim Methioningehalt aus, in Ackerbohne und Erbse ist dieser relativ gering. Stellt man diese Gehalte an Lysin und Methionin denen in Rapsextraktionsschrot (RES) gegenüber, so stellt man fest, dass sich diese gut ergänzen. RES hat hohe Gehalte an Methionin, aber weniger an Lysin. Auch ist der Anteil von Threonin und Tryptophan am Rohprotein in RES deutlich höher als in Ackerbohnen und Erbsen. Eine Fütterung von heimischen Körnerleguminosen in Kombination mit (ebenso heimischem) RES ist also machbar und vor dem Hintergrund GVO-freier Fütterung eine auch wirtschaftliche Alternative zu GVO-freiem Sojaextraktionsschrot.

Einsatzempfehlung

Wichtig ist, den höheren P-Gehalt von Raps im Auge zu behalten. Durch die Verwendung von Mineralfutter ohne oder mit wenig Phoshpor lassen sich die P-Ausscheidungen jedoch in Grenzen halten. Die Einsatzmenge des RES und dadurch die P- und N-Ausscheidung lässt sich zudem durch einen höheren Gehalt des Mineralfutters an Lysin verringern. Standard-Mineralfutter passen also für solche Rationen nicht, da die Aminosäuremuster der Futtermittel wenig ausgeglichen sind. Zu beachten sind auch die Einsatzempfehlungen bei der Verfütterung von Körnerleguminosen, da sich ansonsten antinutritive Substanzen verzehrs- und leistungshemmend auswirken.
EinsatzempfehlungenErbsenAckerbohnenLupinen
Ferkel10/20 %5 %5 %
Mast20/25 %15/25 %15/20 %
Zuchtsauen, tragend8 %8 %8 %
Zuchtsauen, säugend20 %15 %10 %
Bei Einhaltung der Einsatzempfehlungen ist die Verfütterung von heimischen Körnerleguminosen unproblematisch. Um sie ohne Leistungseinbußen in der Schweinefütterung einzusetzen, ist die Wahl einer geeigneten Sorte der erste Schritt (u. a. tanninarme Ackerbohnen, weißblühende bzw. eiweißreiche Erbsen, Süßlupine). Des weiteren sind Futteruntersuchungen auf Eiweiß- und Aminosäuregehalte nötig. Nur so kann eine exakte Rationsplanung (mit Zifo2 durch den Ringberater) sowie das dazu passende Mineralfutter erfolgen.
Logodemoneterbo Rgb
Heimische Eiweißpflanzen wie Erbsen und Bohnen sind wichtige Bausteine für eine nachhaltige und regionale Nutztierfütterung und ermöglichen eine gentechnikfreie Fütterung. Um den Anbau und die Verarbeitung von Erbsen und Ackerbohnen in Deutschland zu unterstützen und auszuweiten wurde 2016 das bundesweite Demonstrationsnetzwerk Erbse/Bohne (DemoNetErBo) ins Leben gerufen. Im Rahmen von Feldtagen, Vorträgen und Seminaren können sich alle Interessierte über den Anbau und die Verwertung von Ackerbohnen und Erbsen informieren und ihre Erfahrungen austauschen.